Die Croods (2013)

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Originaltitel: The Croods
Regie: Kirk DeMicco, Chris Sanders
Drehbuch: Chris Sanders, Kirk DeMicco
Kamera: Yong Duk Jhun
Musik: Alan Silvestri
Laufzeit: 99 Minuten
Darsteller: –
Genre: Animation, Kinderfilm
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 0 Jahren

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Grug und seine Familie sind Höhlenmenschen, die vor so ziemlich allem, das neu ist, Angst haben. Nur wenn sie auf Nahrungssuche gehen, begeben sie sich nach draußen.
Als eines Nachts Grugs Tochter Eep sich doch aus der Höhle schleicht, weil sie Geräusche gehört und Licht gesehen hat, trifft sie auf den Nomaden Guy. Der kann sogar Feuer machen und erzählt Eep, dass die Erde bald untergehen wird. Grug glaubt nicht an diesen Unfug, bis sich Guys Prophezeiung bewahrheitet und ein Erdbeben die Höhle, in der Grug und seine Familie lebten, zerstört. Die chaotische Familie schließt sich Guy an und auf ihrer Reise entdecken sie eine fantastische Welt, die aber vom Untergang bedroht ist.

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Ich hatte von „Die Croods“ gar nicht soooo viel erwartet und wurde daher angenehm überrascht. Sicherlich haben wir es hier mit einem Animationsfilm zu tun, der letztendlich nichts Neues bringt und eine simple Geschichte erzählt. Aber er macht Spaß und das ist bei dieser Art von Film wohl das Wichtigste. 🙂

Erfreulich ist, dass dem Ideenreichtum der Regisseure (und Drehbuchautoren) wohl keine Grenzen gesetzt wurden, denn man wird von einem Wirbelsturm an Geschöpfen und Landschaften überrannt. Da wurde wahrscheinlich so mancher Einfall vernachlässigt und hätte Potential für mehr gehabt.
Handlungstechnisch wirkt das Abenteuer leicht unausgegoren und an manchen Stellen stockend. Irgendwie bekommt man den Eindruck, als hätten die Drehbuchautoren selbst nicht gewusst, wohin der Weg führt. Aber auch diese Manko wird von den bunten Bildern und teils wirklich lustigen Gags geschickt kaschiert, so dass man einfach nur gut unterhalten wird.

Alan Silvestris Musik passt hervorragend zur chaotischen Höhlenmensch-Familie und schafft eine tolle Atmosphäre. „Die Croods“ ist ein toller Familienfilm, der nicht nur die Kleinen sondern auch die Erwachsenen gut unterhält. Die Animationen sind perfekt und die Wesen wirklich liebevoll gemacht. Ähnlich wie in „Drachenzähmen leicht gemacht“ gewinnt man die Säbelzahntiger und anderen Tiere schnell lieb.

Die Farben sind der Knaller und die Animationen von zum Beispiel den Vulkanausbrüchen oder den Wasserszenen sind grandios umgesetzt und absolut detailverliebt. Trotz handlungstechnischem Manko eindeutig einer der besseren Animationsfilme. Und die 3D-Fassung sollte man gesehen haben: Unaufdringlich, aber dennoch mit ein paar netten Popouts kann sie vollkommen überzeugen. Ein Film, den man auf jeden Fall öfters anschauen kann.

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Fazit: Eine skurrile Familiengeschichte mit eher mäßiger Handlung, dafür aber mit einer grandiosen Animation und netten Witzen.

© 2015 Wolfgang Brunner

Katakomben (2014)

Katakomben-Poster

Originaltitel: As Above, So Below
Regie: John Erick Dowdle
Drehbuch: Drew Dowdle, John Erick Dowdle
Kamera: Léo Hinstin
Musik: Keefus Ciancia
Laufzeit: 93 Minuten
Darsteller: Léo Hinstin, Ben Feldman, Edwin Hodge, François Civil, Marion Lambert, Ali Marhyar, Cosme Castro, Hamid Djavadan, Emy Lévy
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahren

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Ein Archäologen-Team macht sich auf die Suche nach dem mysteriösen Stein der Weisen, der ewiges Leben verspricht. Die Spur führt in die unterirdischen Katakomben von Paris. Im weit verzweigten Tunnelsystem entdecken die Forscher, dass sie nicht allein sind. Der Forschungsauftrag entwickelt sich zu einem graunevollen Horrortrip, bei dem es ums nackte Überleben geht.

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„Katakomben“ ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass man jedem Film eine Chance geben sollte, auch wenn man denkt, er würde nichts taugen. Found Foootage-Filme sind eigentlich nichts für mich, dennoch kann ich meine Neugier nicht besiegen und schaue mir die meisten letztendlich dann doch an. 😉

John Eric Dowdles Horrortrip hebt sich alleine schon durch seine Handlung von anderen Produktionen dieses Genres ab. Mit einem Schuss Mystery und Abenteuer á la „Indiana Jones“ begleitet der Zuschauer eine  Gruppe junger Leute durch die weit verzweigten Gänge und Katakomben des unterirdischen Paris. An Ideen, auch wenn auf manch eine nicht näher eingegangen wird und im Sande verläuft, mangelt es den Drehbuchautoren nicht.
„Katakomben“ ist durchwegs spannend und kann einige Schockmomente verzeichnen, die wirklich sitzen und einem Gänsehaut verschaffen. Nichts wirkt übertrieben. Das macht es wohl auch aus, dass die Wackelkameras absolut nicht stören. Im Gegenteil, hier wirken sie so, wie es bei Found Footage Filmen eigentlich sein sollte: autenthisch.

Die Darsteller waren allesamt überzeugend. An der Regie gibt es auch nichts auszusetzen, die Bilder wirken professionell und „stylisch“.
Die Mischung aus Abenteuer-, Horror- und Mysteryfilm funktioniert hervorragend und wer darauf verzichten kann, hinter jeder Handlung einen Sinn erkennen zu wollen, wird mit diesem unterirdischen Trip seine Freude haben. Manchmal fühlt man sich an „The Descent“ erinnert oder auch an „Silent Hill“, aber John Eric Dowdle (der übrigens den von Night M. Shyamalan produzierten Aufzugsthriller „Devil“ inszenierte) geht erfreulicherweise seine eigenen Wege und kopiert nicht einfach nur.

Ich bin mit keiner großen Erwartung an „Katakomben“ herangegangen und wurde wirklich positiv überrascht. Mein Lieblingshorrorfilm wird es nicht, aber ich kann mir durchaus vorstellen, das Team noch einmal durch diese gruselige Unterwelt zu begleiten.

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Fazit: Überraschend ideenreicher Found Footage mit stimmungsvoll-gruseliger Atmosphäre. Für Genre-Freunde unbedingt zu empfehlen, Found Footage-Zweifler sollten dennoch einen Blick riskieren.

© 2015 Wolfgang Brunner

American Sniper (2014)

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Originaltitel: American Sniper
Regie: Clint Eastwood
Drehbuch: Jason Dean Hall
Kamera: Tom Stern
Musik: —
Laufzeit: 132 Minuten
Darsteller: Bradley Cooper, Sienna Miller, Max Charles, Luke Grimes, Kyle Gallner, Jake McDorman, Sam Jaeger
Genre: Thriller, Kriegsfilm, Drama
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahren

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Die Geschichte des Scharfschützen Chris Kyle, der während seiner Einsätze 160 Menschen tötete. Chris ist bald schon süchtig danach, „böse“ Menschen zu töten, um „gute“ Menschen zu retten. Dabei vernachlässigt er  sein Privatleben und verfällt immer mehr in eine Besessenheit, der er sich bald schon nicht mehr entziehen kann.

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Clint Eastwoods Film polarisiert. Ich kann das alles nur teilweise nachvollziehen, denn Eastwood verbreitet ja nicht seine eigene Meinung zur Thematik „Scharfschützen im Krieg“, sondern inszenierte eine wahre Geschichte. Chris Kyle war wohl derartig besessen von seiner Aufgabe, dass er alles andere um sich vergaß.
„American Sniper“ ist, wie so ziemlich jeder Fim von Clint Eastwood, ganz großes Kino. Relativ unspektakulär erzählt Eastwood die Geschichte eines Besessenen, der im Grunde genommen einsam und bedauernswert ist. Die vielen Schießereien wechseln sich mit sehr eindringlichen (auch psychologisch gut beobachteten) Szenen ab, die einen zwar nicht unbedingt tief im Herzen berühren, aber dennoch beeindrucken.

Aber der größte Pluspunkt des Films ist, außer er souveränen Regiearbeit, Hauptdarsteller Bradley Cooper. Er verkörpert den Charakter des Scharfschützen Chris Kyle derart glaubhaft, dass man meinen könnte, keinen Spielfilm, sondern eine Dokumentation zu sehen. Zum einen sieht Cooper dem Mann, den er darstellt, verblüffend ähnlich, zum anderen nimmt man ihm jede Gefühlsregung (oder auch -nichtregung) ohne Einschränkungen ab. Cooper spielt oscarreif und legt hier eindeutig die beste Leistung seiner bisherigen Karriere ab. Es ist eine wahre Freude, Cooper zuzusehen, wie er einen Mann darstellt, der an seiner selbst auferlegten patriotischen Aufgabe zerbricht und dabei fast seine Familie verliert.

„American Sniper“ ist nicht unbedingt Clint Eastwoods bester Film, dennoch hat er das Zeug zum Kultfilm, was schlicht an der feinfühligen Inszenierung und der grandiosen Darstellerleistung von Bradley Cooper liegt. Man kann über solche Scharfschützeneinsätze denken, was man will, Eastwood hat aber meiner Meinung nach das zweischneidige Schwert optimal gelöst, in dem er die Problematik dieser Vorgehensweisen und die Unsicherheiten eines solchen Scharfschützen mit viel Fingerspitzengefühl darstellte. Die Diskussion um den Film und die Vorwürfe, Eastwood würde den Krieg gegen den Terror befürworten, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Auch wenn an vielen Stellen gesagt wird, „American Sniper“ sei sowohl ein Kriegsfilm als auch ein Anti-Kriegsfilm, ist er für mich eindeutig letzterer.

Sicherlich wird teils fanatischer Patriotismus dargestellt, aber wenn man den Film gesehen hat, bleibt in erster Linie ein Eindruck zurück, der gegen den Wahnsinn solcher Kriege spricht. Mich hat „American Sniper“ beeindruckt und gerade an Coopers Schauspiel konnte ich mich gar nicht sattsehen.

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Fazit: Unter die Haut gehende Studie eines Scharfschützen, der an seiner selbstauferlegten patriotischen Aufgabe, Menschenleben seines Volkes zu retten, zerbricht. Umwerfendes Schauspiel von Bradley Cooper.

© 2015 Wolfgang Brunner

Blue Ruin (2013)

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Originaltitel: Blue Ruin
Regie: Jeremy Saulnier
Drehbuch: Jeremy Saulnier
Kamera: Jeremy Saulnier
Musik: Brooke Blair, Will Blair
Laufzeit: 94 Minuten
Darsteller: Macon Blair, Devin Ratray, Amy Hargreaves. Kevin Kolack, Eve Plumb, David W. Thompson, Brent Werzner
Genre: Drama, Thriller,
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

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Als Dwight Evans erfährt, dass der Mörder seiner Eltern wieder auf freiem Fuß ist, macht er sich kurzerhand auf den Weg, um sich an dem Täter zu rächen. Doch so einfach, wie Dwight sich das gedacht hat, ist es leider nicht …

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„Blue Ruin“ ist verstörend, erschreckend, melancholisch und unglaublich spannend. Macon Blair in der Hauptrolle schlägt den Zuschauer von der ersten Minute an in seinen Bann und läßt ihn 90 Minuten lang nicht mehr los. Jeremy Saulnier hat nach seinem zwar ganz netten, aber eher doch schwachen Debüt „Murder Party“, einen Rachethriller abgeliefert, der es in sich hat. Tatsächlich fühlt man sich manchmal an Filme von Quentin Tarantino oder den Coen-Brüder erinnert, aber Saulnier macht es meiner Meinung nach sogar noch besser.

Die Art der Inszenierung, die im Grunde genommen sehr ruhig ist, baut eine unglaubliche Spannung auf. Die blutigen Gewaltdarstellungen lassen sich zwar an einer Hand abzählen, sind aber dermaßen zielsicher und schockierend überraschend eingesetzt, dass es einem den Atem verschlägt. „Blue Ruin“ hat sich für mich einen festen Platz in der Riege so genialer Ausnahmefilme wie „To Kill A Man“, „Child Of God“ oder „The Rover“ erobert.
Macon Blair spielt grandios einen verzweifelten Mann, der den Mord an seinen Eltern rächen will und Selbstjustiz ausübt. Seine darstellerische Leistung kombiniert mit der hervorragenden Regie ergibt ein Independent-Meisterwerk, das sich hinter Großproduktionen nicht nur nicht verstecken muss, sondern besser als so mancher teure Blockbuster ist. Komischerweise ist seine darstellerische Leistung als Bartträger weitaus beeindruckender als mit glattem Gesicht, wo die Mimik nicht mehr die gleiche Intensität hat.
Düster und ausweglos wird der Spannungsbogen immer weiter in die Höhe geschraubt, bis er in einem blutigen Finale endet.

Wer sich Gedanken über den Titel machen sollte: Dwaight macht sich in seinem alten Wagen, das fast schon ein Wrack ist, auf den Weg, den Mörder seiner Eltern zu rächen. Mit „Blue Ruin“ (Blaue Ruine) ist also der blaue Schrottwagen des Protagonisten gemeint. 😉

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Fazit: Unglaublich intensiv von Macon Blair gespielter Selbstjustiz-Thriller, der den blutigen Rachefeldzug eines verzweifelten Mannes schildert. Regisseur Jeremy Saulnier sollte man sich merken.

© 2015 Wolfgang Brunner

Lichtmond 2 – Universe Of Light (2012)

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Originaltitel: Lichtmond – Universe Of Light
Regie: Diego M. Bonati
Drehbuch: –
Kamera: –
Musik: Giorgio Koppehele, Martin Koppehele, Alan Parsons
Laufzeit: 52 Minuten
Darsteller: –
Genre: Musikfilm, Animation
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 0 Jahren

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Eine dreidimensionale Reise in eine fantastische Welt des Lichts.

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Wie schon mit ihrem ersten Werk  „Lichtmond – Moonlight“ setzen Lichtmond nun auch mit ihrer zweiten Veröffentlichung Maßstäbe im 3D-Bereich. Das ist wirklich atemberaubend, was einem da geboten wird und in Verbindung mit der Trance-Ambient-Chill Out-Elektronik-Musik begibt man sich von der ersten Sekunde an auf eine unglaubliche Reise. Man kann sich fallen lassen und Musik und Bilder einfach nur genießen. Die Zeit vergeht wie im Flug und man könnte gut und gerne noch weitere 50 Minuten dranhängen.

„Lichtmond 2“ ist allerdings aus meiner Sicht reifer geworden. Das betrifft sowohl die animierten Bilder als auch die Musik. Stiltechnisch unverändert, wirken die Kompositionen weniger popartig sondern sind eher dem Ambient-Bereich zuzuordnen. Die Texte, die von der markanten Stimme Thomas E. Killingers gesprochen werden, sind etwas weniger geworden. Man möchte aus dieser Welt gar nicht mehr gehen, so faszinierend wurde das Ganze in Szene gesetzt. Für Freunde seichter elektronischer Musik, die auch schon manchmal in die Pop-Gefilde abdriftet, unbedingt zu empfehlen. Und die 3D-Animationen muss man einfach mal gesehen haben.

Dass bei dieser Produktion auch Alan Parsons mit dabei ist, ist schwer zu überhören. Den Koppehele-Brüdern ist wieder ein ganz großer Wurf gelungen, der in Sachen 3D und Sound momentan fast nicht zu überbieten ist.

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Fazit: Erneutes Highlight der Koppehele Brüder in Sachen 3D und Sound. Ein Abenteuer, dass man unbedingt einmal erleben (und hören) muss.

© 2015 Wolfgang Brunner

Silent Night – Leise rieselt das Blut (2012)

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Originaltitel: Silent Night
Regie: Steven C. Miller
Drehbuch: Jayson Rothwell
Kamera: Joseph White
Musik: Kevin Riepl
Laufzeit: 94 Minuten
Darsteller: Malcolm McDowell, Jaime King, Donal Logue, Ellen Wong, Lisa Marie, Courtney-Jane White, Cortney Palm, Brendan Fehr
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten, Kanada
FSK: SPIO JK (uncut)

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Ausgerechnet an Heiligabend, wo sich Hunderte von verkleideten Weihnachtsmännern auf den Straßen der Stadt tummeln, läuft ein Mörder mit einer Santa Claus Maske umher und killt wahllos Menschen. Deputy Sheriff Aubrey Bradimore muss bald einer blutigen Spur folgen, die sie zu Orten führt, an denen grauenhafte Morde geschehen sind. Wer ist der brutale Killer unter dem Weihnachtsmannkostüm?

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Schon am Anfang könnte man meinen, man sitzt im Autokino Anfang der 80er Jahre und sieht einen der unzähligen Horrorfilme, die damals plötzlich groß in Mode waren. Steven C. Miller ist ein kleines Nostalgiestück gelungen, das an Kultfilme wie „Freitag, der 13.“, „Halloween“ oder „Blutiger Valentinstag“ erinnert. „Silent Night“ ist kein Remake des damaligen „Stille Nacht – Horror Nacht“ aus dem Jahr 1984, sondern eher eine vollkommene Neuinterpreation des Stoffes. Da ist nicht viel vom Original übriggeblieben, aber das macht gar nichts, denn Miller bedient die Fans mit „altem Neuen“. Da wird abgeschlachtet wie in den besten Zeiten der 80er Jahre. Der Härtegrad der brutalen Morde ist manches Mal knapp an der Grenze, so dass es auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn die FSK keine 18er-Freigabe erteilt.

Handlungstechnisch ist „Silent Night“ Mittelmaß. Da passiert nichts, was man nicht schon gesehen hätte. Aber dennoch ist der Film einen Blick für Genrefreunde wert, denn die Stimmung, die Miller einfängt, hat schon was. Das Ende des Films gerät dann leider ein wenig „stümperhaft“, denn wenn plötzlich eine Person auftaucht, von der man im ganzen Film nichts gehört und gesehen hat, dann kann es schon passieren, dass man den Schluß überhaupt nicht versteht. Das kam mir auch wirklich sehr konstruiert und lieblos vor. Das ist schade, denn man hätte das durchaus anders inszenieren können, um ein unerwartetes Ende zu erreichen.

Ansonsten ist Millers Neuinterpretation eindeutig ein Film,  der einen kurzweiligen Abend und einen nostalgischen Ausflug in die Horrorfilme der 80er Jahre verspricht. Und die durchwegs handgemachten Spezialeffekte machen ebenfalls unglaublichen Spaß.

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Fazit: Netter Ausflug in die 80er Jahre. Handgemachte Effekte und eine tolle Stimmung lassen über Ungereimtheiten in der Handlung hinwegsehen.

© 2015 Wolfgang Brunner

The Broken (2008)

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Originaltitel: The Broken
Regie: Sean Ellis
Drehbuch: Sean Ellis
Kamera: Angus Hudson
Musik: Guy Farley
Laufzeit: 93 Minuten
Darsteller: Lena Headey, Ulrich Thomsen, Melvil Poupaud, Michelle Duncan, Asier Newman, Richard Jenkins, Darren Elliot Holmes, Howard Ward
Genre: Thriller, Horror
Produktionsland: Großbritannien, Frankreich
FSK: ab 16 Jahren

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Gina traut ihren Augen nicht, als sie eines Tages sich selbst in einem Wagen vorbeifahren sieht. Sie verfolgt die Doppelgängerin und findet in deren Wohnung Bilder von sich und ihrem Vater. Von der Entdeckung völlig verstört, verursacht Gina auf der Heimfahrt einen Unfall, den sie nur knapp überlebt. Als sie im Krankenhaus aufwacht, erinnert sie sich nur noch bruchstückhaft an die Ereignisse. Doch immer mehr Fragmente setzen sich wie ein Puzzle zusammen und Gina sieht sich in einem schrecklichen Alptraum wieder, der anscheinend zur Realität geworden ist.

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Sean Ellis setzt mit „The Broken“ den Weg konsequent fort, den er 2006 mit „Cashback“ begann. Surreal, lynchesk und verstörend erzählt er die Geschichte einer Frau, die nicht mehr weiß, was Realität und Halluzination ist. Geschickt verwebt Ellis die Ebenen und lässt auch den Zuseher ratlos und irritiert zurück. Das ist mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack, aber wer sich auf derartige Filme einlassen kann, wird mit einem mitreißenden Thriller belohnt, der durch eine künstlerische Optik besticht.

Lena Headey kann vollends überzeugen, ebenso wie der fabelhafte Richard Jenkins, den ich in seiner Rolle als Nathaniel Fisher senior in der umwerfenden Serie „Six Feet Under“ überaus schätze. Immer wieder fühlt man sich an die Werke von David Lynch erinnert, obwohl Ellis bedeutend horrorlastiger zu Werke geht. Manche Stellen sind geradezu innovativ und unvergesslich, andere hingegen fordern nach mehr Ideenreichtum. „The Broken“ zählt für mich auf alle Fälle zu jenen Ausnahmefilmen wie zum Beispiel „Under The Skin“, die einen Weg abseits des Mainstream einschlagen und absolut zu begeistern vermögen.

„The Broken“ basiert sehr freizügig auf der Novelle „William Willson“ von Edgar Allan Poe. Am Anfang werden die letzten Zeilen der Geschichte eingeblendet („Du hast gesiegt, und ich unterliege. Dennoch, von nun an bist auch du tot – tot für die Welt, den Himmel und die Hoffnung! In mir lebtest du – und nun ich sterbe, sieh hier im Bilde, das dein eigenes ist, wie du dich selbst ermordet hast.“), die den Inhalt des Films besser nicht hätten ausdrücken können.
Sean Ellis ist wieder ein bemerkenswerter Film gelungen, der mutig einen eigenen Weg geht und nicht für das breite Publikum geschaffen ist. Kino zum Nachdenken und selbst Interpretieren!

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Fazit: Bedrückend, verstörend und visuell verblüffend, ist „The Broken“ ein außergewöhnlicher Film, der fasziniert und den Zuschauer zu eigenen Interpretationen motiviert. Auf jeden Fall ansehen!

© 2015 Wolfgang Brunner

Dark Skies – Sie sind unter uns (2013)

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Originaltitel: Dark Skies
Regie: Scott Stewart
Drehbuch: Scott Stewart
Kamera: David Boyd
Musik: Joseph Bishara
Laufzeit: 97 Minuten
Darsteller: Keri Russell, Josh Hamilton, Dakota Goyo, Kadan Rockett, J. K. Simmons, L. J. Benet, Rich Hutchman, Myndy Crist
Genre: Science Fiction, Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahren

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Zuerst sieht es so aus, als wären die seltsamen Vorfälle, die im Haus der Barretts stattfinden, paranormalen Ursprungs. Womöglich könnten sogar die familiären Schwierigkeiten eine Rolle dabei spielen. Doch was wenig später geschieht, ist eindeutig eine Begegnung der dritten Art mit Außerirdischen. Immer schockierender werden die nächtlichen Aktivitäten, bis die Familie schließlich Rat bei einem Spezialisten sucht.

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„Dark Skies“ kann durch seine fast durchgängige Authenzität überzeugen. Erst gehen Ende hin, spürt man, dass es sich um eine erfundene Story handelt. Bis dahin fühlt man sich an den unheimlichen, angeblich auf Tatsachen beruhenden, Roman „Die Besucher“ von Whitley Strieber erinnert. Ob man nun an die Verschwörungstheorien rund um Alien-Invasionen Glauben schenkt oder nicht, „Dark Skies“ wirkt auf alle Fälle sehr realistisch und unheimlich. Die wenigen Schockeffekte sitzen perfekt und verleihen dem Film eine gruselige Atmosphäre. Aber im Vordergrund steht die Familie, die um ihren Frieden und um ihr Leben kämpft.

Ein bisschen „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock und „Poltergeist“ von Tobe Hooper werden geschickt in die Handlung vermischt, wirken aber nicht kopiert. Scott Stewart, der bereits mit „Legion“ und „Priest“ zwei ganz ansehnliche Filme hervorbrachte, steigert sich mit „Dark Skies“ noch einmal. „Priest“ hat mir persönlich wirklich gut gefallen, aber „Dark Skies“ trifft meinen Geschmack sowohl thematisch als auch inszenatorisch mehr. Leider kann sich Stewart aber nicht richtig zwischen einer Mockumentary und einem Horror-Science Fiction-Film im herkömmlichen Sinne entscheiden. Ein pseudo-dokumentarisches Flair hätte dem ganzen, wie zum Beispiel bei dem fantastischen Grusler „Die vierte Art“ mit Milla Jovovich, eine weitaus bedrückendere Stimmung verliehen. So gleitet „Dark Skies“ gegen Ende hin dann doch noch zu einem Mainstream-Plot ab, der zwar glücklicherweise kein Happy End vorweist, aber dennoch nicht außergewöhnlich aus der Reihe ähnlicher Filme tanzt.

„Dark Skies“ ist für Fans klassischer Alien-Horror-Filme aber ein unbedingtes Muss, denn die weltweit verbreiteten Verschwörungstheorien werden sehr glaubhaft umgesetzt und verleihen einem schon so manches Mal eine Gänsehaut. Schauspielerisch kann man hier auch nicht meckern: Keri Russell und Josh Hamilton spielen die Parts der Eltern unglaublich gut und intensiv, so dass man ihnen so ziemlich alle Handlungen abnimmt. Das gleiche kann man auch von den beiden Jungs behaupten. Vor allem Dakota Goyo, der in Darren Aronofskys „Noah“ übrigens den jungen Noah verkörperte, hat es mir da angetan.

Insgesamt ist „Dark Skies“ ein wirklich unterhaltsamer und  ideenreicher Alien-Horror, den man sich als Fan dieses Genres nicht entgehen lassen sollte. Sicherlich hätte man das ein oder andere aus meiner Sicht besser machen können, aber eigentlich möchte ich gar nicht groß meckern. Schön ist nämlich, dass es solche stimmungsvollen und gruseligenFilme überhaupt gibt.

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Fazit: Teils, vor allem am Anfang, sehr realistisch wirkender Alien-Invasions-Grusler mit gut eingesetzten Gänsehauteffekten. „Die Besucher“, „Die Vögel“ und „Poltergeist“ lassen zwischendurch grüßen.

© 2015 Wolfgang Brunner

30 Days Of Night: Dark Days (2010)

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Originaltitel: 30 Days Of Night: Dark Days
Regie: Ben Ketai
Drehbuch: Ben Ketai, Steve Niles
Kamera: Eric Maddison
Musik: Andres Boulton
Laufzeit: 89 Minuten
Darsteller: Kiele Sanchez, Rhys Coiro, Diora Baird, Harold Perrineau Jr., Mia Kirshner, Troy Ruptash, Ben Cotton, Katie Keating, Katharine Isabelle
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 18 Jahre

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 Nach fast einem Jahr macht sich Stella, die das Massaker aus Teil 1 überlebt hat, auf die Suche, um sich an den Vampiren, die ihren Mann auf dem Gewissen haben, zu rächen. Die Spur führt nach Los Angeles, wo die blutrünstigen Blutsauger die Weltherrschaft anstreben.

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Obwohl die Fortsetzung zu Anfang wirklich nahtlos an das Ende des ersten Teils anknüpft, verschwindet bereits nach wenigen Minuten schon die gesamte Atmosphäre des Originals. Das liegt mit Sicherheit am Ortswechsel, der von Alaska nach Los Angeles verlegt wird. Krasser könnte der Gegensatz nicht sein. Aber, na gut, dachte ich.
Doch es ist leider nicht nur der Ortswechsel, der die Stimmung „versaut“, es sind auch die Schauspieler, die irgendwie uninspiriert rüberkommen und nicht besonders überzeugend agieren. Die Handlung lässt aus meiner Sicht ebenfalls stark zu wünschen übrig und orientiert sich zu offensichtlich an alten „Dracula“-Filmen mit Christopher Lee. Alleine schon, als ich den Namen der Vampirkönigin vernahm, Lilith, sträubten sich mir die Haare. Lilith, göttliche Blutsaugerin bei den Sumerern und Babyloniern, die Männer tötet. In unzähligen Spielen und Filmen wird die Königin der Vampire Lilith genannt. Auch wenn  es mit Sicherheit Absicht war, für mich ist der Name Lilith in Bezug auf Vampire einfach nur abgedroschen.

Das alleine ist aber nicht der Grund für meine Enttäuschung. Neben den überwiegend schlechten Schauspielern und der nicht besonders guten Regie wirkte einfach die ganze Handlung an den Haaren herbeigezogen und völlig nichtssagend. Die Vampire sahen in manchen Einstellungen so gestylt aus, als stammten sie aus einer Death-Metal-Band und die Idee, getötete Vampire wieder zum Leben erwecken hatte man schon in „Blut für Dracula“ aus dem Jahr 1965. Also auch nichts Neues. In diesem Stil wirkte das ganze Script auf mich: ohne Inspiration und Innovation.

Schade, denn „30 Days Of Night“ hätte eine bessere Fortsetzung verdient.

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Fazit: Uninspiriertes Sequel, das mit nicht wirklich guten Darstellern und einer öden Story absolut nicht überzeugen kann und auf ganzer Linie enttäuscht.

© 2015 Wolfgang Brunner

30 Days Of Night (2007)

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Originaltitel: 30 Days Of Night
Regie: David Slade
Drehbuch: Stuart Beattie, Brian Nelson, Steve Niles
Kamera: Jo Willems
Musik: Brian Reitzell
Laufzeit: 108 Minuten
Darsteller: Josh Hartnett, Melissa George, Danny Huston, Ben Foster, Mark Boone Junior, Mark Rendall, Amber Sainsbury, Manu Bennett, Megan Franich
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten, Neuseeland
FSK: ab 18 Jahre

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 Als in der abgeschiedenen Kleinstadt Barrow in Alaska für 30 Tage die Sonne nicht mehr aufgeht und die Bewohner in nahezu völliger Dunkelheit leben müssen, tauchen geheimnisvolle Fremde auf. Schon bald müssen die Bewohner Barrows feststellen, dass es sich dabei um Vampire handelt, die mit brutaler Härte auf Nahrungssuche gehen …

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Da sind sie endlich: Vampire, die sich von allen anderen bisher gezeigten unterscheiden.
„30 Days Of Night“ war für mich seinerzeit der erfrischendste Beitrag zum Thema Vampir und ist es auch, nach nochmaligem Ansehen, noch immer. Die stylischen, mit äußerster Härte agierenden Blutsauger in David Slades Verfilmung der Comics von Steve Niles sind einfach der Hammer! Unheimlich, brutal und absolut „gutaussehend“. 😉

Schon alleine der Einstieg in den Film verbreitet eine unglaublich gute Stimmung: Dunkelheit, Abgeschiedenheit und eine tödliche Bedrohung. Da ist es nicht verwunderlich, wenn man sich bei der verschneiten Trostlosigkeit des Ortes an John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ erinnert fühlt. Doch der von Sam Raimi produzierte Vampir-Thriller geht einen anderen Weg und zeigt Vampire, wie man sie noch nie gesehen hat. Durch eine außergewöhnliche Optik wird die Schnelligkeit der Angreifer beeindruckend in Szene gesetzt und die Attacken der Vampire könnten rasanter nicht sein.

Erschreckend realistisch wird ein neuer Mythos über Vampire erschaffen, der zum Beispiel durch eine gutturale, Gänsehaut verursachende eigene Sprache der Blutsauger unterstrichen wird. Schauspielerisch kann Josh Hartnett (zwar nicht immer) überzeugen, aber Danny Huston, der Sohn von Regielegende John Huston, trifft mit seiner Darstellung des Vampiranführers Marlow voll ins Schwarze. Unglaublich, mit welcher Mimik er der unheimlichen Kreatur glaubhaft Leben einhaucht und den Zuschauer damit so richtig erschrecken kann.

Der Gore-Anteil in „30 Days Of Night“ ist sehr hoch und streckenweise äußerst brutal, so dass ich mich an einigen Stellen gefragt habe, ob die Damen und Herren der FSK da womöglich eingeschlafen sind und diese Szenen übersehen haben. Erschreckend realistisch wird in Köpfe und Körper gehackt und literweise Blut verspritzt. Vielleicht ist es gerade diese Härte, die den ganzen Film lang eine fast schon klaustrophobisch wirkende Stimmung verbreitet.
Für mich ist „30 Days Of Night“ einer der besten Vampirfilme überhaupt, Klassiker wie „Nosferatu“ oder Francis Ford Coppolas „Dracula“ einmal ausgenommen.

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Fazit: Gorelastige Comicverfilmung, die eine völlig neue Art von Vampiren zeigt und damit für mich ein absolutes Highlight im Genre der oftmals uninspirierten Vampirfilme ist.

© 2015  Wolfgang Brunner