Der Wolf (2021)

Originaltitel: Der Wolf
Regie: David Brückner
Drehbuch: Dominik Starck
Kamera: Tim Strecker
Musik: Cornel Hecht
Laufzeit: 90 Min.
Darsteller: Robin Czerny, Wolfgang Riehm, Kiana Klysch, Marta Shkop, Sabine Heinen, Robin Leo Hoffmann, Davis Schulz, Arman Kashani, Camelia Minicuta, Michael Krug
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 16 Jahre

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Schauspielstudentin Emma hat große Bühnenangst, was mit dem Tod ihres Vaters zusammenhängt. Am Abend vor Halloween tritt sie ihre letzte Schicht als Servicekraft in einem Theater an. Doch dort macht ein Killer in Gestalt eines Wolfes Jagd auf Emma und ihre Freunde. Ein blutiger Kampf ums Überleben beginnt …

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Nach „Rapunzels Fluch“ liefert Regisseur David Brückner einen weiteren Horror-Thriller ab, der dieses Mal aber weitaus mehr in Richtung Slasherfilm der 1980er-Jahre geht. „Der Wolf“ ist ein weiterer Schritt Brückners ins professionelle Filmemachen. Spürt man in seinen vorhergehenden Filmen immer wieder noch das Herzblut, wie es Amateurfilmern zu eigen ist (das ist keinesfalls abwertend, sondern vielmehr gegenteilig aufzufassen), so zeigt Brückner im vorliegenden „Der Wolf“ seine bislang ausgereifteste Arbeit. Alles wirkt sehr professionell und die Geschichte wird in schönen Bildern eingefangen, in denen Brückner beleuchtungstechnisch immer wieder seine Hochachtung an den Kultfilmer Dario Argento ausdrückt. Das macht, wenn man diese Aspekte neben der Handlung und den guten Schauspielern beachtet, außerordentlich Spaß. Brückner versteht es, Anspielungen auf Genreklassiker in seinem Film zu verstecken, ohne etwas davon plump zu kopieren. Dominik Starcks Drehbuch ist durchdacht, auch wenn es einigen typischen Klischees des Horrorgenres folgt, was wiederum mit voller Absicht geschieht.

„Der Wolf“ erweckt Erinnerungen an Slasherperlen wie „Halloween“, „Freitag, der 13.“ oder „Scream“, aber auch „Suspiria“, bleibt aber immer selbstständig und lässt einen sogar manchmal an „die guten alten“ Edgar-Wallace-Filme denken. David Brückner ist ein Film gelungen, der von der ersten bis zur letzten Minute Spaß macht und bei dem man als Zuschauer tatsächlich bis zur Auflösung nicht dahinterkommt, wer sich hinter der Wolfsmaske verbirgt und aus welchem Grund er die Morde begeht. Die Schauspieler verkörpern allesamt sehr glaubhaft ihre Charakter und zeigen wirklich gutes Schauspiel. Hinzu kommt dann noch der herrliche elektronische Retro-Score von Cornel Hecht, der allein schon durch seinen Sound an manchen Stellen ein tolles 80er-Jahre Flair auferstehen lässt. Auch handwerklich ist an „Der Wolf“ so gut wie nichts auszusetzen, was wieder einmal zeigt, dass deutsche Horrorfilme durchaus Qualitäten zeigen können.

Die handgemachten Effekte sind hervorragend gelungen. Auch diese erinnern an die 1980er-Jahre und brauchen sich hinter Klassikern des Genres zu verbergen. Wenn das Blut aus aufgeschnittenen Kehlen spritzt, so ist das eine wahre Freude für Splatterfans. Bislang hat mich jeder Film von David Brückner überzeugen können, so dass ich nach „Der Wolf“ umso gespannter bin, was er uns als sein nächstes Projekt vorstellt. Ich mag Brückners Filme jedenfalls, weil sie, wie oben bereits erwähnt, mit Herzblut produziert werden und man im fertigen Werk sieht, mit welcher Freude das ganze Team mitgewirkt hat.

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Fazit: Spannender Slasher aus Deutschland, der in allen Belangen überzeugen kann.

©2022 Wolfgang Brunner

Hausen (2020)

Originaltitel: Hausen
Regie: Thomas Stuber
Drehbuch: Till Kleinert, Anna Stoeva, Alexandra Schulz, Thomas Stuber, Annette Gröschner, Linus de Paioli, Erol Yesilkaya
Kamera:  Peter Matjasko, Carlo Jelavic
Musik: David Chalmin, Bryce Dessner
Laufzeit: ca. 480 Minuten (8 Episoden)
Darsteller: Charly Hübner, Tristan Göbel, Alexander Scheer, Lilith Stangenberg, Daniel Sträßer, Rike Eckermann, Andrea Guo, Stefan Haschke
Genre: Drama, Thriller, Horror, Mystery
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 16 Jahre

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Jaschek und sein Sohn Juri ziehen in einen heruntergekommenen Plattenbau. Jaschek tritt dort eine Stelle als Hausmeister an. Schon nach kurzer Zeit bemerkt Juri, dass der Wohnblock von einem bösartigen Wesen heimgesucht wird, das sich von den Seelen der Bewohner ernährt und auch versucht, von Jaschek Besitz zu ergreifen. Juri beschließt, das Wesen zu bekämpfen.

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Die einen sagen, es ist viel zu viel Beton in der Serie, die anderen (und dazu zähle ich mich) sind der Ansicht, dass es sich bei „Hausen“ um eine sehr innovative Serie aus Deutschland handelt, die geschickt verschiedene Genres zu einem beeindruckenden Ganzen vermischt. Sicherlich denkt man anfangs immer, dass sich der Schauplatz vielleicht doch einmal verändern könnte, aber letztendlich gelingt es Regisseur Thomas Stuber genau durch diese inszenatorische Konsequenz eine Atmosphäre aufzubauen, die an Lars von Trier oder auch David Lynch erinnert. Fest steht auf jeden Fall, dass es solcherart noch niemals aus Deutschland gegeben hat. Stuber erschafft eine Stimmung, die man wahrscheinlich zeit seines Lebens nicht mehr vergessen wird, und das unabhängig davon, ob einem die Serie nun gefällt oder nicht. Mich persönlich hat „Hausen“ streckenweise sogar richtig umgehauen, weil ich bestimmte Passagen und Szenen fast schon visionär nennen möchte, zumindest im Zusammenhang damit, dass diese Serie aus Deutschland stammt.

Es gehört schon eine Portion Mut dazu, aus einem Schema auszubrechen, dass die deutsche Fernseh- und Kinolandschaft beherrscht. Stuber und sein Team interessieren sich anscheinend nicht für diese Normen und drehen, was sie wollen und wahrscheinlich auch gerne selbst sehen würden. „Hausen“ ist alleine schon aus dieser Hinsicht bahnbrechend. Außerdem kommen neben der interessanten und professionellen Inszenierung auch noch wirklich gute Schauspieler hinzu, wobei ich denke, dass sich auch hier die Geister scheiden. Die Prota- und Antigonisten agieren auf den ersten Blick lustlos und wirken oft unbeteiligt. Genau das rief bei mir Begeisterung hervor, unterstrich nämlich genau diese Schauspielerei den durchgehend depressiven, aussichtslosen und traumartigen Grundtenor der Serie. Insgesamt gesehen ist das einfach nur genial und beeindruckend. Und in diesem Zusammenhang kommt dann auch wieder der trostlose Schauplatz ins Spiel, der sich mir tatsächlich so ins Gedächtnis eingebrannt hat, dass ich im Grunde genommen die Serie gleich wieder ansehen könnte. 😉

Die Geschichte um ein besessenes Haus mag nicht jedermanns Geschmack treffen, aber zumindest sollte das Familiendrama, das geschickt und perfekt in diese Handlung eingewebt wurde, die meisten Zuschauer beeindrucken. Das Zusammenspiel zwischen Charly Hübner und Tristan Göbel hat mich begeistert, vor allem ersterer hat mich in seiner Rolle absolut und ohne Einschränkungen überzeugt. Aber auch Göbel wirkte sehr authentisch auf mich und passte, zumindest aus meiner Sicht, perfekt für diese Rolle. Ehrlich gesagt schweben noch immer, Wochen nach Sichtung, einige Bilder der Serie in meinem Kopf umher und lassen mich nicht mehr los. Wie eingangs schon erwähnt, erinnerten mich die Traumsequenzen oftmals an Werke von David Lynch und brannten sich auch dementsprechend in meinen Kopf. Ganz oft musste ich auch an Lars von Triers geniale Serie „Geister“ denken, was wahrscheinlich am Schauplatz und den teils skurrilen Charakteren lag. Für mich ein Highlight in der deutschen Filmlandschaft, weswegen ich mir mehr solcher mutigen Filme wünschen würde, die sich nicht den (leider) gängigen Konventionen des deutschen Films unterwerfen.

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Fazit: Visionärer und unkonventioneller Genremix aus Horror, Thriller und Familiendrama. Unbedingt ansehen.

©2021 Wolfgang Brunner

Rapunzels Fluch (2020)

Originaltitel: Rapunzels Fluch
Regie: David Brückner
Drehbuch: Mario von Czapiewski
Kamera: Costel Argesanu
Musik: Florian Linckus, Robert Wolf
Laufzeit: 80 Minuten
Darsteller: Tabea Georgiamo, Michael von der Brelie, Davis Schulz, Olivia Dean, Sophie Swan, Hartmut Engel, Urs Remond, David Brückner
Genre: Horror
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 18 Jahren

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Im 17. Jahrhundert versucht Pater Petrosinus mehrfach, an der besessenen Rapunzel einen Exorzismus durchzuführen. Irgendwann verkauft er sein Anwesen und einige Jahrhunderte später möchte die Filmstudentin Alina, eine Nachfahrin des Paters, in genau diesem Schloss ihren Abschlussfilm drehen. Während der Vorbereitungen zu den Dreharbeiten und einer nächtlichen Exkursion erwacht der Dämon, der einst Rapunzel peinigte, zu neuem Leben.

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David Brückner konnte mich schon mit seinem „Paranormal Demons“ überzeugen, so dass ich mir sicher war, dass mir auch sein neuestes Werk „Rapunzels Fluch“ gefallen würde.
Ich muss gestehen, dass ich solcherart Independent-Filme sehr mag, weil man darin oft das Herzblut spürt, das in solchen Projekten steckt. Nun, es dauerte nicht lange und ich wusste, dass mich Brückner in meiner Erwartung nicht enttäuschen würde. Er hat sie sogar noch übertroffen, wenn ich ehrlich bin, denn mit einer solch professionellen Umsetzung hätte ich gar nicht gerechnet. Brückner hat ein Gespür für eine Inszenierung, denn es kommt in keiner Sekunde Langeweile auf, weil man entweder von den tollen Aufnahmen oder von der Spielfreude des Casts begeistert wird. Beides zieht sich durch den kompletten Film und lässt niemals nach.

Sicherlich wird es wieder viele Meckerer und Nörgler geben, die sagen, dass dieser Film langweilig ist, weil nicht wirklich viel passiert. Aber genau dieser Aspekt ist es, der mich überzeugt und mir so gut gefallen hat: Die ruhige Vorgehensweise und der langsame Aufbau von Atmosphäre und Spannung. „Rapunzels Fluch“ erfüllt diese Kriterien absolut und stellt daher für mich einen stimmungsvollen Horrorfilm dar, der in erster Linie nicht auf Schockeffekte und blutige Szenen Wert legt, sondern eine Atmosphäre aufbaut, seine Charaktere zeichnet und hin und wieder ein paar Spezialeffekte einsetzt, die im übrigen äußerst gelungen sind. „Rapunzels Fluch“ ist ein ruhiger Horrorfilm, der mit der Spielfreude der Schauspieler und dem enthusiastischen Einsatz der gesamten Crew punkten kann und zeigt, dass ein Horrorfilm aus Deutschland durchaus funktionieren kann.

David Brückners vierter Langfilm ist richtig professionell geworden. Das merkt man nicht nur am sauberen Inszenierungsstil und den gutgelaunten Schauspielern, sondern auch an der tollen Kameraführung von Costel Argesanu und der stimmigen Musikuntermalung von Florian Linckus und Robert Wolf. Die Drohnenaufnahmen vom Glauchauer Schloss sind unglaublich gut gelungen und tragen das ihrige zur Gesamtstimmung bei. „Rapunzels Fluch“ ist kein Hollywoodfilm und das ist auch gut so. Denn hier spürt man die Leidenschaft noch und das erfolgreiche Bemühen, mit wenig Budget etwas auf die Beine zu stellen. Wenn man sich das vor Augen hält, so kann „Rapunzels Fluch“ getrost zu einem äußerst gelungenen Beitrag des deutschen Independent-Horrorkinos bezeichnet werden. Ich freue mich schon jetzt auf das neue Projekt von David Brückner und seiner Crew.

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Fazit: Independent-Horrorfilm aus Deutschland mit Herzblut und jeder Menge Professionalität.

©2020 Wolfgang Brunner

Scars Of Xavier (2017)

Scars-of-Xavier

Originaltitel: Scars Of Xavier
Regie: Kai E. Bogatzki
Drehbuch: Kai E. Bogatzki
Kamera: Philipp Peißen, Lucas Blank
Musik: Klaus Pfreundner (Maintitle:Jan Loamfield)
Laufzeit: 90 Minuten
Darsteller: Marc Engel, Constance Wetzel, Alexia von Wismar, Dirk Sonnenschein, Oliver Troska, Isabelle Aring, Angelina Markiefka, Annika Strauss, Daniele Rizzo, Vanessa Tesch, Lamacra
Genre: Horror, Thriller, Drama
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Xavier ist ein schüchterner Mittvierziger, der in Prag lebt und arbeitet . Er führt ein unauffälliges Leben am Rande der Gesellschaft. Doch in der Nacht kommt sein wahres Ich zum Vorschein und Xavier wird zu einem brutalen Killer.
Doch eines Tages lernt er die Bedienung Karolina kennen, in die er sich ein wenig verliebt. Nun muss Xavier gegen seinen Drang, zu töten, ankämpfen.

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„Scars Of Xavier“ ist der erste Langfilm des äußerst talientierten Editors (zuletzt Marcel Walz‘ „Blood Feast“) und Regisseures Kai E. Bogatzki. Nachdem mich bereits sein Kurzfilm „Liebe“ hellauf begeistert hat, war die Erwartungshaltung an seinen ersten Spielfilm extrem hoch. Um es gleich vorweg zu nehmen: Bogatzki hat mich absolut nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil: Er hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen und das mag schon was heißen, denn sie waren wirklich sehr hoch. 😉
Aber der Reihe nach: Alleine die Handlung respektive den Drehort nach Prag zu verlegen war ein absoluter Glücksgriff. Sehr stimmungsvoll wird schon während der ersten Bilder eine beeindruckende Atmosphäre aufgebaut, die einerseits durch die grandiosen Bilder heimelig  andererseits wegen der düsteren Umgebung teils kafkaesk wirkt. Jedenfalls trägt die wunderschöne Kulisse der Stadt einen großen Teil zur gesamten Stimmung des Films bei.

Es gibt so viel über diesen grandiosen Film zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. 😉 Das fängt schon beim gewohnt perfekten Schnitt an, der sich durch den ganzen Film zieht. Die Titelsequenz zum Beispiel kann nur grandios bezeichnet werden. „Scars Of Xavier“ ist ein beeindruckendes, brutales, schockierendes und extrem glaubwürdiges Psychogramm eines Serienkillers, das noch lange nachwirkt. Mit Hauptdarsteller Marc Engel hat Kai E. Bogatzki einen Mann gefunden, mit dem er seine Visionen Wirklichkeit werden lassen konnte. Man spürt förmlich in nahezu jeder Einstellung, wie intensiv (und sowohl körperlich als auch psychisch anstrengend) die Dreharbeiten waren. Die Rolle des Xavier ist eine Paraderolle für Marc Engel, der wirklich alles gibt, um dem Bösen ein glaubwürdiges Gesicht zu geben. Das Schlimme und Erschreckende an seiner Darstellung ist, dass dieses Böse ein Mensch und keine erfundene Horrorfigur á la Freddy Krueger, Jason Vorhees oder Michael Myers ist, die nur stereotype Abschlachter mit wenig Informationen über deren Vergangenheit. Aber hier verkörpert Marc Engel einen Menschen, der mit seinen inneren Dämonen ringt und sie alleine bekämpfen muss. Gerade dieser Aspekt macht den Killer Xavier für mich so wahnsinnig erschreckend und bösartig. Ein wenig erinnert sein Charakter tatsächlich an Dexter Morgan, wobei Xavier verzweifelter, hilfloser und dadurch authentischer und fast schon bedauernswerter wirkt. Bogatzki geht psychologischer an die Thematik heran und versetzt den Zuschauer in eine voyeuristische Rolle, weil er ihn in allen Situationen im Leben des Täters teilnehmen lässt, sowohl am nach außen vollkommen normalen Dasein als auch am inneren Kampf des Killers und seinen blutigen Metzeleien an unschuldigen Opfern, die nichts anderes als Hilferufe nach Absolution seiner verkorksten Kindheit und Mutter-Sohn-Beziehung sind.   Marc Engel geht in seiner Rolle so emotional auf, dass man ihm alles abnimmt. Er stellt den unscheinbaren Nachbar und Mitarbeiter genauso glaubwürdig dar, wie den entfesselten Killer, der auf nichts mehr Rücksicht nimmt und seine Taten „genießt“, weil sie ihn in seinen Augen „retten“ und „erlösen“. Ich habe selten eine solch intensive und authentische Darstellung eines Serienkillers gesehen, wie sie hier in „Scars Of Xavier“ von Marc Engel gezeigt wird.
„And the Oscar goes to …. Marc Engel!“

Bogatzki macht den deutschen Film mit seinen innovativen Ideen und ästhetischen Bildern wieder interessant und zeigt, dass auch in Deutschland extrem gute Filme entstehen können. Unweigerlich fragt man sich nach dieser emotionalen Bilderflut, die einen mit „Scars Of Xavier“ überrollt hat, warum solche Werke mühsam mittels Crowdfunding ins Leben gerufen werden müssen und nicht eine große Produktionsfirma zur Seite hat. Man bekommt zum wiederholten Mal unerträgliche Komödien aus Deutschland geliefert, die nur für Dumpfbacken ein hohes Niveau darstellen, und inszenatorische und schauspielerische Meisterleistungen wie „Scars Of Xavier“ werden im eigenen Land unbeachtet. Und somit komme ich auch schon zu Kai E. Bogatzki selbst, der mit seinem ersten Langfilm ein unglaublich beeindruckendes, perfekt in Szene gesetztes und äußerst bedrückendes Werk abgeliefert hat, dass mich gegen Ende hin sogar an visionäre Filme von Regisseuren wie David Lynch und Lars von Trier erinnert hat. Ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, wenn ich an eine Szene, etwa in der Mitte des Films, denke, in der in einer Rückblende ein Mord „zelebriert“ wird. Eine solch blutige (im Grunde genommen abscheuliche) Szene derart künstlerisch zu inszenieren, dass sie Arte-gerecht wirkt, kann ich einfach nur als Genialität bezeichnen. Bogatzki hat ein cineastisches Auge, das vielen Mainstream-Regisseuren schlichtweg fehlt. Unter anderem bei dieser überwältigenden Szene kommt die perfekte Musikuntermalung von Klaus Pfreundner, die der „Schönheit“ jener Bilder noch zusätzlichen Ausdruck verleiht.
An dieser Stelle vielleicht auch noch ein ganz dickes Lob an die Jungs vom Sound: Thorsten Mies hat sich zusammen mit Robert Gondorf um den On-set Ton gekümmert, der ihnen wirklich gut gelungen ist. Robert Gondorf hat dann anschließend mit Robert Prus  das Sound Design gemacht.Philipp Kaase hat all dies im Studio zusammengemischt und auch beim Sound Design mitgemacht! Das Ergebnis kann sich absolut hören lassen.

Und am Ende, wenn der Zuschauer denkt, er hätte den brutalen und blutigen Weg des Xavier mitsamt seinen Opfern hinter sich gebracht, eröffnet Bogatzki noch eine weitere psychologische Tür, die einem den Atem raubt. Visuell überwältigend geht die Reise des Killers weiter, überschreitet Grenzen und macht letztendlich alles, was man gesehen hat, schlüssig.
Bogatzki, der Hauptdarsteller und das ganze Filmteam schockieren, verwirren, und berühren emotional. „Scars Of Xavier“ ist eine Achterbahnfahrt in die Psyche eines Mörders, aber auch in die kranke Welt eines von einem Kindheitstrauma geplagten Menschen, der im Grunde genommen bedauernswert ist. Die äußert real wirkenden Spezialeffekte (verantwortlich unter anderem Philipp Rathgeber) tun ihr übriges dazu, um diesen Film zu einem der schockierendsten, aber auch bemerkenswertesten Filme des deutschen Kinos der letzten Jahre zu machen.
Gerade in Zeiten von computeranimierten, seelenlosen Blockbustern zeigt Bogatzkis „Scars Of Xavier“ was Filmemachen wirklich heißt: Visionen nicht mit Millionen-Budget umsetzen zu können, Schauspiel und innovative, emotionale Ideen. Alle diese drei Dinge vereinen sich in „Scars Of Xavier“. Hinzu kommt noch eine grandiose Kameraführung und ein toller Score.
Danke an Kai E. Bogatzki nebst seinem kompletten Team und dem großartigen Hauptdarsteller Marc Engel, dass ich an diesem blutigen Albtraum teilhaben durfte, der authentischer nicht sein könnte und mich noch lange in meinen Gedanken begleiten wird. Begeisterter kann ich von einem Film fast nicht sein.
Wohlverdient heimst der Film auch gerade auf ausländischen Festivals eine Nominierung und Auszeichnung nach der anderen ein. Die nachfolgende Auflistung hat den Stand vom 12. Dezember 2017:

Gewinner (bisher):
„Best Thriller“ – Nightmares Film Festival
„Best Editing“ – FEARnyc
„Best Festure Film“ – DarkVeins Horror Fest
“Best Special Effects“ – DarkVeins Horror Fest
„Best Director“ – 13horror.com
„Special Mention“ – Optical Theatre Festival

Nominierungen (bisher):
„Best Cinematography“ – Nightmares Film Festival
„Best Feature Film“ – FEARnyc
„Best Actor“ – DarkVeins Horror Fest
„Best Score“ – DarkVeins Horror Fest
„Best Feature Film“ – Optical Theatre Festival
„Best Actor“ – Optical Theatre Festival
„Best Film“ – 13horror.com
„Best Actor“ – 13horror.com
„Best Actress“ – 13horror.com
„Best supporting Actress“ – 13horror.com

Official Selections:
FrightNights – Linz
SoIndependent Film Festival – Sofia

Wie gesagt: Wohlverdient! 😉

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Fazit: Brutal, blutig und schockierend. Psychogramm eines Serienkillers mit visionären  Bildern und brillanter, stylischer Umsetzung. Uneingeschränkt volle Punktzahl in jeder Hinsicht.

© 2017 Wolfgang Brunner

Michael – (K)ein harter Vampirfilm (2017)

Originaltitel: Michael – (K)ein harter Vampirfilm
Regie: José Hidalgo
Drehbuch: José Hidalgo, Kirsten Rusche
Kamera: Niklas Meyer
Musik: José Hidalgo, Marius Knetsch, Adrian Wojtynek
Laufzeit: 91 Minuten
Darsteller: Jörn Guido, José Hidalgo, Simone Kaufmann, Klaus Thiel-Klenner, Evelyn Fytter, Andreas Rimkus
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Mit Erschrecken muss Michael feststellen, dass sein „bestes Stück“ nicht mehr funktioniert. Deprimiert wegen seiner verlorenen Männlichkeit beginnt er zusammen mit seinem Freund Mumu und dessen Freundin Lola nach den Ursachen zu suchen. Nach einer gründlichen, ärztlichen Untersuchung lautet die Diagnose: Michael ist tot. Und die Tatsache, dass er nicht fotografiert werden kann, lässt den Schluss zu, dass er sich zu einem Vampir verwandelt hat. Michael und seine Freunde machen sich auf die Suche nach der schuldigen Vampirin. Begleitet werden sie von Michaels Vater, einem Priester, der Spezialist im Töten solcher Ungeheuer ist.

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Der deutsche Independet-Film bietet immer wieder mal Überraschungen. So auch die herrlich schräge und von Filmzitaten strotzende Vampir-Komödie „Michael – (K)ein harter Vampirfilm“ des Regisseurs José Hidalgo. Schon am Anfang begann ich an „Night Of The Living Dead“ und „Ein Zombie hing am Glockenseil“ zu denken, als ich die Einstellungen mit Pater Engelbert (übrigens absolut gelungen dargestellt von Klaus Thiel-Klenner) sah. Und in ähnlichem Stil setzt Hidalgo seine Hommage an unzählige Horrorfilme und -bücher fort. Man muss schon genau aufpassen, um alles zu registrieren, denn unentwegt entdeckt man versteckte Anspielungen auf bekanntere und unbekanntere Kultfilme sowohl in Bild als auch Ton. Genial fand ich auch, dass literarische Größen wie zum Beispiel Anne Rice, Dean Koontz, Stephen King und Bram Stoker einen Platz unter den Vorbildern ergattert haben. Es ist wirklich eine wahre Freude, dem Protagonisten bei der Suche nach seiner fehlenden Männlichkeit zu begleiten. Womit ich auch schon bei einem sehr großen Pluspunkt dieser eigenwilligen Produktion lande: der Humor. Deutsche Filme und Humor passen für mich in den seltensten Fällen zusammen, denn meist endet diese Mischung (zumindest in Deutschland) in einer peinlichen Abfolge unlustiger Klamaukeinlagen. Nicht so bei „Michael – (K)ein harter Vampirfilm“. Auch wenn nicht jeder Gag sitzt, so kann man sich über die meisten wirklich so richtig amüsieren und auch schon mal lauthals lachen. Die Situationskomik funktioniert bestens, was vielleicht sogar daran liegt, dass die Schauspieler so manches Mal amateurhaft wirken. Aber genau das ist es auch, was den Humor so trocken und eben auch authentisch wirken lässt. Ich war jedenfalls vollkommen angetan davon.

Inszenatorisch kann man nicht meckern, vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass diese liebevolle Produktion ein Budget von lediglich etwa 17.000 Euro zur Verfügung hatte. Da hat Hidalgo ganz schön was auf die Beine gestellt. Schauspielerisch konnte  mich am meisten Klaus Thiel-Klenner überzeugen, der mir schon bei „Z-Office“ sehr gut gefallen hat. Aber auch José Hidalgo brachte mich mit seinem trockenen Humor immer wieder zum Schmunzeln. Jörn Guido war in der Hauptrolle ebenfalls überzeugend und passte sich hervorragend dem Team an. Der Spaß während des Drehs ist in jeder Einstellung spürbar. Leider passt der Soundtrack nicht immer hundertprozentig zum Filmgeschehen. An manchen Stellen ließe ich mir das durchaus gefallen, an anderen hätte ich mir mehr Dramatik im Score gewünscht (zum Beispiel im Endkampf). Ich bin nicht sicher, ob das so gewollt ist.

„Michael – (K)ein harter Vampirfilm“ ist zwar ein Amateurfilm, aber mit vielen professionellen Ansätzen. Jegliche Amateurhaftigkeit, die sich definitiv nicht durch den ganzen Film zieht, sondern sich nur auf einzelne Szenen beschränkt, wird durch die durchwegs sympathischen Darsteller und den wirklich witzigen Wort- und Situationswitz eingedämmt. Dazu gesellen sich die, wie oben schon erwähnt, zahlreichen und genial verstreuten Zitate aus anderen Filmen, die die Komödie noch einmal gehörig auflockern und den Film zu einem kurzweiligen Ereignis machen. „Michael – (K)ein harter Vampirfilm“ will nicht ernst genommen werden, sondern einfach nur intelligent und amüsant unterhalten. Und das tut er auf ganzer Linie. Der Film wurde sichtlich mit viel Hingabe und Liebe zum Film inszeniert und funktioniert in vielerlei Hinsicht. Hier waren unübersehbar Filmfans am Werk, die ein Feuerwerk an witzigen Ideen abliefern, von denen man gar nicht genug bekommen kann. Hätte mehr Budget zur Verfügung gestanden, wäre „Michael – (K)ein harter Vampirfilm“ sicherlich einem breiteren Publikum zugänglich und ein Kultfilm unter den deutschen Horror-Komödien geworden. So aber hat nur ein auserwählter Kreis von interessierten Independentfilm-Zuschauern das Privileg, dieses witzige Spektakel zu genießen. Da fragt man sich, warum solche einfallsreichen Regisseure wie José Hidalgo keine Unterstützung von zum Beispiel Fernsehsendern bekommen.
Wer aber den Regisseur dabei unterstützen möchte, dass dieser wunderbare Film auf DVD erscheint, kann dies bei der Startnext Crowdfunding Kampagne unter https://www.startnext.com/michael-vampirfilm tun.

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Fazit: Ein filmisches Feuerwerk mit unzähligen Anspielungen auf Kultfilme und einem außergewöhnlichen Humor. Mehr davon!

© 2017 Wolfgang Brunner

Filmprojekt „Feed The Reapers“

Und wieder einmal will ein Herzensprojekt im Horrorgenre an den Start gehen. Deutsche Independentfilme sind oft schwer zu realisieren, obwohl schon des öfteren gezeigt wurde, wie stark solche Filme sein können. Mit „Feed The Reapers“ möchte Regisseur Gero Sammrey einen Genrefilm umsetzen, den wohl jeder, der auf die Horrorklassiker der 80er Jahre steht, gerne sehen würde. Das kann man auch schon klar und deutlich an dem wunderbaren und aussagekräftigen Filmplakat erkennen.

Ein verlassenes Gasthaus, ein ehrgeiziger, genialer Wissenschaftler und jede Menge handgemachte, blutige Effekte stehen im Mittelpunkt des geplanten 50 bis 60 Minuten langen Films. Kim und Denny suchen das Abenteuer und gelangen an ein verlassenes Gasthaus. Doch schon bald muss das Pärchen feststellen, dass etwas nach ihrem Leben trachtet. Doch das ist noch nicht alles, denn in einem Labor versucht ein Wissenschaftler ein bahnbrechendes Medikament für die Zukunft zu erschaffen, ein Geschenk für die Menschheit, für den Patienten jedoch die Hölle.

Kling unglaublich interessant, wie ich finde, und wenn man sich die Beschreibung des Crowdfunding-Projekts durchliest, kann man sich vorstellen, dass einen ein liebevoll inszenierter Herzblut-Horror mit einer tollen Atmosphäre erwartet. Ein paar namhafte SchauspielerInnen haben bereits zugesagt, an dem Projekt mitzuwirken, sollte das finanzielle Ziel erreicht werden: Susen Ermich zum Beispiel, die in Andreas Marschalls „Masks“  mitgewirkt hat. Außerdem wären da noch Barry D. Fallow, Annika Grobau und Moloch, den viele bereits unter anderem aus „Interimere“, „Dogma Dogma“ oder jüngst „Z-Office“ oder „Hi8: Ressurrectio“ kennen.
Das klingt alles sehr vielversprechend und sollte unterstützt werden. Gerade weil dieses Projekt von Menschen gemacht wird, die sich nicht viel um Mainstream und andere Vorgaben scheren, sondern mit dem Herzen dabei sind. Ein Film von Filmfreaks für Filmfreaks – kann es etwas besseres und ehrliches geben?
Regisseur Sammrey will wohl eine wilde Mischung aus 80er Jahre-Slasher und verrücktem Wissenschaftler á la „Re-Animator“ auf die Beine stellen, wie er sich auf der Projektbeschreibung ausdrückt.

Momentan wird noch eifrig geplant, das Drehbuch effektvoll und dramaturgisch umgeschrieben, designt und vorbereitet. Das Projekt läuft also in der Vorbereitungsphase bereits auf Hochtouren und wartet nur noch auf die finanzielle Unterstützung von Horrorfans. Und das kann und sollte man unbedingt auf folgender Seite tun —> FEED THE REAPERS CROWDFUNDING


Rechts: Regisseur Gero Sammrey Links: Autor Robert Gryczke
© Samrec.ordz / Katrin Steffer

Ich hoffe sehr, dass das Crowdfunding-Projekt gelingt und die Dreharbeiten endlich beginnen können. Ich bin sicher, dass auch „Feed The Reapers“ beweisen würde, dass der deutsche Independent-Horrofilm mehr denn je lebt. Also, mitmachen … Cast und Crew freuen sich darüber.

© 2017 Wolfgang Brunner

 

Gelosia – Vendetta D’amore (2016)

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Originaltitel: Gelosia – Vendetta D-Amore
Regie: Alberto Barone
Drehbuch: Alberto Barone
Kamera: Martin Rath
Musik: Antonio Verdone
Laufzeit: 26 Minuten
Darsteller: Milton Welsh, Manoush, Kristina Kostiv, Tara Rubin, Yve König, Alexa Unique, Lana Vegas
Genre: Horror, Thriller, Erotik, Kurzfilm
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Thomas ist sexbesessen und Alkoholiker. Als bei einem Autounfall seine Frau Heidi schwer im Gesicht verlwetzt wird und entstellt ist, findet Thomas sie nicht mehr attraktiv. Er betrinkt sich und sucht Ablenkung bei fremden Frauen, mit denen er seine Phantasien auslebt.
Doch wie lange macht Heidi dieses Spiel mit?

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Alberto Barones Filmdebüt ist eine wilde Mischung aus Beziehungsdrama, Erotikthriller, Softporno und Splatter. Ein gewagter Einstieg ins Filmgeschäft, möchte man meinen. Aber Barone zeigt, dass er erzählen kann. Vor allem sein Gespür, das Ganze trotz „nackter Tatsachen“ in einen nicht rein trashigen Film abfallen zu lassen, hat mich schon sehr angesprochen. Barone zeigt zwar viel Haut, verpackt es aber in ein glaubwürdiges und vor allem authentisches Szenario.  Doch vielleicht erst einmal von  Anfang an. 😉

Der Einstieg in den knapp halbstündigen Film ist hervorragend gelungen und vermittelt bereits hier ein recht stylisch anmutendes Intro. In Verbindung mit der (übrigens ziemlich guten und passenden) Musik wird man durch geschickt eingesetzte Filmschnitte sofort in die Handlung geworfen. Das funktioniert ziemlich gut und lässt durch diesen künstlerisch wirkenden Anfang die nachfolgenden Nackt- und Erotikszenen in einem ganz anderen Licht erscheinen. Auch das fand ich persönlich sehr clever inszeniert.

Hauptdarsteller Milton Welsh („German Angst“, „Conan (2011)“ oder „The Grand Budapest Hotel“) ist für die Rolle des alkoholkranken und sexgierigen Thomas absolut passend gewählt und agiert sehr überzeugend. Seine anfängliche Geilheit und das danach folgende schlechte Gewissen werden so richtig realitätsnah gezeigt, so dass man seine Zerrissenheit wegen seiner „Taten“ absolut nachvollziehen kann. Welsh zeigt Mut in seiner Rolle und meistert sein Zusammenspiel mit einer Domina, gespielt von Alexa van Unique („Wedding Party Teaser“), einer Nonne, Tara Rubin aus „The Curse of Doctor Wolffenstein“ oder Pornostar Lana Vegas (Beate Uhse TV) sehr gekonnt.
Aber es werden nicht nur reine Sexszenen gezeigt, sondern auch sehr schöne Augenblicke voller Erotik. In einer solchen Szene kann sich Kristina Kostiv (ebenfalls in „German Angst“ zu sehen) beweisen. Dieser erotische Akt wird nämlich nicht nur angedeutet, sondern sehr ausführlich, und somit eben auch sehr realitätsnah, inszeniert.  Regisseur Barone ist eine wirklich schöne Gratwanderung gelungen, die in der kurzen Laufzeit des Films dennoch seine Wirkung entfalten kann. Manoush, die mit „Gelosia“ ihren sechzigsten (!!!) Filmauftritt absolviert, hat mir in ihrer Rolle auch sehr gut gefallen. Überhaupt hat man bei diesem Projekt ein gutes Händchen fürs Castging bewiesen.

Aber es gibt nicht nur nackte Haut und Sex in Barones Debütfilm zu sehen. Der Zuschauer wird auch mit einer fetten, blutigen Splattereinlage belohnt, die von keinem Geringeren als Philipp Rathgeber (u.a. „Paranormal Demons“ und „Scars Of Xavier“) entworfen wurde. Da kommt dann auch diese Mischung aus Sex und Gewalt im Finale sehr gut zum Tragen. So manches Mal habe ich mich ein wenig an die älteren Filme von Jörg Buttgereit erinnert gefühlt.
Die knapp dreißig Minuten vergehen wie im Flug und man hätte gut und gerne noch länger zusehen können. und dennoch hinterlässt „Gelosia“ erstaunlicherweise am Ende nicht den Eindruck, man hätte einen Kurzfilm gesehen. Ich kann nicht einmal genau erklären, woran es liegt, aber im Gedächtnis bleibt eher ein Langfilm haften. Alleine durch diese Tatsache darf der Regisseur stolz auf sich sein, denn außer den gezeigten Bildern hat er wohl noch (zumindest bei mir) eine Art Kopfkino ausgelöst, dass dem Film eine längere Spieldauer verschafft hat. 🙂

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Fazit: Geschickt inszenierte Mischung aus Sex-, Erotik- und Horrorthriller. Alberto Barone ist ein kleiner (S)Exploitationfilm gelungen, der auf allen Ebenen funktioniert.

© 2017 Wolfgang Brunner

Z-Office (2017)

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Originaltitel: Z-Office
Regie: Douglas Stahl
Drehbuch: Douglas Stahl
Kamera: Dustin Stahl
Musik: Christian Dominik Dellacher, David Rodrigues Noguieira
Laufzeit: 47 Minuten
Darsteller: Nikolai Will, Alexandra Schiller, Florian Simbeck, Klaus Thiel-Kenner, Uwe Choroba, Moloch, Julian Laur de Manos,  Dustin Stahl, Robin Stehr
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Ein Büroalltag, bei dem alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann. Gleich am frühen Morgen wird Karl nach 14 Jahren loyalster Mitarbeit entlassen. Doch Karl gibt nicht auf und will den letzten Arbeitstag noch hinter sich bringen, um zu zeigen, wie wichtig ihm die Firma ist. Aber die Entlassung ist nicht das Schlimmste, dass ihm an diesem Tag widerfährt. Denn eine Zombie-Apokalypse ist ausgebrochen und die fleischhungrigen Untoten finden natürlich auch den Weg ins Büro …

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Eine Horror-Komödie aus Deutschland, die unglaublich viel Spaß macht? Gibt’s sowas überhaupt? Douglas Stahl ist mit seinem Zombie-Büro-Film ein kleines Wunder gelungen, von dem ich dachte, dass so etwas in Deutschland gar nicht mehr möglich wäre: Eine Komödie, die einen wirklich zum Lachen bringt. 🙂
Das liegt zum einen an der gut platzierten Situationskomik, zum anderen aber an den hervorragenden Darstellern. Allen voran muss man Nikolai Will erwähnen, der sich hier sichtlich in seinem Element befindet. Auch wenn ich ihn persönlich  in seinen ernsten Rollen lieber mag ( 😉 ), so ist Will hier einfach unglaublich passend besetzt und geht in seiner Rolle auf, dass es nur so eine Freude ist, ihm bei seinem Überlebenskampf zuzusehen. Doch genauso erwähnenswert sind seine „Kollegen“, die von Klaus Thiel-Kenner und Alexandra Schiller gespielt werden. Ihr teils trockener Humor kommt richtig gut und verursacht in vielen Augenblicken ein amüsiertes Schmunzeln beim Zuseher. Wenngleich er nicht eine der Hauptrollen übernommen hat, so kann aber auch Florian Simbeck absolut überzeugen und macht die Vierergruppe an sympathischen Hauptdarstellern komplett. Moloch als Infizierter ist einfach nur genial und hätte aus meiner Sicht gut und gerne eine größere Rolle verdient.

Stahl hat eine wunderbare Gratwanderung zwischen Humor und Funsplatter geschafft. Seine Zombies sind nicht richtig böse, sondern eher doof vertrottelt, was aber nicht heißt, dass sie nicht in einigen Passagen (Moloch) gefährlich sind. Die Dreiviertelstunde vergeht wie im Flug und an manchen Stellen wird der Film so richtig schön trashig, an anderen nimmt der Streifen einen höherwertigen Charakter an. Insgesamt wirkt aber alles, wenngleich der Plot nichts wirklich weltbewegendes ist (obwohl einige Ideen wirklich sehr, sehr gut sind 😉 ), sehr professionell und vor allem unterhaltsam.

Aber Douglas Stahls Zombiestreifen kann nicht nur durch äußerst fähige Schauspieler überzeugen, sondern er glänzt auch von der Inszenierung her. Da werden zum Beispiel stylische Bildkompositionen mit der Kamera eingefangen, die den ganzen Film künstlerisch auflockern, und es kommen einige Slow-Motion-Szenen vor, die schlichtweg begeistern. Hinzu kommen geschickt eingesetzte Anspielungen auf diverse Genre-Klassiker, die der Film-Nerd sofort begeistert erkennt und seine wahre Freude daran hat. „Z-Office“ zeigt wieder einmal, dass sich in Deutschland fähige Jungregisseure tummeln, die inszenatorische Ideen haben und diese auch mit geringen Mitteln gekonnt umsetzen können. Zudem stimmt auch der Rest der Crew, wie zum Beispiel Kameramann oder die Filmmusik-Komponisten. Ich bin wirklich sehr angetan von diesem (Kurz-)Film und hätte noch weitere 45 Minuten zusehen können. Douglas Stahl kann Geschichten erzählen und diese auch professionell in Szene setzen, so dass ich wirklich sehr gespannt bin, was er uns als nächstes Projekt präsentiert.

Ab 01.März 2017 wird „Z-Office“ über Amazon Prime als VOD angeboten.

Infos über den Film kann man auf folgenden Seiten erhalten:

Hashtag: #ZOfficeFilm
Facebook: https://www.facebook.com/ZOfficeFilm
YouTube: https://www.youtube.com/Zofficefilm
Twitter: https://twitter.com/ZOFFICEfilm
Instagram: https://www.instagram.com/zofficefilm/

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Fazit: Witziger Genrebeitrag aus Deutschland, der neben trashigen Einlagen auch sehr künstlerisch und professionell ist. Tolle, gutgelaunte Darsteller schaffen eine Funsplatter-Zombie-Komödie, die Lust auf mehr macht.

© 2017  Wolfgang Brunner

 

UFO – Es ist hier (2016)

UFO_Poster

Originaltitel: UFO
Regie: Daniele Grieco
Drehbuch: Daniele Grieco
Kamera: Daniele Grieco
Musik: —
Laufzeit: 82 Minuten
Darsteller: Laura Berlin, Olga von Luckwald, Dennis Mojen, Leonard Hohm, Jan Walter
Genre: Horror, Science Fiction
Produktionsland: Deutschland, Belgien, Luxemburg
FSK: ab 16 Jahre

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Fünf Filmstudenten beobachten eine Feuerkugel am Himmel, die wie ein Meteoriten aussieht und in einiger Entfernung einschlägt. Sie machen sich auf den Weg zum Einschlagpunkt, um das Ereignis mit ihren Kameras zu dokumentieren. In einem abgelegenen Waldgebiet finden sie schließlich die Einschlagschneise,doch da es bereits zu dunkel zum Filmen ist, richten sie sich für die Nacht ein. Am nächsten Morgen stellen sie fest, dass einer von ihnen verschwunden ist. Auf der Suche nach ihm machen sie einen grauenhaften Fund: Sie finden die zerfetzten Überreste ihres Freundes. Voller Panik  verirren sie sich im Wald und bemerken schon bald, dass sie nicht allein sind …

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Nach „Die Präsenz“ war ich natürlich sehr gespannt, wie Griecos zweiter Ausflug ins Found Footage-Genre ausfallen würde. Gerade in diesem Genre ist es bei mir immer so eine Sache, denn ich kann vielen Filmen dieser Art leider wenig bis gar nichts abgewinnen. Ausnahmen gibt es natürlich immer wieder. So zählt nun auch „UFO – Es ist hier“, wie schon „Die Präsenz“, wieder dazu. Und wieder ist es die relativ ruhige, unspektakuläre Machart Griecos, die mir absolut gut gefällt und mich von der ersten Minute an fasziniert hat. Es ist einfach toll, wie hier eine wunderbar authentische Stimmung aufgebaut wird. Schon nach wenigen Minuten vergisst man, dass es sich um einen fürs Kino produzierten Film handelt, sondern glaubt tatsächlich, es wäre echtes Filmmaterial. das man zu sehen bekommt. Das hat Grieco auch schon in „Die Präsenz“ super hinbekommen.

„UFO“ lebt von dieser spannenden Inszenierung, wenngleich sich ein paar Fehler hinsichtlich der Logik, warum in genau jenem Augenblick eine Kamera läuft, eingeschlichen haben. Aber das ist in diesem Genre einfach nun mal so und muss hingenommen werden. Die Darsteller agieren ausnahmslos gut und überzeugend, was dem Film den nötigen Real-Touch gibt. Man bekommt sicherlich auch den ein oder anderen Spezialeffekt zu sehen, wird aber niemals davon erschlagen. Es spielt sich, trotz unglaublich guter Spannung, eigentlich alles relativ ruhig ab und wird niemals übertrieben hysterisch oder aufgesetzt inszeniert. Die Spezialeffekte sind auf alle Fälle super gut gelungen. An manchen Szenen kam es mir fast so vor, als hätten die Darsteller ein wenig improvisiert, um die Handlung realistischer wirken zu lassen. Sollte dies der Fall gewesen sein, ist ihnen dadurch tatsächlich gelungen, das ganze Szenario glaubwürdig aussehen zu lassen.
Wie schon bei „Die Präsenz“ webt Grieco während des Films Filmzitate und liebevolle Anspielungen auf Horror- und Science Fiction-Klassiker ein, die so richtig Spaß machen, sofern man sie entdeckt. 😉

„UFO“ bewegt sich zwar auf altbewährtem Boden (man kann das Found Footage Genre ja auch schlecht neu erfinden), aber vermischt dennoch geschickt Anleihen aus den Klassikern „Blair Witch Project“, „Cloverfield“, „Alien“ und „Akte X“. Genau diese interessante Mischung kommt auch bereits im Trailer sehr gut rüber und wird beim gesamten Film durchgehend beibehalten. Es gibt zwar nur wenige Augenblicke, in denen ich wirklich erschrocken bin, aber das hat der Spannung absolut keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Viel mehr hat mich der unterschwellige Horror und das beklemmende Gefühl, das gegen Ende des Films heraufbeschwört wird, in Bann gezogen. Am Schluss meint man, Zeuge eines globalen Ereignisses aus der Sicht von nur wenigen Menschen geworden zu sein. Das gibt dem Film am Ende noch einmal einen richtig guten Schwung, der die vergangenen Ereignisse der Stunde davor in ein vollkommen anderes Licht rückt. Gerade davon war ich wirklich sehr beeindruckt und begeistert. Man merkt diesem Film auf jeden Fall an, dass er von einem Filmfan mit Herzblut inszeniert wurde. Und, wie gesagt, Daniele Grieco schafft es, mich für Found Footage zu begeistern, obwohl ich diese Art von Film eigentlich nicht (mehr) mag.

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Fazit: Spannend, unheimlich und sehr glaubwürdig. „UFO“ hinterlässt am Ende ein wirklich komisches Gefühl im Magen. Für Freunde des Found Footage-Genres absolut empfehlenswert. Wer Kameragewackel nicht so sehr mag, sollte dennoch einmal einen Blick auf diese deutsche Produktion werfen, denn interessante Ideen sind durchaus zu verzeichnen.

© 2016 Wolfgang Brunner

Vorankündigung „UFO – Es ist hier“

UFO_Poster

Daniele Grieco („Die Präsenz“) hat einen neuen Film abgedreht, der Ende Oktober in die Kinos kommt und gleichzeitig auch auf DVD und BluRay erscheinen wird. Um was geht es in dem neuen Found Footage Film?

Während der Dreharbeiten zu einem Abschlussprojekt beobachten fünf Filmstudenten eine Feuerkugel, die meteorengleich auf die Erde stürzt. Sie machen sich natürlich sofort auf den Weg zur Absturzstelle, um mit ihren Kameras das Ereignis zu dokumentieren.
In einem abgelegenen Waldgebiet finden sie auch tatsächlich die Stelle, doch da es zum Filmen schon zu dunkel ist, beschließen sie, die Nacht im Wald zu verbringen. Am nächsten Morgen ist einer der Studenten verschwunden. Als sie sich auf die Suche nach dem Vermissten machen, entdecken sie eine Blutspur und wenig später die zerfetzten Überreste ihres Freundes.
Panik bricht aus und sie wollen zurück zu ihrem Wagen. Dabei verirren sie sich und geraten immer tiefer in die Wildnis, wo sie schon bald feststellen, dass sich dort etwas aufhält, das Jagd auf sie macht.
Es scheint, als wäre dieses Ding nicht von dieser Welt …

UFO_1_Die Entdeckung

UFO_3_Die erste Nacht

Hört sich richtig gut an, wie ich finde, und wenn man sich den Trailer ansieht, bekommt man so richtig Lust auf den Film. Ein wenig „Akte X“, ein wenig „Blair Witch Project“ und eine Prise „Cloverfield“ – so sieht der Trailer für mich aus und macht extrem neugierig.  Auch hier rechtfertigt sich der Found Footage Stil durch den  Plot, wie ich meine.
Die Bilder wirken sehr atmosphärisch, was mich vermuten lässt, dass wir es hier nicht nur mit kreischenden Flüchtigen zu tun bekommen, sondern auch mit stimmungsvollen Bildern.

 

Der Film wird von der Daredo GmbH vertrieben und von Kinowelt Television GmbH präsentiert. Grieco konnte für seinen zweiten Spielfilm Laura Berlin („Rubinrot“, Prinz Pi „1,40m“), Olga von Luckwald („Abschussfahrt“, „Doktorspiele“) und Dennis Mojen („Nirgendwo“, „Wann endlich küsst du mich?“) gewinnen. Außerdem sehen sich für die Creature Creation Philipp Rathgeber (u.a. mit dabei bei Olaf Ittenbachs „No Reason“ oder Kai E. Bogatzkis „Scars Of Xavier“) und für die Spezialeffekte Lisa und Robert Schmermer (Effekte bei zahlreichen Serien vieler Fernsehsender) verantwortlich. Ich bin ziemlich sicher, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann. Auf jeden Fall konnte mich der Trailer, wie schon erwähnt, schon mal absolut überzeugen.

UFO_5_Das Gelege

UFO_9_Es sieht uns

Noch zwei Monate dauert es, bis Griecos neuer Film im Kino zu sehen und auf BluRay und DVD zu erwerben ist. Ich freu mich riesig darauf und werde natürlich zeitnah über „UFO“ berichten und meine ehrliche Meinung kundtun.

Eine Facebookseite zum Film gibt es natürlich auch und die Macher freuen sich logischerweise über jedes Like. 🙂

Ich wünsche dem deutschen Found Footage-Film auf jeden Fall einen guten Start und viel Erfolg.

© 2016 Wolfgang Brunner