Dog Soldiers (2002)

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Originaltitel: Dog Soldiers
Regie: Neil Marshal
Drehbuch: Neil Marshal
Kamera: Sam McCurdy
Musik: Mark Thomas
Laufzeit: 100 Minuten
Darsteller: Sean Pertwee, Kevin McKidd, Emma Cleasby, Liam Cunningham, Thomas Lockyer
Genre: Horror
Produktionsland: Großbritannien
FSK: ab 16 Jahre

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In den düsteren Wäldern der schottischen Highlands verschwinden immer wieder Wanderer und kehren nicht mehr zurück. Ausgerechnet in diese Wälder verschlägt es einen Trupp Soldaten für eine Trainingsmission. Doch mit dem Feind, der ihnen in der Nacht begegnet, haben sie nicht gerechnet. Sie finden Rettung in einem alten Farmhaus, deren Bewohner das Geheimnis der Wälder kennen. Und als dann der Vollmond aufgeht, entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod. Werwölfe, kaltblütige Kreaturen, machen Jagd auf Menschen …

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„Dog Soldiers“ kann ohne weiteres als Kultfilm bezeichnet werden. Sicherlich sind mittlerweile einige Jahre ins Land gezogen, so dass die Spezialeffekte nicht wirklich auf dem aktuellsten Stand sind. Aber vielleicht ist es genau diese Tatsache, dass „Dog Soldiers“ seinen Charme noch immer nicht verloren hat. Regisseur  Marshal baut seinen Werwolf-Thriller geschickt auf, indem er das Geschehen ganz langsam an Fahrt aufnehmen lässt.
Anfangs wird das Publikum mit einer vollkommen normalen Situation konfrontiert, die sich dann aber im Laufe des Films als schreckenerregendes Szenario offenbart. Manche Stellen erinnern unweigerlich an George A Romeros Klassiker „Die Nacht der lebenden Toten“, in dem sich ebenfalls eine Gruppe von Menschen in einem Haus verschanzt. Bei „Dog Soldiers“ sind es allerdings nicht Zombies, sondern Werwölfe, die sich auf Menschenjagd machen. Koch Media bringt den Kultklassiker nun endlich in einem äußerst gelungenen Mediabook auf den Markt, das dem Film in jeder Hinsicht gerecht wird. Neben der Blu-Ray und einer DVD erhält das Sammlerstück auch eine 4K -Scheibe, die den Film in bestmöglicher Qualität zeigt.

Die Creature-Effekte sind für die damalige Zeit hervorragend gemacht und haben auch heute noch eine besondere Wirkung (zumindest auf mich 😉 ). Computergenerierte Effekte sind in diesem Film auf jeden Fall nicht zu sehen sondern nur handgemachte Tricks, die aus meiner Sicht äußerst gelungen sind und auch sehr realistisch aussehen. Der Film kann einige schockierende Gore-Effekte verzeichnen, zeigt sich aber ansonsten relativ blutarm. Wie gesagt, ist es in erster Linie die Inszenierungsweise und der stetig steigende Spannungsbogen, der diesen Werwolf-Film ausmacht.
Jahre später inszenierte Regisseur Neil Marshal dann seinen wohl größten Erfolg „The Descent“, indem er auf ähnliche Weise vorgegangen ist. Auch hier entwickelt sich nämlich der Spannungsbogen langsam und endet in einem schier unerträglichen Finale. „Dog Soldiers“ ist da zwar noch ein wenig zurückhaltender, aber erinnert dennoch schon ein wenig an „The Descent“.

Freunde der klassischen Horrorfilme aus den 80er Jahren werden ihre wahre Freude an dieser Edition haben. Und in einer Zeit, in der es so gut wie gar keinen Film mehr gibt, der nicht mit Computern nachbearbeitet ist, hebt sich „Dog Soldiers“ erfrischend ab und lässt einen nostalgischen Blick zurück in die Vergangenheit zu. „Dog Soldiers“ ist eindeutig ein Film für Fans. Man sollte sich auch immer vor Augen halten, welche Vorbilder Regisseur Marshal hatte und vor allem welche finanziellen Mittel diesem Film zur Verfügung standen. Marshal hat jedenfalls das Beste daraus gemacht. Dieser Film wirkt wie eine Mischung aus „American Werewolf“, „Platoon“ und „Die Nacht der lebenden Toten“. Man merkt dem Film einfach an, dass er mit Herzblut gedreht wurde. Und gerade das ist für mich immer ausschlaggebend, um einen Film mit anderen Augen zu sehen und dementsprechend auch zu bewerten.

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Fazit: Horror mit Handmade-Effekten, der zu unterhalten weiß. Spannend und mit coolen Effekten.

© 2019 Wolfgang Brunner

Howl – Endstation Vollmond (2015)

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Originaltitel: Howl
Regie: Paul Hyett
Drehbuch: Mark Huckerby, Nick Ostler
Kamera: Adam Biddle
Musik: Paul E. Francis
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Ed Speleers, Holly Weston, Shauna Macdonald, Elliot Cowan, Amit Shah, Sam Gittins, Rosie Day, Duncan Preston
Genre: Horror
Produktionsland: Großbritannien
FSK: ab 16 Jahre

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Der junge Schaffner Joe befindet sich im Nachtzug, der für die letzte Fahrt von London losfährt. Der Zug bleibt in der stürmischen und dunklen Nacht mitten im Wald plötzlich stehen. Kurz darauf werden die Wagons von wolfartigen Kreaturen angegriffen. Es beginnt ein unerbittlicher Kampf ums Überleben zwischen den wenigen Passagieren und den grauenhaften Wolfskreaturen.

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Der Einstieg in das Geschehen verläuft relativ ruhig und lässt dadurch die Erwartungshaltung immer mehr steigen. Das Konzept fand ich sehr gut, gerade weil anfangs alles sehr gemächlich vonstatten geht und man immer darauf gefasst sein muss, dass wohl bald etwas passiert. Der Schauplatz in einem Nachtzug wirkt unverbraucht und neu, vermittelt von Anfang an eine sehr tolle Atmosphäre. Der Inszenierungsstil und die Kameraführung können sich sehen lassen und wirken sehr professionell. Allerdings wird der Plot zum Ende hin, obwohl natürlich und erfreulicherweise immer mehr Spannung aufkommt, dennoch unfertig und teils hingeschludert. Da fehlt es plötzlich an Tiefe und Erklärungen, zumal sich einige der Protagonisten ziemlich dämlich verhalten. Die Entwicklung der Geschichte hätte aus meiner Sicht nicht so horrormäßig spektakulär werden müssen, sondern sich durchaus weiter auf der etwas ruhigeren Schiene bewegen sollen. Das hätte bedeutend mehr Wirkung und Glaubwürdigkeit besessen. Wirkt die Geschichte anfangs noch innovativ, so bewegt sie sich dann gegen Ende hin immer mehr in Richtung Mainstream, das man halt  schon ein paar Mal gesehen hat.

Nichtsdestotrotz macht „Howl“ riesigen Spaß, was zum einen wohl an den ganz fähigen Schauspielern, aber auch an den guten und überzeugenden Spezialeffekten liegt. Die Kreaturen sehen realistisch und vor allem erschreckend aus, auch wenn man sie nicht allzuoft zu Gesicht bekommt. „Howl“ funktioniert für mich wie eine Art Hommage an die „guten, alten“ Horrorfilme aus den 80er und 90er Jahren. Man fühlt sich natürlich alleine schon aufgrund der Thematik an John Landis‘ „American Werewolf“ oder Joe Dantes „Das Tier“ erinnert. Oft sind schöne, atmosphärische Bilder zu sehen, die den liegengebliebenen Nachtzug zeigen.
Wer blutigen Splatter erwartet, wird wohl enttäuscht sein, den Regisseur Paul Hyett legt eindeutig mehr Wert auf Atmosphäre als auf schockierende Momente. „Howl“ erfindet das Genre nicht neu, bringt aber Schwung in die Werwolf-Ecke.

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Fazit: Solide gedrehter und kurzweiliger  Werwolf-Horror mit einem stimmungsvollen Schauplatz. Schauspieler und Spezialeffekte können sich sehen lassen.

PS: Ich komme nicht umhin, zu erwähnen, dass ich bereits im Jahr 2010, also fünf Jahre vor „Howl“, einen Horror-Roman mit dem Titel „Nachtzug“ geschrieben habe, der 2011 veröffentlicht wurde. Auch hier bleibt ein Nachtzug auf freier Strecke liegen und die Reisenden werden von Kreaturen (bei mir waren es keine Werwölfe, sondern geklonte Hybriden zwischen Mensch und Hyäne) angegriffen. Wer also ein Buch über dieses Thema lesen will, darf gerne zu meinem Roman greifen. Und manch einer wird wohl denken, man habe sich bei „Howl“ an meiner Vorlage bedient, so ähnlich sind sich die Plots.

© 2016 Wolfgang Brunner

Little Dead Rotting Hood (2016)

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Originaltitel: Little Dead Rotting Hood
Regie: Jared Cohn
Drehbuch: Gabriel Campisil
Kamera: Laura Beth Love
Musik: Christopher Cano, Chris Ridenhour
Laufzeit: 88 Minuten
Darsteller: Eric Balfour, Bianca A. Santos, Romeo Miller, Patrick Muldoon, Heather Tom, Brendan Wayne, Marina Sirtis, Amy Argyle, Tony Ketcham, Jake T. Getman
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 18 Jahre

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In einer amerikanischen Kleinstadt kommt es zu einer Serie mysteriöser Todesfälle, die anscheinend von Wölfen verursacht wurden. Sheriff Adam ermittelt, während er gleichzeitig das Verschwinden von Samantha aufzuklären versucht. Schon bald macht er eine schreckliche Entdeckung: In den Wäldern scheinen nämlich Werwölfe zu lauern und Samantha scheint die Einzige zu sein, die  ein Blutbad verhindern kann, weil sie Macht über die Kreaturen hat …

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Die Produktionsfirma „The Asylum“ zeichnet sich für mancherlei Low Budget-Filme verantwortlich, die oft in den Trashbereich abdriften.  In letzter Zeit machte die Firma von sich reden, in dem sie Hollywood-Blockbuster wie „Pacific Rim“, „Edge Of Tomorrow“, „Prometheus“, „World War Z“ und zuletzt „The Avengers: Age Of Ultron“ in eine Billigproduktion verwandelten und vertrashten. Allerdings findet sich in der Filmografie von „The Asylum“ auch die gar nicht mal so üble Serie „Z Nation“.
„Little Red Rotting Hood“ widmet sich dem Märchen „Rotkäppchen“ der Gebrüder Grimm und richtet das Augenmerk auf den bösen Wolf. Regisseur Jared Cohn gelingt ein wirklich passabler Einstieg, der eine durchaus annehmbare und stimmungsvolle Atmosphäre bietet. Im Verlaufe des Films driftet er aber dann doch immer mehr in Richtung Trash ab und verschenkt dadurch ein gewisses Potential.

Nichtsdestotrotz vermag dieser Werwolf-Streifen durchaus zu unterhalten. Das liegt zum einen an den manchmal wirklich sehr stimmungsvollen Bildern, zum anderen aber auch an den beiden Schauspielern Eric Balfour (den viele vielleicht noch aus der Hammerserie „Six Feet Under“ oder dem genialen Streifen „11:14“ kennen) und der charismatischen Bianca A. Santos (unter anderem in „Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel“).
Die Masken wirken leider oft eher lächerlich als erschreckend. Hätte man weniger gezeigt, wäre das Ergebnis wahrscheinlich besser geworden. „Little Red Rotting Hood“ ist ein Film,  bei dem man nicht nachdenken muss. Man kann sich getrost zurücklehnen und die Story auf sich einrieseln lassen. Schade ist, dass die schöne Stimmung, die immer wieder einmal zu verspüren ist, oft durch fast schon amateurhafte Szenen gestört wird. Manches Mal dachte ich tatsächlich, es wären zwei unterschiedliche Regisseure am Werk gewesen.

Das Endergebnis ist bei weitem nicht so brutal, wie manch einen Zuseher das FSK 18-Siegel denken lässt. Die handgemachten Effekte schwanken zwischen gut, passabel und schlecht. Einziger Pluspunkt ist eben, dass sich da jemand die Mühe gemacht hat und sämtliche Effekte von Hand und nicht mit dem Computer erzeugt hat. Das gibt bei mir immer einen Pluspunkt. 😉
Das Script wirkt nicht immer geradlinig, sondern weist ein paar holperige Stellen auf, die aber durch die trashig inszenierten Szenen in Vergessenheit geraten. Jared Cohn hat kein Meisterwerk abgeliefert und leider auch keine Trashperle, aber einen soliden Werwolf-Film mit guten Schauspielern und einer zum Großteil tollen Atmosphäre. Der Film verdient auf jeden Fall eine Chance, angesehen zu werden.

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Fazit: Passabler Werwolf-Film mit guten Schauspielern und einer prinzipiell tollen Atmosphäre. Leider driftet der Plot im Verlaufe des Films immer mehr in Trash ab.

© 2016 Wolfgang Brunner

Late Phases (2014)

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Originaltitel: Late Phases
Regie: Adrián García Bogliano
Drehbuch: Eric Stolze
Kamera: Ernesto Herrera
Musik: Wojciech Golczewski
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Nick Damici, Ethan Embry, Lance Guest, Tina Louise, Rutanya Alda, Caitlin O’Heaney, Erin Cummings, Tom Noonan, Larry Fessenden
Genre: Horror, Drama
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

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Der blinde Vietnam-Veteran Ambrose zieht in die Senioren-Wohnsiedlung Crescent Bay ein. Doch leider bleibt die erwartete Ruhe aus, denn Ambrose überlebt nur knapp den Angriff einer wilden Bestie. Wie sich herausstellt, treibt das Monster offenbar schon länger ihr Unwesen. Ambrose vermutet einen Werwolf hinter den Angriffen und rüstet sich kurzerhand für den nächsten Vollmond …

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„Late Phases“ ist ein ruhiger und untypischer Werwolf-Film, was zwangsläufig dazu führt, dass die einen schwer enttäuscht sind, die anderen aber umso überraschter. Es ist eher ein ruhiges Drama mit Horrorelementen und einem Schuss schwarzen Humors, das uns der spanische Regisseur Adrián García Bogliano da serviert. Ein alternder Kriegsveteran nimmt den Kampf gegen eine übernatürliche Werwolf-Bestie auf. Alleine diese Kombination hebt „Late Phases“ wohltuend von den immer wiederkehrenden und in der Regel gleichbleibenden Motiven anderer Werwolf-Filme ab. Bogliano hat schon den außergewöhnlichen „Here Comes The Devil“ abgeliefert und schlägt mit seinem neuen Film eine ähnliche Richtung ein: Er hält sich abseits vom Mainstream. Und das tut dem Film eindeutig gut.

Old School-Splatter-Effekte, die übrigens sehr professionell und authentisch wirken, sind nur sehr spärlich in die ruhige Handlung eingestreut sind. Dafür wirken sie dann umso besser, wie ich finde. Aber das Hauptaugenmerk ist auf die menschliche Seite des Kriegsveterans gerichtet, der sehr gut von Nick Damici dargestellt wird. Sein schwarzer und sarkastischer Humor zieht sich durch den ganzen Film und lässt den kauzigen, mürrischen Protagonisten sogar manches Mal so richtig sympathisch wirken. Damici ist die Rolle wie auf den Leib geschnitten.
Die handgemachten Werwölfe wirken manchmal unnatürlich und können nicht ganz überzeugen, aber das ist dann fast schon wieder eine Rückkehr in die Werwolf-Filme der 80er Jahre. 😉 Das macht schon Spaß.

Eines steht fest: „Late Phases“ ist ein Ausnahmefilm im Werwolf-Genre, der einen neuen und erfrischenden Weg geht. Vom Szenario musste ich ja auch ein bisschen an den kultigen „Bubba Ho-Tep“ denken, wo ebenfalls eine Gruppe alternder Männer gegen eine Zombie-Mumie antreten. „Late Phases“ ist aber bedeutend tiefgründiger und ernster. Die ersten zwei Drittel stellen wie gesagt eher ein Drama dar, in dem ein vater-Sohn-Konflikt und philosophische Betrachtungen über das Leben eine größere Rolle spielen als der Werwolf. Erst gegen Ende wechselt Bogliano das Genre und dreht an der Spannungsschraube. Auch wenn das letzte Drittel dann spannend und blutig wird, so übertreibt der Regisseur nie und liefert einen kompakten Genre-Mix ab, der darstellerisch und inszenatorisch überzeugen kann. Auch wenn mir persönlich zum Beispiel die „Ginger Snaps“-Reihe besser gefällt, zählt „Late Phases“ neben Klassikern wie „Das Tier“ oder „Der Werwolf von Tarker Mills“ zu einem meiner Lieblingsfilme in diesem Genre.

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Fazit: Abseits des Mainstream angelegtes Werwolf-Drama mit menschlichen Zwischentönen und schwarzem Humor. Bogliano ist ein überzeugender und unterhaltsamer Genre-Mix gelungen.

© 2015 Wolfgang Brunner

Lovely Wolf (2012)

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Originaltitel: Lovely Wolf
Regie: Benjamin Bechtold
Drehbuch: Benjamin Bechtold
Kamera: Matthias Michel
Musik: Richard Bretschneider
Laufzeit: 26 Minuten
Darsteller: Franziska Lehmann, Christian Stock, Kira Primke, Nikolai Will, Monika Disse, Bernd Michael Straub, Louis Bernhardt, Jörg Germann
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Deutschland
FSK: ?

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Bei einem Jogginglauf durch den Wald lernt Tom die schöne Lauri kennen. Sie verlieben sich ineinander und verbringen eine schöne Zeit, bis Tom feststellen muss, dass Lauri ein Werwolf ist. Aber das wäre an sich gar nicht das Problem für Tom. Er stellt sich vielmehr die Frage, wie er Lauri seiner Familie vorstellen kann, ohne das etwas passiert. Und wie kann er die Postboten retten, die Lauri liebend gern auf dem Speiseplan hat?

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Mit „Lovely Wolf“ hat Benjamin Bechtold einen wirklich amüsanten Kurzfilm abgeliefert, der mir so manches Mal ein Grinsen auf die Lippen gezaubert hat, was bei deutschen Filmen eher nicht so oft bei mir vorkommt. Das Drehbuch wirkt an manchen Stellen nicht ganz rund, was aber meiner Meinung nach daran liegt, dass eine einigermaßen nachvollziehbare Story in weniger als eine halbe Stunde gepackt werden musste.
Bechtold hat eine wirklich gute Arbeit abgeliefert, die sich sehen lassen kann. Und auch die beiden Hauptdarsteller haben ihre Sache wirklich gut und überzeugend gemacht. Sicherlich ist „Lovely Wolf“ eine Low Budget-Produktion, aber gerade deshalb ist es bemerkenswert, wie professionell das Ganze inszeniert wurde. Matthias Michels Kameraführung ist nahezu perfekt und regie- und schnittechnisch gibt es auch nicht viel auszusetzen. Die Gruselkomödie macht einfach Spaß und unterhält sehr kurzweilig.

Die meisten der Gags zünden so richtig und bewegen sich nicht auf einem albernen, peinlichen Slapstick-Klamauk-Niveau, wie ich es von teuren deutschen Comedy-Produktionen kenne. Da ist mir der Humor von Herrn Bechtold schon bedeutend lieber. Nicht umsonst hat der Kurzfilm einige Preise bei kleineren Festivals eingeheimst. Benjamin Bechtolds Werwolf-Komödien-Romanze ist charmant. Gerade die nicht immer perfekte Darstellung der beiden Hauptfiguren besitzt einen unglaublich liebenswerten Reiz, der mich total angesprochen hat. Kleine Independent-Produktionen wie diese verdienen es, größer herauszukommen.

Die Szenen beim Familientreffen könnten authentischer gar nicht sein. 😉 Ich habe mich köstlich amüsiert.
Das für ein sehr geringes Budget aufgestellte Projekt ist liebevoll in Szene gesetzt und kann auch mit ein paar wunderschönen, künstlerischen Bildern aufwarten. Die Masken sind handmade und liebevoll gemacht, auch wenn sie nicht oft zu sehen sind. Alles in allem wünscht man sich einfach mehr solcher Filme (am liebsten aber mit einer dreifachen Spieldauer). Man sollte sich den Film auf jeden Fall bis zum Ende des Abspanns ansehen, denn dann wird man noch mit einem amüsanten Auftritt von Nikolai Will belohnt, der einen cholerischen Postboten darstellt.

Wer sich näher mit den Filmen von Benjamin Bechtold und seinem Team beschäftigen möchte, sollte die Homepage von Fearling Entertainment besuchen.

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Fazit: Höchst amüsanter und professionell gedrehter Kurzfilm aus Deutschland, der mit sehr sympathischen Darstellern punktet. Mehr davon …

© 2015 Wolfgang Brunner

When Animals Dream (2014)

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Originaltitel: Når dyrene drømmer
Regie: Jonas Alexander Arnby
Drehbuch: Rasmus Birch
Kamera: Niels Thastum
Musik: Mikkel Hess
Laufzeit: 84 Minuten
Darsteller: Sonia Suhl, Lars Mikkelsen, Sonja Richter, Jakob Oftebro, Mads Riisom, Gustav Dyekjær Giese, Esben Dalgaard, Stig Hoffmeyer
Genre: Horror, Drama
Produktionsland: Dänemark
FSK: ab 16 Jahren

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Marie lebt in einem abgelegenen Fischerdorf an der dänischen Küste. Sie führt mit ihrem Vater und ihrer kranken Mutter  ein zurückgezogenes Leben und freundet sich nur mit dem jungen Daniel an. Eines Tages entdeckt sie einen seltsamen Hautauschlag an ihrer Brust, aus dem bald darauf Haare wachsen. Marie spürt, dass etwas mit ihrem Körper geschieht und schon bald vermutet sie, dass mit ihrer Mutter vor langer Zeit das Gleiche passiert ist.

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Jonas Alexander Arnby, der für Szenenbild, Spezialeffekte, Kostüm- und Maskenbild von genialen Filmen wie „Breaking The Waves“ oder „Dancer In The Dark“ verwantwortlich war, nahm bei „When Animals Dream“  das erste Mal auf dem Regiestuhl Platz. Das Ergebnis ist leider schlechter geworden, als man sich erwartet und erhofft hat.

Aber von Anfang an:
Der Einstieg in die Geschichte ist durchaus gelungen und Arnby lässt bereits in den ersten Einstellungen eine künstlerische und vor allem ruhige ArtHaus-Stimmung aufkommen. Das macht Lust auf mehr und man ist gespannt, wie sich der Plot entwickelt. Leider wird die schöne Atmosphäre bereits mit der ersten „Schockeinstellung“, als Marie eine blutige Vision hat, zerstört. Wird anfangs erfreulicherweise noch eine völlig unkonventionelle Richtung in Bezug auf das Werwolf-Thema eingeschlagen, schwenkt der Plot im Verlauf des Films allerdings leider in die seichten Gewässer des Mainstream-Horrors ab.

Wäre Arnby konsequent seinen zu Beginn eingeschlagenen Weg gegangen und hätte das Drama in Bilder und Dialogen eingefangen, die manches Mal sogar an Ingmar Bergman-Filme erinnerten, wäre vielleicht tatsächlich ein Genreklassiker, wie uns das Zitat der Kulturzeitschrift „Intro“ weismachen will, herausgekommen. So aber entschwindet die progressive Idee in schon oft gesehenen Bahnen. Schade …
Da sind Ausnahme-Werwolf-Filme wie „Ginger Snaps“ oder „Wer“ bedeutend besser geraten.

Nichtsdestotrotz ist „When Animals Dream“ stellenweise sehenswert, zumal Sonia Suhl durchaus in ihrer Rolle zu überzeugen vermag, ebenso wie Lars Mikkelsen als „besorgter“ Vater. Und dennoch fehlt dem Film meiner Meinung der konsequente Weg, an einer Neuinterpretation des Werwolf-Themas festzuhalten und sich nicht dem gängigen, massentauglichen Klischee zu beugen, um in der zweiten Hälfte einen nichtssagenden, blutigen „Reißer“ zu präsentieren.
ArtHaus und Horror kann durchaus funktionieren, wie zum Beispiel Tony Scotts „Begierde“ zeigte. Aber in „When Animals Dream“ fehlt leider dann letztendlich doch eine derartig innovative Umsetzung.

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Fazit: Anfangs noch innovativer ArtHaus-Film, der die Werwolf-Thematik sehr menschlich schildert, später aber im Mainstream-Horror-Sumpf versinkt und leider bis auf wenige Ausnahmen letztendlich doch keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.

© 2015 Wolfgang Brunner

Red Riding Hood – Unter dem Wolfsmond (2011)

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Originaltitel: Red Riding Hood
Regie: Catherine Hardwicke
Drehbuch: David Leslie Johnson
Kamera: Mandy Walker
Musik: Brian Reitzell, Alex Heffes
Laufzeit: 96 Minuten
Darsteller: Amanda Seyfried, Gary Oldman, Billy Burke, Shiloh Fernandez, Max Iron, Virginia Madsen, Lukas Haas, Julie Christie
Genre: Fantasy, Thriller
Produktionsland: Vereinigte Staaten, Kanada
FSK: ab 12 Jahren

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Die hübsche Valerie liebt den Einzelgänger Peter, ist aber von ihren Eltern bereits dem wohlhabenden Henry versprochen. Valerie und Peter wollen ihre Liebe jedoch nicht aufgeben und planen eine Flucht. Doch dann wird Valeries Schwester von einem Werwolf getötet. Es stellt sich heraus, dass die Dorfbewohner jahrelang einer Bestie Tiere geopfert haben. Doch nun fordert der Werwolf anscheinend Menschenleben. Der Werwolfjäger Pater Solomon berichtet, dass sich der Werwolf tagsüber wohl in menschlicher Gestalt im Dorf aufhalte. Valerie bekommt eine schreckliche Vorahnung.

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Ich konnte anfangs durchaus etwas mit Catherine Hardwickes Teenie-Romanze mit Märchen- und Werwolf-Touch etwas anfangen. Vor allem die wunderschönen Bilder und die Kulissen, die zwar die meiste Zeit sehr künstlich wirkten, hatten es mir angetan. Das fand ich sehr schön anzusehen und ich habe mich nach den ersten zehn Minuten richtiggehend darauf gefreut, was mich noch erwarten würde. Zumal auch noch einer meiner Lieblingsschauspieler, nämlich Gary Oldman, in Erscheinung treten sollte. Aber genau mit der Präsenz eben jenes begann „Red Riding Hood“ mit jeder Minute mehr zu schwächeln.

Die zu Beginn noch einigermaßen attraktive Handlung (sofern man das Ganze eine Handlung nennen kann) wurde immer uninteressanter und platter. Die Charaktere haben von Einstellung zu Einstellung immer weniger Aufmerksamkeit in mir geweckt, bis es mir schließlich völlig egal war, was mit den Personen passierte. Gary Oldman spielt eine Rolle, die weit unter seinem Niveau ist. „Red Riding Hood“ ist einer der wenigen Filme, in denen mir Oldman nicht gefallen hat. Da ist die von Hardwicke inszenierte Twilight-Folge „Bis(s) zum Morgengrauen“ und vor allem ihr Regiedebüt „Dreizehn“ bedeutend besser ausgefallen.

Es dauerte nicht lange und die anfängliche Begeisterung der inszenierten Bilder schlug in Langeweile um. Schade, denn mit ein wenig mehr Handlung und dezenteren Zielgruppen-Plots hätte aus der Grimm’schen Märchenadaption sogar etwas werden können.

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Fazit: Schöne Bilder und (auch wenn künstlich wirkende) Kulissen, die aber das Handlungsdefizit nicht auffangen können. „Red Riding Hood“ stellt für mich einen Tiefpunkt in Gary Oldmans Karriere dar.

© 2015 Wolfgang Brunner

Wolves (2008)

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Originaltitel: Animals
Regie: Douglas Aarniokoski
Drehbuch: Craig Spector
nach einer Vorlage von John Skipp
Kamera: Matthew Williams
Musik: Alan Brewer
Laufzeit: 88 Minuten
Darsteller: Marc Blucas, Naveen Andrews, Nicki Aycox, Eva Amurri Martino, Andy Comeau, Bart Johnson, Gillian Shure, Mark Elias
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 18 Jahren

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Syds Leben verändert sich, als er die überaus hübsche Nora kennenlernt. Seine Liebe ist so groß, dass er anfangs gar nicht bemerkt, dass Nora ein Werwolf ist. Syd hält an seiner Liebe fest, um Nora von ihrem Fluch zu befreien.

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Mal sehen, welche Beschreibung für dieses Machwerk am besten passt: grottenschlecht,  saumäßig, hundsmiserabel,  stümperhaft, unter aller Kanone …

Eigentlich passen all diese Wörter auf „Wolves“, der im Original übrigens „Animals“ heißt und somit auch gleich zu Anfang erst einmal die „Golden Translation Raspberry“ von mir verliehen bekommt. Aber wenn es nur (wie so oft) der bescheuerte deutsche Titel wäre. Leider nein …
Schon als ich die Stimme aus dem Off am Anfang gehört habe, dachte ich mir meinen Teil. Die Synchronisation ist so dermaßen schlecht, dass es einem die Haare aufstellt. Und als wäre der Anfang nicht schon eine Meisterleistung der Stümperhaftigkeit, gipfeln die Synchronsprecher der Schauspieler in einem unerträglichen Amateur-Gestotter, so dass man sofort in Versuchung gerät, die STOP-Taste zu drücken.
Zu den schlechten Stimmen kommen dann noch hinzu:

– miserable Schauspieler
– nicht vorhandene Handlung
– schreckliche Inszenierung
– peinliche Momente

Okay, ein paar Aufnahmen aus der Sicht der Werwölfe erinnnerten (ganz, ganz) schwach an den Kultfilm „Wolfen“ mit Albert Finney. Das hatte einen klitzekleinen Reiz, der aber im Haufen aller anderen laienhaften Patzer untergeht. Der ein oder andere Splatter Specialeffect kann sich sogar sehen lassen, aber ich bin nicht sicher, ob es überhaupt Menschen gibt (mich ausgenommen ;)), die sich so einen Schwachsinn antun, nur um ein paar blutige Effekte zu sehen. Das bekommt man in anderen Filmen weitaus unterhaltsamer und professioneller.

„Wolves“ ist reine Zeitverschwendung und tut in der (Filmfan)Seele weh. Allerdings ist dieser Schund nicht zu verwechseln mit dem 2014 entstandenen, gleichnamigen Film von David Hayter, der wohl weitaus gelungener geworden ist. Gesehen habe ich diesen allerdings noch nicht.

Auch wenn ich Independet- und Amateurfilmen immer wieder gerne eine Chance gebe (siehe zum Beispiel „Ben & Mickey vs. The Dead“), so hat „Wolven“ meine Filmarena mit null Punkten verlassen.

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Fazit: Grottenschlecht,  saumäßig, hundsmiserabel,  stümperhaft. „Wolves“ ist reine Zeitverschwendung und tut in der (Filmfan)Seele weh.

© 2015 Wolfgang Brunner

WER – Das Biest in dir (2013)

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Originaltitel: Wer
Regie: William Brent Bell
Drehbuch: William Brent Bell, Matthew Peterman
Kamera: Alejandro Martinez
Musik: Brett Detar
Laufzeit: 89 Minuten
Darsteller: A.J. Cook, Oaklee Pendergast, Sebastian Roche, Simon Quarterman, Vik Sahay, Scott O’Connor
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: USA
FSK: ab 18 Jahre (uncut)

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Ein Familienvater und sein Sohn werden auf bestialische Weise getötet. Nur die Mutter überlebt und berichtet von einem riesigen, stark behaarten Mann, der das Verbrechen begangen haben soll.
Es dauert nicht lange und Talan Gwynek, auf den die Beschreibung passt, wird des Verbrechens beschuldigt und verhaftet. Seine Pflichtverteidigerin glaubt zunächst an seine Unschuld. Doch je tiefer sie in seine Vergangenheit eindringt, desto unsicherer wird sie. Bei einem medizinischen Test gerät der Angeklagte völlig außer Kontrolle und richtet ein Blutbad an. Alles deutet darauf hin, dass es sich bei Gwynek um einen Werwolf handelt …

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„Wer“ ist für mich einer der besten Werwolf-Filme seit „American Werewolf“. Auch wenn „Wolfman“ von der Atmosphäre her ganz gut war, so kommt er an „Wer“ für mich nicht heran.
William Brent Bells neuer Film nach „The Devil Inside“  besticht durch eine sehr authentische Machart. Der Wechsel zwischen Found Footage (das ich mittlerweile eigemtlich gar nicht (mehr) mag) und „Normalfilm“ funktioniert hervorragend und macht „Wer“ zu einem sehr realistischen Erlebnis.

Die „Vermenschlichung“ des Werwolf-Monsters ist Bell so richtig gut gelungen und der Film „dümpelt“ die erste Hälfte relativ ruhig dahin, was mir sehr gut gefallen hat. In der zweiten Hälfte geht es aber dann gewaltig zur Sache und es wird nicht mit blutigen (so richtig gut gemachten) Effekten gespart. Die Schauspieler haben mir allesamt gefallen, wobei A. J. Cook als Pflichtverteidigerin am meisten herausstach (von Scott O’Connor als Werwolf einmal abgesehen). Die Darstellung des uralten Werwolf-Mythos wurde hier innovativ und glaubhaft umgesetzt.

Den Schluß hätte ich mir allerdings etwas unspektakulärer und nicht so klischeehaft gewünscht. Da wird eine finale Auseinandersetzung als Höhepunkt angestrebt, die, hätte man sie weggelassen, dem Film zu einen für mich besseren Ende verholfen hätte. Ich kann leider nicht zuviel verraten ohne zu spoilern, aber eine etwas ruhigere bzw. nicht so dramatische Gangart am Schluß hätte mich fast die volle Punktzahl für diesen Film vergeben lassen. Das Finale, auch wenn wirklich gut gemacht, veranlasst mich aber leider dennoch zu einem Punkteabzug. Nichtsdestotrotz ist „Wer – Das Biest in dir“ eine überraschend frische Interpretation des Werwolf-Genres und macht diesen für mich zu einem echten Highlight.

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Fazit: Innovativ und rasant in Szene gesetzter Werwolf-Thriller, der in der zweiten Hälfte mit guten und blutigen Effekten aufwartet. Trotz des klischeehaften Endes ein perfekter Horrorfilm, der  spannende und glaubhafte Unterhaltung bietet.

© 2014 Wolfgang Brunner