Das Ende – Assault on Precinct 13 (2005)

Originaltitel: Assault on Precinct 13
Regie: Jean-François Richet
Drehbuch: James DeMonaco (nach dem Originaldrehbuch von John Carpenter)
Kamera:  Robert Gantz
Musik: Graeme Revell
Laufzeit: 109 Minuten
Darsteller: Ethan Hawke, Laurence Fishburn, Gabriel Byrne, Brian Dennehy, Drea de Matteo, Maria Bello
Genre: Thriller, Action
Produktionsland: USA, Frankreich
FSK: ab 16 Jahre

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Inmitten eines heftigen Schneesturms sucht ein Gefängnistransport mit Schwerkriminellen Unterkunft im Revier 13, das bald stillgelegt werden soll und in dem ein paar Mitarbeiter lediglich die Silvesternacht feiern wollen, um danach das Gebäude zu räumen. Unter den Häftlingen befindet sich der skrupellose Mörder Bishop. Die Gefangenen werden über Nacht eingesperrt, als plötzlich Scharfschützen das Feuer auf die unterbesetzte Station eröffnen. Die Polizisten müssen sich mit den Gefangenen verbünden, um die Attacke zu überleben.

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Viele Jahre habe ich auf diese Veröffentlichung gewartet. Nun endlich ist es soweit und die Neuinterpretation von John Carpenters Kultklassiker erscheint über KOch Media auf Blu-Ray. Damals, als der Film erschien, habe ich als John-Carpenter-Fan hohe Erwartungen in dieses Remake gehabt und war einerseits begeistert und andererseits hat mir der Flair des Originals irgendwie gefehlt. Heute, nachdem ich den Film nun mit anderen Augen sehe, kann ich mich absolut für diese Neuinterpretation begeistern. Sicherlich fehlt immer noch die Atmosphäre des Originals, aber dafür hat Regisseur Richet eine ganz eigene Stimmung eingefangen und bietet einen äußerst spannenden Actionfilm, der immer wieder Carpenters Kultfilm durchschimmern lässt. „Das Ende – Assault on Precinct 13“ ist großes Actionkino mit einem unheimlich beängstigenden Schauplatz.

Schauspielerisch kann man nichts bemängeln. In erster Linie tragen Ethan Hawke und Laurence Fishburne den Film, aber auch Brian Dennehy und die weiblichen Protagonisten können vollends überzeugen. Insgesamt kann Jean-François Richets Remake mit einem beeindruckenden Cast aufwarten. Erfrischend ist, dass der Regisseur nicht nur plump die Handlung des ursprünglichen Films kopiert, sondern neue Wendungen und Szenen zeigt, die den Film dadurch vom Original abheben. Man muss offen an diese Neuinterpretation herangehen und darf sie nicht permanent mit der Vorlage vergleichen. Gibt man dem Film also in dieser Hinsicht eine Chance, so wird man mit einem mehr als unterhaltsamen Film mit tollen Schauspielleistungen belohnt. Gerade die Anfangssequenz besitzt eine unglaubliche Wucht und zeigt schon hier, dass Regisseur Richet eine eigene und neue Richtung einschlägt.

Bildtechnisch konnte einiges herausgeholt werden, so dass es immens Spaß macht, diesen Film in einer verbesserten Qualität zu sehen. Ich bin jedenfalls glücklich darüber, dass dieser Streifen endlich auf Blu-Ray erscheint. Auch wenn Carpenters Film definitiv der bessere bleibt, so sollte man durchaus einmal einen Bick auf diese Neuinterpretation riskieren.
Jean-François Richet versucht erst gar nicht, John Carpenter zu kopieren. Und das ist auch der Grund, warum dieses Remake nicht, wie so viele andere, scheitert. Nur die Ausgangssituation und das Thema einer verlassenen Polizeistation, die angegriffen wird, vereint diese beiden Filme. Richet hat aus der düsteren Vorlage einen actionreichen Film gemacht, der dennoch auch eine gewisse Atmosphäre versprüht.

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Fazit: Endlich auf Blu-Ray. Actionreiche Neuinterpretation des Carpenter-Klasssikers.

©2020 Wolfgang Brunner

It Follows (2014)

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Originaltitel: It Follows
Regie: David Robert Mitchell
Drehbuch: David Robert Mitchell
Kamera: Mike Gioulakis
Musik: Disasterpeace
Laufzeit: 100 Minuten
Darsteller: Maika Monroe, Keir Gilchrist, Olivia Luccard, Lili Sepe, Daniel Zovatto, Jake Weary
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

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Nachdem Jay mit Hugh geschlafen hat, bekommt sie das Gefühl nicht los, dass sie irgendetwas verfolgt. Immer paranoider werden die Verfolgungsängste, bis Jay schließlich erfährt, dass da tatsächlich Etwas ist, das hinter ihr her ist. Zusammen mit ihren Freunden versucht sie, das „Ding“ loszuwerden.

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David Robert Mitchells Film ist ein außergewöhnlicher Horror-Mystery-Thriller, der an vielen Stelen an die innovativen Arbeiten eines John Carpenter erinnert. Sehr stimmungsvoll und mit einer entsprechenden Musik untermalt, zeigt „It Follows“ eine Gruppe Teenager im Kampf gegen das Böse, bei dem man sich immer wieder mal an die 80er Jahre zurückversetzt fühlt. Stylische Kameraführungen und keine hektischen Schnitte machen diesen Film zu etwas Außergewöhnlichem in der Landschaft der Splatter- und Gorefilme. Aber Mitchell zeigt auch keinen Found Footage oder typischen Gruselfilm. Er geht einen eigenen und besonderen Weg.

„It Follows“ ist gruselig, aber nicht blutig.  Die Teenager wirken sehr erwachsen und handeln überlegt, dennoch werden sie dem unheimlichen „Es“ nicht Herr. Fast könnte man meinen, Mitchel hätte einen Stephen King-Plot mit einem John Carpenter-Drehbuch vermischt und etwas eigenes daraus hervorgezaubert. Das Erstaunliche daran ist, das „It Follows“ niemals langweilt, sondern fast durchgehend fasziniert. Man kann sich den Film ein zweites Mal ansehen (was ich übrigens getan habe) und entdeckt Neues, fühlt sich plötzlich auf andere Art von dem Mysterium angesprochen und beginnt nachzudenken, was „Es“ denn sein könnte. „Die Körperfresser kommen“ meets „Dämon“ – oder „John Carpenter“ meets „80er Jahre Horror“ oder Stephen Kings „ES“.

Die Geschichte ist im Gehirn des Zuschauers ausbaufähig, interpretierbar in vielen Richtungen und beschäftigt nachhaltig. Das Rätsel wird nicht wirklich gelöst, das ist wohl Aufgabe des Zusehers, der sich mit dem Plot beschäftigen mag, was in der heutigen Zeit wohl nicht mehr häufig vorkommt. Mitchell serviert ein Hauptgericht, bei dem der Zuschauer selbst die Zutaten erraten muss und dann entscheidet, ob es ihm schmeckt oder nicht. Mir hat „It Follows“ in höchstem Grad gemundet und gerade aufgrund seiner ruhigen Erzählweise zählt der Film für mich zu einem erfrischenden Beitrag im ansonsten mittlerweile eher uninspirierten Horror-Genre.

Die Schauspieler agieren allesamt absolut überzeugend und tragen zu der außergewöhnlichen Atmosphäre der Inszenierung genauso bei wie der wummernde Synthesizer-Soundtrack von Disasterpeace. „It Follows“ ist eindeutig einer der innovativsten Horrorfilme der letzten Zeit, bei dem man genau zusehen sollte, denn es verbergen sich unzählige „Geheimnisse“ in den gezeigten Bildern. Alleine schon die Farbkompositionen, aber auch die große Frage, in welchem Jahr die Geschichte angesiedelt ist. Zu viele Ungereimtheiten (die mit Sicherheit beabsichtigt sind) zerstören das Puzzle, das sich der Zuschauer selbst zusammensetzen muss. Ich finde es spitzenmäßig, was Mitchell da abgeliefert hat.
Und ganz nebenbei spiegelt der Film dann auch noch den Weg vom Teenager zum Erwachsenwerden wider.
Ich wage fast zu behaupten, dass es sich bei „It Follows“ schon jetzt um einen modernen Klassiker des Horrorfilms handelt.

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Fazit: Verstörend, spannend und meisterhaft verzwickt inszeniert.

© 2015 Wolfgang Brunner

Interview mit der Komponistin Myra

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Die auf den Philippinen geborene Künstlerin Myra lebt heute in Deutschland. Schon als Kind verliebte sie sich in den Klang der Musik. Mit ihrer Band „Meine Allee“ gewann sie einige Newcomer -Preise und Auszeichnungen. Gleichzeitig veröffentlichte sie im Jahr 2006 ihre erste Solo-LP „Still Here“. 2008 folgte ihr zweites Album „Keep Goin‘ On“. Im Januar 2014 wurde sie als „Bester RnB Künstler“ bei den „Urban Music Awards“ (Philippinen) und drei Mal bei den „VIMA Music Awards Asia“ (South East Asia) nominiert. Sie gewann schließlich den „Overall Female Act of Asia“ und die „Best Dance Song“-Auszeichnung mit ihrem Song „Sing For You (X-Core-Remix)“.

Myra Sängerin, Songwriterin und Musikproduzentin. Und sie komponiert Filmmusiken. Genau zu diesem Thema durften wir der Künstlerin ein paar Fragen stellen.

1. Deine Musiken zu Timo Roses Filmen „Reeperbahn“ und „Death Wish Zero“ sind sehr atmosphärisch und erinnern teilweise an John Carpenter. Ist Carpenter eines Deiner Vorbilder? Welche anderen Komponisten inspirieren Dich bei Deiner Arbeit?

Erstmal vielen Dank für diesen Vergleich. Wenn Leute meine Filmmusik hören und sich dann an John Carpenter erinnern, ist das eigentlich ein sehr großes Kompliment. Obwohl ich versuche, niemanden zu kopieren sondern all meinen Kompositionen meine eigene Note zu verpassen. Ich habe viele Carpenter-Filme gesehen, klar. Ich bewundere ihn, weil er zu vielen Filmen das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und dazu noch die Filmmusik komponiert hat. Nicht alle Regisseure können das und das finde ich schon sehr beeindruckend. Neben Carpenter liebe ich die Arbeit von Hans Zimmer oder Danny Elfman sehr. Als Komponistin liebe ich auch die klassischen Komponisten wie Rachmaninov, Beethoven usw.

2. Filmmusik, Solo-Alben, Songwiriting, Produzentin … Bist Du ein Workaholic oder hast Du einfach nur riesigen Spaß an diesen Dingen?

Haha, die Frage ist ja süß!

Nun ja, angefangen habe ich eigentlich mit dem Singen, was immer meine „Foundation“ bleiben wird, da es direkt von mir selbst kommt; also ich bin selbst das Instrument. Bei Filmmusiken usw. bediene ich mich ja anderen Instrumenten. Bin ich ein Workaholic? -JA!!! Ein absoluter Music-Nerd-Freak von ganzem Herzen. Ich habe natürlich auch riesigen Spaß daran, weil mir die Musik einfach unglaublich viele schöne Momente beschert hat. Sie hat mich mein ganzes Leben bis hierher begleitet und ist einfach ein Teil von meinem Leben.

3. Welche Musik hörst Du privat? Kann es zum Beispiel auch mal sein, dass Heavy Metal-Klänge in Deine Gehörgänge wummern?

Also, ich höre alles, was mir auf die Ohren kommt; ist natürlich sehr stimmungsabhängig, aber ich höre wirklich alles. Ich finde gute Musik kennt keine Genres und bleibt einfach gute Musik. Und ja, ich höre auch Metal. Das Album von Arch Enemy finde ich zum Beispiel echt Hammer!

4. Gibt es einen bekannten Film(klassiker), den Du gerne mit Deinen Kompositionen vertont sehen würdest?

Das ist eine geile Frage und dazu könnte ich massig Filme aufzählen. Auf der anderen Seite, finde ich aber auch, dass die Filme eben so funktionieren und erfolgreich sind, weil sie sind, wie sie sind. Ich möchte lieber meine eigenen „Klassiker“ schaffen, wenn ich dazu die Möglichkeit habe oder bekomme. Wenn ich einen bereits vertonten Film nochmals vertonen würde, würde ich immer verglichen werden und das möchte ich ja nicht. Die Leute sollen meine Musik und mich hören.

5. Wie bist Du eigentlich zur Filmmusik gekommen? Denn ursprünglich warst Du ja Sängerin und Songwriterin.

Über meinen langjährigen, guten Kumpel und Regisseur „Stefan Schwenk“ (TBC Filmproduktion). Ich habe ja damals schon Musik gemacht und war mit „Meine Allee“ unterwegs. Da kam Stefan auf mich zu und bat mich die Musik zu seinem Spielfilm „Sick Pigs“ zu machen. Ich verliebte mich in die Herausforderung, die das Projekt mit sich brachte und fand die Arbeit daran sehr schön und habe es gewagt, sozusagen. So kam es, dass mir diese Tür geöffnet wurde. Ich „bin“ noch immer Sängerin und Songwriterin, das hat sich trotz der Filmmusik nicht geändert, wie man in Timo Roses neuem Film „Death Wish Zero“ hören kann.

6. Wie gehst Du an die Musik für einen Film ran? Deine Musik kann auch ohne Filmbilder bestehen, dennoch untermalen sie das Gezeigte absolut perfekt. Komponierst du, während Du Dir die entsprechenden Filmszenen ansiehst?

Vielen Dank, für dieses Kompliment. Dankeschön!

Nun ja, normalerweise ist es besser auf die Szene zu arbeiten, da man die Atmosphäre der Szene aufnehmen kann und sich gefühlstechnisch hineinarbeitet. Ich schaue mir zum Beispiel eine Szene an (noch ohne Musik), achte auf Schauspiel, Bildmotiv, Stimmung, Farben, Dialoge/Monolog und allgemeine Atmosphäre usw. Dann versuche ich in mir selber herauszufinden, was die Szene in mir vor allem emotional auslöst. Wenn ich das herausgefunden habe, setze ich mich hin und versuche diese Gefühle zu „vertonen“. Es kam aber schon mal vor, dass Musik da war, ohne dass ich die Szene vorher gesehen habe. Wenn mir ein Regisseur vorab sehr viel über die Szene/den Film erzählen kann, kann ich mich auch so hineindenken. Aber das kommt nicht so häufig vor, wenn ich an einer Filmmusik arbeite. Aber so zum Beispiel entstand das Main Theme „Nature“ von Timo Roses Serie „Nature“, die jetzt ja schon überall auf DVD veröffentlicht wurde.

7. Warum sind viele Filmmusiken heutzutage so nichtssagend und ausdruckslos? Bei vielen Blockbuster-Soundtracks fehlt das Emotionale. Hast Du eine Erklärung, warum sich das so verhält?

Puh, das ist eine gute Frage und eine Frage, die sehr schwer zu beantworten ist. Ich denke einfach, jedes Medium (Musik, Tanz, Film etc.) entwickelt sich neu und weiter. Die Musikindustrie hat sich sehr verändert in den letzten Jahren. Alles hat seine Vor- und Nachteile, würde ich meinen. Also, ich meine, Veränderung bringt immer beides mit sich. Vielleicht mag auf der einen Seite Filmmusik ausdrucksloser erscheinen, dafür sind die Bilder gewaltiger oder sprechen eben mehr für sich selbst, dass sie eben wenig Musik bis gar keine brauchen. Ich denke, das ist auch abhängig von unglaublich vielen Faktoren, nicht zuletzt auch von den ganzen Departments, die bei einem Film mitwirken und den Film zu dem machen, was er am Ende ist: Regie, Drehbuch, Schauspieler, Produktion, Crew etc usw. Zu guter Letzt ist das „Emotionale“ immer eine sehr subjektive Sache. Was jemand anderes als „emotional“ empfindet, müssen wir nicht gleichermaßen empfinden. Es gibt bestimmt auch Menschen, die meine Musik hören und die nicht nachempfinden können, was ich bei dem Song gefühlt habe, als ich ihn geschrieben habe. Aber diese Menschen kann ich deswegen ja nicht verurteilen. Gefühle bleiben eben immer subjektiv.

8. Was bedeutet für Dich eine gute Filmmusik?

Für mich muss gute Filmmusik drei wichtige Kriterien erfüllen: 1. Gute Filmmusik bedeutet für mich, wenn die Musik die Emotionen und die Atmosphäre eines Films verstärkt, so dass sie etwas bleibendes beim Zuschauer hinterlässt. 2. Wenn der Zuschauer sich die Musik ohne den Film anhört und er sich an den Film erinnert oder auch etwas persönliches damit in Verbindung bringt. 3. Wenn er nur die Musik hört und sich seine eigenen Bilder im Kopf machen kann, basierend auf seinen eigenen Gefühlen und Gedanken.

9. Du bist auch für die Musik zum Film „Montrak“ von Stefan Schwenk beauftragt worden. Gibt es denn schon weitere Projekte, die Du bald in Angriff nimmst?

Ja, das ist richtig. Ich werde einen Teil der Filmmusik zu „Montrak – Meister der Vampire“ komponieren. Über weitere Projekte kann ich leider im Moment noch nicht sprechen.

10. Du leidest an der seltenen Autoimmunkrankheit Lupus. Du hast einen wunderbaren Kurzfilm mit dem Titel „Butterfly Tattoos“ gedreht, gespielt und produziert (und auch die Musik dazu komponiert), um mehr Aufmerksamkeit auf diese unheilbare Krankheit zu lenken. Ist Musik eine Art Heilmittel für Dich?

Ja, das stimmt. Ich bin an der unheilbaren Autoimmunerkrankung „Lupus“ erkrankt. Vielen Dank, dass du dir den Kurzfilm angeschaut hast. Und an dieser Stelle nochmal einen sehr großen Dank an die „Lupus Stiftung Deutschland„, die mich seit Jahren begleitet, sich sorgt und mich unterstützt.

Ich denke schon, dass Musik eine Art Heilmittel ist. Musik war eben immer für mich da, ganz egal ob ich traurig war, fröhlich, viele Schmerzen hatte oder wochenlang im Krankenhaus lag. Es ist irgendwie so, dass ich eben diese ganzen Eindrücke und Gefühle in mir selbst wahrnehme und Musik das Einzige Medium ist, diese auf den Punkt genau wiederzugeben. Manchmal habe ich eben das Gefühl, dass ich nur durch die Musik meine Gefühle das sagen lassen kann, was sie eben sagen möchten.

11. Was sind die fünf wichtigsten Dinge in Deinem Leben?

– Freiheit

– Liebe

– Gesundheit

– Musik

– Freunde

Ich bedanke mich ganz herzlich für das nette Interview, wünsche Dir viel Erfolg mit Deiner Musik und vor allem alles erdenklich Gute hinsichtlich Deiner Lupus-Erkrankung.

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© 2015 Myra / Wolfgang Brunner

Death Wish Zero (2015)

death wish zero

Originaltitel: Death Wish Zero
Regie: Timo Rose
Drehbuch: Timo Rose
Kamera: Timo Rose, Andre Koock, Ewa Niziuk
Musik: Myra
Laufzeit: 72 Minuten
Darsteller: Max Evans, Thomas Binder, Rebekka Mueller, Jessy Moravec, Andre Koock, Freddy Chiniti, Maya Trojanowski, Marc Engel, Pierre Wolf, Michael Müller
Genre: Thriller, Drama
Produktionsland: Deutschland
FSK: ? (es ist wohl von einer der folgenden Einstufungen auszugehen: SPIO/JK keine Jugendfreigabe oder FSK 18)

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Heath Chandon ist Auftragskiller, einer der besten. Eines Abends sucht eine junge Frau Hilfe bei ihm und klopft an seiner Wohnung. Heath verliebt sich in das Mädchen und zweifelt an seinem Job. Er entschließt sich, das Killen aufzugeben und will sich bei seiner Auftraggeberin freikaufen. Die ist allerdings alles andere als begeistert und versucht Heath zum Weitermachen zu zwingen. Als dieser aber nicht nachgibt, setzt seine Chefin die übrigen Auftragskiller, die für sie arbeiten, auf Heath an. Eine erbitterte Jagd beginnt …

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Wo soll ich beginnen? Das erste, das mir nach dem Abspann von „Dead Wish Zero“ durch den Kopf gegangen ist, war: „Was ist das denn für ein verdammt verfi$$t geiler Film?“ Ich kann es gar nicht anders ausdrücken, denn Timo Roses 25te (!!!) Regiearbeit hat mich echt umgehauen – von Anfang bis Ende.
Schon der Einstieg (wieder einmal grandios von Kai E. Bogatzki geschnitten) macht absolut Lust auf das Action-Drama, das sich völlig anders entwickelt hat, als ich ursprünglich dachte. Rose hält trotz der Spannung und Action immer einen melancholischen Unterton, der sich (bis auf das blutige Finale) durch den ganzen Plot zieht. Das ist einfach unglaublich stimmig und nachvollziehbar. Keine Sekunde kommt Langeweile auf, man will wissen, wie es weitergeht, obwohl man es sich eigentlich schon denkt. Und die Morde sind in stylischen, kultverdächtigen Bildern inszeniert.

Max Evans ist neben Jessy Moravec und Marc Engel einfach der Hammer! Evans ist noch besser als in „Nature“, zeigt Emotionen und weckt Gefühle im Zuschauer, die mitreissen. An Evans gibt es absolut nichts auszusetzen, die Rolle ist ihm buchstäblich auf den Leib geschrieben und seine Darstellung ist dermaßen glaubwürdig, dass es einem fast schon Angst macht. 😉 Jessy Moravec meistert ihre Rolle ebenfalls top wie auch Marc Engel als wütender Endgegner. Die Kampfszenen wirkten auf mich sehr überzeugend und echt. Das Finale kommt sehr blutig daher, wirkt aber niemals übertrieben. Handgemachte und computergenerierte Effekte gehen eine überzeugende Symbiose ein, die wirklich Spaß macht. Hin und wieder schimmert dann in diesen Szenen ein leichter Hauch von Amateurfilm durch, der das Ganze aber wohlwollend auflockert und in keinster Weise stört. Timo Roses Regiestil ist sicher und eigenständig. Und vor allem absolut professionell. Die Sets, der Schnitt und wie Rose seine Hauptdarsteller leitet, das alles wirkt nahezu perfekt. Bogatzkis Schnitt fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Ich achte sehr auf solche Dinge in Filmen, aber was dieser Mann teilweise „fabriziert“ ist echt der Knaller.

Nun zum nächsten, absoluten Pluspunkt dieser Produktion. Aus meiner Sicht ein Highlight der Extraklasse, das den ganzen Flair des Films noch zusätzlich unterstreicht und dadurch das geniale Gesamtergebnis zustande bringt. Myras Soundtrack hat mich derart begeistert und in eine Zeit entführt, in der die gute alte Filmmusik noch zur Unterstützung von Stimmungen in einem Film waren. Myra ist sowas wie die weibliche John Carpenter 😉
Ihre Piano- und Synthesizerkompositionen sind unglaublich atmosphärisch und lassen Timo Roses Film tatsächlich wie einen Film von John Carpenter erscheinen. Myras Musik ist aber nicht nur eine wahnsinnnig gute Filmuntermalung, sondern könnte auch hervorragend alleine existieren. So gesellt sich also ein weiterer Pluspunkt in meine (begeisterte) Aufzählung.

Nun kommen wir zu den liebevollen Details, die über den ganzen Film verstreut sind. Mal in einem Mono- oder Dialog und mal in einer Einstellung. Überall verbergen sich Anspielungen auf Kultfilme und solche, die es einmal werden wollten (sollten). Es dauerte nicht lange und ich habe in jeder Szene nach einer versteckten Hommage gesucht. Die Horror- und Actionfilme der 70er und 80er sind unübersehbar vertreten, in einer Einstellung fühlte ich mich sogar an Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ erinnert 😉 und und und … Tarantino und die alten Charles Bronson-Filme und … es ist wirklich Wahnsinn, was Timo Rose zusammen mit seinem Cutter Kai E. Bogatzki (es werden sehr eigenwillige Stilmittel eingesetzt, die mir aber total gut gefallen haben) an Anspielungen für Filmfans eingebaut hat, und das obwohl „Death Wish Zero“ eine vollkommen eigenständige Handlung hat und niemals kopiert wirkt. Daumen hoch!

Ich könnte immer noch weiter schwärmen, aber ich glaube, ich schau mir den Film einfach nochmal an. 😉

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Fazit: Handwerklich und schauspielerisch professionelles Thriller-Drama mit einem wunderbaren Soundtrack und einem blutigen Finale. Filmfans werden ihre wahre Freude daran haben, sich während der Hommage an 70er und 80er Jahre Filme auf die Suche nach den versteckten Anspielungen zu machen.

© 2015 Wolfgang Brunner

Abschließend noch einen Riesendank an den Regisseur Timo Rose, der „Film-Besprechungen“ die Workprint-Fassung zur Begutachtung zur Verfügung gestellt hat.

Cigarette Burns (2005)

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Originaltitel: Cigarette Burns
Regie: John Carpenter
Drehbuch: Drew McWeeny, Scott Swan
Kamera: Attila Szalay
Musik: Cody Carpenter
Laufzeit: 59 Minuten
Darsteller: Norman Reedus, Udo Kier, Taras Kostyuk, Julius Chapple, Collin Foo
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: SPIO JK (ungekürzt)

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Kirby Sweetman ist Spezialist für das Aufspüren seltener und obskurer Filme. Der Millionär  Bellinger heuert Kirby an, einen speziellen Film mit dem Titel  „La Fin Absolue du Monde“ („Das absolute Ende der Welt“) für ihn zu beschaffen. Dieser Film ist bislang nur einmal aufgeführt worden und die Vorführung endete in einem blutigen Massaker. Es heißt, der Film mache die Zuschauer verrückt. Kirby begibt sich auf die Suche nach dem Film …

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Altmeister John Carpenters zweiter Beitrag nach „Pro-Life“ zur Mini-Serie „Masters Of Horror“. Auch hier zeigt Carpenter nicht unbedingt sein wahres Können und verliert sich in einer eher durchschnittlichen Inszenierung. Dennoch hat „Cigarette Burns“ für mich einige Reize. Da wäre zum einen schon einmal die Idee einer Geschichte über einen Filmliebhaber, der seltene Filme sammelt. Das ist schon eine cineastische Hommage an verschollene Filme, die Carpenter da abliefert. Mystisch und mit einem Hauch Grusel nimmt Carpenter den Zuschauer auf eine Reise mit, die entfernt sogar an Alan Parkers „Angel Heart“ erinnert.

Mit Norman Reedus, dem Charakter Daryl Dixon aus der Kultserie „The Walking Dead“, gelang den Produzenten ein Glücksgriff, denn seine Darstellung des Spezialisten Kirby Sweetman ist beeindruckend und sehr glaubwürdig. Reedus verkörpert den Mann überzeugend und verleiht dem Film dadurch eine besondere Note, die durch einen anderen Schauspieler wahrscheinlich nur schwer in dieser Art erreicht worden wäre. Udo Kier dagegen wirkte sogar ein wenig störend auf mich. Der „Engel“ aus dem verschollenen Film hingegen war mystisch und unheimlich.
Cody Carpenter, Sohn des Regisseurs, zeigte sich wieder für die Filmmusik verantwortlich, die sogar entfernt an die Töne seines Vaters erinnern. Aber hätte John Carpenter selbst die Musik beigesteuert (Material hätte er ja genug gehabt, wie seine jüngste CD-Veröffentlichung „Lost Themes“ zeigt), wäre mit Sicherheit eine weitaus stimmungsvollere Atmosphäre aufgekommen.

„Cigarette Burns“ ist mit Sicherheit kein Meisterwerk und auch kein typischer Carpenter-Film, wie ihn seine Fans mögen. Aber ein cineastisches Kleinod ist diese Folge der von Mick Garris produzierten Serie allemal, was zum einen an der Handlung, aber auch an Norman Reedus‘ grandioser Darstellung liegt. Carpenters Ambitionen und Können liegen manches Mal in den Bildern verborgen, zeigen sich aber nie so, wie sie es tun sollten. Carpenter hätte es besser gekonnt, warum er es, wie bei „Pro-Life“ nicht getan hat, wissen wohl nur die verantwortlichen Produzenten.

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Fazit: Ganz ansehnliche Folge aus der Serie „Masters Of Horror“ mit einem grandiosen Norman Reedus in der Hauptrolle. (Leider) Kein typischer Carpenter-Film, aber dennoch sehenswert.

© 2015 Wolfgang Brunner

Cold In July (2014)

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Originaltitel: Cold In July
Regie: Jim Mickle
Drehbuch: Jim Mickle, Nick Damici
nach dem Roman von Joe R. Lansdale
Kamera: Ryan Samul
Musik: Jeff Grace
Laufzeit: 110 Minuten
Darsteller: Michael C. Hall, Sam Shepard, Don Johnson, Vinessam Shaw, Nick Damici, Wyatt Russell, Lanny Flaherty, Rachel Zeiger-Haag, Brogan Hall
Genre: Thriller, Drama, Literatur
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahren

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Richard Dane wacht in der Nacht auf und überrascht einen Einbrecher. In Notwehr erschießt Dane den Mann und wird von den Bewohnern als Held gefeiert. Doch es dauert nicht lange und der Vater des Erschossenen taucht auf und sinnt auf Rache. Dane muss um sein eigenen Leben und das seiner Familie fürchten. Doch schon bald stellt sich heraus, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Dane findet Hilfe bei Bob Luke, einem sehr eigenwilligen Gesetzeshüter.

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Regisseur Mickle hat mich schon mit „Vampire Nation“ und „We Are What We Are“ total fasziniert. Was er mit „Cold In July“ abgeliefert hat, fügt sich nahtlos in meine Begeisterungsliste ein. Ein abgefahrener Rache-Thriller, der in den Südstaaten spielt, und neben tollen Schauspielern viele unerwartete Wendungen bereithält.

Eines von Mickles Vorbildern muss wohl John Carpenter sein, denn durch die wahnsinnig stimmungsvolle Musik von Jeff Grace fühlt man sich desöfteren an Carpenters Kultfilme wie zum Beispiel „Die Klapperschlange“ oder „Assault – Anschlag bei Nacht (Das Ende)“ erinnert. Da kommt so manches Mal eine unglaublich gute Stimmung auf, die den Film zu einem beeindruckenden Erlebnis macht. Die wirklich überraschenden Wendungen haben mir außerordentlich gut gefallen, genauso wie das Wiedersehen mit „Miami Vice“ Don Johnson und „Six Feet Under“ Michael C. Hall. Die beiden spielen wunderbar. Daneben glänzt Sam Shepard in einer wie auf ihn zugeschnittenen Rolle.
Der Plot funktioniert so richtig gut und läßt niemals Langeweile aufkommen.
Inszenierung, Musik, ein gutes Drehbuch und das Zusammenspiel der drei Hauptprotagonisten macht „Cold in July“ zu einem echten Überraschungshit. Hinzu kommen die gekonnt und alles andere als aufdringlich verstreuten Anspielungen auf Kultfilme wie Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ oder Tarantinos „Kill Bill“. Das macht gute Laune und erweckt desöfteren den Eindruck, man sähe einen Kultfilm. Das Potential dazu hat Mickles satirischer Actionfilm auf alle Fälle.

Was als hochspannender, fast schon gruseliger Thriller beginnt, endet in einem witzigen und dennoch brutalen Actionreißer. Diese Mischung hat es wirklich in sich …

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Fazit: „Cold in July“ erinnert sehr stark an die besten Fime von John Carpenter und wandelt sich von einem dramatischen, beängstigenden Thriller in einen brutalen, mit Witzen gespickten, Actionfilm. Absolut sehenswert!

© 2015 Wolfgang Brunner

Pro-Life (2009)

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Originaltitel: Pro-Life
Regie: John Carpenter
Drehbuch: Drew McWeeny & Scott Swan
Kamera: Attila Szalay
Musik: Cody Carpenter
Laufzeit: 57 Minuten (uncut)
Darsteller: Ron Perlman, Emmanuelle Vaugier, Caitlin Wachs, Mark Feuerstein, Biski Gugushe, Jeremy Jones, Lisa Bunting
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: Vereinigte Staaten, Kanada
FSK: keine Jugendfreigabe

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Dwayne ist gnadenloser Abtreibungsgegner und tyrannisiert die Klinik des Arztes Dr. Kiefer solange, bis er sich sogar per Gerichtsbeschluss nicht mehr dem Gebäude nähern darf. Als dann aber seine Tochter schwanger in die Klinik eingeliefert wird und angeblich sogar ein Kind des Teufels erwartet, schert sich Dwayne nicht länger um die Verbote. Zusammen mit seinen drei Söhnen stürmt er das Gebäude, um seine Tochter herauszuholen.

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Als Teil der von Mick Garris produzierten Horror-Serie „Masters Of Horror“ präsentiert Kultregisseur John Carpenter einen abgefahrenen, teils fast schon geschmacklosen Trip, der aus der Feder von H.P. Lovecraft stammen könnte.
Alleine durch die Musik von Sohnemann Cody Carpenter kommt desöfteren eine Stimmung aus den alten Carpenter-Filmen auf. Die Atmosphäre von „Pro-Life“ erinnert sehr entfernt und mit gutem Willen an „Assault – Anschlag bei Nacht“ (Alernativtitel: „Das Ende“) oder auch „Das Ding aus einer anderen Welt“.

Neu ist, dass Carpenter sich in dieser Uncut-Version seines „Master Of Horror“-Beitrages voll austobt und anscheinend keine Rücksicht auf guten Geschmack nimmt. Einige Einstellungen nähern sich nämlich gefährlich der Grenze zur Geschmacklosigkeit oder übertreten sie sogar. Ich persönlich fand die Inszenierung nicht die schlechteste, auch wenn sie an die Kultwerke des Regisseurs nicht heranreicht, und fühlte mich tatsächlich oft an „alte Zeiten“ erinnert. Ganz so  verlernt, wie viele sagen, hat es Carpenter meiner Meinung nach doch nicht.

Nun aber zu einem Negativpunkt, der mir aufgestossen ist: Die Creature-Effects sind nicht wirklich überzeugend und wirken manchmal geradezu lächerlich. Das zerstört den Gesamteindruck des teils sehr harten und brutalen Thrillers und lässt eine große Lücke zwischen Ernsthaftigkeit und Lächerlichkeit entstehen, in die „Pro-Life“ unweigerlich am Ende hineinfällt und im Nirwana jener Filme verschwindet, an die man sich nach ein paar Jahren nur mehr schwerlich erinnern kann. Auch wenn die Ganzkörpermaske des Teufels eventuell Absicht sein sollte, um einen (wie oben bereits erwähnt) Hauch Lovecraft’scher Visionen vorzugaukeln, hätte wahrscheinlich ein nicht zu sehender Teufel mehr Wirkung gezeigt. Carpenter hätte vielleicht auch den religiösen Wahn seines Hauptdarstellers etwas abschwächen sollen.

Alles in allem aber ein sehenswerter Thriller, der aber wenn dann nur in der Uncut-Version funktioniert.

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Fazit: In der Uncut-Version durchaus sehenswert. „Pro-Life“ trägt sichtbare Züge von John Carpenter, gerät allerdings am Ende in einen Strudel aus ungewollten Lächerlichkeiten, die das Gesamtbild leider kaputt machen. Sonst wäre der 50-Minuten-Trip aus meiner Sicht gar nicht mal so schlecht geworden, wie viele meinen.

© 2015 Wolfgang Brunner

Vampire (1998)

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Originaltitel: Vampires
Regie: John Carpenter
Drehbuch: Don Jacoby
Kamera: Gary B. Kibbe
Musik: John Carpenter
Laufzeit: 108 Minuten
Darsteller: James Woods, Daniel Baldwin, Sheryl Lee, Maximilian Schell, Tim Guinee, Thomas Ian Griffith, Gregory Sierra, Cary-Hiroyuki Tagawa
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 18 Jahren (indiziert)

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Jack Crow ist professioneller Vampirjäger und mit seinem Team immer auf der Suche nach Vampirnestern. Als er eines Tages in einem Haus auf einen „Meister“ stößt, wird ihm sehr bald bewusst, dass jener Meister derjenige ist, der Jacks Eltern vor Jahren getötet hat. Als er seinen persönlichen Rachefeldzug gegen den Meistervampir beginnt, stößt er gleichzeitig auf eine großangelegte Verschwörung, die anscheinend weltweit den Weg für die im Untergrund lebenden Vampire bereiten will, um die Menschheit zu unterjochen.

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Nach den rasanten Eröffnungssequenzen weiß man sofort, dass man einen Film von John Carpenter sehen wird. Unverwechselbar durch die von ihm selbst komponierte Musik fällt man sofort wieder in eine „Carpenter“-Stimmung, die fast alle seine Filme, außer den Auftragsarbeiten „Starman“ und „Jagd auf einen Unsichtbaren“ verströmen. Man merkt dem Film sicherlich sein Alter an, aber dennoch ist unübersehbar, dass Carpenter sein Regiehandwerk perfekt beherrscht. Manch eingestreuter Witz würde heute gestrichen oder zumindest umgeschrieben werden, aber daran merkt man einfach, dass sich der Humor in den letzten Jahren verändert hat.

Der schräge Genremix aus Splatterhorror und Western funktioniert erstaunlicherweise absolut gut und macht richtiggehend Spaß. Auch hier kann man sehen, wie gut Carpenter Filmemachen beherrscht und diese Richtungsvermischung meistert.

Der Mittelteil von „Vampire“ schwächelt leider ein wenig, ist aber dennoch weit davon entfernt, Langeweile zu verbreiten. Obwohl ich Maximilian Schell gerne sehen, hat er mich in „Vampire“ irgendwie gestört. Ich kann nicht näher erklären, woran es liegt, aber manchmal kam es mir vor, als wäre er von seiner Rolle nicht wirklich angetan beziehungsweise überzeugt gewesen. Da es aber lediglich eine Nebenrolle ist, stört es nicht weiter. Auch das Ende erscheint mir etwas überzogen, hatte aber damals bestimmt eine entsprechende Wirkung, die heute nicht mehr erreicht wird.

Was mich allerdings absolut begeistert hat, und das auch noch nach so vielen Jahren, ist die Ankunft in der vampirverseuchten Stadt Santiago, wo auch das dramatische Finale stattfindet. Die Stimmung, die Carpenter da mit seinen Bildern in Verbindung mit der leicht „westernlastigen“ Musik erschafft, ist unglaublich. Diese Szenen lassen einem Carpenter-Fan wie mir das Herz höher schlagen. Da kommt eine Atmosphäre auf, wie ich sie an seinen Filmen mag.
Das Wiedersehen mit Sheryl „Laura Palmer“ Lee war grandios. Sie hat meiner Meinung nach sogar ein wenig besser gespielt als James Woods, aber das ist wohl immer Geschmackssache. Woods war mir an manchen Stellen einfach zu cool. 😉 Am allerbesten hat mir aber Daniel Baldwin gefallen, der leider im Haufen der anderen schauspielernden Baldwin-Brüder irgendwie untergeht. Er hat mich am meisten überzeugt und spielte seine Rolle mal sympathisch und mal fies. Und beides durchwegs glaubhaft.

Da der Titel noch immer indiziert ist, gibt es auch eine stark gekürzte FSK 16-Fassung, von der jeder Filmfan die Finger lassen sollte. Der Film ist durch die FSK-Schere mehr verstümmelt worden als die „zensierten“, verletzten und blutveschmierten Menschen und Vampire von den Special-Effects-Leuten.

Noch kurz ein paar Worte zur aktuellen Blu Ray-Veröffentlichung:
Nun ist der Film endlich uncut in einem limitierten Mediabook als Blu Ray auf den Markt gekommen. Das Bild ist teilweise hervorragend restauriert, an wenigen Stellen merkt man einfach, dass der Film schon etwas älter ist. Fans sollten auf jeden Fall zugreifen, denn so klar und deutlich hat man Carpenters Vampirjäger noch nicht gesehen.

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Fazit: Für Carpenter Fans sowieso ein Muss. Für Horror- und Splatterfreunde auf jeden Fall lohnenswert. Und nicht zu vergessen, der gewagte, aber geglückte, Genre-Mix aus Horror und Western in Verbindung mit einer wunderbaren Filmmusik.

© 2015 Wolfgang Brunner

Das Dorf der Verdammten (1995)

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Originaltitel: Village Of The Damned
Regie: John Carpenter
Drehbuch: David Himmelstein
Kamera: Gary B. Kibbe
Musik: John Carpenter, Dave Davies
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Christopher Reeve, Kirstie Alley, Linda Kozlowski, Michael Paré, Mark Hamill, Peter Jason, George Flower
Genre: Horror
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Aus heiterem Himmel und ohne irgendwelche Vorzeichen fallen alle Bewohner des kleinen, beschaulichen Örtchens Midwich in eine Ohnmacht, die sechs Stunden anhält. Nur wenige Tage nachdem die Menschen aus ihrem mysteriösen Koma wieder erwacht sind, stellt der Arzt Dr. Chaffee bei zehn Frauen fest, dass sie alle während jener sechs Stunden geschwängert wurden. Lange Zeit sind sich die Ehepaare nicht sicher, ob die Kinder von ihnen stammen oder ob eine fremde Macht hinter den Schwangerschaften steckt. Doch als die Kinder heranwachsen, besteht kein Zweifel mehr, dass sie nicht menschlichen Ursprungs sind …

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Horror-Ikone John Carpenter nahm sich dem Science Fiction Klassiker aus dem Jahr 1960 an und passte die Handlung der Zeit an. Herausgekommen ist ein ansehnlicher Thriller, der mich heute mehr überzeugte als seinerzeit bei Erscheinen. Wenn ich mich richtig erinnere, war Carpenters Remake damals nicht wirklich erfolgreich, was ich heute gar nicht mehr nachvollziehen kann, denn die Carpenter typische Inszenierung ist absolut vorhanden.

„Superman“ Christopher Reeve hat mich in seiner Rolle als Arzt überzeugt und alleine schon die Tatsache, dass er in Carpenters Film die letzte Rolle vor seinem schlimmen Reitunfall spielte, macht „Das Dorf der Verdammten“ für mich zu einem besonderen Film. Die heimlichen Stars des Films sind allerdings die Kinder, die ihre Partien erschreckend realitätsnah spielen und so manches Mal einen Gesichtsausdruck zur Schau stellen, der einem tatsächlich eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Das Wiedersehen mit „Luke Skywalker“ Mark Hamill hat für Filmfans sicherlich auch seinen Reiz.
Kameramann Kibbe fängt mit seinen Kamerafahrten gekonnt die beklemmende Atmosphäre des Ortes ein und verleiht dem Film einen Carpenter-Touch, wie wir ihn bereits von „Die Fürsten der Dunkelheit“, „Sie leben“ und „Die Mächte des Wahnsinns“ kennen. An manchen Stellen kommt es mir vor, als hätte Carpenter die Grundidee seines 1988er Films „Sie leben“ irgendwie weitergeführt. Die Kinder erinnerten mich allzu oft an die Aliens aus besagtem Science Fiction-Horror.

Musikalisch bekam John Carpenter dieses Mal Unterstützung von Dave Davies, dem Leadgitarristen und Mitbegründer der „Kinks“. Herausgekommen ist eine sehr stimmungsvolle und passende Untermalung des Horror-Remakes. Carpenter hält sich sehr eng an das Original aus dem Jahr 1960, verpasst der Handlung lediglich einen zeitgemäßen Neuanstrich und schafft, zumindest aus meiner Sicht allein schon durch die hervorragende Musik, dennoch eine weitaus stimmungsvollere Atmosphäre als der alte Schwarz-Weiss-Film.

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Fazit: Überzeugend, unheimlich und stimmungsvoll. Carpenters Remake des alten Filmklassikers überzeugt durch eine gute Inszenierung, hervorragende Musik und fähigen Schauspielern.

© 2015 Wolfgang Brunner

Sie leben (1988)

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Originaltitel: They Live
Regie: John Carpenter
Drehbuch: John Carpenter (unter dem Pseudonym Frank Armitage)
Kamera: Gary B. Kibbe
Musik: John Carpenter, Alan Howarth
Laufzeit: 90 Minuten
Darsteller: Roddy Piper, Keith David, Meg Foster, Peter Jason, Norman Alden, Al Leong
Genre: Horror, Science Fiction, Thriller
Produktionsland: USA
FSK: ab 18 Jahren

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Als John Nada eine Sonnenbrille findet und sie aufsetzt, macht er eine unglaubliche Entdeckung. Egal, wohin er sieht, erblickt er seltsame Botschaften, die ihm „befehlen“, zu konsumieren und zu gehorchen. Einige der Menschen sehen anders aus, wenn John die Brille aufsetzt und bald entdeckt er, dass die Erde Opfer einer Alieninvasion geworden ist. Die Außerirdischen versuchen, die Menschen durch die versteckten Botschaften zu manipulieren, um dann die Herrschaft über den Planeten zu übernehmen. John Nada nimmt den Kampf auf …

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Kultregisseur John Carpenter hat mit „Sie leben“ einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere hingelegt. Zur damaligen Zeit wahrscheinlich unterschätzt, erzählt der Film eine Geschichte, wie sie heutzutage (wenn man die Aliens mal ausklammert) ohne weiteres wahr sein könnte. Sozialkritisch beleuchtet Carpenter die Menschen, die sich sehr leicht beeinflussen lassen und nur auf Konsum, Macht und Geld fixiert sind. Heute, 25 Jahre nach seinem Erscheinen, macht mich Carpenters verkanntes Werk nachdenklicher als seinerzeit.

Gut, man merkt dem Streifen sein Alter an, keine Frage. Die Masken der Aliens wirken teilweise lächerlich, obwohl sie dennoch auch irgendwie immer noch erschreckend und befremdlich aussehen. Aber die Stimmung, die Carpenter (vor allem am Anfang) schuf, ist einfach nur toll. Das liegt mit Sicherheit wieder an der gewohnten Musikuntermalung, die aus Carpenters eigener Feder in Zusammenarbeit mit Alan Howarth (wie schon bei Halloween, Die Klapperschlange, The Fog, Die Fürsten der Dunkelheit, Christine …) stammt, aber auch an den faszinierenden Kamerafahrten von Gary B. Kibbe, der seit 1987 den Carpenter-Stamm-Kameramann Dean Cundey abgelöst hat.

Einziges Manko an „Sie leben“ ist die fünfminütige „Klopperei“ zwischen den beiden Hauptdarstellern, wenn es darum geht, eine der geheimnisvollen Brillen aufzusetzen. Die wirkt auch noch heute auf mich unnötig in die Länge gezogen und übertrieben. Genau jene Prügelei ist es auch, die den Film damals auf den Index gebracht hat, wobei ich nicht verstehe, aus welchem Grund. In der Uncut-Fassung ist diese Szene also enthalten, in der gekürzten fehlt sie.

Ansonsten ist „Sie leben“ für mich ein typischer Carpenter-Film, wenn auch nicht einer seiner absolut besten.

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Fazit: In die Jahre gekommen, aber immer noch aussagekräftig. Carpenter kann es einfach und auch „Sie leben“ besitzt in meinen Augen, wie fast alle Filme des Regisseurs, eindeutig Kultcharakter.

© 2014 Wolfgang Brunner