Hitchcock (2012)

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Originaltitel: Hitchcock
Regie: Sacha Gervasi
Drehbuch: John J. McLaughlin
Kamera: Jeff Cronenweth
Musik: Danny Elfman
Laufzeit: 98 Minuten
Darsteller: Anthony Hopkins, Helen Mirren, Scarlett Johansson, Toni Colette, Danny Huston, Jessica Biel, James D’Arcy
Genre: Filmbiografie
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahren

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Alfred Hitchcock ist auf der Suche nach einem Stoff für seinen neuen Film. Als er den Horror-Roman „Psycho“ von Robert Bloch liest, will er diesen Film unbedingt drehen, obwohl er keinerlei Unterstützung von den Filmstudios bekommt, die der Meinung sind, „Psycho“ sei kein geeigneter Plot für einen Hitchcock-Film. Doch der Regisseur sieht das anders und setzt alles daran, diesen Film zu machen. Dabei riskiert er sogar seine Ehe …

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Um den Lebensabschnitt einer Filmlegende auf die Leinwand zu bannen, bedarf es schon eines gewissen Mutes – sowohl des Regisseurs wie auch der Schauspieler. Ich war wirklich angenehm überrascht, wie Regisseur Gervasi an die Sache herangegangen ist.
Das Geheimnis dieser Inszenierung liegt wahrscheinlich an der charmanten und humorvollen Darstellung der Geschehnisse. Nicht dass „Hitchcock“ auch seine dramatischen Momente hätte (die übrigens von den Schauspielern hervorragend gemeistert wurden), aber vorrangig wird die Entstehung eines der bedeutendsten Filme des amerikanischen Kinos mit einem Augenzwinkern serviert. Und das macht ungemein Spaß.

Anthony Hopkins sieht leider irgendwie nicht wirklich wie Hitchcock aus, aber der exzellente Schauspieler bügelt dieses kleine Manko mit seiner überzeugenden Art gekonnt aus, so dass man bereits nach kurzer Zeit vergisst, dass der Film-Hitchcock eigentlich wie Anthony Hopkins aussieht. 😉
Helen Mirren liefert ebenfalls ein sehenswertes Spiel ab, das mich in manchen Szenen geradezu begeistert hat. Das Zusammenspiel zwischen Hopkins und Mirren ist einfach nur herrlich.
Nun aber zu einem Punkt, der mich an „Hitchcock“ wirklich absolut begeistert hat. Die Darstellerwahl bezüglich der Rollen der Janet Leigh und des Anthony Perkins sind so hervorragend gelungen, da blieb mir echt die Sprache weg. Scarlett Johansson als Janet Leigh fand ich schon wirklich gut, aber James D’Arcy als Perkins war der Knaller. In einigen Szenen mochte man fast meinen, den echten jungen Perkins zu sehen, so gut traf D’Arcy sowohl Aussehen wie auch Agieren des Altstars.

Die Detailverliebtheit, mit der Gervasi ans Werk ging, war ebenfalls nur bewundernswert. In vielen Einstellungen bemerkt der aufmerksame Zuschauer Kleinigkeiten, die den Film authentisch machen. Die Sets wurden sehr genau nachgebaut und teilweise hatte man den Eindruck, bei den echten Dreharbeiten mit dabei zu sein.

Und dass, wie oben schon erwähnt, die ganze Inszenierung mit einem schelmischen Augenzwinkern gezeigt wird, das wohl auch dem Humor des echten Hitchcock auf gewisse Art und Weise gerecht wird, macht den Film umso sympathischer.

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Fazit: Mit einem Augenzwinkern wird die Entstehung des Filmklasikers „Psycho“ gezeigt, bei der ein wunderbares Schauspiel-Ensemble großes Können zeigt und die Musikuntermalung von Danny Elfman das ihrige dazu beisteuert, dass mit „Hitchcock“ ein unterhaltsames Stück Kino entstanden ist.

© 2015 Wolfgang Brunner

Verraten und verkauft – SOKO WIEN (2012)

SOKO Wien

Originaltitel: Verraten und verkauft
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Kerstin Schütze
Kamera: David Sanderson
Musik: Bob Gutdeutsch
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Maria Happel, Helmut Bohatsch, Elena Dörfler, Konstantin Frolov
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Ein bulgarischen Bauarbeiter wird ermordet und die kleine Tochter des Bauleiters entführt. Gibt es einen Zusammenhang?  Das Ermittlerteam der SOKO Wien macht sich an die Arbeit und nimmt erst einmal den reichen Bruder des Toten ins Visier, der angeblich seinen Bruder schon Jahre nicht mehr gesehen hat.

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„Verraten und verkauft“ geht sehr behutsam mit dem Thema „Kinderhandel“ um. Die schön verschachtelte Geschichte macht Spaß und man weiß lange Zeit nicht, wohin die Ermittlungen führen. Regisseur Sigl benutzt wieder einmal all jene Zutaten, die seine Filme ausmachen, und lässt uns erneut an einer Folge der siebten SOKO-Wien-Staffel teilhaben, die Niveau zeigt.

Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen der Bruder des ermordeten Bauarbeiters (dargestellt von Bijan Zamani) mitspielte. Zamani konnte mich in seiner Rolle absolut überzeugen.
Die Rückblenden waren wieder in typischer Sigl-Manier gedreht und zeigen, dass der Regisseur sein Handwerk einfach versteht. Auch die Musik fiel mir in dieser Folge wieder sehr angenehm auf. Gutdeutsch schaffte an einigen Stellen eine Stimmung, die mich an alte „Haunted House“-Filme erinnerten, obwohl diese SOKO-Folge mit dieser Art von Filmen nichts zu tun hat. Dennoch verschaffte Gutdeutschs Soundtrack dieser Folge eine wirklich sehr schöne Atmosphäre.

Über die Schauspieler der SOKO-Crew brauche ich eigentlich gar nicht mehr zu sprechen, denn sie passen einfach perfekt in ihre Rollen und gehen darin auch sichtlich auf. Es ist immer wieder schön, Penny Lanz (Lilian Klebow), Helmuth Nowak (Gregor Sehberg), Carl Ribarski (Stefan Jürgens) und Otto Dirnberger (Dietrich Siegl) dabei zuzusehen, wie sie sich auf Verbrecherjagd machen. Wer sich einmal näher mit den Charakteren der Serie beschäftigen möchte, sollte sich einmal auf der SOKO Wien-Internetpräsenz des ZDF umsehen.

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Fazit: Sehr schön inszenierte Folge, die  den Zuschauer lange im Ungewissen lässt. Robert Sigls SOKO-Folgen sind und bleiben einfach sehenswert.

© 2015 Wolfgang Brunner

The Rover (2014)

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Originaltitel: The Rover
Regie: David Michôd
Drehbuch: David Michôd
Kamera: Natasha Braier
Musik: Antony Partos
Laufzeit: 102 Minuten
Darsteller: Guy Pearce, Robert Pattinson, Scoot McNairy, David Field, Anthony Hayes, Gillian Jones, Susan Prior
Genre: Thriller, Drama
Produktionsland: Australien
FSK: ab 16 Jahren

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Das weltweite Wirtschaftssystem ist zusammengebrochen. Gesetze und Gesellschaft, so wie wir sie kennen, verschwinden und jeder denkt nur noch ans eigene Überleben. In dieser Zeit stiehlt eine kriminelle Gang den letzten Besitz des ehemaligen Farmers Eric: sein Auto, einen Rover.
Zusammen mit dem leicht zurückgebliebenen Rey, ein Bruder eines der Diebe, beginnt Eric die Verbrecher zu jagen. Denn er will seinen Rover wieder zurückhaben, egal zu welchem Preis.

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Ich muss gestehen, dass mich der Film voll erwischt hat. Ich hatte mir sicherlich einen enorm guten Endzeit-Thriller vorgestellt, aber was ich dann zu sehen bekam, riss mich, ehrlich gesagt, nahezu vom Hocker.
Das beginnt schon bei dem wahnsinnig guten Schauspielerleistungen, die Guy Pearce und Robert Pattinson da hinlegen. Da bleibt einem schon alleine beim Agieren der beiden der Atem stehen, so intensiv und realitätsnah schauspielern sie. Guy Pearce habe ich selten so gut und emotional (und dennoch kaltblütig) erlebt. Es ist eine wahre Freude, ihm bei der Jagd nach seinem geliebten Rover zuzusehen. Und Pattinson, der mich schon in David Cronenbergs „Cosmopolis“ begeistert hat, legt hier noch einen drauf, auch wenn man das irgendwie erst einen Tag später realisiert. 😉

David Michôd hat eindeutig das Zeug, zu einem Kultregisseur zu werden. Seine eigenwillige Inszenierung, die meist außergewöhnlich ruhig und minimalistisch daherkommt, wird von überraschenden und schockierenden Einwürfen unterbrochen, die wie ein brutaler Schlag in die Magengrube wirken. Da bleibt einem bei einzelnen Szenen schlicht die Luft weg und ein Gedankenblitz in der Art wie „Was war das denn jetzt?“ durchzuckt einen.
Ein Hauch David Lynch, eine Prise Quention Tarantino und ein Großteil eigener Kreativität zeichnen diesen außergewöhnlichen Film aus.

„The Rover“ plätschert die meiste Zeit dahin, als handle es sich um eine enorm ruhige Geschichte, und dennoch brennt sich der Plot durch seine fast schon visionäre Machart ins Gedächtnis ein wie selten ein Film. Ein Vergleich mit „The Road“ drängt sich auf und trifft die Atmosphäre noch am ehesten, aber auch diese Parallele hinkt irgendwie, denn „The Rover“ ist viel zu eigenständig, um mit einem anderen Film verglichen werden zu können. Pearce und Pattinson legen zusammen mit Regisseur Michôd ein Meisterwerk vor, das man meiner Meinung nach gesehen haben muss.

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Fazit: Minimalistisch und auf unheimliche Weise eindrucksvoll wird in „The Rover“ ein Rachefeldzug erzählt, der ohne Spezialeffekte auskommt, dafür aber mit fast schon oskarreifen Schauspielerleistungen aufwarten kann. Für Freunde des außergewöhnlichen Films ohne Zweifel ein Muss.

© 2015 Wolfgang Brunner

Der Spiegel (1975)

Originaltitel: Зеркало
Regie: Andrei Tarkowski
Drehbuch: Alexander Mischarin, Andrei Tarkowski
Kamera: Georgi Rerberg
Musik: Eduard Artemjew
Laufzeit: 108 Minuten
Darsteller: Margarita Terechowa, Nikolai Grinko, Oleg Jankowski, Filipp Jankowski, Ignat Danilzew
Genre: Drama, Kunstfilm
Produktionsland: Sowjetunion
FSK: ab 12 Jahren

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Alexei hat sich von seiner Frau Natalja getrennt und fragt den gemeinsamen Sohn Ignat, bei wem er leben möchte. Natalja sieht in Alexeis Kindheitserinnerungen aus den 30er Jahren genauso aus wie seine Mutter Maria. Alexei philosophiert in einem Gemisch aus geträumter und realer Erinnerung über sein Leben, geprägt von historischen Ereignissen …

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Keine Zeit haben. Wem kommt das nicht bekannt vor? In unser schnellebigen Zeit beklagen sich tagtäglich sicher mehr als genug Menschen darüber, keine Zeit zu haben. Eine ganz eigene Interpretation von Zeit präsentiert Tarkowski uns hier in seinem Werk Der Spiegel. Bevor man sich den Film jedoch zu Gemüte führt, ist es wichtig zu wissen, dass es in demselben keinerlei chronologische Erzählweise gibt, und man streckenweise auch den roten Faden, der sich durch so ziemlich jeden Film zieht, vermisst. Je nachdem, wie man den Film interpretiert, hat der Zuschauer am Ende garantiert noch einige offene Fragen. Dieser Film gilt zurecht als Tarkowskis unzugänglichstes Werk. Doch gerade das macht ihn für mich interessant. Ich liebe Filme, bei denen man nachdenken muss, und die einem eine relativ frei interpretierbare Handlung bieten.

Der Spiegel folgt jedoch keiner dramatischen Handlung sondern besteht eher aus einer Reihe von Gedanken, die auf Film gebannt wurden. Wichtige Momente der Weltgeschichte vermischen sich mit autobiografischen  Erinnerungen und Träumen. Auffällig ist, dass Nebenfiguren sich immer wieder in kurzen Auftritten über die Hast um sie herum beklagen. Doch der Protagonist Alexei fragt ahnungslos nach der Uhrzeit, es scheint als hätte Zeit für ihn keine Bedeutung. Es ist ein bisschen wie in einer Parabel von Kafka. Eine mögliche Aussageabsicht der Szene könnte sein, das man im Leben immer nur Dingen hinterher läuft, von einer Sache zur anderen hastet, rastlos nach einem Weg sucht und somit keine Zeit für spätere Erinnerungen und/oder Träume hat. Vielleicht ist es eine Aufforderung, sich die Zeit zu nehmen und sich mal umzusehen. Im Verlauf dieser Rezension werde ich darauf zurückkommen.

Nach der ersten und zweiten Sichtung des Filmes wurde zumindest ich etwas ratlos zurückgelassen. Bei mir entstand ein Eindruck der Willkür, mit dem die Szenen aneinander gereiht sind. Doch nach der dritten Betrachtung konnte ich eine Art System erkennen. Zunächst gibt es die filmische Gegenwart (in Farbe), die sich um die Hauptfigur Alexei dreht. Dann die Rückblenden, hauptsächlich bestehend aus Alexeis Kindheitserinnerungen (in Sepia). Desweiteren gibt es traumartige Sequenzen und schließlich immer wieder eingeflochtene dokumentarische „Wochenschau“-Rückblenden (in Schwarz-Weiß) aus verschiedenen Ländern. Dadurch entsteht eine Art träumerischer Rhytmus, den Tarkowski vor allem dadurch erreicht, dass die Szenen der filmischen Gegenwart mit den gleichen Bildern oft in die Traumsequenzen hinübergleiten und somit erlebte und geträumte Wirklichkeit schwer auseinanderzuhalten ist.  „Alle sind unsterblich, alles ist unsterblich… das Zukünftige geschieht schon jetzt.“ Mit dieser aus dem Off rezitierten Strophe aus einem Gedicht von Tarkowskis Vater Arseni (der ein großer russischer Dichter war) wird das Ganze kommentiert. Auch davon, dass „alles schonmal dagewesen ist“ wird gesprochen. Jedoch trägt dies nichts zum besseren Verständnis des Filmes bei, sondern verwirrt meiner Meinung nach nur. Die zitierten Strophen sind nichts weiter als eine Form der Kunst – ein Merkmal der Erhabenheit über die Zeit. Kunst kann Jahrtausende überdauern. Wir Menschen nicht.

Als ob das noch nicht kompliziert genug wäre, hat Tarkowski auch noch Alexeis Frau und die junge Version seiner Mutter sowie Alexeis Sohn in der Gegenwart und den jungen Alexei der Erinnerung mit den gleichen Schauspieler besetzt. „Das einzige, was deine Mutter braucht, ist, dass du wieder zum Kind wirst, das sie auf Händen tragen kann“, sagt Natalja zu Alexei. Freud hätte seine helle Freude daran gehabt. Doch das ist ganz im Sinne des Erfinders, wie man so schön sagt. Die Gegenwart und die Erinnerung laufen ineinander, genauso wie die kollektive Geschichte die persönliche von Tarkowski wiederspiegelt (wir erinnern uns, der Film enthält autobiografische Elemente). Zusätzlich inszenierte Tarkowski als zentrales Motiv immer wieder die Natur mit ihren Elementen als das über die Zeit erhabene, wonach Alexei zu suchen scheint, aber auch als „dunklen Wald“, der womöglich die Unsicherheit des Lebens darstellen soll.

Am Anfang des Filmes sagt ein geheilter Stotterer: „Ich kann sprechen.“ Ist das vielleicht ein Symbol dafür, in den Spiegel zu blicken, zu reflektieren aber auch den „dunklen Wald“, also das Leben/Sterben, selbst zu erkunden? Der Spiegel könnte somit ein Film sein, der am Ende eines Lebens – oder in seiner Mitte – an einem vorbeizieht. In der kritischen Zone der Lebensmitte zum Beispiel (auch Midlife-Crisis genannt) versuchen viele, eine neue Wegfindung durchzuführen. Aber gleichzeitig muss man auch durch den „dunklen Wald“ – durch seelische Krisen und dergleichen gehen. “Mittwegs auf unseres Lebens Reise fand in finsteren Waldes Nacht ich mich verschlagen, weil mir die Spur vom geraden Wege schwand” sinnierte einst ein sehr berühmter Dichter. Jedoch bleibt die Deutung des Filmes wohl jedem selbst überlassen. Für mich ist Der Spiegel ein faszinierendes Bilderrätsel. Tolle Kamerafahrten, lange Einstellungen, die Verwendung akustischer Effekte und sehr gute Schauspieler – all das was ich von Tarkowski schon gewohnt war, hat er hier zur Perfektion gebracht.  Sicher bleibt einem der Film trotz der Erklärungsversuche ein bisschen verschlossen und schwer zugänglich, fast wie ein Labyrinth. Der Zuschauer verliert sich leicht darin und macht das, was ein Zuschauer hauptsächlich tun sollte – zuschauen.

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Fazit: Ein eigenwilliges und visionäres Experiment. Anders wüsste ich den Film nicht zu beschreiben. Nichts für zwischendurch, aber für mich war es eine neue Erfahrung 🙂

© 2015 Lucas Dämmig

Slither – Voll auf den Schleim gegangen (2006)

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Originaltitel: Slither
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
Kamera: Gregory Middleton
Musik: Tyler Bates
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Nathan Fillion, Elizabeth Banks, Michael Rooker, Gregg Henry, Tania Saulnier, Brenda James, Don Thompson
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahren

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Ein Meteorit schlägt nahe der Kleinstadt Wheelsy ein. Nur wenig später gerät der reiche Mr. Grant in Kontakt mit einem schleimigen Ei, das er im Wald findet. Ein Organismus dringt in den Körper des Mannes ein und nimmt wie ein Parasit Besitz von ihm. Schon bald darauf verschwinden Menschen und Tiere in der Kleinstadt, von denen lediglich Blut und Fleischfetzen übrigbleiben. Der Sheriff der Stadt findet heraus, dass es sich bei dem Parasiten um einen außerirdischen Organismus handelt, der alles Leben verschlingt.

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James Gunn begann seine Karriere im Filmbusiness bei der US-amerikanischen Independent-Filmproduktionsfirma Troma Entertainment, die mit so schrägen und trashigen (Kult-)Filmen wie „Tromeo & Julia“ oder der „Toxic Avenger“-Reihe bekannt wurde.
Obwohl Gunn auch Drehbücher für große Hollywood-Produktionen wie dem Remake von „Dawn Of The Dead“ oder „Scooby Doo 1 & 2“ verfasst hat, wurde er den Troma-Einfluss irgendwie nicht mehr los. Das merkt man sowohl an seinem Regiedebüt „Slither“, wie auch an dem herrlich absurden „Super“ und nicht zuletzt Marvels „Guardians Of The Galaxy“.

„Slither“ ist eine herrlich schräge und trashige Gratwanderung zwischen Science Fiction-Horror, Splatter und Komödie. Die Mutation des vom außerirdischen Parasiten besessenen Mr. Grant erinnerte mich so manches mal an Jeff Goldblum in David Cronenbergs grandioser Neuverfilmung von „Die Fliege“. Aber auch „The Blob“, „Shivers“ oder „Die Körperfresser kommen“ lassen grüssen! Es macht ungemein Spaß, diese Veralberung des Genres mitzuverfolgen, die mit einem ganz eigenen Humor und teils derben Splattereffekten (die übrigens sehr gut gemacht sind) aufwarten kann. Gunns eingenwilliger Humor lässt sich hier schon ganz eindeutig erkennen, der in „Super“ eine Steigerung erfährt und schließlich in „Guardians Of The Galaxy“ seinen Höhepunkt erreicht.

James Gunn ist für mich einer jener Ausnahmeregisseure, deren Werdegang ich mit Sicherheit weiterverfolgen werde, denn eines ist für mich sicher: Egal, welche Projekte Gunn in Zukunft noch in Angriff nehmen wird, den Filmen wird bestimmt ein besonderer Stempel aufgedrückt werden, der sie, auch wenn sie sich in Mainstream-Gefilden befinden werden, von anderen Produktionen abheben wird.

Ach ja, den deutschen (wieder einmal bescheuerten) Untertitel hätte man sich getrost sparen können, denn „Slither“ ist auf einem bedeutend höheren Niveau als uns dieser deutsche Quatschzusatztitel weismachen möchte.

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Fazit: „Slither“ schafft tatsächlich die überzeugende Gratwanderung zwischen Science Fiction, Horror, Splatter und Komödie. Das gelingt nicht vielen Filmen in dieser Art und spricht eindeutig für das cineastische Fingerspitzengefühl des Regisseurs.

© 2015 Wolfgang Brunner

The Borderlands (2013)

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Originaltitel: The Borderlands
Regie: Elliot Goldner
Drehbuch: Elliot Goldner
Kamera: Eben Bolter
Musik: –
Laufzeit: 89 Minuten
Darsteller: Luke Neal, Aidan McArdle, Gordon Kennedy, Lee Arnold, Robin Hill, Drew Casson
Genre: Horror
Produktionsland: Großbritannien
FSK: ab 16 Jahren

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In einer alten, abgelegenen Kirche in einer Provinz in England kommt es während der Taufe eines Babys zu mysteriösen Ereignissen. Der Vatikan schickt ein Ermittlerteam an den Ort, das das ganze Gebäude mit versteckten Kameras ausrüsten und selbst Kopfkameras tragen. Immer tiefer dringen die drei Männer in ein dunkles Geheimnis vor, das in den Eingeweiden der Kirche schlummert …

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Bei diesem Film spalten sich die Lager der Horror- und Found Footage-Fans. Die einen halten „The Borderlands“ für todlangweilig, die anderen sehen in ihm den etwas anderen, innovativen Horrorfilm. Ich schlage mich auf die Seite der letzteren, denn, auch wenn ich eigentlich kein Fan von Found Footage-Filmen bin, so hat mich dieser dennoch im Großen und Ganzen überzeugt.
Vor allem die Schauspieler, allen voran Gordon Kennedy, haben mir überaschenderweise sehr gut gefallen. Die beiden Kameraleute und der Priester haben wirklich gute und vor allem überzeugende Arbeit geleistet. Aber auch die deutsche Synchronisation, die bei solchen unbekannten Filmen ja öfter in die Hose geht, kann sich erfreulicherweise durchaus hören lassen.

Die Story beginnt sehr ruhig und gemächlich, nimmt aber auch während der restlichen Laufzeit kaum an Fahrt auf. Aber gerade das war es, was mich gefesselt und in den Bann gezogen hat. Auch die Wackelkamerabilder gingen mir nicht auf die Nerven, weil sie zum größten Teil sehr gemächlich daherkamen und nicht, wie so oft, hektisch verwackelt. Das hatte in diesem Fall schon durchaus seinen Reiz. Die Story riss mich nicht wirklich vom Hocker, obwohl das Ende einerseits sehr innovativ war, mir aber andererseits eigentlich gar nicht so gut gefallen hat. Aber auch in diesem Fall werden sich die Geschmäcker wohl in verschiedene Lager aufteilen. Die Exorzismus- und Geisterschiene hätte mir vollkommen gereicht.

Gegen Ende kamen dann ein paar Aufnahmen, die mich an „The Descent“ erinnerten und ein unbehagliches Gefühl aufkommen ließen. Doch aus meiner Sicht hätte es nicht unbedingt eines solch „spektakulären“ Endes bedurft. Eine ruhigere Gangart hätte den Film für mich aufgewertet. Doch man kann einfach nicht meckern, wenn man sich auf Elliot Goldners Regie-Debüt einlässt. Ein wenig „Paranormal Activity“, ein bisschen „Der Exorzist“, Haunted House- und Poltergeist-Filme und eine außergewöhnliche neue Idee machen „The Borderlands“ zu einem etwas anderen Found Footage-Streifen.

Am Ende noch ein kurzes Statement zum Cover, das übrigens sehr gelungen und optisch schön wirkt. Leider hat es mit der Handlung rein gar nichts zu tun. Die verschachtelte „Würfel“-Kirche erinnert unweigerlich an „Cube“ und „Cabin In The Woods“, was mit Sicherheit beabsichtigt ist, um Fans der obengenannten Filme zu gewinnen, doch diese Assoziation ist leider reine „Kundenblendung“. Eigentlich müsste es dafür einen Punkteabzug geben. 😦

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Fazit: Schauspielerisch absolut überzeugend, hebt sich „The Borderlands“ durch die eher ruhigen Found Footage-Kamerafahrten und einer durchaus respektablen Idee wohltuend von anderen Filmen dieser Art ab. Wer schockierenden Grusel, harten Horror oder gar Splatter erwartet, sollte die Finger davon lassen, denn der Film ist im Grunde genommen sehr ruhig gehalten.

© 2015 Wolfgang Brunner

Das Dorf der Verdammten (1995)

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Originaltitel: Village Of The Damned
Regie: John Carpenter
Drehbuch: David Himmelstein
Kamera: Gary B. Kibbe
Musik: John Carpenter, Dave Davies
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Christopher Reeve, Kirstie Alley, Linda Kozlowski, Michael Paré, Mark Hamill, Peter Jason, George Flower
Genre: Horror
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Aus heiterem Himmel und ohne irgendwelche Vorzeichen fallen alle Bewohner des kleinen, beschaulichen Örtchens Midwich in eine Ohnmacht, die sechs Stunden anhält. Nur wenige Tage nachdem die Menschen aus ihrem mysteriösen Koma wieder erwacht sind, stellt der Arzt Dr. Chaffee bei zehn Frauen fest, dass sie alle während jener sechs Stunden geschwängert wurden. Lange Zeit sind sich die Ehepaare nicht sicher, ob die Kinder von ihnen stammen oder ob eine fremde Macht hinter den Schwangerschaften steckt. Doch als die Kinder heranwachsen, besteht kein Zweifel mehr, dass sie nicht menschlichen Ursprungs sind …

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Horror-Ikone John Carpenter nahm sich dem Science Fiction Klassiker aus dem Jahr 1960 an und passte die Handlung der Zeit an. Herausgekommen ist ein ansehnlicher Thriller, der mich heute mehr überzeugte als seinerzeit bei Erscheinen. Wenn ich mich richtig erinnere, war Carpenters Remake damals nicht wirklich erfolgreich, was ich heute gar nicht mehr nachvollziehen kann, denn die Carpenter typische Inszenierung ist absolut vorhanden.

„Superman“ Christopher Reeve hat mich in seiner Rolle als Arzt überzeugt und alleine schon die Tatsache, dass er in Carpenters Film die letzte Rolle vor seinem schlimmen Reitunfall spielte, macht „Das Dorf der Verdammten“ für mich zu einem besonderen Film. Die heimlichen Stars des Films sind allerdings die Kinder, die ihre Partien erschreckend realitätsnah spielen und so manches Mal einen Gesichtsausdruck zur Schau stellen, der einem tatsächlich eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Das Wiedersehen mit „Luke Skywalker“ Mark Hamill hat für Filmfans sicherlich auch seinen Reiz.
Kameramann Kibbe fängt mit seinen Kamerafahrten gekonnt die beklemmende Atmosphäre des Ortes ein und verleiht dem Film einen Carpenter-Touch, wie wir ihn bereits von „Die Fürsten der Dunkelheit“, „Sie leben“ und „Die Mächte des Wahnsinns“ kennen. An manchen Stellen kommt es mir vor, als hätte Carpenter die Grundidee seines 1988er Films „Sie leben“ irgendwie weitergeführt. Die Kinder erinnerten mich allzu oft an die Aliens aus besagtem Science Fiction-Horror.

Musikalisch bekam John Carpenter dieses Mal Unterstützung von Dave Davies, dem Leadgitarristen und Mitbegründer der „Kinks“. Herausgekommen ist eine sehr stimmungsvolle und passende Untermalung des Horror-Remakes. Carpenter hält sich sehr eng an das Original aus dem Jahr 1960, verpasst der Handlung lediglich einen zeitgemäßen Neuanstrich und schafft, zumindest aus meiner Sicht allein schon durch die hervorragende Musik, dennoch eine weitaus stimmungsvollere Atmosphäre als der alte Schwarz-Weiss-Film.

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Fazit: Überzeugend, unheimlich und stimmungsvoll. Carpenters Remake des alten Filmklassikers überzeugt durch eine gute Inszenierung, hervorragende Musik und fähigen Schauspielern.

© 2015 Wolfgang Brunner

White House Down (2013)

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Originaltitel: White House Down
Regie: Roland Emmerich
Drehbuch: James Vanderbilt
Kamera: Anna J. Foerster
Musik: Harald Kloser, Thomas Wander
Laufzeit: 131 Minuten
Darsteller: Channing Tatum, Edward Foxx, Maggie Gyllenhaal, Jason Clarke, James Woods, Richard Jenkins, Joey King
Genre: Action, Thriller
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 12 Jahren

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Eigentlich wollte sich John Cale nur für seinen Traumjob beim Secret Service des Weißen Hauses bewerben. Als er in Begleitung seiner Tochter im Haus des Präsidenten verweilt, attackieren Terroristen das Gebäude und stürzen den Regierungssitz in ein absolutes Chaos. Wider Willen sieht sich Cale plötzlich als Beschützer des Präsidenten und muss sich nebenbei auch noch auf die Suche nach seiner Tochter machen, von der er beim ersten Angriff der Terroristen getrennt wurde.

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Es wäre kein Film von Roland Emmerich, wenn es nicht an allen Ecken und Kanten kracht und wummst! So auch bei „White House Down“, der mich schon nach den ersten Minuten an die „Stirb langsam“-Reihe mit Bruce Willis erinnert hat. Emmerich legt genau die gleiche Gangart ein und das macht ungemein Spaß. Klar sind da jede Menge Unglaubwürdigkeiten im Film verstreut, aber wer einen Action-Kracher sehen will, legt auf Realitätsnähe keinen Wert.

Der eher unbekannte Channing Tatum meistert seine Rolle wirklich gut, da fragt man sich, warum er nicht schon öfters eine Hauptrolle in dieser Art bekommen hat. Joey King als seine Tochter fällt ebenfalls positiv auf und zeigt ein Talent, das man bestimmt (oder hoffentlich) noch öfter zu sehen bekommt. In „The Conjuring“ hatte sie mich seinerzeit auch schon überzeugt. Unbestreitbarer Star in „White House Down“ ist allerdings in meinen Augen Jamie Foxx als Mr. President. Sein Humor und Charme passten hervorragend zusammen und machten für mich den Oscarpreisträger (2004 für die Hauptrolle in „Ray“) zum Sympathieträger in Emmerichs Actionfilm.
Auch der in die Jahre gekommene James Woods spielt glaubhaft und enthusiastisch.

Auch wenn es ein ernstes und erschreckendes Szenario ist, das sich Drehbuchautor James Vanderbilt da ausgedacht hat, wurde an Witzen nicht gespart. Und auch wenn ich kein Freund von flotten Sprüchen bin, so gelang bei „White House Down“ durchaus die gefährliche Gratwanderung aus Action und Humor. Was besonders erwähnt werden muss, ist, dass die Witze tatsächlich auch noch gut waren und mich echt so einige Male zum Schmunzeln gebracht haben. Das passiert mir nicht oft.

Fürs Auge wird einiges geboten, da spart Herr Emmerich wie gewohnt nicht an spektakulären Szenen und Effekten. Musikmäßig untermalen sehr passend Harald Kloser und Thomas Wander das Spektakel, die bereits Emmerichs „2012“ und „Anonymus“ vertonten.

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Fazit: Es kracht und wummst. Action und Humor halten sich die Waage und machen Emmerichs „Weißen Haus“-Thriller zu einem absoluten kurzweiligen Filmvergnügen.

© 2015 Wolfgang Brunner

We Are What We Are (2013)

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Originaltitel: We Are What We Are
Regie: Jim Mickle
Drehbuch: Nick Damici, Jum Mickle
Kamera: Ryan Samul
Musik: Jeff Grace, Darren Morris, Phil Mossmann
Laufzeit: 104 Minuten
Darsteller: Bill Sage, Julia Garner, Ambyr Childers, Kelly McGillis, Odeya Rush
Genre: Horror, Drama
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahren

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Auf den ersten Blick scheint es sich bei den Parkers um eine ganz normale Familie zu handeln. Doch als die Mutter stirbt und eine Obduktion eine seltsame Krankheit, die eigentlich nur unter Kannibalenstämmen herrscht, ans Tageslicht bringt, droht das dunkle Geheimnis der nach außen hin liebenswert wirkenden Familie nicht mehr länger geheim zu bleiben.

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Um es gleich vorwegzunehmen: Das Remake beziehunsgweise die Neuintepretation von Jorge Michel Graus Experimentalfilm „Wir sind was wir sind“ aus dem Jahr 2010 stellt das Original sogar in den Schatten. Legte Grau seinerzeit sein Augenmerk auf die experimentielle und sozialkritische Seite der Geschichte, so entwirft Mickle ein faszinierendes Familiendrama in elegischen Bildern, das mit einer melancholischen Musik untermalt wird, so dass man streckenweise meint, man würde den neuen Film der „Piano“-Regisseurin Jane Campion sehen.
Schauspielerisch auf absolut hohem Niveau nimmt man am brutalen, aber auch märchenhaft verträumten Leben der Familie Parker teil, die eine Familientradition aus längst vergangenen Tagen fortführt, als gäbe es keinen Ausweg daraus.

Bill Sage als Vater ist wirklich richtig gut und überzeugend, aber auch die beiden Töchter (dargestellt von Julia Garner und Ambyr Childers) sind bemerkenswert. „We Are What We Are“ zieht wie ein Traum am Zuschauer vorüber, schockiert mit brutalen Szenen und berührt mit einfühlsamen Familienszenen. „Das Piano“ trifft auf „Heavenly Creatures“. Diese beiden Vergleiche treffen wohl am ehesten die grandiose Erzählweise von Jim Mickle.
Abgesehen vom blutigen Ende wird man von einer ruhigen Erzählweise in den Bann gezogen, die einen wie ein  Sog mitreisst, dem man sich unmöglich entziehen kann. Weniger Horror, als vielmehr tragisches Familiendrama zeigt „We Are What We Are“, wie sich Menschen durch ihre Vergangenheit und Religiosität beeinflussen lassen und verändern.

Während Grau in seinem Originalfilm den Vater sterben und die Mutter und ihre Söhne alleine um ihre Existenz kämpfen lässt, dreht Mickle in seinem Remake den Spieß um. Hier ist es der Vater, der nach dem Tod der Mutter, zusammen mit seinen beiden Töchtern und einem kleinen Sohn das weitere Leben bewältigen muss.
Ich bin schlichtweg begeistert von dieser elegischen Inszenierung um eine Kannibalen-Familie und ertappe mich dabei, wie mich die Bilder noch Tage nach Ansehen des Films in meinen Gedanken begleiten. Absolute Empfehlung für Freunde des gepflegten, anspruchsvollen (Horror-)Dramas.

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Fazit: Elegisch, melancholisch, schockierend, berührend und beeindruckend. Man mag gar nicht glauben, dass all diese Eigenschaften auf einen Film zutreffen, der das Thema Kannibalismus behandelt. Aber „We Are What We Are“ schafft diesen Mix auf sehr hohem Niveau.

© 2015 Wolfgang Brunner

Guardians Of The Galaxy (2014)

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Originaltitel: Guardians Of The Galaxy
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn, Nicole Pearlman
Kamera: Ben Davis
Musik: Tyler Bates
Laufzeit: 121 Minuten
Darsteller: Chris Pratt, Zoë Saldaña, Dave Bautista, Vin Diesel, Bradley Cooper, Lee Pace, Michael Rooker, Karen Gillan, Djimon Hounsou, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio del Toro
Genre: Science Fiction, Action
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 12 Jahren

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Peter Quill ist Pilot, Weltraumplünderer, Schmuggler und sogenannter Ravager, der nach kostbaren Relikten sucht und sie dann an Händler verkauft. Bei einem der Beutezüge gerät er an eine geheimnisvolle Kugel, bei der es sich um den „Orb“, eine Superwaffe, handelt, mit der man das gesamte Universum beherrschen und/oder auch zerstören kann.
Quill wird plötzlich von den Schergen eines gewissen Ronan verfolgt, der unbedingt in den Besitz dieses Orbs kommen möchte. Auf seiner Flucht verbündet sich Quill eher notgedrungen als beabsichtigt mit einem bunt zusammengewürfelten Haufen von Verlierern, darunter der Baummensch Groot, die gefährliche, grünhäutige Gamora, der rachedurstige Drax und ein wildgewordener Waschbär namens Rocket Racoon, der jede erdenkliche Schusswaffe des Universums bedienen kann und dies auch ohne Zögern bei jeder sich bietenden Gelegenheit tut.

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„Guardians Of The Galaxy“ zeigt auf beeindruckende Weise, was passiert, wenn man einem Independent-Filmer (in diesem Fall James Gunn) genügend finanzielle Mittel verschafft, damit dieser einen Mainstream-Film drehen kann. Denn das Ergebnis ist kein  reinrassiger Mainstream, sondern eine erfrischende Mischung aus unabhängiger Filmkunst und massentauglichem Blockbuster.
Wer Gunns „Slither“ und „Super“ gesehen hat, wird in  der neusten Marvel-Comic-Verfilmung den unverwechselbaren Humor des Regisseurs wiedererkennen und sich sofort in ihn verlieben. Die Sprüche sind zu fast hundertprozent amüsant, originell und oft zum Brüllen komisch. Aber nicht nur der Wortwitz, sondern auch visuelle Einstellungen verursachen einem beim  Zusehen diverse Schmunzler. Es kommt einem wie ein Wunder vor, wenn man die Gratwanderung zwischen Action, Drama und Humor verfolgt und an keiner Stelle etwas auszusetzen hat. Da ist Gunn im Zeitalter der Comicverfilmungen und computergenerierten Schlachtorgien ein Meisterwerk gelungen, denn obwohl auch bei „Guardians Of The Galaxy“ nicht mit spektakulären CGI-Effekten gespart wird, gerät die menschliche (und dadurch auch schauspielerische) Seite der Protagonisten nie in den Hintergrund.

Man fühlt sich oft an Spielbergs Meilensteine der „Indiana Jones“-Reihe und an George Lucas‘ „Star Wars“, aber auch die neueren „Sin City“-Filme erinnert. Mit Liebe zum Detail webt Gunn Anspielungen an die 70er und 80er Jahre in seine Handlung ein, dass es eine wahre Freude ist. Da wird man manches Mal schon ein wenig melancholisch und wünscht sich diese Zeit (und diese Art von Film) wieder sehnlichst zurück.
James Gunn hat einen zeitlosen Klassiker erschaffen, mit einer gehörigen Prise Nostalgie und jeder Menge Zutaten, die nur neuere Filme innehaben. Letzteres verbaut der Regisseur allerdings so geschickt in (s)eine alte 80er Jahre Verpackung, dass es schlichtweg nicht auffällt, einen Film der neuen Generation zu sehen.

Die Musikuntermalung mit Songs aus den 70er Jahren trifft voll ins Schwarze, aber auch Tyler Bates hat einen Soundtrack erschaffen, wie er besser nicht sein könnte. Die Schauspieler überzeugen allesamt, allen voran Chris Pratt und Zoë Saldaña, die mich bereits in „Auge um Auge“ mit ihrer Darbietung sehr beeindruckt hat.

„Guardians Of The Galaxy“ ist im Moment mein absoluter Favorit im Sumpf der spektakulären (oder auch nicht so spektakulär, weil völlig überfrachteten) CGI-Filme. Ich will mehr davon!!!

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Fazit: Erfrischender, nicht mainstream-mäßiger, aber dennoch absolut massentauglicher Blockbuster, der alles hat, was man sich von einem Film dieser Art wünscht. Und er hat sogar noch viel mehr zu bieten, wenn man auf die detailverliebten Anspielungen auf andere Filme und andere Jahrzehnte achtet. Ich bin begeistert von dieser Independet-Mainstream-Produktion!

© 2015 Wolfgang Brunner