Three Burials – Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada (2005)

Three-Burials

Originaltitel: The Three Burials of Melquiades Estrada
Regie: Tommy Lee Jones
Drehbuch: Guillermo Arriaga
Kamera: Chris Menges
Musik: Marco Beltrami
Laufzeit: 117 Minuten
Darsteller: Tommy Lee Jones, Barry Pepper, January Jones, Levon Helm
Genre: Neo-Western
Produktionsland: USA, Frankreich
FSK: ab 12 Jahren

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Ein Mexikaner, dessen Leiche man im Grenzgebiet zu Texas fand, wird ohne großes Aufsehen in einem Gemeinschaftsgrab für unbekannte illegale Einwanderer beigesetzt. Der ortsansässige Sheriff betrachtet die Sache damit als erledigt, ein gewisser Cowboy Pete jedoch nicht. Der geradlinige Mann hat nämlich etwas dagegen, da er mit dem Mexikaner befreundet war. Auf eigene Faust entführt er  den Grenzpolizisten Mike, von dem er rausfindet, dass er der Mörder ist, und zwingt ihn ihm bei seiner Mission zu helfen. Dem ermordeten Mexikaner Melquiades Estrada hatte er nämlich versprochen, ihn in seiner mexikanischen Heimaterde zu begraben …

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Dass Tommy Lee Jones ein guter Schauspieler ist, daran haben viele keinen Zweifel. Nicht umsonst ist er Golden-Globe- und Oscar-Preisträger. Doch ein guter Schauspieler muss nicht auch zwangsläufig ein guter Regisseur sein. Das Jones von beidem etwas versteht, hat er mit seinem Kinodebüt als Regisseur von Three Burials bewiesen. Darin fungiert er als Regisseur und als Darsteller. Das Drehbuch schrieb der preisgekrönte mexikanische Regisseur Guillermo Arriaga. So ist es nicht zu verwundern, dass der Film in der für Arragia typischen Weise keine chronologische Erzählweise hat, sondern sich durch drei Zeitebenen zieht und durch Perspektivwechsel sowie erzählerische Sprünge gekennzeichnet ist. Da der Originalfilm Englisch und Spanisch spricht und die spanischen Szenen in der deutschen Synchronisation mit Untertiteln versehen sind, ist das hier kein Film für nebenbei, sondern es wird Konzentration verlangt. Die Story an sich ist schon ein wenig skurill, doch nicht unbedingt aus der Luft gegriffen. Sie zeichnet ein kritisches Bild der realen Politik am Rand der USA.

Natürlich ist das Ganze auch ein wenig klischeehaft dargestellt. Ein typisch amerikanisches Pärchen, ein gewalttätiger, hedonistischer Grenzpolizist, eine verschlafene Kleinstadt, korrupte Sherrifs und schließlich ein alternder Cowboy, der die letzten Ideale seiner Jugend zu Grunde gehen sieht und sich dagegen wehrt. Zugleich werden die Mexikaner ausschließlich als erdverbundene, spirituelle Naturmenschen dargestellt. Wer will, kann sich jetzt über solche Schwarz-Weiß-Färbung aufregen, doch ich will mich in meiner Rezension auf den Film an sich konzentrieren. Die Inszenierung finde ich wirklich gut gelungen. Es gibt sehr schöne Landschaftsaufnahmen und tolle Bilder zu sehen. Was die Darsteller betrifft, war ich sofort von Jones begeistert. Er spielt den ruhigen, rechtschaffenen Cowboy mit enormer Gelassenheit. Das wird besonders an der Szene deutlich, als er mit seinem Gefangenen einen alten Mann in der Wüste trifft, der ihn bittet, ihn zu erschießen. Sein Gegenstück darf Barry Pepper verkörpern, den ich auch schon aus so einigen Filmen kannte. Auch er hat meiner Meinung nach seine Sache sehr gut gemacht. Die anderen Darsteller bekommt man mehr oder weniger kaum zu Gesicht, doch auch hier konnte ich nichts Schlechtes feststellen. Schade ist nur, dass der Part mancher Charaktere jäh endet und sie sozusagen in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.

Je mehr sich der Film dem Ende nähert, umso unlogischer wird er leider für mich. Klar werden, wie man es von Arragia gewohnt ist, die großen (ausgelutschten?) Komplexe Schuld und Sühne thematisiert. Das passt auch zu einem Neo-Western, als was der Film klassifiziert wurde. Doch der Rest drumherum und besonders das Ende will meiner Meinung nach nicht so recht dazu passen. In meinen Augen ist der Film mehr ein sozialkulturelles Drama mit Westernelementen.

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Fazit: Jones schafft es hier in seiner zweiten Regiearbeit nach einer TV-Produktion, ein komplexes und mehr oder weniger spannendes Stimmungsbild einer Grenzlandschaft zu entwerfen. Zwar hat mich der Film jetzt nicht unbedingt maßlos begeistert, doch für einen netten, ruhigen Abend ist er nicht schlecht. Der Film hat 2005 in Cannes den Preis für das Beste Drehbuch sowie für den Besten Darsteller gewonnen.

© 2014 Lucas Dämmig

The Fog – Nebel des Grauens (1980)

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Originaltitel: The Fog
Regie: John Carpenter
Drehbuch: John Carpenter, Debra Hill
Kamera: Dean Cundey
Musik: John Carpenter
Laufzeit: 90 Minuten
Darsteller: Adrienne Barbeau, Jamie Lee Curtis, Janet Leigh, Hal Holbrook, Tom Atkins, John Houseman, Nancy Loomis
Genre: Horror
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Vor 100 Jahren, so erzählt eine Legende, haben die ersten Siedler der Küstenstadt Antonio Bay durch ein falsches Leuchtfeuer-Signal ein Schiff, auf dem sich Leprakranke befanden, gegen ein Riff gesteuert. Sie wollten dadurch verhindern, dass in ihrer Nähe eine Leprakolonie gegründet wurde. Jetzt, 100 Jahre später und pünktlich zur Hundertjahrfeier von Antonio Bay, kehren die Geister des Schiffsunglücks zurück und wollen Rache …

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Bei Kinostart ein Flop, mauserte sich Carpenters „The Fog“ danach anschließend immer mehr zu einem Kultfilm. Alleine schon die Musikuntermalung des Films ist der Hammer. Wie schon bei „Dark Star“, „Assault On Precinct 13“ (Das Ende) und „Halloween“ zeigt sich Regisseur Carpenter auch hier wieder selbst als Komponist. Diese Tradition führte er dann noch bei vielen Nachfolgefilmen fort.

Stimmungsvoll, unheimlich und actionreich inszenierte Carpenter einen Horrorfilm, der auch nach wiederholtem Ansehen immer wieder Spaß macht. Neben der zu damaligen Zeit eingeschworenen Carpenter-Schauspielerriege (Jamie Lee Curtis, Nancy Loomis, Tom Atkins) ist auch  die Mutter von Scream-Queen Jamie Lee Curtis, „Psycho“-Star Janet Leigh, zu sehen. Die Special-Effects wurden beim damaligen Saturn Award ausgezeichnet. Und auch wenn sie heute antiquiert wirken, so zeigen sie dennoch Wirkung.

Wie schon in „Assault“ wechselt Carpenter auch bei „The Fog“ zwischen spannenden Szenen und ruhigen Momenten, was dem Film eine wirklich tolle Atmosphäre verleiht, die durch die oben bereits erwähnte Musik noch unterstützt wird. Auch bei diesem Film sieht man, mit welcher Freude Carpenter an seine Inszenierungen heranging und welche Vorbilder ihn beeinflussten.

Auch wenn die Handlung nicht immer hundertprozentig logisch wirkt, ein Erlebnis bleibt der Film auch nach so vielen Jahren immer noch. Carpenter eben! 🙂

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Fazit: Stimmungsvoll und effektvoll in Szene gesetzter Horrorfilm, der durch eine perfekte Inszenierung, tolle Schauspieler und eine atmosphärische Musik immer wieder begeistern kann.

© 2014 Wolfgang Brunner

Micmacs – Uns gehört Paris! (2009)

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Originaltitel: Micmacs à tire-larigot
Regie: Jean-Pierre Jeunet
Drehbuch: Jean-Pierre Jeunet, Guillaume Laurant
Kamera: Tetsuo Nagata
Musik: Raphaël Beau
Laufzeit: 105 Minuten
Darsteller: Dany Boon, André Dussollier, Nicolas Marié, Dominique Pinon
Genre: Komödie
Produktionsland: Frankreich
FSK: ab 12 Jahren

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Eines Abends tritt der Angestellte Bazil nichtsahnend vor die Tür seiner Pariser Videothek und bekommt prompt eine verirrte Pistolenkugel in den Kopf. Eine dumme Sache, aber nicht unbedingt tödlich, entscheiden die Ärzte und entlassen Bazil wieder aus dem Krankenhaus. Mit einer Kugel im Kopf, aber ohne Job und Wohnung, steht er nun auf der Straße. Doch das Glück geht manchmal seltsame Wege: Bazil trifft auf einen kauzigen Typen, der mit einer Gruppe genauso wunderlicher Außenseiter zusammenlebt. Bei dieser skurrilen Familie findet Bazil ein neues Zuhause. Vor allem die Schlangenfrau „Mademoiselle Kautschuk“ weckt Bazils Interesse und erobert schnell sein Herz. Doch zunächst muss Bazil noch eine Mission in eigener Sache erfüllen: Er will sich an den Waffenfabrikanten und ihren Bossen rächen und wird dabei von seinen neuen Freunden tatkräftig unterstützt …

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Der französische Spaßvogel hat wieder zugeschlagen! Jeunet kann es immer noch, was er mit dieser, seiner derzeit letzten Komödie wieder bewiesen hat. Im Stile eines Heist-Movies wie Ocean’s Eleven oder – wem eine Komödie lieber ist – Otto’s Eleven legt sich Jeunet hier voll in’s Zeug und zeigt einmal mehr, was er drauf hat. Der Plot – herrlich skurill, so wie man es von Jeunet gewohnt ist. Doch nicht nur der Plot, der ganze Film sprüht wieder einmal vor Fantasie. Ganz im Zeichen des Filmtitels, der übersetzt „Schwindel“ oder „Mauschelei“ bedeutet, trifft man auf etliche schräge Charaktere und fast alle sind liebevoll, sowie mit einer Nase für’s Detail gezeichnet.
In der Wahl seiner Darsteller hat Jeunet wieder einmal ein glückliches Händchen unter Beweis gestellt. Der Hauptdarsteller Dany Boon mit seiner lakonischen Art ist meiner Meinung nach in dem Film sehr gut besetzt. Mit seiner naiven Weltsicht verkörpert er die Figur des Bazil zwischen kindlicher Unbeholfenheit gegenüber einer brutalen Welt und sympathischer Entschlossenheit perfekt und dazu noch erstaunlich ironiefrei. Natürlich dürfen hier auch die Stammschaupieler des Regisseurs, wie zum Beispiel Dominique Pinon, nicht fehlen, der hier in der verqueren Truppe, in der Bazil sich wiederfindet, eine menschlichen Kanonenkugel spielt. Auch die restlichen Schauspieler, wie zum Beispiel die beiden Darsteller der Waffenfabrikanten, können sich durchaus sehen lassen und speziell diese beiden haben bei mir für viel Spaß gesorgt.

Nach einem Plan von Bazil nimmt also die Rache der sympathischen Freaks ihren satirischen Lauf, der oft fantasievoll, aberwitzig und teilweise grotesk wirkt. Gut und Böse werden cartoonhaft typisiert und gut ausbalanciert gezeigt. Natürlich entspricht so eine Schwarz-Weiß-Sicht nicht unbedingt der Realität, doch das fällt hier überhaupt nicht in’s Gewicht. Dem aufmerksamen Zuschauer präsentiert Jeunet sogar einige Anspielungen auf seine früheren Filme, sowie Verbeugungen gegenüber berühmten Filmen. So ähnelt zum Beispiel eine Szene ziemlich zum Schluss des Filmes, wo die beiden Waffenfabrikanten mit einer Handgranate gezeigt werden, einer Szene aus Spiel mir das Lied vom Tod.
Mit dem Ende des Filmes hat Jeunet sowieso wieder eine meisterhafte Idee geboten, die seinesgleichen sucht. Allein wegen der schlussendlichen Gegenüberstellung der Waffenfabrikanten und Bazil’s übermütigen Haufen lohnt es sich, den Film anzusehen. Wie mit einfachsten Mitteln zwei millionenschwere Männer zur Verzweiflung gebracht werden, hat mich echt begeistert. Ein Meisterwerk der Fantasie!

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Fazit: Ein überaus kurzweiliger Film, der die unverkennbare Handschrift des französischen Meisters trägt. Seine Konzepte sind zwar meist höchst eigenwillig, doch immer etwas besonderes. Diesem Film würde ich das Prädikat „besonders sehenswert“ geben.

© 2014 Lucas Dämmig

Journey Of Love (2012)

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Originaltitel: Safety Not Guaranteed
Regie: Colin Trevorrow
Drehbuch: Derek Conolly
Kamera: Benjamin Kasulke
Musik: Ryan Miller
Laufzeit: 86 Minuten
Darsteller: Aubrey Plaza, Mark Duplass, Jake Johnson, Karan Soni, Kristen Bell, Mary Lynn Rajskub
Genre: Komödie
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahren

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Durch eine außergewöhnliche Kontaktanzeige, in der ein Mann jemanden sucht, der mit ihm auf eine Zeitreise gehen würde, lernt die Praktikantin Darius den seltsamen Kenneth lernen. Je länger sie mit ihm zusammen ist, desto merkwürdiger kommt ihr der Mann vor. Dennoch verliebt sie sich in ihn. Lange ist sie unsicher, ob Kenneth tatsächlich fähig ist, Zeitreisen durchzuführen oder ob er einfach nur verrückt ist.

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Dieser Film, von den gleichen Produzenten, die den absolut wunderbaren „Little Miss Sunshine“ ermöglichten, lässt mich zwischen „Gefällt mir“ und „Gefällt mir gar nicht“ hin und her schwanken. Einerseits ist die Idee ganz nett und manchmal auch ganz gut umgesetzt, andererseits bekommt man Sprüche zu hören, die absolut schwachsinnig und niveaulos sind. Das ist der Punkt, den ich an den meisten Komödien sowieso nicht mag. Und leider trifft das auch auf „Journey Of Love“ zu.

Ich hatte eigentlich einen romantischen Liebesfilm erwartet. Vielleicht lag es daher auch an meiner falschen Erwartungshaltung, dass „Journey Of Love“ bei mir nicht funktioniert hat. Schauspielerisch fand ich, bis auf Aubrey Plaza, niemanden gut. Okay, Karan Soni als „Dumpfbacke“ konnte mich auch noch überzeugen. 😉

Obwohl der Film nur gute 80 Minuten lang ist, dümpelte er dennoch unbeholfen dahin und ließ desöfteren Langeweile bei mir aufkommen. Vor allem, weil die Geschichte einfach nicht vorwärtsging und das Thema Zeitreisen nicht im Vordergrund stand, wie einem aber anhand des Covers vermittelt wird. Komödien-Fans werden den Film mögen, ich fand ihn zu anspruchslos und schauspielerisch unbefriedigend. Man hätte aus dem Plot durchaus mehr machen können, Independent Film hin oder her.

Da bleibt nur zu hoffen, dass Colin Trevorrow bei „Jurassic World“ ein besseres (Regie-) Händchen hatte.
Für die grandiose Übersetzung des englischen Originaltitels in einen englischen deutschen Titel erhält dieser Film von mir auch noch die Auszeichnung „Golden Translation Raspberry“.

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Fazit: Lahme, nur bedingt unterhaltsame Komödie mit (leider nur sehr wenigen) romantischen, und dadurch schönen, Momenten. Ansonsten platte Comedy, die nicht wirklich Tiefgang hat.

© 2014 Wolfgang Brunner

The Tall Man (2012)

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Originaltitel: The Tall Man
Regie: Pascal Laugier
Drehbuch: Pascal Laugier
Kamera: Kamal Derkaoui
Musik: Todd Bryanton
Laufzeit: 100 Minuten
Darsteller: Jessica Biel, Jodelle Ferland, Stephen McHattie, Jakob Davies, William B. Davis, Samantha Ferris
Genre: Thriller
Produktionsland: Kanada, Frankreich
FSK: ab 16 Jahren

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In Cold Rock, einer kleinen Bergarbeiterstadt, verschwinden etwa alle zwei Monate Kinder spurlos. Keiner sieht sie jemals wieder. Die Einwohner sprechen von einem großen Mann, dem „Tall Man“, der die Kinder entführt. Die Krankenschwester Julia lebt mit ihrem Sohn David in Cold Rock, der eines Tages vom „Tall Man“ geholt wird. Doch Julia gibt nicht so schnell auf und macht sich auf die Suche nach dem Jungen …

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Der Text auf der Rückseite der Blu Ray spricht von einem Horror-Thriller. Wenn die „Schlümpfe“ Science Fiction sind, dann könnte diese Aussage sogar zutreffen. 🙂 Im Ernst: „The Tall Man“ ist ein Thriller, und zwar ein richtig guter, hat aber mit Horror so gar nichts zu tun. Wer also einen Horrofilm erwartet, sieht sich schon nach einer halben Stunde mit einem völlig anderen Genre konfrontiert.

„The Tall Man“ ist ein intelligenter Thriller, der Köpfchen vom Zuschauer verlangt. Allzu schnell könnte es passieren, dass man die Zusammenhänge nicht mehr begreift, wenn man sich in erster Linie auf seine Chipstüte konzentriert und nur hin und wieder ein Auge und ein Ohr auf den Film richtet. Jessica Biel spielt ihre Rolle sehr überzeugend und hat mich an manchen Stellen geradezu begeistert. Sie ist eindeutig die „Trägerin“ dieses Thrillers, der einem oft aufgrund der Handlung (es geht um Kindesentführungen) eine unwohle Gänsehaut verschafft.

Die zahlreichen, und vor allem geschickten, Wendungen machen den Film zu etwas Besonderem, den man wird von einer falschen Spur zur nächsten geführt und ist zeitweilig richtig verwirrt, was einem da vorgesetzt wird. Alles in allem ist „The Tall Man“ ein zwar unheimlich spannender und mitreissender, aber auch sehr ruhiger und atmosphärischer Film. Auch wenn in vielen Beschreibungen das Wort „Horror“ oder „Mystery“ erscheint, so ist Laugiers intelligenter Film einfach nur ein Thriller, der manchmal schockt, aber im Endeffekt dann doch eine gute Botschaft verkündet.

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Fazit: Kein Film für nebenbei. Aufpassen und selbst kombinieren ist hier das Stichwort, um einen sehr durchdachten Thriller zu genießen, der sowohl spannend unterhält, als auch nachdenklich macht. Mir hat „The Tall Man“ trotz irreführender Beschreibung auf der Blu Ray-Rückseite enorm gut gefallen.

© 2014 Wolfgang Brunner

Sunshine (2007)

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Originaltitel: Sunshine
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Alex Garland
Kamera: Alwin H. Kuchler
Musik: John Murphy, Karl Hyde, Rick Smith
Laufzeit: 103 Minuten
Darsteller: Cillian Murphy, Chris Evans, Rose Byrne, Michelle Yeoh, Mark Strong, Cliff Curtis
Genre: Science Fiction
Produktionsland: Vereinigtes Königreich
FSK: ab 12 Jahren

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Die Sonne stirbt!
Ein Team aus Wissenschaftlern macht sich auf den Weg, die Erde zu retten, in dem es eine Bombe im Inneren der Sonne zünden will. Doch Projekt „Icarus“ scheitert und der Funkkontakt bricht ab. Sieben Jahre später macht sich ein zweites Team unter dem Namen „Icarus II“ auf den Weg. Kurz vor dem Ziel droht auch ihre Mission zu scheitern und die einzig Hoffnung der Besatzung ist, das verschollene Raumschiff „Icarus“ zu finden.

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„Sunshine“ ist die überaus gelungene Zusammenarbeit von Regisseur Danny Boyle und Romanautor Alex Garland („The Beach“, ebenfalls verfilmt von Danny Boyle mit Leonardo DiCaprio in der Hautprolle).
„Sunshine“ war für 2007, was „Gravity“ für 2013 ist! Mit äußerst beeindruckenden Aufnahmen entführt Boyle den Zuschauer in ein Science Fiction-Abenteuer, das tatsächlich bis an die Grenzen des Vorstellbaren stößt. Zielsicher entwirft der Regisseur ein Szenario, das, obwohl unwahrscheinlich, irgendwann dann doch ziemlich glaubhaft wirkt. Die Atmosphäre, die „Sunshine“ verströmt, erinnert in der Tat an den 2013 gedrehten „Gravity“ oder auch an Brian dePalmas „Mission To Mars“.

Leider gibt es eine Entwicklung in der Handlung, die mir persönlich nicht so gut gefallen hat, und das Gesamtbild unerfreulicherweise etwas trübt. Ich müsste spoilern, um darauf hinzuweisen. Wer aber die Stimmung des Films erfasst, wird erkennen, was ich meine. Nichtsdestotrotz ist „Sunshine“ eine visuell wirklich beeindruckende Rettungsaktion für die Erde, die auch nach mehrmaligem Ansehen überwältigt. Die „Außenaufnahmen“ im All sind perfekt und realistisch und lassen einem hautnah mit dabei sein. Die realitätsnahe Inszenierung Boyles ist es wahrscheinlich auch, die den Film so unvergesslich macht.

Schauspielerisch habe ich am gesamten Team nichts auszusetzen. Jeder spielt seinen Part überzeugend. „Sunshine“ ist ein bisschen wie John Carpenters „Dark Star“ – man fühlt sich der Crew zugehörig, lebt und leidet mit ihr. Fast schon wie ein Film aus der „Star Trek“-Reihe verbindet Alex Garland eine fiktive wissenschaftliche Ausgangssituation für einen bombastischen Plot im All. Für mich eindeutig einer der besten Science Fiction-Filme der neueren Zeit.

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Fazit: Bombastisch und visuell überwältigend entführt Danny Boyle mit seinem „Sunshine“ das Publikum an den Rand des Vorstellbaren. Eine beeindruckende, fast schon philosophische Reise.

© 2014 Wolfgang Brunner

Falsches Spiel mit Roger Rabbit (1988)

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Originaltitel: Who Framed Roger Rabbit
Regie: Robert Zemeckis
Drehbuch: Jeffrey Price, Peter S. Seaman, Gary K. Wolf
Kamera: Dean Cundey
Musik: Alan Silvestri
Laufzeit: 100 Minuten
Darsteller: Bob Hoskins, Christopher Lloyd, Joanna Cassidy, Charles Fleischer, Stubby Kaye
Genre: Zeichentrick, Kinderfilm
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 12 Jahre

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In einem fiktiven Los Angeles leben Menschen und Toons, Zeichentrickfiguren, miteinander. Einer dieser Toons, Roger Rabbit, ist ein berühmter Schauspieler, der die Hauptrolle in vielen Zeichentrickfilmen innehat. Als Roger erfährt, dass sich seine Ehefrau Jessica heimlich mit dem Industrieboss Marvin Acme trifft, rastet er völlig aus. Am nächsten Tag wird Acme tot aufgefunden und Roger Rabbit steht unter Mordverdacht, denn sein Motiv ist wohl unübersehbar. Zusammen mit dem Privatdetektiv Valiant versucht Roger, seine Unschuld zu beweisen und entdeckt dabei, dass viel mehr hinter Acmes Ermordung steckt, als bisher angenommen wurde.

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Der seinerzeit als Meilenstein gefeierte Zeichentrick/Realfilm-Mix von Meisterregisseur Robert Zemeckis wirkt auch heute noch, obwohl er über 25 Jahre alt ist. Völlig ohne Computeranimationen wurden Cartoons in den Realfilm gezeichnet und das teilweise so perfekt, dass es einem heute noch die Sprache verschlägt. Mit „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ wurde aber leider auch fast schon die Ära der „Handarbeit“ von der „Computeranimation“ abgelöst.
Es macht wirklich ungemein Spaß, die Zeichentrickfiguren in der Realwelt herumzappeln zu sehen, auch wenn die Sprüche manchmal etwas veraltet wirken. Die vielen Gastauftritte und Anspielungen auf andere Zeichentrickfilme (Walt Disney, Warner Bros …)  sind immer wieder sehenswert und man kann beim wiederholten Ansehen so manche Dinge entdecken (Micky Maus, Donald, Duffy Duck, Betty Boop, Bugs Bunny, Dumbo …)

Nicht immer ganz kindgerecht erzählt Zemeckis eine spannende Detektivgeschichte, die grandios unterhält. Bob Hoskins geht, wie in all seinen Filmen, vollkommen in seiner Rolle als Privatdetektiv Valiant auf. Sein Schauspiel trägt den Film und verleiht ihm eine charmante, menschliche Note. Hoskins vermag Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu begeistern.
Den von Steven Spielberg produzierten „Roger Rabbit“ möchte man fast schon als Kultfilm bezeichnen. Mich lässt er auf jeden Fall immer wieder Kind sein. Gerade die Mischung aus Real- und Zeichentrickfilm lässt das Ganze zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Nicht umsonst hat „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ 1989  je einen Oscar für den Tonschnitt, für die visuellen Effekte, sowie für den Filmschnitt bekommen.

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Fazit: Tricktechnisch ein Meilenstein der Filmgeschichte, bietet „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ temporeiche Unterhaltung mit bekannten Zeichentrickfiguren und einem gewohnt guten Bob Hoskins.

© 2014 Wolfgang Brunner

Wild At Heart (1990)

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Originaltitel: Wild At Heart
Regie: David Lynch
Drehbuch: Barry Gifford
Kamera: Frederick Elmes
Musik: Angelo Badalamenti
Laufzeit: 120 Minuten
Darsteller: Nicholas Cage, Laura Dern, Willem Dafoe, Harry Dean Stanton, Diane Ladd, Isabella Rossellini
Genre: Drama, Literatur
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Sailor und Lula sind ein Paar, das ihre Liebe und Freiheit genießt. Als Sailor einen Freund von Lulas Mutter bedroht, kommt er für ein paar Monate ins Gefängnis. Die Straftat wurde von Lulas Mutter, die die Beziehung zwischen ihrer Tochter und Sailor nicht gerne sieht,  geschickt inszeniert und Sailor tappte in die Falle. Nachdem er aus dem Gefängnis wieder entlassen wird, beschließen Lula und er, zu fliehen. Doch Lulas Mutter möchte Sailor lieber tot sehen, als dass er eine Beziehung zu Lula aufrecht erhält, und hetzt dem Liebespaar einen Auftragskiller hinterher.

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David Lynchs Roadmovie und skurrile Hommage an den „Zauberer von Oz“ zeigt auch nach fast 25 Jahren noch seine Wirkung. Auch wenn die ein oder andere Szene heute etwas „veraltet“ daher kommt, so waren diese seinerzeit einfach nur visionär. Es ist unübersehbar, dass „Wild AT Heart“ und „Twin Peaks“ zur etwa gleichen Zeit entstanden sind. Zu viele Szenen in „Wild At Heart“ erinnern an die Kult-TV-Serie aus der Feder von David Lynch und Mark Frost.

Nicholas Cage und Laura Dern sind einfach umwerfend in ihren Rollen. Auch wenn Dern manchmal etwas „nervig“ spielt und Cage oft „übertrieben“ posiert, so machen wohl genau diese Dinge den unvergleichen Reiz dieses filmischen Meisterwerks aus. Dieses Liebespaar bleibt einfach im Gedächtnis, ob man will oder nicht.

Besonders erwähnen möchte ich die fabelhafte Musik von Angelo Badalamenti, der sich beim Hauptthema dieses Films an Richard Strauss‘ „Im Abendrot“, einem der genialen „Vier letzten Liedern“, bedient hat. Diese Melodie verbinde ich nun automatisch immer mit Sailor und Lula, so beeindruckend wurde sie im Film eingesetzt.
Es wäre kein Film von David Lynch, wären da nicht die oftmals provozierenden und schrägen Ideen. Aber, „Wild At Heart“ ist einer jener Ausnahmefilme von David Lynch, den man zumindest beim ersten Ansehen versteht. 😉

Auch wenn der Streifen schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, sehenswert und visionär ist er immer noch. Und unübersehbar ein Lynch – Kult eben!

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Fazit: Schräg und visionär, schauspielerisch umwerfend und mit einer genialen Musik. „Wild At Heart“ ist ein in die Jahre gekommener Kultfilm, der aber, wenn man sich auf ihn einlässt, nach wie vor seine faszinierende Wirkung auf den Zuschauer nicht verloren hat.

© 2014 Wolfgang Brunner

Love (2011)

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Originaltitel: Love
Regie: William Eubank
Drehbuch: William Eubank
Kamera: William Eubank
Musik: Angels & Airwaves
Laufzeit: 84 Minuten
Darsteller: Gunner Wright, Corey Richardson, Roger E. Fanter
Genre: Science-Fiction
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 12 Jahren

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Im fernen Jahr 2039 wird der amerikanische Astronaut Lee Miller auf eine einsame Mission zur ISS geschickt. Nachdem sie vor über 20 Jahren verlassen wurde, soll er dort notwendige Repaturen vornehmen. Doch schon kurz nach seiner Ankunft versinkt die Erde in einem nicht näher bezeichneten Chaos. Daraufhin dessen bricht der Kontakt zur Erde ab und Miller ist ganz allein. Nach jahrelanger und kompletter Isolation von der Welt, wird er zusehends von Halluzinationen und Visionen geplagt. Die Grenzen zwischen Realität und Wahnsinn drohen komplett zu zerfallen …

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„Es heißt, wenn man das Heulen der Teufel hört, ist alles andere verstummt. Ich frage mich, woher weiß man aber, dass es die zwielichtigen Gesellen sind die man da hört. Ich wage zu behaupten, dass das teuflische Lärmen am Lautesten wird, wenn ein große Anzahl von Männern sich anmaßt, den Herrn über Leben und Tod bei Andern zu spielen. Und weiter behaupte ich, bei solchen Gelegenheiten hört man nicht nur ein Geräusch … sondern viele. „Ein stilles Orchester des Todes!“

Mit diesen Worten beginnt einer der wohl seltsamsten Filme, die ich je gesehen habe. Love fängt in einem Kontext an, der weder zu dem Filmtitel, noch überhaupt zu Science-Fiction passt. Mit den ersten Szenen, und jenen eingangs zitierten Überlegungen, findet man sich mitten im amerikanischen Bürgerkrieg wieder. Hier geht es nicht um Wissenschaft oder Zukunft, sondern um das nackte Überleben für einen Trupp Soldaten in ihrem letzten Kampf, der schon so gut wie verloren ist. Ein junger Captain wird trotzdem fortgeschickt, um ein ominöses Objekt in einem Krater, der in der Nähe gefunden wurde, zu erkunden und Bericht zu erstatten. Hier stellte sich für mich schon zum ersten mal die Frage nach dem Sinn. Während seine Kameraden weiterkämpfen und sterben, sieht man den jungen Captain, wie er über den Kraterrand klettert und staunt. Über was er da staunt, und was überhaupt diese ersten fünfzehn Minuten mit dem Rest des Films zu tun haben sollen, wird erst viel später deutlich.

„Love“ handelt von dem psychologischen Effekt der Isolation und Einsamkeit, was Bezüge zu „Cast Away“ nahelegt. Ein Raumfahrer sitzt im Weltall fest und lernt dadurch die Wichtigkeit von zwischenmenschlichen Beziehungen und Liebe kennen. Außerdem ist die Vernichtung der Menschheit durch ein apokalyptisches Weltuntergangsszenario ein Thema und es wird die Bedeutung von Erinnerungen und Geschichten als Erbe der Menschen hervorgehoben. Der Film wird oft mit Duncan Jones‘ „Moon“ verglichen. Beide Regisseure stammen aus der Werbe- und Musikvideobranche, beide Filme hatten nur ein ziemlich kleines Budget (hier 500.000-600.000 Dollar) zur Verfügung und beide behandeln mehr oder weniger dasselbe Thema: Ein Astronaut findet sich einsam und verlassen in der Weite des Alls wieder und wird mit seinen Ängsten konfrontiert. Doch, statt wie „Moon“ zum Ende hin einen sozialkritischen Schwenk zu machen, wird „Love“ zu einer rätselhaften und für mich etwas unbeholfenen Meditation über den Menschen als soziales Wesen. Doch der Film ist nicht unbedingt schlecht. Die sphärischen Klänge passen gut zu der Atmosphäre völliger Einsamkeit und zu den stimmungsvollen, fast psychedelischen Bildern. Oft weiß man gar nicht genau, ob die weitere Handlung des Filmes nicht nur im Bewusstsein des Hauptprotagonisten stattfindet. Der besagte Hauptprotagonist und Schauspieler Gunner Wright war (mir) völlig unbekannt und hatte hier auch nicht übermaßig viel zu schauspielern, liefert dafür jedoch eine ganz passable Leistung ab.

Eine Aufklärung darüber, wohin der Film eigentlich weisen soll, darf man sich trotz oder gerade wegen seines seltsamen und vieldeutigen Endes nicht erhoffen. „Love“ gehört zu jenen Science-Fiction-Filmen, die sich mehr für menschliche Gedanken und Gefühle interessieren, als für technischen Fortschritt und Alieninvasionen. Etwas schade ist dabei bloß, dass der Regisseur den Fluss der stimmungsvollen Bilder immer wieder mit erzählerischen Spielereien stört. Irritierend sind zum Beispiel die zwischendurch eingestreute Interviews, in denen Lees Vorgänger auf der Raumstation ihre Binsenweisheiten zur Natur des Menschen preisgeben. Es wäre vielleicht besser gewesen, der Intelligenz seiner Zuschauer zu vertrauen.

Trotz allen Lobes sind hier auch ein paar Kritikpunkte angebracht: aufregende Bilder gut und schön, jedoch überschreitet der Film oftmals fast die magische Grenze die eine geheimnisvolle Atmosphäre von Langweile trennt. Auch so bleiben noch viele Fragen ungeklärt, wie zum Beispiel die unerklärliche Tatsache, dass auf der ISS Schwerkraft vorzuherrschen scheint. Entweder sind wir in 25 Jahren soweit, um eine Art „Schwerkraftgenerator“ zu bauen oder dem Regisseur ist dieses kleine Detail einfach durch die Lappen gegangen. Oder – was ich am ehesten glaube – Aufgrund des geringen Budgets fehlte es dem Regisseur an Möglichkeiten, Schwerelosigkeit filmisch umzusetzen. Aber da es ein Erstlingswerk ist kann man schon mal darüber hinwegsehen.

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Fazit: Wenn man das geringe Budget bedenkt und weiß, dass Eubank die Kulisse für die Raumstation teilweise aus Haushaltsschrott im Garten seiner Eltern zusammenschraubte, wird man vielleicht den Film trotz seiner inhaltlichen Schwächen eher für ein Meisterwerk halten. Nebenbei ist noch zu bemerken, dass die amerikanischen Rockband Angels & Airwaves den Film finanzierte, für die Eubank vorher Musikvideos produziert hat. Für mich war der Film ein visuelles Erlebnis.

Fliehende Stürme – Satellit

© 2014 Lucas Dämmig

WER – Das Biest in dir (2013)

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Originaltitel: Wer
Regie: William Brent Bell
Drehbuch: William Brent Bell, Matthew Peterman
Kamera: Alejandro Martinez
Musik: Brett Detar
Laufzeit: 89 Minuten
Darsteller: A.J. Cook, Oaklee Pendergast, Sebastian Roche, Simon Quarterman, Vik Sahay, Scott O’Connor
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: USA
FSK: ab 18 Jahre (uncut)

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Ein Familienvater und sein Sohn werden auf bestialische Weise getötet. Nur die Mutter überlebt und berichtet von einem riesigen, stark behaarten Mann, der das Verbrechen begangen haben soll.
Es dauert nicht lange und Talan Gwynek, auf den die Beschreibung passt, wird des Verbrechens beschuldigt und verhaftet. Seine Pflichtverteidigerin glaubt zunächst an seine Unschuld. Doch je tiefer sie in seine Vergangenheit eindringt, desto unsicherer wird sie. Bei einem medizinischen Test gerät der Angeklagte völlig außer Kontrolle und richtet ein Blutbad an. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei Gwynek um einen Werwolf handelt …

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„Wer“ ist für mich einer der besten Werwolf-Filme seit „American Werewolf“. Auch wenn „Wolfman“ von der Atmosphäre her ganz gut war, so kommt er an „Wer“ für mich nicht heran.
William Brent Bells neuer Film nach „The Devil Inside“  besticht durch eine sehr authentische Machart. Der Wechsel zwischen Found Footage (das ich mittlerweile eigemtlich gar nicht (mehr) mag) und „Normalfilm“ funktioniert hervorragend und macht „Wer“ zu einem sehr realistischen Erlebnis.

Die „Vermenschlichung“ des Werwolf-Monsters ist Bell so richtig gut gelungen und der Film „dümpelt“ die erste Hälfte relativ ruhig dahin, was mir sehr gut gefallen hat. In der zweiten Hälfte geht es aber dann gewaltig zur Sache und es wird nicht mit blutigen (so richtig gut gemachten) Effekten gespart. Die Schauspieler haben mir allesamt gefallen, wobei A. J. Cook als Pflichtverteidigerin am meisten herausstach (von Scott O’Connor als Werwolf einmal abgesehen). Die Darstellung des uralten Werwolf-Mythos wurde hier innovativ und glaubhaft umgesetzt.

Den Schluß hätte ich mir allerdings etwas unspektakulärer und nicht so klischeehaft gewünscht. Da wird eine finale Auseinandersetzung als Höhepunkt angestrebt, die, hätte man sie weggelassen, dem Film zu einen für mich besseren Ende verholfen hätte. Ich kann leider nicht zuviel verraten ohne zu spoilern, aber eine etwas ruhigere bzw. nicht so dramatische Gangart am Schluß hätte mich fast die volle Punktzahl für diesen Film vergeben lassen. Das Finale, auch wenn wirklich gut gemacht, veranlasst mich aber leider dennoch zu einem Punkteabzug. Nichtsdestotrotz ist „Wer – Das Biest in dir“ eine überraschend frische Interpretation des Werwolf-Genres und macht diesen für mich zu einem echten Highlight.

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Fazit: Innovativ und rasant in Szene gesetzter Werwolf-Thriller, der in der zweiten Hälfte mit guten und blutigen Effekten aufwartet. Trotz des klischeehaften Endes ein perfekter Horrorfilm, der  spannende und glaubhafte Unterhaltung bietet.

© 2014 Wolfgang Brunner