Battleship Island (2017)

Originaltitel: Gunhamdo
Regie: Ryoo Seung-wan
Drehbuch: Ryoo Seung-wan
Kamera:  Lee Mo-gae
Musik: Bang Jun-seok
Laufzeit: 132 Minuten
Darsteller: Hwang Jeong-min, So Ji-sub, Song Joong-ki, Lee Jung-hyun, Su-an Kim, Kyeong-ho Yoon
Genre: Drama, Action, Krieg
Produktionsland: Südkorea
FSK: ab 18 Jahre

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Während der Besetzung Koreas im Jahr 1945 werden gefangene Koreaner von den Japanern zur Zwangsarbeit auf die Insel Hashima gebracht, die aufgrund ihres Aussehens, sie erinnert an ein Kriegsschiff, „Battleship Island“ genannt wird. Unter unmenschlichen Bedingungen müssen die Gefangenen in den Schächten einer Kohlemine täglich ihr Leben riskieren, bis der junge Vater Lee Kang-ok zusammen mit anderen Insassen eine Flucht von der Hölleninsel planen.

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Ich sehe gerne japanische und koreanische Filme und war daher äußerst gespannt auf „Battleship Island“. Wer sich jetzt, wie übrigens ich auch, eine koreanische Version von „Pearl Harbor“ vorstellt, wird mit diesem Film (zumindest anfänglich) seine Schwierigkeiten haben, denn es fehlt einfach der Bombast des genannten Blockbusters. „Battleship Island“ geht einen vollkommen anderen Weg und schildert in erster Linie erst einmal das Schicksal der gefangenen Koreaner und zeigt die schrecklichen Bedingungen, die sie während ihrer Gefangenschaft erleiden mussten, um sich dann erst viel später zu einem Actionfilm zu entwickeln. Man muss sich daran gewöhnen und den Vergleich mit „Pearl Harbor“ verdrängen. Und man muss sich auf die Geschichte einlassen, dann packt einen der Film. Probleme hatte ich anfangs auch mit den Schauspielleistungen einiger Darsteller (was ich sonst bei koreanischen oder japanischen Filmen nie habe), aber auch das legt sich irgendwann.

Die Inszenierung ist handwerklich gut gemacht und man fühlt mit den Protagonisten. Die menschenverachtende Behandlung der koreanischen Gefangenen lässt den Puls höher schlagen und erahnen, was in der damaligen Zeit geschehen ist. Oftmals fühlt man sich an deutsche Vorgehensweisen bezüglich jüdischer Mitmenschen erinnert. Das führt dazu, dass man natürlich sofort Partei für die Koreaner ergreift, was auch im Sinne des Regisseur und Drehbuchautors Ryoo Seung-wan ist. Die menschliche Schicksale gingen einem nahe, wobei man den Charakteren sogar noch mehr Tiefe hätte verleihen können. In manchen Szenen fehlt dann doch ein wenig die Empathie, die man gegenüber den Personen empfindet. Aber das ändert letztendlich nichts an der Intensität und auch Dramaturgie der Handlung.
Auch dachte ich so manches Mal, dass sich Ryoo Seung-wan nicht wirklich entscheiden konnte, ob er ein historisches Drama oder einen Actionfilm drehen wollte. Aber auch das ist letztendlich Jammern auf hohem Niveau.

„Battleship Island“ hat mich größtenteils mitgerissen, an manchen Stellen aber auch kalt gelassen. Ich kann nicht einmal genau erklären, was das eigentlich Problem war, denke aber, dass es oftmals an der bereits angesprochenen Schauspielleistung lag, die mich eben nicht immer überzeugen konnte. Dennoch empfinde ich den Film als einen wichtigen Beitrag zur Kriegsgeschichte Japans und Koreas, der einen Aspekt beleuchtet, den wir Europäer eher weniger kennen. Durch die Symbiose aus ernstem, schockierendem Drama und spannendem Actionfilm gelingt es dem Regisseur zwar, ein breites Publikum anzusprechen, aber eine konsequente Entscheidung für eine der beiden Seiten hätte ich persönlich besser gefunden. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, sollte man sich „Battleship Island“ unbedingt ansehen, um diesen Teil der koreanischen Geschichte zu kennen.

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Fazit: Sehenswerte Mischung aus historischem Drama und Actionspektakel.

©2020 Wolfgang Brunner

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