The Last Days On Mars (2013)

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Originaltitel: The Last Days On Mars
Regie: Ruairi Robinson
Drehbuch: Clive Dawson nach einer Kurzgeschichte von Sydney J. Bounds
Kamera: Robbie Ryan
Musik: Max Richter
Laufzeit: 98 Minuten
Darsteller: Liev Schreiber, Elias Koteas, Romola Garai, Olivia Williams, Johnny Harris
Genre: Science Fiction, Horror
Produktionsland: Vereinigtes Königreich, Irland
FSK: ab 12 Jahren (die DVD bzw. Blu Ray ist FSK 16, warum auch immer)

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Ein Forscherteam ist für 6 Monate auf dem Mars stationiert, um nach Leben auf dem Roten Planeten zu suchen. Zwei der Teammitglieder machen sich kurz vor dem geplanten Rückflug auf eine nicht genehmigte Mission. Der Missionsleiter und der Rest der Crew brechen auf, um nach den beiden zu suchen und machen dabei eine entsetzliche Entdeckung …

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Gleich am Anfang muss ich (mal wieder) ein paar Worte zur FSK-Freigabe dieses Films verlieren: Die DVD und BluRay ist mit einer FSK 16-Freigabe gekennzeichnet, darüber steht ganz klein „Der Hauptfilm ist ab 12 Jahren freigegeben“. Hmmm! Der erste Gedanke, der mir da durch den Kopf fährt, ist: Will man da FSK 16 interessierte Kunden für einen FSK 12 Film ködern?
Auf der BluRay sind zwei Trailer: Riddick und Party Invaders (beide FSK 16). Ist das womöglich der Grund? Ähm, in den Trailern kommt aber irgendwie nichts vor, was eine FSK 16 Freigagbe rechtfertigen würde. Egal! Aber in The Last Days Of Mars kommen allerdings einige Szenen vor, die meiner Meinung nach für eine FSK 16, anstatt einer FSK 12-Freigabe sprechen würden.  Ich weiß ja nicht, ob das für Zwölfjährige schon geeignet ist, wenn ein Zombie einem Menschen mit einem Bohrer in den Bauch bohrt und die Kamera dabei draufhält. Ebenso fand ich es nicht besonders teenagerfreundlich, wenn einem Mann das Gesicht derart zertrümmert wird, das man seine Nase gar nicht mehr sieht. Das soll FSK 12 sein? Und bei anderen Filmen verteilt man schon das FSK 18 Siegel, obwohl kein Mensch nachvollziehen kann, warum …
Tja, das zum leidigen Thema FSK. Aber ich denke, wir werden noch in zehn Jahren nicht verstehen, nach welchen Regeln die Freigaben erfolgen. Ich kann da immer nur den Kopf schütteln.

Nun aber zum Film: The Last Days On Mars ist ein sehr atmosphärischer Film, der die meiste Zeit ruhig und daher für manch einen wohl oft auch etwas langweilig daher kommt. Ich persönlich fand die gemächliche Erzählweise ganz angenehm, weil sie mich desöfteren an die „alten“ Science Fiction-Filme erinnerte. Nichtsdestotrotz hat der Film einiges an Potential verschenkt, denn aus der Kurzgeschichte von Sydney J. Bounds hätte man definitiv mehr rausholen können.
Die Charactere sind leider alle etwas flach geraten, vielleicht von der Hauptperson Vincent Campbell (von Liev Schreiber dargestellt) einmal abgesehen. Der Spannungsaufbau lässt manchmal leider auch zu wünschen übrig, so dass der Film seine Freunde mit Sicherheit nicht im Mainstreambereich, sondern eher bei Filmliebhabern der ausgefalleneren Richtung finden wird.

Die Marsaufnahmen sind toll, Liev Schreiber und Elias Koteas sind toll und die Ausstattung des Films lässt ebenfalls keine Wünsche offen. Wie gesagt, leider wurde das Potential irgendwie nicht ausgeschöpft, denn ähnlich thematisierte Filme wie „Alien“, „Mission To Mars“ oder „Red Planet“ haben eindeutig mehr in der Verpackung gehabt wie The Last Days On Mars.
Nichtsdestotrotz ein sehenswerter Science Fiction Film, der zumindest unterhält und mit einigen netten Szenen aufwarten kann, auch wenn er nichts Neues bringt.

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Fazit: Ruhiger Zombie-Virus-Mars Science Fiction-Film, der mit sehenswerten Landschaftsaufnahmen und einem passablen Hauptdarsteller und einem guten Elias Koteas aufwartet. Leider wurde mächtig viel Potential nicht genutzt, so dass der Film in der Masse der Filme mit gleicher oder ähnlicher Thematik untergeht.

© 2014 Wolfgang Brunner

Deadgirl (2008)

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Originaltitel: Deadgirl
Regie: Marcel Sarmiento, Gadi Harel
Drehbuch: Trent Haaga
Kamera: Harris Charalambous
Musik: Joseph Bauer
Laufzeit: 101 Minuten
Darsteller:  Shilo Fernandez, Noah Segan, Candice Accola, Michael Bowen
Genre: Horror, Drama, Thriller
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: SPIO/JK – Strafrechtlich unbedenklich

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J.T. und Rickie, zwei Jugendliche, schwänzen die Schule und finden im Keller einer verlassenen Nervenklinik eine nackte Frau, die an ein Bett gefesselt ist und nur schwache Lebenszeichen von sich gibt. Die beiden Jungs entdecken, dass die Frau auf mysteriöse Weise nicht sterben kann. Rickie will die Frau retten, während  JT auf die Idee kommt, sie als Sexsklavin zu benutzen. Doch er hat keine Ahnung, auf was er sich da einlässt. Als das Geheimnis irgendwann bei ein paar Mitschülern durchsickert, eskaliert die Situation.

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Deadgirl ist wahrlich ein außergewöhnlicher Film. Alleine schon die Thematik ist nicht jedermanns Sache,  mich hat sie an den seinerzeit auch sehr verpöhnten „Kissed“ von Lynne Stopkewich mit Molly Parker erinnert. Wenn man die Inhaltsangabe liest, erwartet man in der Tat einen perversen Schocker (so sagt zumindest der Hollywood Reporter), wird aber bald schon eines Besseren belehrt.

Marcel Sarmiento und Gadi Harel (ersterer inszenierte die fantastische Episode „Dogfight“, enthalten in The ABCs Of Death) legen einen mutigen und überzeugenden Thriller vor, der den Zuschauer mit seiner ruhigen Inszenierung sofort in den Bann schlägt. Da geht es ums Erwachsenwerden, um Schuld und Unsicherheit, um sexuelle Wünsche und Ängste. Das kommt schon hervorragend rüber und macht in der ersten Hälfte des Films richtig „Spaß“, sofern man bei der Thematik von Spaß reden kann.

Die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache rictig gut und die Zweifel und Ängste werden derart überzeugend dargestellt, dass es schon fast unheimlich wird. Die Filmmusik tut ein weiteres dazu, um Deadgirl, zumindest in der ersten Hälfte, zu einer echten Perle zu machen. Der Film wirkt fast wie eine Horrorversion von „Ken Park„.
Das Drehbuch hätte durchaus nach einer Romanvorlage von Jack Ketchum sein können, denn man fühlt sich durchaus an „The Woman“ oder „Evil“ erinnert.

Leider verflüchtigt sich die gute Atmosphäre in der zweiten Hälfte des Films immer mehr. Die Handlung entwickelt sich zu einem eher flachen Ende, das dann schon eher ins Horrorgenre fällt, aber mir dann leider nicht mehr so gut gefallen hat. Sicherlich hat der Film weiter gut unterhalten, aber hätten die beiden Regisseure konsequent ihren Genremix aus (Horror-)Thriller, Drama und Coming-Of-Age-Film weiter durchgezogen und sich am Ende hin nicht allzu sehr auf den Horrorfaktor konzentriert, wäre ein weitaus stimmungsvolleres Ergebnis herausgekommen. Dennoch ist Deadgirl, wenn jemand die Thematik „vertragen“ kann, ein Ausnahmefilm, den man gesehen haben sollte.

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Fazit: Stimmungsvoller Coming-Of-Age-Film mit Horrorelementen. Die Problematik der beiden Jugendlichen wurde absolut glaubhaft in Szene gesetzt und wer sich einer derartigen Thematik stellen kann und will, der wird mit einem ruhig inszenierten Independence-Film belohnt.

© 2014 Wolfgang Brunner

Haunt (2013)

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Originaltitel: Haunt
Regie: Mac Carter
Drehbuch: Andrew Barrer
Kamera: Adam Marsden
Musik: Reinhold Heil
Laufzeit: 102 Minuten
Darsteller: Harrison Gilbertson, Liana Liberato, Jacki Weaver, Ione Skye, Brian Wimmer
Genre: Horror
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Als Evan mit seinen Eltern und Geschwistern in ein angeblich verfluchtes Haus einzieht, lernt er bereits am ersten Abend Samantha kennen, die in der Nachbarschaft wohnt. Samantha erzählt, dass in dem Haus, in das Evan und seine Familie eingezogen sind, seltsame Dinge vor sich gehen. Außerdem befinde sich eine geheimnisvolle Box auf dem Speicher, mit der man angeblich Kontakt mit Toten  aufnehmen könne. Neugierig riskieren die beiden Teenager das Experiment und erwecken damit allerlei böse Geister …

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Haunt ist stylischer Horror mit gekonnt eingesetzten Schockmomenten. Carter legt mit seinem Regiedebüt (!!!) einen meisterhaft inszenierten Gruselfilm der alten Tradition vor. Old School-Horror vom Feinsten! Man kann oft gar nicht glauben, dass es sich tatsächlich um eine Debüt handelt, denn Carter leitet die Zuschauer zielsicher durch eine optisch beeindruckende Geisterbahnfahrt, die es wirklich in sich hat. Gänsehaut ist bei Haunt garantiert.

Viele stören sich an der Liebelei zwischen den beiden Hauptdarstellern, die die Haunted House-Handlung stören und den Film teilweise ins Stocken geraten lassen. Ich persönlich empfand das nicht so, zumal dadurch die Schockmomente aus meiner Sicht noch treffsicherer wirkten.
Klar bedient sich Carter bekannten Elementen des Haunted-House-Films und kreiert damit seinen eigenen Independent-Film. Aber er macht es eben so gut, dass es nicht weiter auffällt bzw. stört. Die Kommunikation mittels „Elektronischem Stimmen Phänomen“ wurde höchstwahrscheinlich von dem fantastischen „White Noise“ mit Michael Keaton abgekupfert, passte aber gut in die Story.

Die Story wirkt im ersten Moment durchdacht und besser als so manch andere Horrorfilm-Handlung. Bei längerem Nachdenken fehlt es dann letztendlich doch an Logik. Aber ich finde, das kann man durchaus hinnehmen. Wie gesagt, andere Filme dieser Art haben bedeutend mehr Handlungsdefizite und weit weniger Unterhaltungswert.

Die Schauspieler wirkten solide und unverbraucht. Die Filmmusik verdient ebenso ein Lob, wie auch die Regie- und Kameraarbeit. Mir hat Haunt sehr gut gefallen und ich fand ihn weder langweilig noch langatmig, sondern einen fantastischen Gruselfilm, der mich an Klassiker wie Amityville Horror oder eben White Noise erinnerte.

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Fazit: Old School Horror vom Feinsten und für ein Regiedebüt außergewöhnlich routiniert in Szene gesetzt. Atmosphäre und Schockmomente sind sehr gekonnt über den Film verstreut und lassen niemals Langeweile aufkommen. Auch wenn die Story sehr durchdacht wirkt, scheitert sie letztendlich dann doch an einigen logischen Diskrepanzen, was mich allerdings nicht besonders gestört hat, denn der gute Wille, einem Horrorfilm eine stimmige Handlung zu verliehen, war ja schließlich da. 😉

© 2014 Wolfgang Brunner

Delicatessen (1991)

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Originaltitel: Delicatessen
Regie: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro
Drehbuch: Gilles Adrien, Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro
Kamera: Darius Khondji
Musik: Carlos D’Alessio
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Dominique Pinon, Marie-Laure Dougnac, Jean-Claude Dreyfus, Karin Viard, Rufus
Genre: Komödie
Produktionsland: Frankreich
FSK: ab 16 Jahren

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Das Frankreich der 1950er Jahre: Eine nicht näher genannte Katastrophe hat das Land vollkommen verwüstet. Die verbliebene Bevölkerung ist völlig verarmt und es herrscht ein großer Mangel an Nahrungsmitteln. Aber Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Der Metzger Clapet ist das beste Beispiel dafür. Per Stellenausschreibung in der Zeitung lockt er ahnungslose Interessenten in sein Haus, um sie dort im wahrsten Sinne des Wortes zu Hackfleisch zu verarbeiten. Die saftigen Fleischstücke werden dann in der Umgegend verkauft. Schon etliche sind auf diese Weise über die Ladentheke gewandert. Eines Tages taucht der ehemalige Zirkusclown Louison in der Stadt auf und bewirbt sich um die freie Stelle als Hausmeister. Während die Nachbarschaft schon einen fetten Braten wittert, verliebt sich Julie, die Tochter des Metzgers, in den Neuen. Mit Hilfe einer vegetarischen Rebellengruppe, die im Untergrund lebt, versucht sie den Plänen Clapets ein Ende zu bereiten …

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„Delicatessen“ ist das Spielfilmdebüt der beiden Regisseure Jean-Pierre Jeunet und Marc Caro. Es ist ihr erster Langspielfilm seit ihrer Zusammenarbeit. Diese beiden Regisseure zählen zu meinen Lieblingsvertretern des französischen Kinos. Warum? Nun, als erstes erkennt man ein Werk von Jeunet und Co. schon an seinen Bildern. Diese ruhige Verspieltheit und seine scheinbar belanglose Detailverliebtheit sowie überhaupt die ganze perfekte Kameraführung hab ich bisher in keinen anderen Filmen in diesem Maße entdeckt. Neben einem Schmaus für die Augen bekommt man aber auch noch etwas auf die Ohren. Die heiter-französische Filmmusik rundet die gezeigten Bilder perfekt ab und schafft so ein stimmungsvolles Ambiente. Die beiden Regisseure haben damit schonmal den Grundstein für einen erfolgreichen Film gelegt. Doch nun muss man sich auch noch eine gute Story einfallen lassen.

„Nichts einfacher als das“ werden sich die beiden gedacht haben und sannen sich daraufhin eine Geschichte aus, die sowohl skurill und makaber als auch irgendwie fantastisch ist. Der Film schafft es mit seiner Originellität den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen und ihn die Umwelt eine Weile vergessen zu lassen. Wie machen sie das und was zeichnet den Film aus? Da ist zum einen die groteske, oft schwarzhumorige Handlung, bei der ich oft unfreiwillig lachen musste, obwohl die Sache bei genauerem Nachdenken eigentlich nicht zum lachen ist. Der Film sprüht geradezu vor komischen, aberwitzigen Einfällen und hat in seiner damaligen Zeit visuelle Maßstäbe gesetzt. Sein Intro kann sich ohne weiteres zu einem der besten zählen, die ich je sah.

Man merkt richtig, wie Jeunet und Caro Spaß an dem Film hatten. Als Komödie konzipiert, spielt der Film doch in einem nicht näher benannten Endzeitszenario, aber verfällt nie in die Muster eines apokalyptischen Filmes. Das ganze Werk ist in kleinere Kapitel aufgeteilt, die sich zu einem großen Ganzen verdichten. Weil sich die Handlung meistenteils auch nur auf das Haus des Metzgers beschränkt (das mich aus der Weitwinkelperspektive übrigens oft an Hundertwassers Schöpfungen erinnerte), braucht der Film auch nicht besonders viele Personen. Diese wenigen jedoch legen eine mehr als akzeptable schauspielerische Leistung ab. Und da das Ganze eine Komödie sein soll, schaffen es die meisten dabei auch noch urkomisch zu wirken. Mein besonderer Liebling hier: Der arbeitslose Clown, gespielt von Dominique Pinon. Er taucht noch in einigen Filmen von Jeunet auf. Doch erst mit ihm erhält der Film meiner Meinung nach erst den Rundschliff, den er benötigt.

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Fazit: Wer den Film noch nicht kennt, mit schwarzem Humor klarkommt und eine noch wirklich originelle Komödie sehen möchte sollte sich „Delicatessen“ ansehen. Ein Meisterwerk in meinen Augen!

© 2014 Lucas Dämmig

Böser Zauber – SOKO Wien (2009)

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Originaltitel: Böser Zauber
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Stefan Brunner
Kamera: David Sanderson
Musik: Bob Gutdeutsch
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Sandra Cervic, Nikolai Kinski
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Der Zauber- und Entfesslungskünstler Anatol Opitz lässt sich gefesselt in einen verschlossenen Wassertank sperren. Allerdings gelingt es ihm dieses Mal nicht, das Schloss zu entsperren, denn der Schlüssel, den er im Mund versteckt hält, passt nicht. Anatol ertrinkt auf offener Bühne, während sein Bruder Sebastian, der für seine Sicherheit zuständig ist, bewusstlos hinter der Bühne liegt.
Revierinspektorin Penny Lanz, die seit einiger Zeit ein Verhältnis mit dem Magier hatte, wird Augenzeuge des offensichtlichen Mordes.  Bei den Ermittlungen entdeckt sie, dass Anatol verheiratet war. Die erste Spur führt nämlich zur eifersüchtigen Ehefrau …

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„Böser Zauber“ ist die neunte Folge der fünften Staffel aus der Serie „SOKO Wien“. Ziemlich gewagt (zumindest für Fernsehverhältnisse) fängt die Folge an und erinnerte mich spontan an die Filme von Nicholas Roeg.
Spannend wird der Fall, in dem Penny Lanz dieses Mal eine große Rolle spielt, von Robert Sigl nach einem Drehbuch von Stefan Brunner, der bereits für mehrere SOKO-Folgen tätig war, inszeniert.  Lilian Klebow spielt sehr sympathisch und lässt in dieser Folge keine Langeweile aufkommen. Und auch Nikolai Kinski, der mir im Tatort „Rache-Engel“ nicht so gut gefallen hat, belehrt mich in dieser SOKO-Folge eines besseren. Seine Art zu schauspielern erinnert tatsächlich ein wenig an seinen Vater. Und hier hat er mir dann auch gefallen. 🙂

Die wirklich gute Kameraarbeit von US-Amerikaner David Sanderson, der schon desöfteren mit Robert Sigl zusammenarbeitete, macht den Film sehr kurzweilig. In der Schlusseinstellung zum Beispiel spiegelt sich eine Maske im Auge von Lilian Klebow. Das wurde hervorragend von Sanderson eingefangen. Auch die schnellen Schnitte gegen Ende des Films haben mir sehr gut gefallen.

Das restliche Ermittlerteam, dargestellt von Stefan Jürgens, Gregor Seberg und Dietrich Siegl, agiert wie gewohnt gut.
Unter anderem mit der Anfangssequenz beweist Robert Sigl, was in ihm steckt. Diese „Sex“-Szene ist hervorragend inszeniert und fotografiert. Die dazu passende Musikuntermalung von Bob Gutdeutsch könnte einen tatsächlich vergessen lassen, dass man „nur“ einen Fernsehfilm sieht. Die nach einer knappen Viertelstunde gezeigten Rückblenden, als sich Penny an den Abend mit ihrem Liebhaber erinnert, sind absolut faszinierend gemacht.
„Böser Zauber“ ist ein guter Thriller, ein solider, sehr schön inszenierter Krimi, der enormen Spaß macht.

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Fazit: Gute Regie, gute Kameraarbeit, schöne Musik und eine tolle Lilian Klebow machen diese SOKO-Folge zu einem „kleinen Ereignis“. Gerade die Tatsache, dass hier einmal die Ermittlerin Penny eine große Rolle übernimmt, zeichnet diese Folge aus.

© 2014 Wolfgang Brunner

Das finstere Tal (2014)

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Originaltitel: Das finstere Tal
Regie: Andreas Prochaska
Drehbuch: Andreas Prochaska, Martin Ambrosch
Kamera: Thomas Kiennast
Musik: Matthias Weber
Laufzeit: 115 Minuten
Darsteller: Sam Riley, Tobias Moretti, Paula Beer, Martin Leutgeb, Gerhard Liebmann, Erwin Steinhauer
Genre: Drama, Thriller, Western, Literaturverfilmung
Produktionsland: Deutschland, Österreich
FSK: ab 12 Jahren

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Ein schweigsamer Fremder, der sich Greider nennt, erscheint im Dorf und möchte den Winter im entlegenen Tal verbringen. Nur durch eine Handvoll Goldmünzen entgeht der Fremde der Vertreibung durch die Söhne des Brenner-Bauern, der wie ein König über das einsame Dorf herrscht. Greider wird im Haus der Witwe Gader untergebracht, die mit ihrer Tochter Luzi dort wohnt.
Es dauert nicht lange und das Dorf wird vom Schnee eingeschlossen. Plötzlich geschehen seltsame Todesfälle unter den Brenner-Söhnen und es dauert nicht lange, bis die Dorfbewohner bemerken, dass Greider eine Rechung aus einer vergessen geglaubten Vergangenheit begleichen will …

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Wer Thomas Willmanns grandiosen Roman gelesen hat, sollte sich bei der Verfilmung auf kleine Änderungen einstellen, die aber nicht unbedingt schlechter als das Buch sind. Andreas Prochaska hat die Handlung einfach dem Medium „Film“ angeglichen und dramaturgisch aufgearbeitet. So sehe ich das zumindest.
„Das finstere Tal“ ist grandios in seiner Umsetzung und zeigt seine volle Wirkung erst einen Tag später, nachdem man sich den Film angesehen und darüber nachgedacht hat. Atemberaubende Landschaftsaufnahmen wechseln sich mit dezenter Action ab und verschaffen dem Film eine derart tolle Atmosphäre, das man am liebsten selbst zu diesem Dorf fahren möchte.
Prochaska schafft eine triste Stimmung, die entfernt an Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“ erinnert, was auch vom Autor des Romans, Thomas Willmann, durchaus beabsichtigt war. Und da bin ich auch schon beim ersten positiven Aspekt, der mir zu dieser Literaturverfilmung einfällt: Der Geist des Romans, nämlich Ludwig Ganghofer mit Sergio Leone zu verquicken (wie Willmann in seinem Nachwort erwähnt), wurde von Regisseur und (Mit-)Drehbuchautor Prochaska vollends erfasst und vermittelt. Man möchte im ersten Moment gar nicht so recht glauben, dass ein derartiger Genremix gelingen könnte, wird aber bereits in den ersten Minuten eines besseren belehrt, denn diese Mischung gelang nicht nur, sondern bringt frischen Wind in die Filmbranche.
Dass der Film in Dialekt (bayrisch/österreichisch) gedreht wurde, macht das Ganze vollkommen authentisch.

Das finstere Tal“ vermag aber nicht nur durch die gute Inszenierung zu überzeugen, sondern kann auch mit einer ganzen Reihe toller Schauspieler aufwarten, die sich in ihren Rollen sichtlich wohl fühlen.  Obwohl ich mir Greider irgendwie anders vorgestellt habe und im ersten Moment von Sam Riley enttäuscht war, konnte mich der gebürtige Engländer aber bereits nach ein paar Minuten schon überzeugen. Auch die noch junge Paula Beer spielt ihren Part souverän und glaubwürdig. Von den Brenner-Söhnen blieb mir Martin Leutgeb mehr haften als der von Tobias Moretti gespielte „Hauptsohn“. Leutgeb hätte mit seinem Schauspiel und seinem Aussehen hervorragend in einen Leone-Western gepasst. Schade fand ich, dass Gerhard Liebmann „nur“ die kleine Rolle als Vater Lukas spielte.
Desweiteren positiv aufgefallen ist mir der österreichische Film- und Theaterschauspieler Erwin Steinhauer in seiner Rolle als Pfarrer Breisler.

Die triste und trübe Stimmung entwickelt sich zum Ende hin zu einem genialen Showdown, der, wie ich finde, ziemlich gut inszeniert ist. Auch wenn ich in der ein oder anderen Kritik gelesen habe, Prochaska hätte bei diesem Showdown zu sehr übertrieben und sich in peckinpah’schen Ausmaßen verzettelt, so waren diese Szenen für einen deutschsprachigen Film ziemlich beeindruckend in Szene gesetzt. Wirkte die Untermalung des Showdowns durch den Song „How Dare You!“ der Steaming Satellites im ersten Moment auf mich völlig unpassend, so entwickelte sich das Zusammenspiel von SloMo-Aufnahmen und Song zu einem brachialen „Kurzfilm“, der mich an Tarantino-Filme oder „Der blutige Pfad Gottes“ denken ließ.
Überhaupt ist der Score von Mathias Weber absolut erwähnenswert, weil gut und passend.

„Das finstere Tal“  hat das Zeug, international Aufmerksamkeit zu erregen. Für die diesjährige Oscar-Verleihung geht er auf jeden Fall schon mal in der Kategorie  „Bester fremdsprachiger Film“ ins Rennen. Verdient hätte er den Preis. Und nicht umsonst hat er in acht Kategorien den Deutschen Filmpreis 2014 erhalten.

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Fazit: Stimmungsvoller Alpenwestern, der absolut den Geist der Romanvorlage rüberbringt und mit einer glänzenden Besetzung aufwartet. Das finstere Tal zeigt, dass Deutschland und Österreich sehr wohl im Stande sind, großes Kino zu schaffen und abseits von Hollywood-Blockbustern eigenständige, atmosphärische Filme ohne Effekte-Orgien zu drehen. Für mich eindeutig ein Highlight des Kino-Jahrs 2014.

Wer sich dafür interessiert, wie mir die Romanvorlage von Thomas Willmann gefallen hat, kann dies auf dem Literaturblog meiner Frau nachlesen.

© 2014 Wolfgang Brunner

The Quiet Ones (2014)

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Originaltitel: The Quiet Ones
Regie: John Pogue
Drehbuch: Craig Rosenberg, John Pogue, Oren Moverman, Tom de Ville
Kamera: Mátyás Erdély
Musik: Lucas Vidal
Laufzeit: 98 Minuten
Darsteller: Jared Harris, Sam Claflin, Olivia Cooke, Erin Richards,
Genre: Horror, Mystery
Produktionsland: United Kingdom
FSK: ab 16 Jahren

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Ein Professor und drei Studenten wagen ein gefährliches Experiment: Sie versuchen, eine junge Frau in den Wahnsinn zu treiben, um einen Dämon heraufzubeschwören.
Einer der Studenten macht dabei eine unheimliche Entdeckung und kommt einem Geheimnis auf die Spur, das bereits in der Vergangenheit seinen Anfang nahm.

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Als ich den Trailer zu „The Quiet Ones“ gesehen habe, konnte ich es kaum erwarten, bis der neue Film von Hammer Films Productions, die auch „Die Frau in Schwarz“ produzierten, auf den Markt kam.
Vor ein paar Tagen war es dann endlich soweit und voller Vorfreude machte ich mich sofort daran, den Film anzuschauen. Eines vorab: Der Film ist wirklich gut und vor allem  Jared Harris, den ich noch vor kurzem in Pompeii als Severus gesehen habe, hat mich mit seiner Schauspielkunst überzeugt. Seltsamerweise geht einem die Handlung, trotzdem sie genaugenommen relativ flach ist, irgendwie nicht mehr aus dem Kopf. Und das, obwohl der Film im Grunde genommen nichts Neues bietet. Ich hatte mir nämlich etwas gruseligere Kulissen gewünscht, doch das blieb leider komplett aus.

Die Handlung ist sehr intensiv gestaltet, das  ist nicht von der Hand zu weisen, ebenso wie die Inszenierung im Gesamtbild sehr routiniert wirkt. Dennoch fehlt dem Film das gewisse Etwas. Vielleicht liegt es daran, dass alles ziemlich unspektakulär über die Bühne läuft (was mir persönlich aber gar nichts ausgemacht hätte). Nein, es liegt wahrscheinlich eher daran, dass man vergeblich auf etwas „Neues“  bzw. „Altes“ wartet. Sicher hat die Handlung mehr Tiefgang als so mancher andere Gruselthriller, aber letztendlich scheitert die Auflösung dann doch an einem unvorhersehbaren Aha-Effekt.

Freunde des gepflegten britischen Horrofilms werden bestimmt ihre Freude an The Quiet Ones haben. Schreck- und Schockmomente sucht man allerdings vergebens, auch wenn der Trailer dahingehende Assoziationen vorgetäuscht hat. Insgesamt sehenswert, aber defintiv kein Must Have Seen, dazu ist Handlung und Atmosphäre leider doch zu flach.

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Fazit: Ahnsehnlicher, aber durch den Trailer hervorgerufene hohe Erwartungen leider nicht erfüllender Grusler. Auf Schockmomente und unheimliche Atmosphäre wartet man vergebens. Denoch unterhaltsam und bisweilen auch spannend.

© 2014 Wolfgang Brunner

Rache-Engel – Tatort (2005)

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Originaltitel: Rache-Engel
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Thomas Letocha, Jochen Senf
Kamera: Klaus Peter Weber
Musik: Frank Nimsgern
Laufzeit: 89 Minuten
Darsteller: Jochen Senf, Alexander Held. Gregor Weber, Annette Kreft, Nikolai Kinski
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Die Vorsitzende einer Stiftung und ehemals gefeierte Pianistin Vera Schneider wird vom Balkon ihrer Wohnung gestürzt. Die Spuren deuten einerseits auf einen Raubmord hin, andererseits stehen Ehemann Heinz Schneider, Adoptivtochter Marion und der verloren geglaubte und nach Jahren heimgekehrte Sohn Martin, wie auch der Kleinganove Moshi, der Schützling Veras und Jugendfreund von Martin, unter Verdacht.  Kommissar Max Palu und Kollege Stefan Deininger sehen sich also fünf Verdächtigen gegenüber und werden vom neuen Polizeipräsidenten wegen der Lösung des Falles immer mehr unter Druck gesetzt.

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„Rache-Engel“ ist der letzte Fall des Max Palu, Tatort-Kommissar aus Saarbrücken.
Sigls Handschrift ist schon von Anfang an klar zu erkennen und macht von der ersten Minute an Spaß. Der Unfall wirkt wie der Beginn eines Horrorfilms und die Kulissen erinnern teilweise an Edgar Wallace-Verfilmungen. Und das meine ich im absolut positiven Sinne. Gerade diese Stimmung fand ich bei „Rache-Engel“ gut.
Sicherlich hatte das Drehbuch ein paar Schwächen, aber die waren durch die teils guten Darsteller für mich nicht weiter schlimm.
Allen voran glänzte Alexander Held wieder einmal in seiner Rolle. Er stellte den aalglatten und dennoch auf gewisse Weise sehr sympathisch wirkenden Heinz Schneider grandios dar und stahl den anderen Schauspielern definitiv die Show. Das mag vielleicht an der überaus mutigen (vom deutschen Sender leider zensierten) Sex-Szene am Pool liegen, doch Helds überzeugende Darstellung zieht sich kontinuierlich durch den gesamten Film, der meiner Meinung übrigens fast besser gewirkt hätte, wäre er nicht an den Plot eines existierenden Tatort-Kommissars gebunden gewesen, sondern ein eigenständiges Werk geworden.
Leider wirkte Nikolai Kinski, Sohn des Schauspielers Klaus Kinski, nicht besonders überzeugend auf mich.

Der Ablauf des Mordes wird von Sigl geschickt aus Sicht mehrerer Personen gezeigt, was dazu führt, dass man als Zuschauer völlig im Dunkeln tappt, was wirklich passiert ist. Schön ist, dass man selbst nicht weiß, wer der Mörder ist und zusammen mit den Ermittlern überlegt, auf wen das Täterprofil am besten passst.

Ich hatte, wie oben schon erwähnt, das Glück, diese Tatort-Episode „uncut“, also mit der zensierten Sex-Szene, seinerzeit im österreichischen Fernsehen zu sehen und kann echt nicht verstehen, warum diese der Schere in Deutschland zum Opfer fiel. Gerade diese Szene drückte die abgebrühte, schonungslose Seite des Heinz Schneider auf grandiose Weise aus.

Erwähnen möchte ich auf jeden Fall noch, dass mir die Mini-Auftritte von Regisseur Robert Sigl selbst, Martin Leutgeb als Jogger und Michael Habeck als Redakteur einer Zeitung unheimlichen Spaß gemacht haben.

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Fazit: Unterhaltsame Tatort-Folge, die unübersehbar Robert Sigls Handschrift trägt und mit einem fantastischen Alexander Held aufwarten kann.

© 2014 Wolfgang Brunner

I, Frankenstein (2014)

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Originaltitel: I, Frankenstein
Regie: Stuart Beattie
Drehbuch: Stuart Beattie, Kevin Grevioux
Kamera: Ross Emery
Musik: Johnny Klimek, Reinhold Heil
Laufzeit: 92 Minuten
Darsteller: Aaron Eckhart, Yvonne Strahovski, Miranda Otto, Bill Nighy, Jai Courtney
Genre: Fantasy, Action
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahren

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In einer dystopischen Welt wird Frankensteins Monster in einen apokalyptischen Krieg zwischen Dämonen und uralten Gargoyles verwickelt, die um die Zukunft der Erde kämpfen.

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Das erste,  das mir zu I, Frankenstein einfällt ist: Ähm, was war das denn?
Effekteüberladenes Filmchen mit Null Handlung und keinem einzigen Highlight. Halt, ein Highlight gab es doch: Die Filmmusik von Johnny Klimek und Reinhold Heil, die mich zuletzt mit ihrem gemeinsamen Score zu Cloud Atlas so richtig begeisterten.

Ansonsten ist I, Frankenstein ein künstlich aufgeblähter Effekte-Luftballon, dem bereits nach den ersten zehn  Minuten stetig die Luft ausgeht. Irgendwie kommt es mir vor, als wäre der Film nur noch für Popkorn verspeisende Kinogänger produziert worden, die Filmhandlungen sowieso nicht verstehen, ob es eine gibt oder nicht. Hauptsache, es kracht und rummst.
Das tut es auch, aber, ehrlich gesagt, haben mich auch die teuer produzierten Computereffekte bis auf klitzekleine Ausnahmen, nicht überzeugt.
Mit den knapp 65 Millionen Dollar Produktionskosten hätte man locker zehn sinnvolle Filme in Auftrag geben können. Im Falle I, Frankenstein verstehe ich wirklich nicht, wie Produzenten Geld dafür „opfern“ konnten, um so einen Müll ins Leben zu rufen.

Da gibt es so gut wie gar nichts, was positiv auffällt: Die Charactere zeigen absolut keinen Tiefgang, man leidet oder fiebert in keiner Sekunde mit ihnen. Die Handlung hat mehr Logikmängel als ein Emmentaler Löcher hat. Man sucht verzweifelt während des ganzen Films nach einem Sinn, findet ihn  aber leider bis zum Schluss nicht. 😦

In den ersten paar Minuten war ich sogar noch von den schönen Landschaftsaufnahmen angetan, aber die verschwinden alsbald im wirbelnden Computereffekte-Strudel, bei dem man bereits nach einer halben Stunde die Lust verliert. Auch schauspielerisch konnte ich dem Film beim besten Willen nichts abgewinnen: Aaron Eckhart, der mir in World Invasion: Battle Los Angeles noch gefallen hat, ist wahrscheinlich das schönste Frankenstein-Monster der Filmgeschichte. Und wenn er mit seinem Stahlschädel Eisentore und mehrere Steinwände sprengt, aber danach am Rücken genäht werden muss, dann ist das für mich mehr als lächerlich.

Schade, dass solche Geldsummen in einen nichtssagenden Film gesteckt werden, obwohl wahrscheinlich einige gute Independent-Regisseure auf ihre Chance warten und für ein Zehntel der Produktionskosten kleine (oder auch große) Meisterwerke abliefern könnten und auch würden.

I, Bavarian sage zu I, Frankenstein einfach nur: So ein Schmarrn!

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Fazit: Absolut handlungsleere, schauspielerisch unbedeutende Effekte-Orgie, die nicht einmal fürs Popcorn-Kino mit „Hirn aus-Film einfach nur genießen“-Faktor taugt. Für mich die größte Enttäuschung des Jahres!

© 2014 Wolfgang Brunner

Patrick (2013)

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Originaltitel: Patrick: Evil Awakens
Regie: Mark Hartley
Drehbuch: Justin King
Kamera: Garry Richards
Musik:  Pino Donaggio
Laufzeit: 96 Minuten
Darsteller: Sharni Vinson, Rachel Griffiths, Charles Dance, Peta Sergeant, Eliza Taylor, Jackson Gallagher
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: Australien
FSK: ab 18 Jahren

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In einer abgelegenen, psychiatrischen Klinik liegt der Koma-Patient Patrick und wird von Dr. Roget mit Elektroschocktherapien behandelt. Als Kathy in der Klinik eine Stelle als Krankenschwester annimmt und die unmenschliche Behandlung bemerkt, versucht sie durch einfache Zeichen Kontakt mit Patrick aufzunehmen. Was sie allerdings nicht weiß, ist, dass  Patrick lebt und mit telekinetischen Kräften ausgestattet ist. Kathy kommt mit der Zeit immer mehr hinter die Geheimnisse des Koma-Patienten und verstrickt sich zusehends in eine äußerst gefährliche Beziehung zu ihm.

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Dieser Film ist ein Remake des ebenfalls aus Australien stammenden „Patricks Höllentrip“ aus dem Jahr 1978. Das Original hat durchaus (auch heute noch) seine Reize, aber Mark Hartley hat mit seiner Neuinterpretation auf jeden Fall eine schnellere und dadurch unterhaltsamere Gangart eingelegt, die im Gegensatz zum Original, keinerlei Längen mehr aufweist.
Schon zu Beginn des Films horchte ich auf, als ich die Musik hörte und sofort erkannte, dass es sich um einen meiner Lieblingskomponisten der 80er Jahre handelte: Pino Donaggio (Piranhas, Carrie, Dressed To Kill, um nur ein paar seiner grandiosen Scores zu nennen!)

Und da bin ich auch schon bei einem der wichtigsten Punkte dieses Films. Patrick wirkt, als hätte man einen verschollenen Film von Brian dePalma entdeckt. Hartley kommt zwar an den „Hitchcock der 70er und 80er“ (ja, dePalma war echt so eine Art Hitchock für mich in diesen zwei Jahrzehnten) nicht ran, aber er ist ihm verdammt nahe in seiner Machart. Sicherlich kommt nun auch noch die Musikuntermalung dazu, die wirklich an die dePalma Filme der 80er erinnert (die oben erwähnten Carrie oder Dressed To Kill), aber Hartley hat ein Händchen für eine wirkungsvolle Inszenierung.

Der Spannungsbogen wird hier durchgehend gehalten, da kommt keine Sekunde Langeweile auf. Sharni Vinson kann in der Hauptrolle als Krankenschwester Kathy überzeugen und macht ihre Sache wirklich gut.
Patrick ist ein außergewöhnlicher Horrorfilm, der sich für mich eher in die Sparte Thriller einordnen lässt, obwohl auch Horrorelemente verarbeitet werden. Insgesamt schafft Hartley eine sehr schöne, „altmodische“ (im absolut guten Sinne) Stimmung, die fesselt. Über ein paar Logiklöcher muss man einfach hinwegsehen, die bleiben bei dieser Art Film (leider) oft nicht aus und waren auch im Original vorhanden. Dennoch ist Patrick für mich eine sehr gelungene Wiederverfilung eines alten Stoffes, der auch schon damals zu den besonderen Horrofilmen für mich zählte.

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Fazit: Absolut gelungene, weil bessere, Neuverfilmung des Horrorthrillers aus dem Jahr 1978. Stimmungsvoll und atmosphärisch durch die Musik des Komponisten Pino Donaggio ist Patrick auf jeden Fall eine unbedingte Empfehlung für Genre-Freunde.

© 2014 Wolfgang Brunner