![Myra 01](https://filmbesprechungen.wordpress.com/wp-content/uploads/2015/12/myra-01.jpg?w=670)
Die auf den Philippinen geborene Künstlerin Myra lebt heute in Deutschland. Schon als Kind verliebte sie sich in den Klang der Musik. Mit ihrer Band „Meine Allee“ gewann sie einige Newcomer -Preise und Auszeichnungen. Gleichzeitig veröffentlichte sie im Jahr 2006 ihre erste Solo-LP „Still Here“. 2008 folgte ihr zweites Album „Keep Goin‘ On“. Im Januar 2014 wurde sie als „Bester RnB Künstler“ bei den „Urban Music Awards“ (Philippinen) und drei Mal bei den „VIMA Music Awards Asia“ (South East Asia) nominiert. Sie gewann schließlich den „Overall Female Act of Asia“ und die „Best Dance Song“-Auszeichnung mit ihrem Song „Sing For You (X-Core-Remix)“.
Myra Sängerin, Songwriterin und Musikproduzentin. Und sie komponiert Filmmusiken. Genau zu diesem Thema durften wir der Künstlerin ein paar Fragen stellen.
1. Deine Musiken zu Timo Roses Filmen „Reeperbahn“ und „Death Wish Zero“ sind sehr atmosphärisch und erinnern teilweise an John Carpenter. Ist Carpenter eines Deiner Vorbilder? Welche anderen Komponisten inspirieren Dich bei Deiner Arbeit?
Erstmal vielen Dank für diesen Vergleich. Wenn Leute meine Filmmusik hören und sich dann an John Carpenter erinnern, ist das eigentlich ein sehr großes Kompliment. Obwohl ich versuche, niemanden zu kopieren sondern all meinen Kompositionen meine eigene Note zu verpassen. Ich habe viele Carpenter-Filme gesehen, klar. Ich bewundere ihn, weil er zu vielen Filmen das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und dazu noch die Filmmusik komponiert hat. Nicht alle Regisseure können das und das finde ich schon sehr beeindruckend. Neben Carpenter liebe ich die Arbeit von Hans Zimmer oder Danny Elfman sehr. Als Komponistin liebe ich auch die klassischen Komponisten wie Rachmaninov, Beethoven usw.
2. Filmmusik, Solo-Alben, Songwiriting, Produzentin … Bist Du ein Workaholic oder hast Du einfach nur riesigen Spaß an diesen Dingen?
Haha, die Frage ist ja süß!
Nun ja, angefangen habe ich eigentlich mit dem Singen, was immer meine „Foundation“ bleiben wird, da es direkt von mir selbst kommt; also ich bin selbst das Instrument. Bei Filmmusiken usw. bediene ich mich ja anderen Instrumenten. Bin ich ein Workaholic? -JA!!! Ein absoluter Music-Nerd-Freak von ganzem Herzen. Ich habe natürlich auch riesigen Spaß daran, weil mir die Musik einfach unglaublich viele schöne Momente beschert hat. Sie hat mich mein ganzes Leben bis hierher begleitet und ist einfach ein Teil von meinem Leben.
3. Welche Musik hörst Du privat? Kann es zum Beispiel auch mal sein, dass Heavy Metal-Klänge in Deine Gehörgänge wummern?
Also, ich höre alles, was mir auf die Ohren kommt; ist natürlich sehr stimmungsabhängig, aber ich höre wirklich alles. Ich finde gute Musik kennt keine Genres und bleibt einfach gute Musik. Und ja, ich höre auch Metal. Das Album von Arch Enemy finde ich zum Beispiel echt Hammer!
4. Gibt es einen bekannten Film(klassiker), den Du gerne mit Deinen Kompositionen vertont sehen würdest?
Das ist eine geile Frage und dazu könnte ich massig Filme aufzählen. Auf der anderen Seite, finde ich aber auch, dass die Filme eben so funktionieren und erfolgreich sind, weil sie sind, wie sie sind. Ich möchte lieber meine eigenen „Klassiker“ schaffen, wenn ich dazu die Möglichkeit habe oder bekomme. Wenn ich einen bereits vertonten Film nochmals vertonen würde, würde ich immer verglichen werden und das möchte ich ja nicht. Die Leute sollen meine Musik und mich hören.
5. Wie bist Du eigentlich zur Filmmusik gekommen? Denn ursprünglich warst Du ja Sängerin und Songwriterin.
Über meinen langjährigen, guten Kumpel und Regisseur „Stefan Schwenk“ (TBC Filmproduktion). Ich habe ja damals schon Musik gemacht und war mit „Meine Allee“ unterwegs. Da kam Stefan auf mich zu und bat mich die Musik zu seinem Spielfilm „Sick Pigs“ zu machen. Ich verliebte mich in die Herausforderung, die das Projekt mit sich brachte und fand die Arbeit daran sehr schön und habe es gewagt, sozusagen. So kam es, dass mir diese Tür geöffnet wurde. Ich „bin“ noch immer Sängerin und Songwriterin, das hat sich trotz der Filmmusik nicht geändert, wie man in Timo Roses neuem Film „Death Wish Zero“ hören kann.
6. Wie gehst Du an die Musik für einen Film ran? Deine Musik kann auch ohne Filmbilder bestehen, dennoch untermalen sie das Gezeigte absolut perfekt. Komponierst du, während Du Dir die entsprechenden Filmszenen ansiehst?
Vielen Dank, für dieses Kompliment. Dankeschön!
Nun ja, normalerweise ist es besser auf die Szene zu arbeiten, da man die Atmosphäre der Szene aufnehmen kann und sich gefühlstechnisch hineinarbeitet. Ich schaue mir zum Beispiel eine Szene an (noch ohne Musik), achte auf Schauspiel, Bildmotiv, Stimmung, Farben, Dialoge/Monolog und allgemeine Atmosphäre usw. Dann versuche ich in mir selber herauszufinden, was die Szene in mir vor allem emotional auslöst. Wenn ich das herausgefunden habe, setze ich mich hin und versuche diese Gefühle zu „vertonen“. Es kam aber schon mal vor, dass Musik da war, ohne dass ich die Szene vorher gesehen habe. Wenn mir ein Regisseur vorab sehr viel über die Szene/den Film erzählen kann, kann ich mich auch so hineindenken. Aber das kommt nicht so häufig vor, wenn ich an einer Filmmusik arbeite. Aber so zum Beispiel entstand das Main Theme „Nature“ von Timo Roses Serie „Nature“, die jetzt ja schon überall auf DVD veröffentlicht wurde.
7. Warum sind viele Filmmusiken heutzutage so nichtssagend und ausdruckslos? Bei vielen Blockbuster-Soundtracks fehlt das Emotionale. Hast Du eine Erklärung, warum sich das so verhält?
Puh, das ist eine gute Frage und eine Frage, die sehr schwer zu beantworten ist. Ich denke einfach, jedes Medium (Musik, Tanz, Film etc.) entwickelt sich neu und weiter. Die Musikindustrie hat sich sehr verändert in den letzten Jahren. Alles hat seine Vor- und Nachteile, würde ich meinen. Also, ich meine, Veränderung bringt immer beides mit sich. Vielleicht mag auf der einen Seite Filmmusik ausdrucksloser erscheinen, dafür sind die Bilder gewaltiger oder sprechen eben mehr für sich selbst, dass sie eben wenig Musik bis gar keine brauchen. Ich denke, das ist auch abhängig von unglaublich vielen Faktoren, nicht zuletzt auch von den ganzen Departments, die bei einem Film mitwirken und den Film zu dem machen, was er am Ende ist: Regie, Drehbuch, Schauspieler, Produktion, Crew etc usw. Zu guter Letzt ist das „Emotionale“ immer eine sehr subjektive Sache. Was jemand anderes als „emotional“ empfindet, müssen wir nicht gleichermaßen empfinden. Es gibt bestimmt auch Menschen, die meine Musik hören und die nicht nachempfinden können, was ich bei dem Song gefühlt habe, als ich ihn geschrieben habe. Aber diese Menschen kann ich deswegen ja nicht verurteilen. Gefühle bleiben eben immer subjektiv.
8. Was bedeutet für Dich eine gute Filmmusik?
Für mich muss gute Filmmusik drei wichtige Kriterien erfüllen: 1. Gute Filmmusik bedeutet für mich, wenn die Musik die Emotionen und die Atmosphäre eines Films verstärkt, so dass sie etwas bleibendes beim Zuschauer hinterlässt. 2. Wenn der Zuschauer sich die Musik ohne den Film anhört und er sich an den Film erinnert oder auch etwas persönliches damit in Verbindung bringt. 3. Wenn er nur die Musik hört und sich seine eigenen Bilder im Kopf machen kann, basierend auf seinen eigenen Gefühlen und Gedanken.
9. Du bist auch für die Musik zum Film „Montrak“ von Stefan Schwenk beauftragt worden. Gibt es denn schon weitere Projekte, die Du bald in Angriff nimmst?
Ja, das ist richtig. Ich werde einen Teil der Filmmusik zu „Montrak – Meister der Vampire“ komponieren. Über weitere Projekte kann ich leider im Moment noch nicht sprechen.
10. Du leidest an der seltenen Autoimmunkrankheit Lupus. Du hast einen wunderbaren Kurzfilm mit dem Titel „Butterfly Tattoos“ gedreht, gespielt und produziert (und auch die Musik dazu komponiert), um mehr Aufmerksamkeit auf diese unheilbare Krankheit zu lenken. Ist Musik eine Art Heilmittel für Dich?
Ja, das stimmt. Ich bin an der unheilbaren Autoimmunerkrankung „Lupus“ erkrankt. Vielen Dank, dass du dir den Kurzfilm angeschaut hast. Und an dieser Stelle nochmal einen sehr großen Dank an die „Lupus Stiftung Deutschland„, die mich seit Jahren begleitet, sich sorgt und mich unterstützt.
Ich denke schon, dass Musik eine Art Heilmittel ist. Musik war eben immer für mich da, ganz egal ob ich traurig war, fröhlich, viele Schmerzen hatte oder wochenlang im Krankenhaus lag. Es ist irgendwie so, dass ich eben diese ganzen Eindrücke und Gefühle in mir selbst wahrnehme und Musik das Einzige Medium ist, diese auf den Punkt genau wiederzugeben. Manchmal habe ich eben das Gefühl, dass ich nur durch die Musik meine Gefühle das sagen lassen kann, was sie eben sagen möchten.
11. Was sind die fünf wichtigsten Dinge in Deinem Leben?
– Freiheit
– Liebe
– Gesundheit
– Musik
– Freunde
Ich bedanke mich ganz herzlich für das nette Interview, wünsche Dir viel Erfolg mit Deiner Musik und vor allem alles erdenklich Gute hinsichtlich Deiner Lupus-Erkrankung.
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© 2015 Myra / Wolfgang Brunner
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