No Turning Back (2013)

noturningback

Originaltitel: Locke
Regie: Steven Knight
Drehbuch: Steven Knight
Kamera: Haris Zambarloukos
Musik: Dickon Hinchliffe
Laufzeit: 85 Minuten
Darsteller: Tom Hardy
Genre: Drama
Produktionsland: Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich
FSK: ab 12 Jahre

*

Ivan Locke, hingebungsvoller Ehemann und aufopfernder Leiter einer Großbaustelle, befindet sich auf dem Weg nach London, um einen verhängnisvollen Fehltritt in seinem Leben zu reparieren. Auf der Fahrt gerät sein komplettes Leben durcheinander und Locke versucht durch Telefonate sein Privat- und Berufsleben wieder in den Griff zu bekommen. Und nebenbei muss er sich auch noch seiner eigenen Vergangenheit stellen …

*

Man mag es gar nicht glauben, dass so eine One Man-Show derart grandios funktioniert. Aber „No Turning Back“ lebt tatsächlich eindrucksvoll von Tom Hardys unglaublich intensiver Darstellerleistung und lässt dramaturgisch keine Wünsche offen. Wie ein Sog wird man von der Handlung mitgerissen, erlebt jeden Tiefschlag des Protagonisten fast schon am eigenen Leib und leidet mit. Die Monologe und Dialoge sind eindringlich und knackig, bringen die Gefühlslage des Protagonisten auf den Punkt und zusammen mit Hardys Mimik könnte man durchaus noch weitere zwei Stunden dem Fiasko zusehen.
Freunde von Action werden schon nach der ersten Viertelstunde gelangweilt das Handtuch schmeißen und sich nach einem anderen Film umsehen. Anhänger von ruhigen, aber dennoch spannenden Filmen werden in helle Begeisterung ausbrechen, wenn sie zusehen, wie ein einziger Schauspieler einen Film derart unter Kontrolle hat, dass es einem den Atem verschlägt.

Regisseur Steven Knight, der übrigens auch das Drehbuch verfasste, gelingt ein kleines Meisterwerk, wenn er den Zuschauer mit auf eine Autofahrt nimmt, auf der der Protagonist auf allen Fronten um sein „Überleben“ kämpft. Obwohl in diesen eineinhalb Stunden privat und beruflich so ziemlich alles den Bach runtergeht, erscheint der Plot niemals konstruiert und überladen, sondern immer glaubwürdig. Das mag mit Sicherheit an Hardys grandiosem Schauspiel liegen, aber auch Knight trägt eindeutig seinen Beitrag dazu bei, den Zuschauer zu fesseln. Sein ruhiger, so manches Mal künstlerisch anmutender Inszenierungsstil vermittelt eine unglaublich authentische Atmosphäre, der man sich nicht entziehen kann.

Es ist schon erstaunlich, wie spannend es sein kann, einem Mann eineinhalb Stunden beim Autofahren und Telefonieren zuzusehen. Doch Steven Knight hat seinem Protagonisten so ehrliche und emotionale Worte in den Mund gelegt, dass man förmlich an dessen Lippen hängt und mit ihm bangt und hofft. Tom Hardy hat mich schon in „The Drop“ begeistert, aber was er hier abliefert ist einfach nur sensationell. So muss ein Schauspieler agieren.
Hinzu kommt noch der wirklich gute und vor allem passende Soundtrack von Dickon Hinchliffe, der das Ganze noch perfekt untermalt. Man wünscht sich, es gäbe mehr solcher Filme, die sich auf Schauspieler, Regie und Dialoge und nicht auf Effekteorgien konzentrieren. Für mich ein ganz klarer Independent-Tip.

*

Fazit: Schauspielerische Meisterleistung trifft auf einen gekonnten, minimalistischen Inszenierungsstil. Unbedingt anschauen!

© 2015  Wolfgang Brunner

Ein Gedanke zu “No Turning Back (2013)

  1. LOCKE bzw. NO TURNING BACK ist definitiv eine Meisterleistung. Ähnlich wie ALL IS LOST gibt es nur einen Protagonisten, der den kompletten Film tragen muss. Im direkten Vergleich gefiel mir LOCKE aber besser (dir offenbar auch), weil ich einfach mehr Bezüge zu Autos und Freisprecheinrichtungen habe als zum Segeln auf hoher See. Außerdem gibt LOCKE mehr an Spannung und Geschichte her.

    Hier meine Review: https://filmkompass.wordpress.com/2014/07/17/locke-omu-2013/

Hinterlasse einen Kommentar