Hepzibah – Sie holt dich im Schlaf (2009)

hepzibah

Originaltitel: Hepzibah – Sie holt dich im Schlaf
Alternativtitel international: The Village
Regie: Robert Sigl
Drehbuch:  David Tully
Kamera: David Sanderson
Musik: Frank Nimsgern
Laufzeit: 93 Minuten (uncut)
Darsteller: Eleanor Tomlinson, Finn Atkins, Christopher Elson, Marketa Frosslova, David Bamber, David Fellowes, Murray Melvin, Kevin Colson, Helen Mutch, Emily Cox
Genre: Horror. Mystery
Produktionsland: Deutschland
FSK: keine Angabe

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Drei Tage vor ihrem achtzehnten Geburtstag findet Kirsten heraus, dass sie adoptiert ist und ihre echten Eltern in einem Dorf namens Selmen wohnen. Sie macht sich auf den Weg in das Dorf, in dem sie geboren wurde und entdeckt, dass dort eine vor mehreren hundert Jahren unschuldig verbrannte Hexe jedes Jahrhundert neun Opfer fordert. Alle diese Mädchen können nicht schlafen und stehen kurz vor ihren achtzehnten Geburtstag. Schon bald muss Kirsten feststellen, dass sie dieses Mal das neunte Opfer sein soll …

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Robert Sigls ruhiger Mystery-Horror-Film, der als TV-Film von PRO7 produziert wurde, hat weitaus mehr zu bieten, als so mancher denken mag. Die Regiearbeit, mit der sich Sigl fast schon „back to the roots“ in Richtung seines Langfilm-Debüts „Laurin“ bewegt, besticht mit einer ungewöhnlichen Atmosphäre, die sich durch den gesamten Film zieht. Zu der sauberen Inszenierung gesellen sich eine wunderbar ausgewogene Kameraarbeit von David Sanderson und eine extrem gute und vor allem passende Filmmusik von Frank Nimsgern.
Gerade in Verbindung mit Nimsgerns Klängen hypnotisieren manche Szenen geradezu und heben „Hepzibah“ von anderen deutschen Mystery- bzw. Horror-Produktionen erfrischend ab. Sigl versteht sein Handwerk, das merkt man alleine schon an den hervorragend ausgewählten Schauplätzen (gedreht wurde in und um Prag), die eine wirklich hervorragende Gruselatmosphäre der alten Schule verströmen. Da sieht man auch schon mal über vereinzelte Drehbuchschwächen hinweg, die Sigl allerdings gekonnt mit seiner stimmungsvollen Inszenierung überspielt.

Sandersons Kamerafahrten harmonieren perfekt mit der Regie (Sigl und Sanderson haben auch einige SOKO Donau-Folgen miteinander gedreht) und lassen „Hepzibah“ eher wie eine Kino- als eine deutsche TV-Produktion erscheinen. Zusätzlich findet dieser Eindruck seinen Grund wahrscheinlich auch darin, dass mit englischen Schauspielern gedreht wurde, was (zumindest in der Originalfassung) einen gewissen (internationalen) Touch hervorruft. Ich hatte das Glück, die ungekürzte englische Originalversion zu sehen.

Die Schauspieler agieren durch die Bank gut und überzeugend. Vor allem Eleanor Tomlinson (sie war wenig später nach „Hepzibah“ in Tim Burtons „Alice im Wunderland“ und Bryan Singers „Jack And The Giants“ zu sehen), Finn Atkins (ihr Auftreten in der Rolle der Marie Schwarz war genial) und David Fellowes waren es, die mir besonders positiv aufgefallen sind.

Wenn Kirsten aus einem alten Tagebuch vorliest und Sigl meisterhaft Szenen zwischen Gegenwart und Vergangenheit vermischt, die von einer an dieser Stelle mehr als grandiosen Musik Nimsgerns untermalt werden, nimmt das Ganze schon fast Ausmaße eines Peter Greenaway an. Für mich waren diese Szenen inszenatorisch, musikalisch und schnittechnisch absolut hervorragend gemacht.

Die locker verstreuten Anspielungen auf Horrorfilme wie zum Beispiel „Nightmare On Elm Street“ waren sehr unaufdringlich und passend, da sie niemals nachgemacht wirkten. Die stilsichere Inszenierung mit düster-schaurig-schönen Bildern von Friedhöfen, Gruften, einsamen Waldabschnitten, aufkommenden Unwettern und märchenhaft verstaubten Bibliotheksräumen macht einfach Spaß. Und auch wenn das Drehbuch nicht wirklich viel Neues zu bieten hat, so gab zumindest Regisseur Sigl sein Bestes und präsentiert einen manchmal erschreckenden, aber vorwiegend melancholisch ruhigen Gruselfilm mit einer verdammt guten Atmosphäre.

Als Grund für oftmals geradezu vernichtende (und aus meiner Sicht völlig unbegründete) Kritiken über diesen Film kann ich nur in der Tatsache sehen, dass das Film- und Kinopublikum unserer Zeit in erster Linie seine Aufmerksamkeit auf Spezial-  und Schockeffekte richtet und das echte Handwerk des Filmens außer acht lässt, denn sonst würde man das Talent aller Beteiligten dieser Produktion sehen. Für mich ist „Hepzibah“ ein sehr atmosphärischer Gruselfilm, der trotz Drehbuchschwächen hervorragend unterhält.

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Fazit: Stilsicher inszeniert und mit einer hervorragenden Filmmusik untermalt ist „Hepzibah“ ein Ausnahme-Horrorfilm aus Deutschland, der meiner Meinung nach völlig  unterschätzt wird.

© 2015 Wolfgang Brunner

Mörderisches Geheimnis – SOKO Wien (2008)

SOKO Wien

Originaltitel: Mörderisches Geheimnis
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Kerstin-Luise Neumann
Kamera: David Sanderson
Musik: Bob Gutdeutsch
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Sandra Cervic, Thomas Mraz, Werner Prinz, Patricia Hirschbichler
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Auf einem Schlangenlinien fahrenden Fiakergespann sitzt der Kutscher Laszlo tot am Kutschbock. Das SOKO-Team nimmt den Besitzer des Fiakerbetriebes unter die Lupe. Laszlos Schwester Kathi, die mit ihrem Bruder eine alte Geisterbahn im Prater betrieben hat, ist erschüttert. Und schon bald finden die Ermittler heraus, dass Laszlo von Geheimnisse umgeben ist und dass vor allem die alte Geisterbahn eine Rolle bei seinem Tod gespielt hat.

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Solche Folgen machen süchtig! 😉
Der Ermittlungsfall tritt fast schon in den Hintergrund, wenn man in den wunderschönen Bildern, die Regisseur Sigl mit seinem Kameramann Sanderson einfängt, versinkt. Die Szenen in der Geisterbahn muten, treffenderweise, wie aus einem atmosphärischen Horrorfilm an und geben der ganzen Folge einen wunderbaren Touch. Sigl spielt oft auf seine Vorbilder an und macht das so gekonnt, dass es eine wahre Freude ist. Die Musik von Gutdeutsch tut ein übriges dazu, um „Mörderisches Geheimnis“ abzurunden.

Das SOKO-Team tritt wieder einmal absolut sympathisch und überzeugend auf und macht den sowieso schon kurzen Film noch kurzweiliger, so dass, eh man sich versieht, bereits der Abspann über den Bildschirm läuft. Bei solchen Folgen fragt man sich immer wieder, warum es SOKO nicht ins Kino schafft oder zumindest die doppelte Laufzeit zugesprochen bekommt. Das Potential wäre jedenfalls da und Cast und Crew brächte mit Sicherheit einen ansehnlichen Spielfilm zustande.

Diese Folge zeigt wieder einmal, dass das hohe Niveau der Serie durchgehend erhalten bleibt und macht SOKO Wien aus diesem Grund  zu etwas besonderem.
Man sieht, dass Robert Sigl und seine Crew wie auch die Schauspieler sichtlich Freude an der Inszenierung hatten. So müssen Fernsehserien sein …

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Fazit: Atmosphärische Folge aus der SOKO-Reihe, die wieder einmal das hohe Niveau der Krimiserie beweist. Man wünscht sich unweigerlich mehr davon.

© 2015 Wolfgang Brunner

Gefallene Engel – SOKO Wien (2009)

SOKO Wien

Originaltitel: Gefallene Engel
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Amaryllis Sommerer
Kamera: David Sanderson
Musik: Lothar Scherpe
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Sandra Cervic, Helmut Bohatsch, Karl Fischer, Susanne Kubelka, Uwe Bohm
Genre: Krimi
Produktionsland: Österreich
FSK: k.A.

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Der langjährige Türsteher des Jugendlokals VOOM wird tot aufgefunden. Im Lokal wurden und werden Drogen gedealt und auch konsumiert. Der Besitzer des Lokals ist ein Jugendfreund von SOKO-Ermittler Carl. Und was haben die Jugendlichen Lilly und Lukas mit dem Fall zu tun?

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Was wie „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ beginnt, wird zu einem undurchschaubaren Krimi-Thriller, der (wieder einmal) bis zum Ende die Spannung hält. Die jugendlichen Darsteller gehen in ihren Rollen auf und agieren sehr überzeugend. Das hat mir so richtig gut gefallen.
Was diese Folge aber auch sehr sympathisch macht, ist, dass Carl einen Jugendfreund trifft und dadurch der Folge etwas Persönliches verliehen wird.
Auch der Umgang des SOKO Teams mit den Jugendlichen, wenn zum Beispiel Penny mit dem Mädchen Lilly spricht, vermittelt Menschlichkeit, die mir gefallen hat.
Wie bei vielen seiner Filme arbeitet Regisseur Sigl bei den Rückblenden in die Vergangenheit mit kräftigen Farben, was bei mir immer einen leicht surrealen Eindruck vermittelt, der mich sogar manchmal ein wenig an David Lynch erinnert.

Auch diese Folge zeichnet SOKO Wien als niveauvolle, hochwertige Serie aus, was sicherlich nicht nur am Handwerk Robert Sigls, sondern auch an den überaus guten Darstellern und dem Rest der Filmcrew, liegt. Regie, Kamera, Musik … das alles passt einfach und gibt dem Zuschauer keinen Grund zum Meckern. Spannung, Humor, ein wenig Melancholie … genau diese Mischung macht es einfach, um SOKO Wien zu einer der sympathischsten Krimiserien zu machen.

Insgesamt fünf Folgen drehte Robert Sigl für die fünfte Staffel der erfolgreichen Serie. „Gefallene Engel“ ist eine davon. Die anderen sind „Preis der Schönheit“, „Sein & Schein“, „Böser Zauber“ und „Blindspuren“.

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Fazit: Serien-Krimis sollten genau so sein: Handwerklich und schauspielerisch einfach gut und unterhaltsam.

© 2015 Wolfgang Brunner

Blindspuren – SOKO Wien (2009)

SOKO Wien

Originaltitel: Blindspuren
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Martin Ambrosch, Stefan Hafner, Fritz Ludl, Thomas Weingartner
Kamera: David Sanderson
Musik: Lothar Scherpe
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Sandra Cervic, Helmut Bohatsch, Daniela Ziegler, Tatjana Alexander, Aykut Kayacik
Genre: Krimi
Produktionsland: Österreich
FSK: k.A.

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Goriza, die im sechsten Monat schwanger ist, wird von einem Unbekannten verfolgt und stürzt schließlich über einen steilen Abhang in den Tod. Die erste Spur führt zu einem Blindenheim, in dem Goriza geputzt hat.

Ein DNA-Test verrät, dass der Täter der Vater von Gorizas ungeborenen Kindes sein muss. Somit fällt der Verdacht erst einmal auf Murat Sekic, den Ehemann der Toten.
Das SOKO-Team bekommt heraus, dass ein gewisser Martin Moser der Kindsvater ist und sieht den Fall bereits als gelöst. Dioch dann wird Moser erhängt im Blindenheim aufgefunden …

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Mit „Blindspuren“ aus der SOKO Wien-Serie entführt uns Regisseur Robert Sigl in die Welt der alten Edgar Wallace-Filme und wird bei manchen Zuschauern eine Melancholie nach den alten Schwarzweiß-Streifen auslösen. Das Agieren der Personen, die Inszenierung des Falles und die Kulissen sind so detailverliebt an die Kultklassiker der 60er und 70er Jahre angepasst, dass es eine wahre Freude ist, dem SOKO Team bei der Untersuchung der „Blindspuren“ zu folgen.

Der leichte Horror-Touch, der auch bei den Wallace-Filmen fast immer zum Tragen kam, wird von Sigl hervorragend in die Handlung eingewebt, die von den vier Drehbuchautoren übrigens sehr geschickt und interessant verfasst wurde. Die Schauspieler erinnern an die „üblichen Verdächtigen“, die damals von Joachim Fuchsberger und/oder Heinz Drache gejagt wurden.
In der Rolle des Ehemannes gibt Aykut Kayacik (Nebenrollen in „Das kleine Gespenst“, „Süperseks“ und aktuell  „Der Medicus“) einen kleinen, gelungenen Auftritt zum Besten.

Die Kulissen und die Schaauspieler erinnern, wie bereits erwähnt, in dieser SOKO Folge an die alten Edgar Wallace-Filme, die Kameraeinstellungen an Alfred Hitchcock und die Szenen, in denen die Heimleiterin verfolgt wird, könnten ohne weiteres vom „alten“ Brian dePalma sein.
Eine SOKO-Folge, die enorm Spaß macht und für mich in die Kategorie fällt: „Sehe ich mir nochmal an.“
Übrigens untermalt Lothar Scherpes Filmmusik das Ganze absolut passend und stimmungsvoll.

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Fazit: Für diese tolle SOKO Folge gilt: Edgar Wallace-Flair der 60er und 70er Jahre trifft auf Alfred Hitchcock und Brian dePalma und ergibt einen ganz besonderen, eigenen Robert Sigl Film.

© 2015  Wolfgang Brunner

Verraten und verkauft – SOKO WIEN (2012)

SOKO Wien

Originaltitel: Verraten und verkauft
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Kerstin Schütze
Kamera: David Sanderson
Musik: Bob Gutdeutsch
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Maria Happel, Helmut Bohatsch, Elena Dörfler, Konstantin Frolov
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Ein bulgarischen Bauarbeiter wird ermordet und die kleine Tochter des Bauleiters entführt. Gibt es einen Zusammenhang?  Das Ermittlerteam der SOKO Wien macht sich an die Arbeit und nimmt erst einmal den reichen Bruder des Toten ins Visier, der angeblich seinen Bruder schon Jahre nicht mehr gesehen hat.

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„Verraten und verkauft“ geht sehr behutsam mit dem Thema „Kinderhandel“ um. Die schön verschachtelte Geschichte macht Spaß und man weiß lange Zeit nicht, wohin die Ermittlungen führen. Regisseur Sigl benutzt wieder einmal all jene Zutaten, die seine Filme ausmachen, und lässt uns erneut an einer Folge der siebten SOKO-Wien-Staffel teilhaben, die Niveau zeigt.

Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen der Bruder des ermordeten Bauarbeiters (dargestellt von Bijan Zamani) mitspielte. Zamani konnte mich in seiner Rolle absolut überzeugen.
Die Rückblenden waren wieder in typischer Sigl-Manier gedreht und zeigen, dass der Regisseur sein Handwerk einfach versteht. Auch die Musik fiel mir in dieser Folge wieder sehr angenehm auf. Gutdeutsch schaffte an einigen Stellen eine Stimmung, die mich an alte „Haunted House“-Filme erinnerten, obwohl diese SOKO-Folge mit dieser Art von Filmen nichts zu tun hat. Dennoch verschaffte Gutdeutschs Soundtrack dieser Folge eine wirklich sehr schöne Atmosphäre.

Über die Schauspieler der SOKO-Crew brauche ich eigentlich gar nicht mehr zu sprechen, denn sie passen einfach perfekt in ihre Rollen und gehen darin auch sichtlich auf. Es ist immer wieder schön, Penny Lanz (Lilian Klebow), Helmuth Nowak (Gregor Sehberg), Carl Ribarski (Stefan Jürgens) und Otto Dirnberger (Dietrich Siegl) dabei zuzusehen, wie sie sich auf Verbrecherjagd machen. Wer sich einmal näher mit den Charakteren der Serie beschäftigen möchte, sollte sich einmal auf der SOKO Wien-Internetpräsenz des ZDF umsehen.

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Fazit: Sehr schön inszenierte Folge, die  den Zuschauer lange im Ungewissen lässt. Robert Sigls SOKO-Folgen sind und bleiben einfach sehenswert.

© 2015 Wolfgang Brunner

Tod á la carte – SOKO Wien (2012)

SOKO Wien

Originaltitel: Tod á la carte
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Kerstin-Luise Neumann
Kamera: David Sanderson
Musik: Bob Gutdeutsch
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Maria Happel, Helmut Bohatsch
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Als das SOKO-Team einen gemeinsamen Abend mit leckerem Essen in einem exklusiven Restaurant verbringen wollen, werden sie Zeuge eines Mordes. Ein Gast bricht tot zusammen und SOKO Mitarbeiterin Franziska entdeckt, dass die Todesursache ein vergifteter Cognac war. Franzsika schleust sich als Küchenhelferin in das Restaurant ein und versucht, den Mörder unter den Angestellten aufzuspüren oder gar den Besitzer zu überführen.

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Und wieder inszenierte Robert Sigl eine Folge von SOKO Wien bzw. SOKO Donau. Dieses Mal spielt neben dem bewährten Team Maria Happel als Franziska eine tragende Rolle. Und die meistert sie sehr gut und überzeugend.
Was mir bei dieser Folge besonders auffiel, war die wieder einmal fast schon kinoreife Inszenierung Sigls, die sich durch die ganze Folge zog und auch mit wunderbaren Kameraeinstellungen aufwarten konnte. In Hitchcock-Art zeigt Sigl Morde und lässt dabei aber erfreulicherweise niemals seinen eigenen (Inszenierungs-)Stil außer Acht. Besonders beeindruckend fand ich die Rückblenden in die Vergangenheit, die mich sehr an alte Kriminalfilme erinnerten. Vor allem die wirklich hervorragend inszenierte Treppensturzszene.
Aber auch die in modernem Stil gezeigten Verfolgungsjagden im Restaurant sprachen mich optisch sehr an. Ein bisschen musste ich dabei an William Lustigs „Maniac“ denken. 😉

Sigl beherrscht sein Handwerk und auch die Stamm-Schauspieler der Serie ergänzen sich wie in jeder Folge optimal, sodass es einfach nur Spaß machen kann, die Fälle des SOKO-Donau-Teams zu verfolgen.
Leider ist diese Folge die letzte von Robert Sigl inszenierte aus der SOKO-Wien Serie, was ich wirklich sehr schade finde.

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Fazit: Hochwertig inszenierte SOKO Donau-Folge mit schönen Kameraeinstellungen und optisch ansprechenden Szenen. SOKO in Verbindung mit Robert Sigl macht(e) einfach Spaß.

© 2015 Wolfgang Brunner

Tödliche Versuchung – SOKO Wien (2009)

SOKO Wien

Originaltitel: Tödliche Versuchung
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Fritz Ludl, Mike Majzen
Kamera: David Sanderson
Musik: Lothar Scherpe
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Mona Seefried, Eva Habermann
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Der Bruder von Revierinspektorin Penny Lanz überfährt einen Mann, der, wie sich kurz danach herausstellt, bereits tot war. Was steckt dahinter und warum wurde der Unfall genau so inszeniert, dass es aussieht, als hätte Pennys Bruder den tödlichen Unfall verursacht?

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Und wieder einmal eine SOKO-Folge, die so richtig Spaß macht. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Pennys Bruder respektive Vater mitspielt und dadurch der Fall fast schon „privat“ wird. Das hat mir ausnehmend gut gefallen, vor allem auch, weil Lilian Klebow so richtig gut gespielt hat. Da hat Regisseur Sigl der Schauspielerin wirklich gute Emotionen entlocken können.
Die Inszenierungsweise ist in gewohnt hohem Niveau und die liebevollen Anspielungen auf Verhoevens „Basic Instinct“  sind hervorragend, weil nicht aufdringlich, gelungen.
Eva Haberman, die die meisten wahrscheinlich aus der Kult-Science Fiction-Serie „LEXX – The Dark Zone“ kennen dürften, agiert glaubhaft und verleiht dieser Folge eine gehörige Portion Erotik.

Durch die enorm gute Darstellerleistung dieser beiden Frauen (lilian Klebow und Eva Habermann) geraten die beiden männlichen Ermittler (Stefan Jürgens und Gregor Seberg) und Oberst Dirnberger (Dietrich Siegl) fast schon in den Hintergrund.
Inszenatorisch war auch diese Folge wieder absolut gelungen und auf hohem Level.

„Tödliche Versuchung“ war meines Wissens die erfolgreichste Folge aus der vierten Staffel und zeigt wieder einmal, Robert Sigls sicheres Händchen und Gespür für einen unterhaltsamen, spannenden und hochwertigen SOKO-Fall. Deswegen wird „Tödliche Versuchung“ wohl auch immer wieder gerne wiederholt.

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Fazit: Erotisch, spannend und ein bisschen Penny Lanz „privat“. Dieser sehr gelungene Mix funktioniert einwandfrei und unterhält hervorragend.

© 2014 Wolfgang Brunner

Sein & Schein – SOKO Wien (2009)

SOKO Wien

Originaltitel: Sein & Schein
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Stefan Hafner, Thomas Weingartner
Kamera: David Sanderson
Musik: Bob Gutdeutsch
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Sandra Cervic, Helmut Bohatsch
Genre: Krimi
Produktionsland: Österreich
FSK: k.A.

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Am rechten Donauufer wird die Leiche von Fred Kowalski entdeckt. Er war Obmann der nahegelegenen Kleingartensiedlung „Rosenthal“. Bei den Nachforschungen entdeckt das Ermittlerteam, dass sich Kowalski nicht nur einen Feind in der nach außen hin idyllisch wirkenden Kleingartensiedlung gemacht hat. Nun gilt es, den Mörder aus der Vielzahl an Verdächtigen herauszufischen.

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Bei dieser Folge entführt uns Regisseur Robert Sigl in die Intrigenwelt der Kleingärtner. „Sein und Schein“ mutet fast schon wie eine Folge der kultigen Serie „Picket Fences“ an, in der Tom Skeritt als Sheriff James Brock skurille Todesfälle aufklärt. Desweiteren fühlte ich mich an die (nach außen hin) scheinheilige Welt der gepflegten Vorgärten, wie David Lynch am Anfang seines Thrillers „Blue Velvet“ zeigte, erinert.
Sigl schafft eine ähnliche Atmosphäre, in der eben nicht alles so ist, wie es nach außen hin aussieht. Die Ermittler wirken in dieser Folge sehr witzig, was dazu führt, dass man sich desöfteren mit einem Schmunzeln ertappt, wenn man den Recherchen des SOKO-Teams  mitverfolgt.
Dass gerade dieser schräge Humor und Wiener Schmäh ausgerechnet von einem deutschen Regisseur so überzeugend eingefangen und „gepackt“ wurde, spricht für Sigls Feingespür. Die österreichischen Zuseher dankten es ihm auf jeden Fall und machten „Sein und Schein“ zu einer der beliebtesten Folgen.

Die teils skurillen „Gestalten“, die sich in dieser Folge tummeln, wirken oftmals überzogen, was „Sein und Schein“ wieder einmal den Stempel einer Ausnahmefolge aus der Erfolgsserie aufdrückt.  Wie bereits Sigls „Preis der Schönheit“-Folge knackte auch seine „Sein oder Schein“-Inszenierung  die 4 Millionen-Zuschauer-Hürde, was diese Folge zu einer der erfolgreicheren der fünften SOKO-Staffel macht.

Auffällig sind auch die oft ungewöhnlichen Kameraeinstellungen. „Sein und Schein“ macht Spaß und zeigt erneut, dass TV-Serien ohne Weiteres auch Niveau haben können.  Dank guten Schauspielern und einem fähigen Regisseur …

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Fazit: Erneut beweits Robert Sigl mit dieser SOKO-Folge, dass er ein visueller Regisseur ist, der ein Drehbuch entsprechend in Szene setzen kann. „Sein und Schein“ gefällt durchwegs.

© 2014 Wolfgang Brunner

Interview mit dem Kameramann David Sanderson

Davi,d Sanderson

© David Sanderson

Mit achtzehn Jahren begann David Sanderson seine Karriere als Produktionsassistent beim Film „Convoy“ (1978) von Sam Peckinpah. Nach Arbeiten als Produktionsassistent Schauspieler und Immobilien Assistant wurde David Sanderson von einem Vertreter der Panavision Company (Victor Duncan, Inc.) als Kameratechniker eingestellt. Bald darauf wurde er in die International Photographer’s Guild aufgenommen und begann sofort mit der Arbeit als zweiter Kameramann und Kameraassistent für viele Fernseh- und Kinoproduktionen, wie z. B. Dallas(1986 – 1988), RoboCop (1987), Der mmit dem Wolf tanzt (1990) und Der letzte Mohikaner (1990).
Seit 2007 ist er fester Kameramann für die österreischische Serie „SOKO Wien“.
Ich freue mich sehr, David Sanderson ein paar Fragen stellen zu dürfen. Im Anschluss kann das Original-Interview übrigens in englischer Sprache nachgelesen werden.

 

1. Was war die belastendste Situation, der Du Dich stellen musstest?

Da gab es so einige. Aber ich muss sagen, wenn Hunderte von Büffeln panisch auf Dich zurasen, wie es bei „Der mit dem Wolf tanzt“ war, dann nimmt das wohl den ersten Rang ein. Ich war Scharfzeichner in Zweitbesetzung bei diesem Film und wurde für die Dreharbeiten der Büffelszenen gebraucht. Es war ein großes Abenteuer. Aber allen Ernstes, der Moment, als eine große Büffelherde auf unsere ungesicherte Kamera zulief, toppte alles. In der Nacht vor der ersten wilden Flucht der Büffel, breitete mein Chef, Kameramann Dean Semler (berühmt für seine Arbeit bei „Mad Max“) im Konferenzraum des South Dakota Hotels eine Karte auf einem großen Tisch aus, auf der wir unser Team und die ganze Ausrüstung organisierten. Er zeigte uns den Weg, von dem er dachte, Kevin Costner, die Tierexperten und hunderte von panischen Büffeln würden ihn nehmen, wenn sie über einen Hügel ein Tal erreichen, in dem unsere Kameras positioniert waren. Nachdem wir seine Worte gehört, gelernt und unsere Vorgehensweise erhalten hatten, orderte Dean für uns alle einen Tequila und wir wünschten uns viel Glück.
Meine Kameraposition, es war die näheste (und frontal) am Weg der Büffel – mit einer 2000 mm anamorphen Linse (Optik), die gleiche, die ich auch beim Endtitel von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ verwendet habe, schien mehr in einem Bereich zu stehen, an dem Schäden zu erwarten waren, sodass wir nach einem gewissen Schutz vor den heranstürmenden großen Tieren fragten.
So wurden vor diesem ersten Lauf einige Autos um uns herum geparkt. Es vergingen ein oder zwei Stunden, in denen wir darauf warteten, dass die Büffel für die Szene auf uns zugetrieben wurden. Wir waren nicht in der Lage, die Aktivitäten hinter dem Hügel zu sehen und konnten nur anhand der Position des Hubschraubers, der vier nicht sichtbare Trucks begleitete, sehen, wie nahe die Büffel waren.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Hubschrauber flog davon und eine Stimme aus einem Walkie-talkie informierte uns, die Kameras in Position zu bringen. Meine Nackenhaare standen zu Berge, als ich die Erschütterung unter meinen Füßen spürte … wie eine lange, braune Linie erschienen Hunderte von Büffeln über dem Hügel und rasten panisch auf uns zu. Und dann sahen uns diejenigen unter ihnen, die verwirrt und ängstlich (und sehr groß) waren, an und machten eine starke Linkskurve, weg von dem geplanten Weg, durchbrachen drei Stacheldrahtzäune und verschwanden hinter dem Horizont. Es dauerte drei Tage, um sie wieder auf Position zu bringen und die Aufnahmen noch einmal zu machen.
Dieses Mal ohne Schutz … nur unser 3-Mann-Kamerateam (die anderen Kameras und Teams waren noch auf einem Hang auf der anderen Seite des geplanten Weges, wo sie auch bei den früheren Läufen waren).

Die Tierexperten sagten, es würde das beste für unsere Kamera sein, wenn wir für die Tiere nur als kleiner Klecks in der Prärie zu sehen wären, während sie sich vorwärts bewegten. Die Büffel würden nie an uns vorbeilaufen, wenn es genug Platz für sie drumherum gebe. Und so waren wir uns einig und machten es auf diese Weise. Und es funktionierte! Wir haben die Aufnahme so oft gesehen, sie wurde auch während der Verleihung gespielt, als Dean seinen Oscar gewann. Die Büffel kamen direkt auf uns zu und drehten erst im letzten Augenblick ab. Wir haben überlebt.

2. Wer hat Dich am meisten in Deiner Karriere beeinflusst und wie?

Regisseur Sam Peckinpah müsste an der Spitze stehen. Er war der erste Regisseur, mit dem ich arbeitete. Ich hatte das Glück, meinen ersten Filmjob als Produktionsassistent beim Kinofilm „Convoy“, einem von Peckinpahs letzten Filmen, zu bekommen. Und ich konnte glücklicherweise der Produktion bis hin zur Bearbeitungsstelle am Strand von Malibu in Kalifornien. Ich habe früher viel gelernt von Sam Peckinpah und seinem Team, vor allem in Bezug auf die Dynamik eines Action-Films (die Winkel, um „in einer Szene“ zu sein), von Charaktern angetriebene Stories und psychologische Möglichkeiten, „über den Tellerrand schauen“, filmische Sprache bei Schnitt und Zusammensetzung.

3. Wo siehst Du Dich in fünf Jahren? Was sind Deine Pläne?

Ich habe gelernt, nicht in die Zukunft zu schauen. Nach meinen Arbeiten in ganz Amerika seit vielen Jahren war es zum Beispiel nicht geplant, in Europa zu arbeiten. Aber hier bin ich … 15 Jahre nach dem ersten Mal. Es ist am besten, offen und bereit für Überraschungen zu sein. Am wichtigsten ist: Ich möchte auch weiterhin Geschichten erzählen und unterhalten. Und lernen und mich entwickeln können. Das ist der Spaß, der hinter uns Filmemachern steht. Es ist ein Geschäft, das nie stillsteht. Und, wie das Schild in der Berliner „Paris bar“ sagt: „Bleib stehen und du stirbst.“ (Oder so ähnlich!) Vor sieben Jahren, nachdem ich von Berlin wieder zurück nach Los Angeles umgezogen bin, bekam ich einen Anruf, ob ich nicht wieder nach Europa zurückkehren und ein paar Folgen der Serie „SOKO Wien“ (in Österreich „SOKO Donau“) drehen möchte.
Ich hatte ein paar Folgen von CSI gedreht (die Las Vegas Version, die vor allem in L.A. abgedreht wurde), als Österreichs SATEL Film (für die ich ein paar Jahre zuvor gearbeitet hatte) und ich dachten, es wäre eine gute Sache für mich, einige ihrer Episoden zu drehen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich fast 50 Folgen später noch immer die Kameraarbeit bei SOKO Wien mache. Aber ich bin immer noch dabei … und ich liebe es. Es ist eine tolle und kreative Zeit. Gute Leute, mit denen man immer noch Magie erschaffen kann. Die Leidenschaft ist lebendig und gut im Team von „SOKO Wien“ … und das ist es, was mich antreibt. Liebe zur Unterhaltung, zum Geschichtenerzählen und Erfindungsreichtum. Wenn man eine gute Gruppe findet, die die gleiche Leidenschaft besitzt, bleibt man so lange, wie es hält.

SOKO_Sanderson

Kameramann David Sanderson (links) und Schauspieler Stefan Jürgens (rechts)
© Stefan Jürgens

 

4. Hat dich je etwas an den Menschen irritiert, mit denen Du zusammengearbeitet hast?

Jeder, der Ausreden sucht, um nicht sein Bestes zu geben, der mehr als öfter jammert und klagt, um Gründe zu finden, aufzugeben. Und natürlich diejenigen, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, zu lügen. Diejenigen von uns, die in unserem Business tätig sind, sollten immer daran denken, wie viele Menschen in den Starlöchern stehen und nicht so viel Glück haben wie wir. Ich habe gelernt, jeden Tag mit einem Lächeln zu begegnen und zu wissen, dass wir das Glück haben, zu tun, was wir tun. Wir haben eine Kamera … oder 2 oder 3 Kameras … einige Lichter und anderes Zeugs … gute Schauspieler und eine gute Geschichte zu erzählen, also unterhaltende Leute. Wie viel Glück ist das?

5. Wenn ich „Kameramann“ höre, denke ich immer an Dean Cundey, der zum Beispiel für John Carpenter, Robert Zemeckis und Steven Spielberg gearbeitet hat. Was sind Deine Idole?

Ich würde sie nicht unbedingt Idole nennen, aber ich habe viele, die ich enorm respektiere und schätze. Die großen Handwerker (und Handwerkerinnen) in der Filmherstellung sind Wegbereiter/Straßenbauer. Diejenigen von uns, die ihnen folgen, schätzen und respeketieren die Straße, die sie gebaut haben, und versuchen mit allen Mitteln, ebenfalls auf diesen Straßen zu bauen, was sich dann irgendwann wieder für die nächste Generation lohnen wird. Das ist unsere Verantworung, wie es die unserer Vorgänger war .
Namen, die mir in den Sinn kommen, sind: Conrad Hall, Vittorio Storaro, Gordon Willis.
Es gibt so viele …

6. Hast Du ein bevorzugtes Seitenverhältnis beim Drehen?

Was auch immer sinnvoll für den Film ist. Als ich mit Regisseur Michael Mann an „Der letzte Mohikaner“ gearbeitet habe, erinnere ich mich, wie er sich über die Wahl „Breitbild anamorpic (2:40:1) beschwerte, als er erkannte, dass sich die hohen Bäume und die Berge nicht immer dem format anpassten. Natürich, am Ende hat es dann doch funktioniert … aber die Entscheidung wurde getroffen. Welche Wirkung will man beim Publikum erreichen? Wie unterstützt das Format das Erleben der Geschichte? „Grand Hotel Budapest“ erinnert uns an die Möglichkeiten, wenn man außerhalb des vorgegebenen Rahmens denkt … oder eben innerhalb des Rahmens im Falle von „Grand Budapest Hotel“.

7. Was können wir von Dir als nächstes erwarten?

Ich bin sehr stolz auf meine weitere Arbeit bei „SOKO Wien“, Das ist es also, was es für mich bedeutet, in die nahe Zukunft zu schauen. Ich denke an jede Epsiode, als wäre es ein eigener Film. Und es werden noch einige weitere großartige Episoden (Filme) kommen. Die Leute bei ZDF, ORF und Satel haben eine sehr offene, kreatve und unterstützende Atmosphäre für eine gute Arbeit geschaffen, vereinten mich mit einigen feinen Regisseuren und Drehbüchern. Eine solche Situation ist nicht so leicht zu finden, wie viele meiner Kollegen auf beiden Seiten des Atlantiks bestätigen können. Darüber hinaus freue ich mich immer wieder auf meine Arbeit in Amerika mit Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Del Shores. Da kann es durchaus zu mehr Werken kommen, nach Bekanntwerden unseres letzten Projekts (ein Kino-Spielfilm) „Blues For Willadean“, vorangetrieben durch meine Arbeit mit ihm bei der Kultserie „Sordid Lives-Die Serie“. Und, natürlich gibt es immer die Überraschung, die sich hinter einem bestimmten Anruf erwartet. Man kann nie wissen, was hinter der nächsten Ecke wartet.

8. Welche Filme bevorzugt David Sanderson privat?

Ich muss dem Nachfolgenden ein stolzes Bekenntnis vorausschicken:
Ich bin nicht der Typ, der Show-Biz über das allgemeine Publikum stellt. ICH BIN das Publikum und bin stolz darauf . Und ich bin immer noch von populären Filmen und TV-Shows begeistert. Das ist nämlich, was ich tue, aber es ist auch das, was ich sehe. Das heißt, ich fühlte mich immer von guten Action-Filmen angezogen … und ich liebe Mystery und Horror (aber die gute Art und nicht das hirnlose Slasher-Zeug) und Suspense (politisch, aber auch andere). Ich denke, jeder Film, der ehrlich zu sich selbst und in sich selbst ist. Er muss eine Seele haben, einen Antrieb und etwas zu sagen haben, eine Richtung, die es wert ist, ihr zu folgen. Mit etwas intellektuellem Klang, überraschend und unterhaltsam. Ich liebe es, wenn mir ein „Wow“ entfährt, während ich den Film sehe … und nicht wegen irgendwelchen technischen Effekten. Einfach nur als Zuschauer (sozusagen als „Zivilist“), der von den Filmschaffenden respektiert und herausgefordert wird … den Geschichtenerzählern. Das bedeutet nicht, dass ich experimentelle Kunstfilme nicht mag. Wenn es gut ist, ist es gut. Aber ich bin nicht einer, der darauf wartet, von hochnäsigen Filmkritikern oder Künstlertypen dar auf hingewiesen zu werden, was mir zu gefallen hat. Ich denke, dass die „Wahrheit“ eine wichtige Qualitätskontrolle beim Filmemachen ist, inklusive Licht und Kamera. Was ist die Wahrheit einer Szene? Die Wahrheit einer Lichtquelle? Die Wahrheit einer subjektiven Kamera? Was ist die Wahrheit, die von einem Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler, Kameramann, Editor oder Komponisten erfunden wurde? Es ist eine unausgesprochene Vereinbarung, die wir von der ersten Szene an mit dem Publikum eingehen, um den Rahmen der „Wahrheit“ einer Filmerfahrung zu etablieren … die Regeln des Films, der Stil, die Erzählweise … und die Darstellung … einer visuellen „Wahrheit“. Die sind unausgesprochene Regeln vom Beginn eines jeden Films (Kino oder Fernsehen). Wenn man versucht, diese Regeln ohne ein intelligentes Design zu brechen, bricht man seine Beziehung zum Publikum … möglicherweise irreparabel. Die filmische „Wahrheit“ … die Beziehung zum Publikum … das finde ich sehr interessant.

9. Hat ein Kameramann Einfluss auf den Film? Konntest Du Deine eigenen Ideen realisieren oder gibt es Regisseur (ohne Namen zu nennen), die dazu nicht überzeugt werden können?

Ich habe sehr viel Glück gehabt. Bei den meisten Regisseuren, mit denen ich gearbeitet habe, gab es eine Zusammenarbeit bezüglich der Wege, eine Geschichte zu erzählen und filmisch zu vermitteln. Die meisten guten und gefestigten Regisseure schätzen solche Beiträge und Unterstüttzung.

10. Eine letzte Frage: Gibt es einen Regisseur, mit dem Du am liebsten einen Film machen würdest?

Stanley Kubrick (ok … er wäre ein Idol) 🙂

Film-Besprechungen bedankt sich ganz herzlich bei Dir für die interessanten Antworten und wünscht Dir alles Gute für die Zukunft.

Wer sich für David Sandersons Arbeit interessiert, sollte sich auf seiner Webseite umsehen.

© 2014 David Sanderson / Wolfgang Brunner

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At eighteen, David Sanderson began his career as a production assistant in the film „Convoy“ (1978) by Sam Peckinpah. After working as a production assistant, actor and property assistant, David Sanderson was hired by a Panavision Representative Company (Victor Duncan, Inc.) to work as a camera technician. Soon after he was inducted into the International Photographers‘ Guild, he immediately began working as a second cameraman and camera assistant for many television and film productions, such as „Dallas“ (1986 – 1988), „RoboCop“ (1987), „Dances With The Wolves“ (1990) and „The Last Of The Mohicans“ (1990).

Since 2007 he works for the Austrian series „SOKO Wien“.

I am very pleased to be able to ask David Sanderson a few questions.

1. What was the most stressful situation you have faced?

There have been a few. But, I would have to say having hundreds of buffalo stampeding towards me, on ‘Dances With Wolves’ would rank No. 1. I was a focus puller on that film, brought in just for second unit and the buffalo unit filming. A great adventure, but in all seriousness, that moment when the buffalo stampeded towards our unsecured camera is the topper. The night before the first big stampede, my boss, Director of Photography Dean Semler (also famous for ‘Mad Max’), stretched out a map on a large table in the Pierre, South Dakota hotel conference room, where we organized our team and equipment. He pointed out the path himself, Kevin Costner, and the animal experts, thought hundreds of stampeding buffalo would take, once they appeared over a hill and into a valley, where ourselves and our cameras would be positioned. After listening, learning and getting our marching orders, Dean ordered us all a shot of tequila, we wished ourselves good luck and swiged the shots down. My camera’s location, being the one closest to (and in front of) the buffalo’s immediate path … with a 2000mm anamorphic lens (optic) on it (the same one I also used on the end titles unit for ‘Indiana Jones and the Last Crusade’)…seemed to be more in harm’s way than the others, so we asked for some protection from those stampedeing large animals. Thus,a few autos were parked around us, before that first run. An hour or two went by, as we waited for the buffalo to be herded into our direction for the scene. Unable to actually see the activities behind the hill, we took our clue of the buffalos’proximity from the helicopter we could see, which was assisting 4 unseen pick up trucks. Long story a little shorter, the helicopter flew away, a voice on a walkie-talkie informed all cameras to “roll”, the hair on the back of my neck stood rigid as I felt the deep vibration under my feet … just as a long brown line of hundreds of buffalo appeared on that hilltop, all stampedeing directly towards us. And then, those confused and frieghtenned (and, very large) buffalo saw us and made a strong left turn, away from the ‘planned path’, breaking down 3 barbed wire fences and disappearing into the horizon. It took three days to herd them back into position and do the shot again. This time, without any protection … just our camera’s 3 man team(all the other cameras, and teams, were still on a slope off to the side of the projected path, as they had been on the earlier run). The animal experts said it would be best for our camera to be low profile (no autos), just a small glob on the prairie for those animals to see as they moved forward. The buffalo would never run us over, if there is space around for them to go. And so, we all agreed and did it that way, but this time it worked. We got the shot seen by so many, played during the Academy Awards when Dean won his Oscar. The buffalo came directly towards us and turned at the last moment. We survived.

2. Who has impacted you most in your career and how?

Director Sam Peckinpah would be at the top. He was the first director I worked with … I was lucky enough to get my first film job as a Production Assistant on the kino film, ‘Convoy’, one of his last. And, I was also lucky enough to follow that production all the way to the Malibu, California beach editing house. Learned a lot, early on from Sam Peckinpah and his team, especially in regards to the dynamics of action movie making (the angles, being ‘inside a scene’), character driven stories and the psychological possibilites ‘thinking out of the box’ cinematic language in cutting and compositions.

3. Where do you see yourself in five years time? What are your plans?

I’ve learned never to predict. After working all over America, for many years, it wasn’t a plan to work in Europe. But, here I am … 15 years after the first time. It’s best to be ready and open for the surprises. Most importantly, I wish to continue to have the priviledge to tell stories and entertain, to learn and evolve. That’s the fun of what we do, as film makers. It’s a business that never stands still. And, like that sign in the Paris Bar (Berlin) says, “Stand Still and Die” (or something like that). Seven years ago, after moving back to L.A. from Berlin, I got a call to return to Europe and shoot a few episodes of ‘Soko Wien’ (‘Soko Donau’ for Austrians). I had been doing some work on CSI (the Las Vegas version, primarily shot in L.A.) when Austria’s Satel Film (who I had worked for, years before) and myself, thought it would be a good fit for me to shoot some of their episodes. I had no idea then that I would still be shooting the show now…. nearly 50 episodes later. But, I am … and I love it. It’s been a great and creative time. Good folks and still making magic. The passion is alive and well on ‘Soko Wien’ … and, that’s what keeps me going. Love of entertaining, story telling and invention. When you find a good group that has the same passion, you stick with them as long as it holds.

4.) Has anything ever irritated you about people you’ve worked with?

Anyone who make excuses to not to do their best, who whines and complains more often than not, who find reasons to give up. And, of course, those who make a habit of lying. Those of us employed in this business should always remember how many people are waiting in the wings, wishing they were as lucky as us. I have learned to approach every day with a smile, knowing that we are lucky to be doing what we love to do. We have a camera … or 2 or 3 cameras … some lights and stuff … good actors and a good story to tell, entertaining folks. How lucky is that?

5.) When I hear “Cameraman“ i think always of Dean Cundey, who has worked for John Carpenter, Robert Zemeckis and Steven Spielberg for example. What are your idols in this industry?

While I wouldn’t call them idols, I have many I tremendously respect and appreciate. The great craftsmen (and craftswomen) in film making are road builders. Those of us that follow them must appreciate and respect the road they built … and try like hell to build onto it …leading somewhere worth going for the next generation. That’s our responsibilty, as it was their’s … Names that do come to mind for me: Conrad Hall, Vittorio Storaro, Gordon Willis. Actually, there are so many …

6.) Do you have a preferred aspect ratio to shoot in?

Whatever makes sense for the film. When I was working on ‘Last of the Mohicans’ with Michael Mann directing, I remember him complaining about choosing wide screen anamorhic (2:40:1) when he realized the tall trees and mountains didn’t always lend themselves to the format. Of course, in the end it worked … but, the point was made. What effect are you trying to achieve for the audience? … How does the format support the experience of the story? ‘Hotel Budapest’ reminds us of the possibilites, when thinking ‘out of the box’…. or into the box, in the case of ‘Hotel Budapest’.

7.) What we can look forward from you next?

I am very proud of my continued work on ‘Soko Wien’, so that’s what to look for from me in the near future. I like to think of each epsiode as it’s own movie. And, we have some more great episodes (movies) coming up. The people at ZDF, ORF and Satel have created a very open, creatve and supportive atmosphere for doing some good work, pairing me with some fine directors and scripts. Such a situation is not so easy to find, as many of my colleagues on both sides of the Atlantic ocean know so well. In addition, I always look forward to my work with Director/Writer/Producer Del Shores, in America. There may be something more in the works, after the notoriety of our last project (a kino-feature film) ‘Blues For Willadean’, preceded by my work with him on the cult favorite ‘Sordid Lives-The Series‘. And, of course, there is always the surprise that awaits behind any given phone call. You just never know what’s around the corner.

8.) What movies does David Sanderson prefer?

I must preface the following with a proud confession. I am not the showbiz guy who is above the general audience. I AM the audience and proud of it, still excited by popular movies and TV shows. It’s what I do, but it’s also what I watch. That said, I have always been attracted to good action films … I also love mystery and horror (the good kind … not the mindless slasher stuff), suspense (political and otherwise). I guess any film that is truthful to itself, within itself. It must have soul, a drive, something to say, a direction worth following. Something intellectually sound, surprising, entertaining. I love it when I go ‘Wow‘ while watching … and not because of anything technical. Just as an audience member (a ‘civilian’) that feels respected and challenged by the film makers … the story-tellers. That doesn’t mean I don’t like experimental/ art films. If it’s good, it’s good. But, I am not one to wait for high nosed critics or ‘art’ society types to inform me of what I like. I think ‘truth’ is an important common ‘quality control’ thread in motion picture making, including with light and camera. What is the truth of a scene? … the truth of a light source? … the truth of a POV? What is the truth, as invented by a director or writer or actor or cameraman or editor or music composer. There is an unspoken agreement we have with the audience from the first scene to establish the framework of the ‘truth’ of a given motion picture experience … the rules of the film, of style, of narration … of performance…. of ‚visual truth‘. Unspoken rules established from the beginning of any film (cinema or television). If you break the rules without intelligent design, you damage your relationship with the audience… perhaps irrepairably. That cinematic ‘truth’… the relationship with an audience … I find very interesting.

9.) Has a cameraman influence on the film? Are you allowed to realize your ideas or are there directors (without revealing names) that can not be convinced?

I have been very lucky. With most of the directors I have worked, there’s been a collaboration regarding the ways to tell and convey a story, cinematically. Most good and secure directors appreciate the input and support.

10.) One last question: Is there a director with whom you would make a film most?

Stanley Kubrick (ok … he would be an ‚idol‘) (@smiles)

Film-Besprechungen heartily thanks to you for the interesting responses and wishes you all the best for the future.
If anyone is interested in David Sanderson’s works, please visit his website.

© 2014 David Sanderson / Wolfgang Brunner

Böser Zauber – SOKO Wien (2009)

böser zauber

Originaltitel: Böser Zauber
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Stefan Brunner
Kamera: David Sanderson
Musik: Bob Gutdeutsch
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Sandra Cervic, Nikolai Kinski
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Der Zauber- und Entfesslungskünstler Anatol Opitz lässt sich gefesselt in einen verschlossenen Wassertank sperren. Allerdings gelingt es ihm dieses Mal nicht, das Schloss zu entsperren, denn der Schlüssel, den er im Mund versteckt hält, passt nicht. Anatol ertrinkt auf offener Bühne, während sein Bruder Sebastian, der für seine Sicherheit zuständig ist, bewusstlos hinter der Bühne liegt.
Revierinspektorin Penny Lanz, die seit einiger Zeit ein Verhältnis mit dem Magier hatte, wird Augenzeuge des offensichtlichen Mordes.  Bei den Ermittlungen entdeckt sie, dass Anatol verheiratet war. Die erste Spur führt nämlich zur eifersüchtigen Ehefrau …

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„Böser Zauber“ ist die neunte Folge der fünften Staffel aus der Serie „SOKO Wien“. Ziemlich gewagt (zumindest für Fernsehverhältnisse) fängt die Folge an und erinnerte mich spontan an die Filme von Nicholas Roeg.
Spannend wird der Fall, in dem Penny Lanz dieses Mal eine große Rolle spielt, von Robert Sigl nach einem Drehbuch von Stefan Brunner, der bereits für mehrere SOKO-Folgen tätig war, inszeniert.  Lilian Klebow spielt sehr sympathisch und lässt in dieser Folge keine Langeweile aufkommen. Und auch Nikolai Kinski, der mir im Tatort „Rache-Engel“ nicht so gut gefallen hat, belehrt mich in dieser SOKO-Folge eines besseren. Seine Art zu schauspielern erinnert tatsächlich ein wenig an seinen Vater. Und hier hat er mir dann auch gefallen. 🙂

Die wirklich gute Kameraarbeit von US-Amerikaner David Sanderson, der schon desöfteren mit Robert Sigl zusammenarbeitete, macht den Film sehr kurzweilig. In der Schlusseinstellung zum Beispiel spiegelt sich eine Maske im Auge von Lilian Klebow. Das wurde hervorragend von Sanderson eingefangen. Auch die schnellen Schnitte gegen Ende des Films haben mir sehr gut gefallen.

Das restliche Ermittlerteam, dargestellt von Stefan Jürgens, Gregor Seberg und Dietrich Siegl, agiert wie gewohnt gut.
Unter anderem mit der Anfangssequenz beweist Robert Sigl, was in ihm steckt. Diese „Sex“-Szene ist hervorragend inszeniert und fotografiert. Die dazu passende Musikuntermalung von Bob Gutdeutsch könnte einen tatsächlich vergessen lassen, dass man „nur“ einen Fernsehfilm sieht. Die nach einer knappen Viertelstunde gezeigten Rückblenden, als sich Penny an den Abend mit ihrem Liebhaber erinnert, sind absolut faszinierend gemacht.
„Böser Zauber“ ist ein guter Thriller, ein solider, sehr schön inszenierter Krimi, der enormen Spaß macht.

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Fazit: Gute Regie, gute Kameraarbeit, schöne Musik und eine tolle Lilian Klebow machen diese SOKO-Folge zu einem „kleinen Ereignis“. Gerade die Tatsache, dass hier einmal die Ermittlerin Penny eine große Rolle übernimmt, zeichnet diese Folge aus.

© 2014 Wolfgang Brunner