Originaltitel: The Three Burials of Melquiades Estrada
Regie: Tommy Lee Jones
Drehbuch: Guillermo Arriaga
Kamera: Chris Menges
Musik: Marco Beltrami
Laufzeit: 117 Minuten
Darsteller: Tommy Lee Jones, Barry Pepper, January Jones, Levon Helm
Genre: Neo-Western
Produktionsland: USA, Frankreich
FSK: ab 12 Jahren
*
Ein Mexikaner, dessen Leiche man im Grenzgebiet zu Texas fand, wird ohne großes Aufsehen in einem Gemeinschaftsgrab für unbekannte illegale Einwanderer beigesetzt. Der ortsansässige Sheriff betrachtet die Sache damit als erledigt, ein gewisser Cowboy Pete jedoch nicht. Der geradlinige Mann hat nämlich etwas dagegen, da er mit dem Mexikaner befreundet war. Auf eigene Faust entführt er den Grenzpolizisten Mike, von dem er rausfindet, dass er der Mörder ist, und zwingt ihn ihm bei seiner Mission zu helfen. Dem ermordeten Mexikaner Melquiades Estrada hatte er nämlich versprochen, ihn in seiner mexikanischen Heimaterde zu begraben …
*
Dass Tommy Lee Jones ein guter Schauspieler ist, daran haben viele keinen Zweifel. Nicht umsonst ist er Golden-Globe- und Oscar-Preisträger. Doch ein guter Schauspieler muss nicht auch zwangsläufig ein guter Regisseur sein. Das Jones von beidem etwas versteht, hat er mit seinem Kinodebüt als Regisseur von Three Burials bewiesen. Darin fungiert er als Regisseur und als Darsteller. Das Drehbuch schrieb der preisgekrönte mexikanische Regisseur Guillermo Arriaga. So ist es nicht zu verwundern, dass der Film in der für Arragia typischen Weise keine chronologische Erzählweise hat, sondern sich durch drei Zeitebenen zieht und durch Perspektivwechsel sowie erzählerische Sprünge gekennzeichnet ist. Da der Originalfilm Englisch und Spanisch spricht und die spanischen Szenen in der deutschen Synchronisation mit Untertiteln versehen sind, ist das hier kein Film für nebenbei, sondern es wird Konzentration verlangt. Die Story an sich ist schon ein wenig skurill, doch nicht unbedingt aus der Luft gegriffen. Sie zeichnet ein kritisches Bild der realen Politik am Rand der USA.
Natürlich ist das Ganze auch ein wenig klischeehaft dargestellt. Ein typisch amerikanisches Pärchen, ein gewalttätiger, hedonistischer Grenzpolizist, eine verschlafene Kleinstadt, korrupte Sherrifs und schließlich ein alternder Cowboy, der die letzten Ideale seiner Jugend zu Grunde gehen sieht und sich dagegen wehrt. Zugleich werden die Mexikaner ausschließlich als erdverbundene, spirituelle Naturmenschen dargestellt. Wer will, kann sich jetzt über solche Schwarz-Weiß-Färbung aufregen, doch ich will mich in meiner Rezension auf den Film an sich konzentrieren. Die Inszenierung finde ich wirklich gut gelungen. Es gibt sehr schöne Landschaftsaufnahmen und tolle Bilder zu sehen. Was die Darsteller betrifft, war ich sofort von Jones begeistert. Er spielt den ruhigen, rechtschaffenen Cowboy mit enormer Gelassenheit. Das wird besonders an der Szene deutlich, als er mit seinem Gefangenen einen alten Mann in der Wüste trifft, der ihn bittet, ihn zu erschießen. Sein Gegenstück darf Barry Pepper verkörpern, den ich auch schon aus so einigen Filmen kannte. Auch er hat meiner Meinung nach seine Sache sehr gut gemacht. Die anderen Darsteller bekommt man mehr oder weniger kaum zu Gesicht, doch auch hier konnte ich nichts Schlechtes feststellen. Schade ist nur, dass der Part mancher Charaktere jäh endet und sie sozusagen in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Je mehr sich der Film dem Ende nähert, umso unlogischer wird er leider für mich. Klar werden, wie man es von Arragia gewohnt ist, die großen (ausgelutschten?) Komplexe Schuld und Sühne thematisiert. Das passt auch zu einem Neo-Western, als was der Film klassifiziert wurde. Doch der Rest drumherum und besonders das Ende will meiner Meinung nach nicht so recht dazu passen. In meinen Augen ist der Film mehr ein sozialkulturelles Drama mit Westernelementen.
*
Fazit: Jones schafft es hier in seiner zweiten Regiearbeit nach einer TV-Produktion, ein komplexes und mehr oder weniger spannendes Stimmungsbild einer Grenzlandschaft zu entwerfen. Zwar hat mich der Film jetzt nicht unbedingt maßlos begeistert, doch für einen netten, ruhigen Abend ist er nicht schlecht. Der Film hat 2005 in Cannes den Preis für das Beste Drehbuch sowie für den Besten Darsteller gewonnen.
© 2014 Lucas Dämmig