Originaltitel: Knightriders
Regie: George A. Romero
Drehbuch: George A. Romero
Kamera: Michael Gornick
Musik: Oscar Brown, Jr., Donald Rubinstein
Laufzeit: 145 Minuten
Darsteller:Ed Harris, Tom Savini, Gary Lahti, Amy Ingersoll, Patricia Tallman, Brother Blue, Ken Foree, Scott Reiniger, Martin Ferrero, Warner Shook
Genre: Drama, Action
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahre
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Billy führt eine Schaustellertruppe an, die Ritterspiele und -turniere auf Motorrädern zum Besten gibt. Für die meisten der Truppe ist es lediglich eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, für Billy ist es allerdings eine Lebenseinstellung. Als die Medien auf die Gruppe aufmerksam werden und man mit den verrückten Bikern Geschäfte machen will, kommt es zu Diskrepanzen innerhalb der Gruppe. Billys bis dahin bester Freund Morgan, der durch die Aussicht auf Geld und Ruhm geblendet wird, macht Billy den Rang als König streitig. Ein Duell zwischen ihm und Billy bleibt unausweichlich.
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George A. Romeros „Knightriders – Ritter auf heißen Öfen“ erfuhr leider, wie viele seiner Filme, nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient hätte. Schon bei Romeros anderen Filmen, seine Kultklassiker „Night of the Living Dead“ und „Dawn of the Dead“ einmal ausgenommen, passierte dasselbe: Das Mainstream-Publikum war für derart intellektuelle Filme einfach nicht bereit genug, um diesen einen entsprechenden (natürlich auch finanziellen) Erfolg zu verschaffen. Denn Kultcharakter hat so ziemlich jeder Film von Romero, selbstredend auch der vorliegende „Knightriders“. Ähnlich wie Romeros „Bruiser“ verschwand der Film nahezu sang- und klanglos in der Versenkung, um Jahre später zu einem Kultklassiker zu avancieren. Und diesen Titel kann man „Knightriders“ ohne weiteres zusprechen.
Romero setzt auch hier in erster Linie sein Hauptaugenmerk auf sozialkritische Aspekte, wie er das übrigens auch hervorragend im genannten „Bruiser“ und natürlich auch bei „Dawn of the Dead“ und nicht zu vergessen dem meiner Meinung nach absolut unterschätzten „Diary of the Dead“ umgesetzt hat. Es wäre kein Romero-Film ohne diese Botschaft, die in die Handlung verpackt ist. So auch bei „Knightriders“, wo der sympathische und leider viel zu früh verstorbene Regisseur als wichtigste Aussage fokussiert, dass man sein Leben gestalten soll, wie man es mag. Ed Harris verkörpert die Rolle des Anführers Billy auf geniale, einfühlsame und glaubwürdige Weise. Man nimmt ihm jede seiner Handlungen ab und fühlt mit ihm. Die Ritterturniere auf dem Motorrad sind für Billy ein Lebensmotto, nahezu der einzige Sinn des Lebens. Und genau dieses Gefühl bringt Harris während des ganzen Films rüber. Es macht absolut Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie er seine Lebenseinstellung verteidigt und dabei auf materielle Dinge keinen Wert legt.
Sein Widersacher Morgan, erstklassig dargestellt von „Spezialeffekte-Gott“ Tom Savini, stellt das Gegenteil dieser Lebensphilosophie dar und verkörpert dadurch den Anteil unserer Bevölkerung, der den größeren Teil ausmacht. „Knightriders“ spricht aber zudem auch noch Tabuthemen (damals noch weitaus tabuisierter als heute) wie Homosexualität an. Und das auch noch mit einer sympathischen Leichtigkeit, die beim Zuschauer unwillkürlich die Frage aufkommen lässt, warum dieses „Problem“ in der Gesellschaft eigentlich eines ist. Man muss Romeros Film unter einem bestimmten Aspekt sehen, um richtig Gefallen daran zu finden. Diejenigen, denen das zu anstrengende ist, bekommen aber dennoch ein gut durchdachtes, emotionales Drama mit hervorragenden Mottorrad-Stunts zu sehen.
Unbedingt erwähnenswert, und für Fans ein Muss, sind die beiden Kurzauftritte von Stephen King und seiner Gattin Tabitha, die sich zwischen den Zuschauern tummeln und eine grandiose Darstellung abgeben. Dieser Cameo-Auftritt kam auf Wunsch Romeros zustande, der mit Stephen King gut befreundet war. Nach „Knightriders“ arbeiteten die beiden bei „Creepshow“ zusammen.
Die vorliegende Veröffentlichung von Koch Media lässt für den Romero-Fan keinerlei Wünsche mehr offen: Auf zwei Blu-Rays und einer DVD im Mediabook sind sowohl die Kinofassung als auch die ungekürzte Fassung sowie jede Menge Extras enthalten. Ein Fest für Liebhaber dieses (aus meiner heutigen Sicht zumindest) zeitlosen Klassikers, den man immer wieder mal ansehen kann (und sollte).
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Fazit: Zeitloser, gesellschaftskritischer Kultklassiker von Regielegende George A. Romero.
© 2019 Wolfgang Brunner