Blood Feast (2016)

bloodfeast

Originaltitel: Blood Feast
Regie: Marcel Walz
Drehbuch: Philip Lilienschwarz
Kamera: Roland Freitag
Musik: Klaus Pfreundner
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Robert Rusler, Caroline Williams, Sophie Monk, Sadie Katz, Roland Freitag, Wilfried Capet, Max Evans, Annika Strauss, Liliana Nova, Methisa Schaefer, Gioele Viola, Herschell Gordon Lewis
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 18 Jahre

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Fuad Ramses betreibt in Paris ein amerikanisches Restaurant, hat aber in einem Museum für ägyptische Kultur einen zweiten Job. Während einer seiner Nachtschichten fühlt er sich zu der Statue der Göttin Ishtar hingezogen, die in Visionen mit ihm zu sprechen beginnt. Fuad verfällt der Gottheit und möchte ihr seine Verehrung durch ein Festmahl beweisen, bei dem er ihr  Menschen als Opfergabe bereiten will. Fuad verfällt immer mehr dem Wahnsinn und einem Blutrausch. Er mordet, um das blutige Festmahl für Ishtar so schnell wie möglich abhalten zu können …

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Herschell Gordon Lewis Originalfilm „Blood Feast“ aus dem Jahr 1963 gilt als erster Splatterfilm überhaupt und ist mittlerweile, trotz vieler (teils ungewollter) Schwächen ein Kultfilm. Nun hat sich der deutsche Regisseur Marcel Walz (unter anderem Raw“, „La Petit Morte 1 & 2“, „Seed 2“ und „#funnyFACE“, um nur ein paar seiner Filme zu nennen) und Drehbuchautor Philip Lilienschwarz („Absolutio – Erlösung im Blut“) einer Neuinterpretation angenommen.
Und, ich muss schon sagen, das Projekt ist vollends gelungen. Walz entwickelt sich mit jedem Film sichtlich weiter und hat mit dem Remake von „Blood Feast“ seinen bis dato eindeutig besten und handwerklich perfektesten Film abgeliefert. Da stimmt so ziemlich alles.

Was mir persönlich außerordentlich gut gefällt, ist die Tatsache, dass hier nicht nur eine blutige Gewalt- und Torture-Orgie im Vordergrund steht, sondern eine Geschichte erzählt wird, die im Gegensatz zum Original, bedeutend mehr Tiefe besitzt. Vor allem die immer wieder eingesetzten ruhigen Szenen, die übrigens absolut genial musikalisch von Klaus Pfreundner untermalt wurden, lassen eine sehr schöne Stimmung aufkommen, die mich so richtig in den Bann gezogen hat. Pfreundners Soundtrack trägt einen großen Teil zu dieser Atmosphäre bei.
„Blood Feast“ ist teilweise richtig atmosphärischer Horror geworden, der sämtliche Fehler des Originals mühelos kompensiert und eine faszinierende Neuinterpretation des Stoffes abgibt. Drehbuchautor Lilienschwarz hat die Grundstory des Originals zwar übernommen, ist aber zusätzlich einen konsequent eigenen Weg gegangen, der den Plot um Längen verbessert.
Nicht übertrieben, sondern nur immer dann, wenn es passt, werden blutige Goreszenen in die ansonsten relativ ruhige Inszenierung eingefügt, so dass im Endeffekt ein wirklich ansprechender Film dabei herausgekommen ist. Splatterfans werden dennoch ihre Freude an den Effekten von Megan und Ryan Nicholson (u.a. „Riddick – Chroniken eines Kriegers“, „Extraterrestrial“ , oder „Warcraft: The Beginning“) haben.
Kai E. Bogatzki, der bereits schon für den Schnitt vieler Filme von Marcel Walz und auch Timo Rose verantwortlich war und momentan an seinem ersten Langfilm „Scars Of Xavier“ arbeitet, hat wieder wunderbare Arbeit geleistet und einen hypnotischen Vorspann abgeliefert.

Bei der Auswahl der Schauspieler hat Walz ein gutes Händchen bewiesen. An erster Stelle steht eindeutig Robert Rusler, den vielleicht einige noch aus „L.I.S.A. – Der helle Wahnisnn, „Nightmare 2“, „Vamp“ und Stephen Kings „Manchmal kommen sie wieder“ kennen. Mittlerweile ist er älter geworden und in manchen Einstellungen sieht er sogar aus wie George Clooney ;), das aber nur am Rande.
Rusler hat sichtlich Spaß an seiner Darstellung des Psychopathen Ramses. Von Anfang an geht er in seiner Rolle auf und kann durch sein Charisma beeindrucken. Durch ihn wird „Blood Feast“ zu einem echten Erlebnis und ich habe ihm seine Schauspielerei in jeder Sekunde abgenommen. Top!
Aber auch Caroline Williams als seine Frau konnte mich absolut überzeugen, genauso wie Sophie Monk als Tochter. Kameramann Roland Freitag gibt einen überzeugenden Polizisten ab und Sadie Katz, wenngleich nicht oft zu sehen, spielt die Rolle der Göttin Ishtar mysteriös und sexy.
Das Wiedersehen mit Max Evans in der Rolle des Mathis hat mich total gefreut, denn auch hier kann er zeigen, was er kann, auch wenn es leider keine echte Hauptrolle war. Annika Strauss, die bereits in vielen Filmen von Marcel Walz, mitgespielt hat, verkörperte die Lilou souverän und überzeugend.
Auch die Nebendarsteller gefielen mir durchweg. Als besonderes „Schmankerl“ bekommt der Zuschauer sogar Herschell Gordon Lewis, den Regisseur des Originals, in einer kurzen Szene zu sehen.

Mit „Blood Feast“ hat Marcel Walz nicht nur eine enorm positive Entwicklung seines Handwerks bewiesen, sondern dem kultigen Originalfilm eine würdige Hommage bereitet. Walz‘ Film geht einen realistischeren und härteren Weg als das Original, macht die Handlungsweisen des Protagonisten auf gewisse Art und Weise nachvollziehbar und dadurch erschreckend authentisch.
Bleibt abzuwarten, ob und vor allem in welcher Schnittfassung „Blood Feast“ auch Deutschland erreicht. Wünschenswert wäre es.

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Fazit: Marcel Walz‘ bisher bester Film. So lasse ich mir eine Neuinterpretation eines eher mäßig inszenierten Originals gefallen. Robert Rusler glänzt in der Hauptrolle und Klaus Pfreundner liefert dazu einen würdigen Klangteppich.

© 2016 Wolfgang Brunner

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