Die Frau des Farmers (1928)

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Originaltitel: The Farmer’s Wife
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Eliot Stannard
(nach einem Bühnenstück von  Eden Phillpotts)
Kamera: John J. Cox
Musik:—
Laufzeit: 129 Minuten
Darsteller: Jameson Thomas, Lilian Hall-Davis, Gordon Harker, Gibb McLaughlin, Maud Gill, Louie Pounds, Olga Slade, Ruth Maitland, Antonia Brough
Genre: Liebesfilm, Stummfilm
Produktionsland: Großbritannien
FSK: ab 12 Jahren

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Der verwitwete Farmer ist auf der Suche nach einer neuen Bäuerin. Zusammen mit seiner Dienstmagd schreibt er auf einen Zettel, welche Frauen in Frage kommen. Dann macht er sich daran, die Liste abzuarbeiten. Nicht im Leben hätte er daran gedacht, dass eine der Auserwählten seinen Heiratsantrag ablehnen könnte …

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Nach dem sehr schwerfälligen Beginn entwickelt sich dann doch eine ganz ansehnliche und streckenweise amüsante Liebesgeschichte. Sicherlich ist auch hier nicht viel von dem Hitchcock zu erkennen, den man von seinen späteren Filmen gewohnt ist, aber dennoch experimentiert der Regisseur. Die Liebeskomödie plätschert seicht dahin und hat auch einige Längen, wenn dann aber die Einstellungen (Überblendungen) kommen, bei denen die zur Auswahl stehenden Frauen abwechselnd auf dem Stuhl erscheinen, der gegenüber des verwitweten Farmers steht, dann denkt man sich (zumindest ich dachte das), dass sich das Warten gelohnt hat. Diese Szene ist schon wirklich hervorragend gemacht.

Unterhaltungswert besitzt „The Farmer’s Wife“ auf jeden Fall. Manchmal muss man tatsächlich lächeln, wenn man die vergeblichen Mühen des Protagonisten (der übrigens ganz toll von Jameson Thomas gespielt wird) verfolgt, in denen der Witwer mit aller Macht die Liebe einer Frau gewinnen will. In diesem Film sieht man ganz eindeutig, dass Hitchcock auch eine komödiantische Ader hat, wie er auch in späteren Filmen noch (allerdings besser als hier) bewiesen hat.

Schauspielerisch fällt in diesem Film auf jeden Fall der schon genannte Jameson Thomas auf, der seinen Charme und die Verbitterung in seiner Suche nach einer neuen Frau sehr überzeugend darstellt. Die Frauen spielen zwar in unterschiedlicher Qualität, werden aber im Großen und Ganzen ihren Rollen gerecht. Die hin und wieder verstreuten Hitchcock’schen Einlagen lassen über manch eine Länge hinwegsehen, zumindest, wenn man erst einmal den etwas langweiligen Anfang hinter sich gebracht hat.

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Fazit: Ein Frühwerk von Alfred Hitchcock, das nicht sonderlich auffällt. Für Hitchcock-Komplettisten ohnehin ein Muss, kann man als Filminteressierter getrost auf diesen Stummfilm verzichten, es sei denn, man möchte einem recht amüsanten Kampf der Geschlechter beiwohnen.

© 2015  Wolfgang Brunner

Poltergeist (1982)

Poltergeist

Originaltitel: Poltergeist
Regie: Tobe Hooper
Drehbuch:  Steven Spielberg, Michael Grais, Mark Victor
Kamera: Matthew F. Leonetti
Musik: Jerry Goldsmith
Laufzeit: 110 Minuten
Darsteller: Craig T. Nelson, JoBeth Williams, Beatrice Straight, Dominique Dunne, Oliver Robins, Heather O’Rourke, Michael McManus, Virginia Kiser, Zelda Rubinstein
Genre: Horror
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Eines Nachts taucht er auf: Ein Poltergeist, der die Familie Freeling heimsucht und Besitz von ihrer fünfjährigen Tochter Carol Anne nimmt. Ein unheimlicher Kampf gegen die böse Macht beginnt, der die Familie an den Rand der Verzweiflung treibt. Schließlich suchen sie Hilfe bei einem Medium, das ihnen zur Seite stehen soll, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.

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Mittlerweile ein Klassiker unter den Horrorfilmen und Wegbereiter unzähliger Filme über paranormale Phänomen. „Poltergeist“ ist fast schon Kult und hat in seiner Wirkung nichts eingebüßt, wenn man einmal von ein paar Spezialeffekten absieht, die heutzutage nicht mehr ganz rund wirken. Der Großteil der Tricks ist aber immer noch grandios und perfekt.

Wer die Filme von Tobe Hooper kennt, kann sich denken, dass ein Großteil von „Poltergeist“ nicht von ihm, sondern von Steven Spielberg stammt, der Hooper nicht in die Nachproduktion und Bearbeitung des Films involvierte und dadurch dem Streifen seine Handschrift aufdrückte. Der größte Teil wirkt, als habe ihn Spielberg sogar selbst inszeniert. Nur die Szenen mit den (aus meiner Sicht extrem störenden) Geisterbahneffekten (aufklappende Särge und endlos aus dem Wasser auftauchende Skelette) könnte von Hooper stammen. Die ruhigen und manchmal sogar mystischen Szenen tragen eindeutig Spielbergs Handschrift.

Die eher untypische Handlung für Horrorfilme jener Zeit („Freitag, der 13 – Teil 2“, „Halloween 2“, „Der New York Ripper“ oder „Tenebrae“) und die nur dezent eingesetzte“Brutalität“, auf die bei den obengenannten Filmen eindeutig mehr Augenmerk gerichtet wurde, heben „Poltergeist“ von der Masse ab. Spielberg ging einen neuen Weg, der den Horrorfilm in ruhigere Gewässer führte und mehr auf Mystery Wert legte. Das Ergebnis ist ein stimmiger und faszinierender Film, der, hätte man auf die Schockmomente verzichtet, ein bahnbrechender, richtungsweisender Teil der Filmgeschichte werden können. So aber wird die unheimliche, ruhige Inszenierung von effekthascherischen Gruselmomenten leider zerstört.

Dennoch ist „Poltergeist“ einer jener Filme, bei denen ich mich wohl fühle und die ich einfach gern ansehe.
Craig T. Nelson als Geschäftsmann und Vater hat mich in dieser Rolle vollends überzeugt und spielte aus meiner Sicht besser als JoBeth Williams und die kleine Heather O’Rourke, die in den beiden Nachfolgeteilen ebenfalls die Rolle der Carol Anne übernahm. Sie verstarb nach Ende der Dreharbeiten zum dritten Poltergeist-Film im Alter von 12 Jahren an den Folgen einer Notoperation infolge eines Darmverschlusses.

Jerry Goldsmiths Score ist fantastisch und geradezu genial. Seine Klänge kann man ohne weiteres auch als eigenständiges Werk hören, wie alle seine Filmmusiken. Von den oben erwähnten „Patzern“ einmal abgesehen, ist „Poltergeist“ ein Genre-Meilenstein, der die Entwicklung des Horrorfilms meiner Meinung nach maßgeblich verändert hat.

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Fazit: Kultiger und wegweisender Horrorfilm, der leider durch den Regisseur Tobe Hooper am Ende hin zu einer leicht verunglückten Geisterbahnfahrt mit effekthascherischen Einlagen wird. Dennoch ein absolutes Muss!

© 2015 Wolfgang Brunner

Bergkristall (2004)

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Originaltitel: Bergkristall
Regie: Joseph Vilsmaier
Drehbuch:  Klaus Richter (nach der gleichnamigen Erzählung von Adalbert Stifter)
Kamera: Joseph Vilsmaier
Musik: Stefan Busch, Christian Heyne, Regensburger Domspatzen
Laufzeit: 92 Minuten
Darsteller: Dana Vávrová, Daniel Morgenroth, François Goeske, Josefina Vilsmaier, Max Tidof, Christian Nickel, Jürgen Schornagel, Thomas Wlaschiha
Genre: Drama
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 6 Jahren

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Die Bewohner der Bergdörfer Millsdorf und Gschaid sind seit Generationen verfeindet. Ausgerechnet in Susanne, eine Millsdorferin, verliebt sich Seabastian aus Gschaid. Sie heiraten und kämpfen verzweifelt gegen die Bösartigkeit der anderen an. Zwei Kinder, eine Tochter und ein Sohn, werden geboren. Doch auch sie werden von den anderen Kindern gehänselt. Eines Tages trifft Susanne die Entscheidung, für eine gewisse Zeit zurück in ihr Heimatdorf zu gehen, damit sich die Wogen glätten. Die beiden Kinder bleiben beim Vater und besuchen die Mutter im drei Stunden entfernten Nachbarsdorf so oft es geht. Auch im Winter … bis sie sich eines Tages in  der verschneiten Bergwelt verirren.

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Vor eindrucksvoller Kulisse erzählt Vilsmaier eine tragische Familiengeschichte nach einer Erzählung von Adalbert Stifter. Vilsmaier hätte ohne weiteres die Rahmengeschichte in der Gegenwart weglassen können, denn das von einem Mann geschilderte Drama aus der Vergangenheit braucht kein Mittel, um erzählt zu werden.

Beeindruckend sind nicht nur die beiden erwachsenen Hauptdarsteller Dana Vávrová und Daniel Morgenroth, sondern auch die beiden Kinder François Goeske und Josefina Vilsmaier. Glaubhaft und ans Herz gehend agieren die vier und stellen eine zerrüttete und dennoch liebevolle Familie dar, als wären sie im wahren Leben tatsächlich eine. Das Dorfleben wird so realistisch dargestellt, dass es fast schon erschreckend ist.
Zur atemberaubenden Kulisse gesellen sich neben den absolut guten Darstellern auch noch die hervorragende Kameraarbeit von Regisseur Vilsmaier selbst und die stimmungsvolle Filmmusik. Das Ergebnis ist ein Heimatfilm im modernen Gewand, der dramatisch, gefühlvoll, spannend und melancholisch gleichzeitig ist. Diese Mischung ist es auch, die Vilsmaiers Filme oft ausmachen.

Daniel Morgenroth spielt sehr emotional die Rolle des Vaters, so dass ich mich frage, warum er nicht mehr Rollen in Kinofilmen bekommen hat bzw. bekommt. Josefina Vilsmaier, die Tochter des Regisseurs und Dana Vávrová, zeigt, was in ihr steckt und macht ihre Sache sehr gut. Dana Vávrová ist gewohnt gut und überzeugend. François Goeske ging den Weg der Schauspielerei ebenfalls weiter und war 2013 in dem deutschen Horror-Mystery-Thriller „Lost Place“ zu sehen, wo er mir ebenfalls ganz gut gefallen hat.

„Bergkristall“ ist unglaublich intensiv und realistisch. Ein Heimatfilm, der Lust auf mehr macht und den ich mir mit Sicherheit noch ein weiteres Mal ansehen werde (das letzte Mal habe ich ihn bei seinem Erscheinen 2004 gesehen). Diese Verfilmung nach Adalbert Stifter hat mir wieder einmal bestätigt, dass Joseph Vilsmaier ein Ausnahmetalent unter den deutschen Regisseuren ist, denn seine Handschrift ist beeindruckend und einzigartig.

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Fazit: Beeindruckend, emotional und verzaubert. Wie ein Märchen wird ein Familiendrama in den Bergen erzählt, das nachhaltig in Erinnerung bleibt. Ein Vilsmaier-Film eben!

© 2015 Wolfgang Brunner

Castaway – Die Insel (1987)

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Originaltitel: Castaway
Regie: Nicholas Roeg
Drehbuch:  Allan Scott
Kamera: Harvey Harrison
Musik: Stanley Myers
Laufzeit: 117 Minuten
Darsteller: Oliver Reed, Amanda Donohoe, Georgina Hale, Frances Barber, Tony Richards, Todd Rippon,
Virginia Hey
Genre: Drama
Produktionsland: Großbritannien
FSK: ab 12 Jahren

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Der Schriftsteller Gerald will seinen Alltag eine Weile hinter sich lassen und beschließt, ein Jahr lang auf einer einsamen Insel zu leben. Dafür sucht er eine geeignete Partnerin, die er mithilfe einer Zeitungsannonce zu finden hofft. Seine Wahl fällt auf die attraktive und junge Lucy. Die Bestimmungen des Landes (Australien) dulden aber keine „wilden Ehen“ und so müssen sich Gerald und Lucy kurzerhand vermählen, um das Abenteuer antreten zu können. Was anfangs mit einer wunderschönen Zeit beginnt, entwickelt sich zusehends zu einer harten Probe für beide, denn das einsame Zusammenleben ist nicht so, wie sich die beiden das vorgestellt haben.

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Ich liebe diesen Film! Ich mag Nicholas Roeg und Oliver Reed. Die beiden alleine sind schon zwei gute Gründe, um sich dieses grandiose Beziehungsdrama anzusehen. Dann kommt aber noch Amanda Donohoe dazu, die in „Castaway“ ihr Debüt gibt und bereits ein Jahr später in Ken Russells „Der Biss der Schlangenfrau“ genauso überzeugen konnte, wie hier.

Die Stimmung, die Roeg hier mit seinen typischen Kameraeinstellungen durch Kameramann Harvey Harrison schafft, ist einfach einzigartig. Die Probleme, die zwischen Mann und Frau entstehen, sind sehr realistisch und vor allem glaubhaft dargestellt, dass es eine wahre Freude ist, den beiden bei ihrer Insel-Odyssee zuzusehen. Oliver Reeds Spiel ist spitzenmäßig, genauso aber Amanda Donohoes Agieren, das zudem auch noch jede Menge Mut erfordert, weil sie den Großteil des Films „oben ohne“ schauspielert. Das ganze Szenario wirkt so stimmig und irgendwie auch „heimelig“, dass man meint, man wäre mit dabei.

Die wunderschönen Naturaufnahmen und der unverkennbare Inszenierungsstil Nicholas Roegs tun das ihrige dazu, um „Castaway“ für mich zu einem echten Klassiker zu machen. Das Beziehungsdrama hat von seiner Wirkung auch nach fast dreißig Jahren nichts eingebüßt. Ich hätte dem Zusammenspiel von Reed und Donohoe noch weitere zwei Stunden zusehen können, so hat es mich in den Bann gezogen.
Auch wenn Roeg hier einen massentauglicheren Stoff ausgewählt hat, bleibt dennoch sein einzigartiger Inszenierungsstil nicht auf der Strecke.

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Fazit: Faszinierend in Szene gesetztes Beziehungsdrama, das von den beiden grandiosen Darstellern, einer hervorragenden Kameraführung und der unverkennbaren Handschrift Nicholas Roegs lebt.

© 2015 Wolfgang Brunner

Abwärts (1927)

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Originaltitel: Downhills
Alternativtitel: When Boys Leave Home
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch:  Eliot Stannard
Kamera: Claude McDonnell
Musik: –
Laufzeit: 82 Minuten
Darsteller: Ivor Novello, Ben Webster, Norman McKinnel, Robin Irvine, Jerrold Robertshaw, Sybil Rhoda, Annette Benson, Lilian Braithwaite, Isabel Jeans
Genre: Drama, Stummfilm
Produktionsland: Großbritannien
FSK: ab 12 Jahren

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Roddy wird zu Unrecht beschuldigt, eine Kellnerein geschwängert zu haben und wird von der Universität verwiesen. Durch eine Erbschaft erreicht sein Leben dennoch kurzzeitig einen Höhepunkt, bevor es dann steil bergab geht. Denn die Frau, die er heiratet, stellt sich als Heiratsschwindlerin heraus. Roddy landet ziemlich weit unten …

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Bei diesem Film handelt es sich um eine Auftragsarbeit, was zunächst auch meiner Meinung klar zu erkennen ist. Denn anfangs tut sich Hitchcock schwer, in die Handlung zu kommen. Doch je weiter der Film fortschreitet, desto klarer und strukturierter wird die Story und auch die Inszenierungsweise. Fast scheint es, als hätte Hitchcock erst während der Dreharbeiten Lust auf dieses Drama nach Theatersketchen von Constance Collier und Ivor Novello, der übrigens auch in der Verfilmung dann die Hauptrolle spielte und in Hitchcocks „Der Mieter“ hervorragend war, bekommen.

Ein paar Szenen sind besonders zu ewähnen: Erst einmal die „verhängnisvolle“ Begegnung mit der Kellnerin. Hier wird mit einem fabelhaften Schattenspiel gearbeitet, das fast an einen Scherenschnitt erinnert. Ganz fantastisch gemacht. Dann gibt es eine Szene, in der Roddy nach Hause kommt und einen Treppenaufgang nach oben geht. In bester Hitchcock-Manier wird hier die Beleuchtung eingesetzt und lässt ein beeindruckendes Bild (bzw. eine beeindruckende Szene) entstehen. Wenn am Ende des Films Roddy in einer Dachkammer aufwacht, möchte man fast meinen, ein Olgemälde von Carl Spitzweg zu sehen. Das ist schon eine tolle Leistung, wie Hitchcock solche Bilder inszeniert und auf Film festhält.
Und auch nicht ohne sind die Szenen, in denen ein Tranvestit der einzige ist, der auf einer Party nett zu Roddy ist. Das wirkte auf mich, als wollte sich Hitchock für jene „Randgruppe“ einsetzen und den Tranvestit aus diesem Grund sehr sympathisch in Szene gesetzt.

Handlungstechnisch ist „Abwärts“ nicht der große Renner. Schuld und Vergebung, Freundschaft und Versprechen, die eingehalten werden … alles Zutaten, die man von Dramen solcher Art kennt. Faszinierend und kurzweilig ist der Stummfilm (Hitchcocks vierter) allemal, denn alleine schon die inszenatorischen Spielereien sind ein Ansehen wert.

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Fazit: Anfangs eher „lustlose“ Auftragsarbeit, die aber im Verlauf des Films immer mehr zu einem „Hitchcock“ wird, wenn man auf die inszenatorischen Feinheiten achtet. Drama und Komödie in einem, wobei der Drama-Anteil eindeutig überwiegt.

© 2015 Wolfgang Brunner

Lautlos im Weltraum (1972)

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Originaltitel: Silent Running
Regie: Douglas Trumbull
Drehbuch: Deric Washburn, Michael Cimino, Steven Bochco
Kamera: Charles F. Wheeler
Musik: Peter Schickele (Songs: Joan Baez)
Laufzeit: 85 Minuten
Darsteller: Bruce Dern, Cliff Potts, Ron Rifkin, Jesse Vint
Genre: Science Fiction
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahren

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Seit vielen Jahren treiben Raumschiffe im All, die in großen Kuppeln die letzten Pflanzen und Tiere der Erde beherbergen, um sie eines Tages wieder auf der Erde zu kultivieren. Lowell, ein Astronaut des Raumschiffs „Valley Forge“, kümmert sich um die Tiere und Pflanzen mit einer unglaublichen Hingabe.
Eines Tages erhält die Crew den Befehl, sämtliche Kuppeln abzusprengen und zur Erde zurückzukehren. Während sich die anderen Astronauten auf eine Heimkehr freuen, bricht für Lowell eine Welt zusammen. Mit allen Mitteln versucht er, die Sprengung und Vernichtung der Kuppeln zu verhindern, um die letzten Tiere und Pflanzen im Universum zu retten …

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„Silent Running“ ist Kult und ein Film, der mich schon in meiner Jugend nachhaltig beeindruckt (und auch streckenweise zum Weinen gebracht) hat.
Schon alleine die visuellen Effekte sind (auch noch heute) eindrucksvoll in Szene gesetzt. Niemand geringerer als Douglas Trumbull, der durch seine Mitarbeit bei Stanley Kubricks „2001-Odyssee im Weltraum“ bekannt wurde, ist für die gelungenen Weltraumaufnahmen in seinem Regiedebüt selbst verantwortlich. Wer beim Abspann aufpasst, sieht, dass auch John Dykstra mitgearbeitet hat, dem später durch die Spezialeffekte von „Star Wars – Krieg der Sterne“ der Durchbruch gelang. Trumbull hatte übrigens  „Star Wars“ abgelehnt und dafür seinen Kollegen Dykstra vorgeschlagen. 🙂
Jahre später sollten aber beide dann doch noch einmal zusammenarbeiten, und zwar bei Industrial Light & Magic für „Star Trek“ und „Blade Runner“. Das aber nur nebenbei.

Trumbulls Regiedebüt floppte an den Kinokassen, was ich noch heute nicht begreifen kann. Die Botschaft in diesem Film war dem damaligen Publikum wohl zu ernst und Science-Fiction-untypisch. Ökologische Kritik an der Menschheit, verbunden mit einem dystopischen Szenario, machen „Lautlos im Weltraum“ für mich zu einem der außergewöhnlichsten Science Fiction-Filme überhaupt. Ich traue mich sogar zu sagen, dass er visionär für dieses Genre war.

Bruce Dern geht in seiner Rolle auf und agiert (fast immer) außerordentlich gut und überzeugend. Zusätzlich zu der wunderschönen Kulisse, die „Lautlos im Weltraum“ bietet, wird das eindringliche Drama  noch von einer wunderbaren Musik begleitet, die letztendlich ihren Höhepunkt in den beiden Songs von Joan Baez findet, die den Film unvergesslich machen. Die wunderschönen Melodien untermalen tolle Bilder und verschaffen eine unglaublich intensive Atmosphäre. Obwohl es lediglich zwei Lieder sind, hinterlassen sie vom ganzen Film am meisten Eindruck.

Wer fernab von Weltraumschlachten einen intelligenten und nachdenklich machenden Film aus den 70er-Jahren sucht und „Lautlos im Weltraum“ noch nicht kennt, sollte sich unverzüglich daran machen, sich diesen Klassiker anzusehen.

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Fazit: Kultfilm aus den 70er-Jahren, der noch heute nichts an seiner Intensität eingebüsst hat. Beeindurckend durch zwei Songs von Joan Baez untermalt, wird dieser ökologische Dystopie-Trip zu einem unvergesslichen Erlebnis.

© 2015 Wolfgang Brunner

Wenn ich bleibe (2014)

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Originaltitel: If I Stay
Regie: R. J. Cutler
Drehbuch: Shauna Cross
nach einer Romanvorlage von Gayle Forman
Kamera: John de Borman
Musik: Heitor Pereira
Laufzeit: 106 Minuten
Darsteller: Chloë Grace Moretz, Jamie Blackley, Mireille Enos, Joshua Leonard, Stacy Keach, Lauren Lee Smith, Liana Liberato, Aisha Hinds
Genre: Drama
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 6 Jahren

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Die siebzehnjährige Mia mag Klassik, Adam ist Sänger, Gitarrist und Komponist einer Rockband. Die beiden verlieben sich ineinander und das Leben scheint schöner denn je. Doch dann verunglückt Mia bei einer Autofahrt mit der gesamten Familie und findet sich plötzlich zwischen Leben und Tod gefangen. Ihr kurzes Leben zieht an ihr vorbei und Mia muss sich entscheiden, ob sie stirbt oder ins Leben zurück zu ihrer großen Liebe namens Adam zurückkehrt.

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„Wenn ich bleibe“ ist eine herzzerreissende Teenager-Romanze im Stil von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“.
Nach einer Romanvorlage von Gayle Forman, die ich leider nicht kenne, inszenierte R.J. Cutler ein wahnsinnig emotionales Drama, das einen nicht kalt lassen kann. Auch wenn es manchmal kitschig wirkt, für mich hatte die Handlung und auch das Agieren der Protagonisten Hand und Fuß. Ich will damit sagen,  dass ich die ganze Geschichte durchaus für real halte. Das sind schon einige Wahr- und Weisheiten versteckt, die wohl vom angestrebten Zielpublikum (Teenager) gar nicht richtig wahrgenommen werden.

Die Schauspieler haben mir sehr gut gefallen, allen voran Chloë Grace Moretz, die hier wieder einmal zeigt, wie vielfältig sie sein kann. Sie spielte beeindruckend in so unterschiedlichen Filmen wie „Carrie“, „Hugo Cabret“, den beiden „Kick Ass“-Filmen und zuletzt in „The Equalizer“ neben Denzel Washington und meisterte ihre Rollen immer mit Barvour. So auch hier in diesem Teenager-Drama, das unter Umständen sogar mehr die Erwachsenen ansprechen könnte.

Die klassische Musik und der Gegensatz zum Rock wird hier grandios dargestellt und macht unglaublichen Spaß. Die Liebe der beiden Teenager zueinander, die Probleme und schließlich das durch den tragischen Autounfall veränderte Weltbild der Protagonisten ist nicht nur extrem gefühlvoll (und teilweise auch kitschig), sondern auch zutiefst anrührend, weil man über sein eigenes Leben nachdenkt, ja sogar nachdenken muss, weil die Konsequenzen eines einzigen verhängsnisvollen Augenblicks über dem Zuschauer schweben, wie ein Damoklesschwert. In dieser Hinsicht ist „Wenn ich bleibe“ eine etwas geglücktere Lebens-Resümee-Erfahrung wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ geglückt.

Unbedingt erwähnt werden muss auch die stimmungsvolle und tolle Musik von Heitor Pereira, der auch schon zusammen mit Hans Zimmer komponierte. Seine Klänge untermalen das Drama sehr intensiv und passend.

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Fazit: „Wenn ich bleibe“ ist tieftraurig und dennoch voller Hoffnung. Unweigerlich fängt man an, über sein eigenes Leben und die Zukunft nachzudenken. Taschentücher sollte man unbedingt bereithalten, denn es geht wirklich sehr emotional zur Sache. Mich hat der Film regelrecht begeistert.

© 2015 Wolfgang Brunner

Sin City 2: A Dame To Kill For (2014)

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Originaltitel: Sin City: A Dame to Kill For
Regie: Frank Miller, Robert Rodriguez
Drehbuch: Frank Miller, Robert Rodriguez, William Monahan
Kamera: Robert Rodriguez
Musik: Robert Rodriguez
Laufzeit: 102 Minuten
Darsteller: Jessica Alba, Josh Brolin, Eva Green, Joseph Gordon-Levitt, Mickey Rourke, Rosario Dawson, Bruce Willis, Stacey Keach, Julia Garner, Lady Gaga, Ray Liotta
Genre: Thriller, Aktion
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 18 Jahren

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Vier Geschichten verbinden sich zu einer.
Dwight trifft seine Ex-Freundin Ava, die ihm einst das Herz brach und ihn nun um Hilfe bittet. Ihr Ehemann würde sie brutal schlagen und Dwight will ihr sofort helfen. In einem anderen Teil von Sin City erwacht Marv mitten auf der Straße und kann sich nur noch an die vorherige Nacht erinnern, wo er der schönen Stripperin Nancy beim Tanzen zusehen wollte. Nancy hegt Mordgedanken gegenüber dem mächtigen Senator Roark und gerät bald in Gefahr. Gleichzeitig tritt ein Kartenspieler auf den Plan, der ebenfalls mit dem Senator abrechnen will.

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Ich kann gar nicht verstehen, dass es Leute gibt, die diesen Film mittelmäßig finden. Okay, an der Handlung hätte man vielleicht noch etwas arbeiten können, aber auch die ist im Grunde genommen in Ordnung.
Aber das Wichtigste an diesem Film ist doch die Optik und die haut einen fast in jeder Einstellung um. Das ist unglaublich, wie stylisch Frank Miller und Robert Rodriguez diese Achterbahnfahrt aus visuellen Höhepunkten inszeniert haben. Da sprühen die Ideen nur so und lassen den Zuschauer vor Staunen den Atem anhalten.
Diese Ästhetik ist atemberaubend und beeindruckend.
Die Szene, in der Ava schwimmt, ist einfach nur genial. Da kann man sich gar nicht sattsehen an diesen künstlerischen Bildern, die sich einem unweigerlich ins Gedächtnis brennen.

Schauspielerisch haben mir am besten Jessica Alba und Josh Brolin gefallen. Vor allem erstere ging in ihrer Rolle absolut auf und es hat wirklich Spaß gemacht, ihr zuzusehen. Die „Splatter“-Szenen sind teilweise auch nicht zu verachten, ebenso wie die „Sex“-Szenen. Letztere sind allerdings meist sehr einfühlsam dargestellt und hatten für mich auch die meiste Zeit einen ästhetischen Charakter. Für mich war „A Dame To Kill For“ eine absolut gelungene Fortsetzung des ersten Sin City-Abenteuers. Visuell hat mich der zweite Teil aber, glaube ich zumindest, weitaus mehr beeindruckt als der erste.

Anfangs war ich ein wenig irritiert wegen der verschiedenen Geschichten. Aber das hat sich dann schnell gegeben und irgendwie war dann am Ende ja doch eine Verbindung ersichtlich.

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Fazit: „Sin City: A Dame To Kill For“ beschert den Zuschauern einen grandiosen Bilderrausch, der effektvoll in Szene gesetzt wurde. Handlungstechnisch hätte etwas mehr drin sein können, aber die Bildkompositionen lassen einen diesen kleine „Manko“ schnell vergessen.

 © 2015 Wolfgang Brunner

Lockere Sitten (1927)

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Originaltitel: Easy Virtue
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Eliot Stannard
Kamera: Claude McDonnell
Musik:—
Laufzeit: 79 Minuten
Darsteller: Isabel Jeans, Franklin Dyall, Eric Bransby Williams, Ian Hunter, Robin Irvine, Violet Farebrother, Frank Elliott, Dacia Deane, Dorothy Boyd
Genre: Drama, Stummfilm
Produktionsland: Großbritannien
FSK: ab 12 Jahren

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Larita Filton ist mit einem Alkoholiker verheiratet und verliebt sich in einen jungen Maler. Als dieser Selbstmord begeht, lässt sich Larita scheiden und flieht nach Frankreich, wo sie John Whitaker trifft und ihn bald darauf heiratet. Johns misstrauische Mutter forscht in Laritas Vergangenheit nach und erfährt über den Skandal, der damals zum Selbstmord des Malers geführt hat.

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„Lockere Sitten“ wirkt auf den ersten Blick gar nicht wie ein richtiger Hitchcock-Film, da man fast meint, keine experimentiellen Elemente darin zu finden, von ein paar Überblendungstechniken einmal abgesehen. Aber wenn man genauer hinsieht, erkennt man das Ausprobieren des Regisseurs, um auf ganz spezielle Weise dem Zuschauer etwas nahezubringen.
Das beste Beispiel in diesem Drama ist ein  Heiratsantrag, bei dem man weder Mann noch Frau sieht, sondern nur eine Telefonistin, die das Gespräch belauscht. Ihre Mimik ist grandios und man vermeint förmlich, die Worte der beiden Liebenden zu hören, obwohl es sich bei „Lockere Sitten“ um einen Stummfilm handelt. Dieses Experiment ist Hitchcock absolut gelungen und zeigt, wie beeinflussbar das Publikum sein kann. Es folgt dem Gespräch zweier turtelnder Liebender, obwohl diese nicht einmal zu sehen sind!

Dennoch ist „Lockere Sitten“ kein kleines Meisterwerk wie zum Beispiel „Der Mieter“. Das Thema Schuld und Sühne wird (wieder einmal) von Hitchcock zwar sehr intensiv und emotional verarbeitet, hebt sich aber nicht besonders von Stummfilmen aus jener Zeit ab, wenn man einmal von den oben erwähnten inszenatorischen „Experimenten“ absieht. Obwohl Hitchock mit vielen Schnitten arbeitet, fällt die Kameraarbeit bei diesem Film irgendwie gar nicht so richtig auf. Schauspielerisch kann man nicht meckern, da sind ein paar wirklich gute Aktionen dabei, ansonsten ist „Lockere Sitten“ eine eher unscheinbares Liebesdrama, das ohne Zweifel interessant und kurzweilig ist, aber eben kein Meisterwurf.

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Fazit: Für Hitchcock-Liebhaber durchaus interessant, aber im Grunde genommen relativ einfacher Stummfilm, der nichts Weltbewegendes zu erzählen hat.

© 2015 Wolfgang Brunner

Eiszeitalter (2014)

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Originaltitel: The Age Of Ice
Regie: Emile Edwin Smith
Drehbuch:  Emile Edwin Smith
Kamera: Corey Box
Musik: Isaac Sprintis
Laufzeit: 85 Minuten
Darsteller: Barton Bund, Jules Hartley, Bailey Spry, Joe Cipriano, Owais Ahmed, Yaron Urbas
Genre: Science Fiction, Katastrophenfilm
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Jack Jones verbringt mit seiner Familie einen Erholungsurlaub in Ägypten und ist gerade dabei, die Pyramiden in Kairo zu besuchen, als es zu einer globalen Katastrophe kommt. Durch die Verschiebung der tektonischen Platte bricht im ganzen Mittleren Osten eine neue Eiszeit aus und bald ist die ägyptische Wüste von Schnee und Eis bedeckt. Jones und seine Familie machen sich in dieser eiskalten Wildnis auf den Weg, um ein angebliches Evakuierungscenter zu finden.

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Ich bin immer gerne bereit, Indie-Filmen eine Chance zu geben. „Eiszeitalter“ hat diese Chance auch bekommen und zuerst sah es sogar noch ganz passabel aus. Der Einstieg in das Szenario gefiel mir nämlich ganz gut. Das hatte durchaus Potential und machte neugierig auf das, was noch folgen sollte. Ja, sogar an den ersten Special Effects fand ich gefallen, weil sie einerseits amateurhaft, dafür aber umso erstaunlich gut, waren. Zwanzig Minuten lief der Film einigermaßen gut, spannend und unterhaltend. Und dann passierte es …

Der Plot rutschte von einem Moment zum anderen ins Unglaubwürdige ab und riss die Schauspieler allesamt mit. Plötzlich hatte ich den Eindruck, als wären die schon von Anfang an fragwürdigen Qualitäten der Akteure in einen tiefen Abgrund gestürzt. Aber das alleine war gar nicht die Misere. Die Effekte, die von nun an zu sehen waren, kann man nur noch mit „grottenschlecht“ bezeichnen. Teilweise sah man Bilder, die aus einem mittelmäßigen Videospiel stammen könnten, so herzlos wurden sie in die Real-Handlung hineingeschnitten. Das fiel sofort ins Auge und verlieh dem Film schlagartig die Kategorie „Billiger Billigfilm“. 😦

Aber selbst das war noch nicht alles! Zumindest für einen logischen Zusammenhang, was Panorama- und Nahaufnahmen angeht, hätte der Regisseur sorgen sollen. Hat er aber nicht! Sieht man zum Beispiel einmal von Ferne, wie die Flüchtenden an einer vereisten Wand herabsteigen, so entdeckt man in der Nahaufnahme, dass die Schauspieler in einer Kiesgrube (weit und breit kein Schnee und Eis zu sehen) am Seil hängen. So etwas darf nicht passieren! Ist es aber und das ist richtig peinlich.

Okay, ich habe den Film bis zu Ende geschaut, hätte ich aber besser nicht gemacht, denn es war wirklich (bis auf den einigermaßen gelungenen Anfang) echte Zeitverschwendung.

Zwei Pluspunkte habe ich aber doch noch zu vergeben: Zum einen ist die 3D-Optik (vorausgesetzt man hat den 3D-Film) ganz ansehnlich und zum anderen ist das Cover wirklich (im Gegensatz zum Film) äußerst gut gelungen. Das war es dann aber auch schon mit den positiven Dingen. Den Bonus-Film „The Age Of Ice Part 2“ in Spielfilmlänge und ebenfalls in 3D habe ich mir dann gespart …

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Fazit: Da gefriert nicht nur die Wüste, sondern auch das Hirn des Zusehers und das Herz eines Filminteressierten. Bis auf die ersten zwanzig Minuten ist hier so ziemlich alles schlecht und falsch, was man nur falsch machen kann. Finger weg von der ägyptischen Eiszeit-Apokalypse.

© 2015 Wolfgang Brunner