Central Park (2017)

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Originaltitel: Central Park
Regie: Justin Reinsilber
Drehbuch: Justin Reinsilber
Kamera: Eun-ah Lee
Musik: Andre Fratto
Laufzeit: 90 Minuten
Darsteller: Justin Reinsilber, Grace Van Patten, Justiin A. Davis, Deema Aitken, Ruby Modine, Guillermo Arribas, Michael Lombardi, Sarah Mezzanotte, Pauline Walsh
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: USA
FSK: ab 18 Jahre

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Sechs Freunde planen eine Nacht voller Spaß. Der Schulalltag ist langweilig und das Familienleben schier unerträglich. Daher wollen sich Harold und seine Freunde nachts im Central Park treffen. Doch ein rachsüchtiger Killer lauert ihnen auf, der sie  umzubringen will, um die Sünden seiner Vergangenheit zu bezahlen.

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„Central Park“ wird als Hommage an die guten alten Slasherfilme der 80er Jahre angepriesen. Bei solchen Vergleichen denkt man natürlich unweigerlich an Klassiker wie „Freitag der 13“ oder „Halloween“, um nur die bekanntesten Vertreter zu nennen. Der Vergleich hinkt auch nicht wirklich, denn „Central Park“ reiht sich tatsächlich in diese Art von Horrorfilmen ein. Er ist ein wenig nostalgisch gemacht und bringt daher die Stimmung der damaligen Filme auf jeden Fall rüber. Allerdings wartet man vergebens auf einen waschechten Slasherfilm, der, zumindest in meinen Augen, auch einen gewissen Anteil an Splatterelementen beinhalten sollte. Und da schlägt Regisseur Justin Reinsilber irgendwie einen anderen Weg ein. „Central Park“ geizt nämlich mit solchen Kills. Lediglich an zwei Stellen rechtfertigt sich eine FSK 18-Freigabe, ansonsten sieht man in Filmen, die ab 16 Jahren freigegeben sind, weitaus brutalere Morde.
Das heißt jetzt aber nicht unbedingt, dass dieser Film schlecht ist. Er ist nur etwas anders, als man aufgrund der Vergleiche, die geäußert wurden, erwartet hätte.

Was mir persönlich sehr positiv aufgefallen ist, ist der langsame Aufbau des Plots. Der Regisseur lässt sich bei der Entwicklung der Charaktere Zeit. Es vergeht gut die Hälfte des Films, bevor überhaupt etwas in Richtung Horror passiert. Leider wird alleine diese Tatsache die meisten Horrorfans enttäuschen. „Central Park“ ist eben kein Film, der nur blutiger und brutaler Kills wegen gedreht wurde. Es kam mir des Öfteren vor, dass der Regisseur in erster Linie das Leben von Jugendlichen in einer Großstadt beschreiben wollte. Und dies ist ihm auch sehr gut gelungen. Der Killer in „Central Park“ erschien mir allerdings ziemlich einfallslos und ist meiner Meinung nach weit davon entfernt, zu einer Kultfigur zu werden. Und auch die Auflösung des Ganzen hat mich nicht hundertprozentig überzeugt, obwohl sie von der Idee her gar nicht einmal so schlecht ist.
„Central Park“ ist dennoch ein empfehlenswerter Film, den man sich ansehen sollte. Denn gerade aufgrund seiner relativ ruhigen Inszenierung schafft er eine ganz eigene Stimmung, an die man auch noch denkt, wenn der Film schon längst zu Ende ist. Ich werde mir „Central Park“ auf jeden Fall  noch einmal ansehen, denn trotz meiner Kritikpunkte hat er mir gut gefallen. Vor allem, weil er sich eben von anderen Filmen dieser Art ein wenig abhebt.

„Central Park“ bietet nicht wirklich Neues zum Thema Horror- und/oder Slasherfilm. Aber vielleicht ist es gerade diese Tatsache, die den Film zu einer modernen Variante des nostalgischen und leicht verklärten Rückblicks in eine andere Filmzeit, nämlich die der 80er Jahre, macht. Und vielleicht ist es auch genau dieser Punkt, warum mich dieser Film auf eine besondere Art und Weise nicht mehr loslässt. „Central Park“ versucht nämlich nicht, mit aller Macht irgendwelche Gore-Effekte des Genres zu toppen oder das Publikum auf noch ausgeklügeltere Weise zu schockieren, sondern geht im Grunde genommen einen ganz simplen Weg, nämlich den des guten alten Horrorfilms. Wer es schafft, an diesen Film nicht mit allzu hohen Erwartungen heranzugehen, dürfte durchaus seinen Spaß daran haben. Wer eines Splatterorgie oder extrem blutige Spezialeffekte erwartet, sollte vielleicht lieber die Finger davon lassen. Denn die Enttäuschung könnte letztendlich doch zu groß sein.

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Fazit: Old School Horror, der relativ unblutig daherkommt, aber dennoch sehenswert ist.

©2019 Wolfgang Brunner

Scars Of Xavier (2017)

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Originaltitel: Scars Of Xavier
Regie: Kai E. Bogatzki
Drehbuch: Kai E. Bogatzki
Kamera: Philipp Peißen, Lucas Blank
Musik: Klaus Pfreundner (Maintitle:Jan Loamfield)
Laufzeit: 90 Minuten
Darsteller: Marc Engel, Constance Wetzel, Alexia von Wismar, Dirk Sonnenschein, Oliver Troska, Isabelle Aring, Angelina Markiefka, Annika Strauss, Daniele Rizzo, Vanessa Tesch, Lamacra
Genre: Horror, Thriller, Drama
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Xavier ist ein schüchterner Mittvierziger, der in Prag lebt und arbeitet . Er führt ein unauffälliges Leben am Rande der Gesellschaft. Doch in der Nacht kommt sein wahres Ich zum Vorschein und Xavier wird zu einem brutalen Killer.
Doch eines Tages lernt er die Bedienung Karolina kennen, in die er sich ein wenig verliebt. Nun muss Xavier gegen seinen Drang, zu töten, ankämpfen.

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„Scars Of Xavier“ ist der erste Langfilm des äußerst talientierten Editors (zuletzt Marcel Walz‘ „Blood Feast“) und Regisseures Kai E. Bogatzki. Nachdem mich bereits sein Kurzfilm „Liebe“ hellauf begeistert hat, war die Erwartungshaltung an seinen ersten Spielfilm extrem hoch. Um es gleich vorweg zu nehmen: Bogatzki hat mich absolut nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil: Er hat meine Erwartungen sogar noch übertroffen und das mag schon was heißen, denn sie waren wirklich sehr hoch. 😉
Aber der Reihe nach: Alleine die Handlung respektive den Drehort nach Prag zu verlegen war ein absoluter Glücksgriff. Sehr stimmungsvoll wird schon während der ersten Bilder eine beeindruckende Atmosphäre aufgebaut, die einerseits durch die grandiosen Bilder heimelig  andererseits wegen der düsteren Umgebung teils kafkaesk wirkt. Jedenfalls trägt die wunderschöne Kulisse der Stadt einen großen Teil zur gesamten Stimmung des Films bei.

Es gibt so viel über diesen grandiosen Film zu erzählen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. 😉 Das fängt schon beim gewohnt perfekten Schnitt an, der sich durch den ganzen Film zieht. Die Titelsequenz zum Beispiel kann nur grandios bezeichnet werden. „Scars Of Xavier“ ist ein beeindruckendes, brutales, schockierendes und extrem glaubwürdiges Psychogramm eines Serienkillers, das noch lange nachwirkt. Mit Hauptdarsteller Marc Engel hat Kai E. Bogatzki einen Mann gefunden, mit dem er seine Visionen Wirklichkeit werden lassen konnte. Man spürt förmlich in nahezu jeder Einstellung, wie intensiv (und sowohl körperlich als auch psychisch anstrengend) die Dreharbeiten waren. Die Rolle des Xavier ist eine Paraderolle für Marc Engel, der wirklich alles gibt, um dem Bösen ein glaubwürdiges Gesicht zu geben. Das Schlimme und Erschreckende an seiner Darstellung ist, dass dieses Böse ein Mensch und keine erfundene Horrorfigur á la Freddy Krueger, Jason Vorhees oder Michael Myers ist, die nur stereotype Abschlachter mit wenig Informationen über deren Vergangenheit. Aber hier verkörpert Marc Engel einen Menschen, der mit seinen inneren Dämonen ringt und sie alleine bekämpfen muss. Gerade dieser Aspekt macht den Killer Xavier für mich so wahnsinnig erschreckend und bösartig. Ein wenig erinnert sein Charakter tatsächlich an Dexter Morgan, wobei Xavier verzweifelter, hilfloser und dadurch authentischer und fast schon bedauernswerter wirkt. Bogatzki geht psychologischer an die Thematik heran und versetzt den Zuschauer in eine voyeuristische Rolle, weil er ihn in allen Situationen im Leben des Täters teilnehmen lässt, sowohl am nach außen vollkommen normalen Dasein als auch am inneren Kampf des Killers und seinen blutigen Metzeleien an unschuldigen Opfern, die nichts anderes als Hilferufe nach Absolution seiner verkorksten Kindheit und Mutter-Sohn-Beziehung sind.   Marc Engel geht in seiner Rolle so emotional auf, dass man ihm alles abnimmt. Er stellt den unscheinbaren Nachbar und Mitarbeiter genauso glaubwürdig dar, wie den entfesselten Killer, der auf nichts mehr Rücksicht nimmt und seine Taten „genießt“, weil sie ihn in seinen Augen „retten“ und „erlösen“. Ich habe selten eine solch intensive und authentische Darstellung eines Serienkillers gesehen, wie sie hier in „Scars Of Xavier“ von Marc Engel gezeigt wird.
„And the Oscar goes to …. Marc Engel!“

Bogatzki macht den deutschen Film mit seinen innovativen Ideen und ästhetischen Bildern wieder interessant und zeigt, dass auch in Deutschland extrem gute Filme entstehen können. Unweigerlich fragt man sich nach dieser emotionalen Bilderflut, die einen mit „Scars Of Xavier“ überrollt hat, warum solche Werke mühsam mittels Crowdfunding ins Leben gerufen werden müssen und nicht eine große Produktionsfirma zur Seite hat. Man bekommt zum wiederholten Mal unerträgliche Komödien aus Deutschland geliefert, die nur für Dumpfbacken ein hohes Niveau darstellen, und inszenatorische und schauspielerische Meisterleistungen wie „Scars Of Xavier“ werden im eigenen Land unbeachtet. Und somit komme ich auch schon zu Kai E. Bogatzki selbst, der mit seinem ersten Langfilm ein unglaublich beeindruckendes, perfekt in Szene gesetztes und äußerst bedrückendes Werk abgeliefert hat, dass mich gegen Ende hin sogar an visionäre Filme von Regisseuren wie David Lynch und Lars von Trier erinnert hat. Ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus, wenn ich an eine Szene, etwa in der Mitte des Films, denke, in der in einer Rückblende ein Mord „zelebriert“ wird. Eine solch blutige (im Grunde genommen abscheuliche) Szene derart künstlerisch zu inszenieren, dass sie Arte-gerecht wirkt, kann ich einfach nur als Genialität bezeichnen. Bogatzki hat ein cineastisches Auge, das vielen Mainstream-Regisseuren schlichtweg fehlt. Unter anderem bei dieser überwältigenden Szene kommt die perfekte Musikuntermalung von Klaus Pfreundner, die der „Schönheit“ jener Bilder noch zusätzlichen Ausdruck verleiht.
An dieser Stelle vielleicht auch noch ein ganz dickes Lob an die Jungs vom Sound: Thorsten Mies hat sich zusammen mit Robert Gondorf um den On-set Ton gekümmert, der ihnen wirklich gut gelungen ist. Robert Gondorf hat dann anschließend mit Robert Prus  das Sound Design gemacht.Philipp Kaase hat all dies im Studio zusammengemischt und auch beim Sound Design mitgemacht! Das Ergebnis kann sich absolut hören lassen.

Und am Ende, wenn der Zuschauer denkt, er hätte den brutalen und blutigen Weg des Xavier mitsamt seinen Opfern hinter sich gebracht, eröffnet Bogatzki noch eine weitere psychologische Tür, die einem den Atem raubt. Visuell überwältigend geht die Reise des Killers weiter, überschreitet Grenzen und macht letztendlich alles, was man gesehen hat, schlüssig.
Bogatzki, der Hauptdarsteller und das ganze Filmteam schockieren, verwirren, und berühren emotional. „Scars Of Xavier“ ist eine Achterbahnfahrt in die Psyche eines Mörders, aber auch in die kranke Welt eines von einem Kindheitstrauma geplagten Menschen, der im Grunde genommen bedauernswert ist. Die äußert real wirkenden Spezialeffekte (verantwortlich unter anderem Philipp Rathgeber) tun ihr übriges dazu, um diesen Film zu einem der schockierendsten, aber auch bemerkenswertesten Filme des deutschen Kinos der letzten Jahre zu machen.
Gerade in Zeiten von computeranimierten, seelenlosen Blockbustern zeigt Bogatzkis „Scars Of Xavier“ was Filmemachen wirklich heißt: Visionen nicht mit Millionen-Budget umsetzen zu können, Schauspiel und innovative, emotionale Ideen. Alle diese drei Dinge vereinen sich in „Scars Of Xavier“. Hinzu kommt noch eine grandiose Kameraführung und ein toller Score.
Danke an Kai E. Bogatzki nebst seinem kompletten Team und dem großartigen Hauptdarsteller Marc Engel, dass ich an diesem blutigen Albtraum teilhaben durfte, der authentischer nicht sein könnte und mich noch lange in meinen Gedanken begleiten wird. Begeisterter kann ich von einem Film fast nicht sein.
Wohlverdient heimst der Film auch gerade auf ausländischen Festivals eine Nominierung und Auszeichnung nach der anderen ein. Die nachfolgende Auflistung hat den Stand vom 12. Dezember 2017:

Gewinner (bisher):
„Best Thriller“ – Nightmares Film Festival
„Best Editing“ – FEARnyc
„Best Festure Film“ – DarkVeins Horror Fest
“Best Special Effects“ – DarkVeins Horror Fest
„Best Director“ – 13horror.com
„Special Mention“ – Optical Theatre Festival

Nominierungen (bisher):
„Best Cinematography“ – Nightmares Film Festival
„Best Feature Film“ – FEARnyc
„Best Actor“ – DarkVeins Horror Fest
„Best Score“ – DarkVeins Horror Fest
„Best Feature Film“ – Optical Theatre Festival
„Best Actor“ – Optical Theatre Festival
„Best Film“ – 13horror.com
„Best Actor“ – 13horror.com
„Best Actress“ – 13horror.com
„Best supporting Actress“ – 13horror.com

Official Selections:
FrightNights – Linz
SoIndependent Film Festival – Sofia

Wie gesagt: Wohlverdient! 😉

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Fazit: Brutal, blutig und schockierend. Psychogramm eines Serienkillers mit visionären  Bildern und brillanter, stylischer Umsetzung. Uneingeschränkt volle Punktzahl in jeder Hinsicht.

© 2017 Wolfgang Brunner

Filmprojekt „Scars Of Xavier“

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Kai E. Bogatzki ist ein talentierter Cutter, der aber auch schon selbst hinter der Kamera stand und auf dem Regiestuhl Platz genommen hat. Seine Kurzfilme zeichnen sich durch eine eigenwillige stylistische Art aus, die den Zuschauer sofort in ihren Bann zieht.

Und nun soll ein atmosphärischer, brutaler Thriller mit Drama- und Horrorelementen der erste abendfüllende Spielfilm des Regisseurs gedreht werden. Nachdem ein Produzent ausgefallen ist, soll die noch benötigte Summe von 4.000,- Euro nun per Crowdfunding finanziert werden.
Bogatzki schart eine nicht unansehnliche Crew um dieses Projekt, das meiner Meinung nach unter allen Umständen das Licht der Filmwelt erblicken muss.
Marc Engel spielt die Hauptrolle und kann bereits im Teaser und auf Fotos absolut überzeugen. Weiterhin hat sich der Regisseur Annika Strauß an Bord geholt, die Genrefreunden aus Filmen von Marcel Waltz oder Olaf Ittenbach bekannt sein dürfte. Zuletzt konnte man sie in dem wunderbaren Horrorfilm „German Angst“ bewundern.
Dieses Projekt ist ein absolutes Traumprojekt von Regisseur Kai E. Bogatzki. Was ich bisher gesehen habe, deutet auf einen extrem düsteren und schockierenden Film hin, der mit Sicherheit wie ein Faustschlag in den Magen wirken wird.
Die Dreharbeiten haben schon begonnen und der Film wird auf englisch mit nationalen und internationalen Darstellern aufgenommen.

Handlung:
Xavier, ein schüchterner Mittvierziger lebt und arbeitet in Prag. Er führt ein unauffälliges Leben am Rande der Gesellschaft. Doch nachts kommt sein wahres Ich zum Vorschein: Xavier ist ein brutaler Killer.
Eines Tages lernt er Karolina kennen, eine Bedienung, die sein Weltbild komplett auf den Kopf stellt. Die beiden kommen sich immer näher. Doch Xaviers Drang zu töten brodelt nach wie vor unter der Oberfläche.

Wie schon oben bemerkt: Der Trailer lässt bereits erahnen, was da auf den Zuschauer zukommen wird. Keine Zombie-Epidemie, sondern ein knallharter, realistischer und brutaler Thriller, der mich ein wenig an „Maniac“  erinnert. Aber Bogatzki wird definitiv seinen eigenen Weg gehen, das hat er mit seinen Kurzfilmen bewiesen.

Bleibt nur zu hoffen, dass das Crowdfunding-Projekt gelingt und die Dreharbeiten fortgesetzt werden können. Wünschenswert wäre es, denn „Scars Of Xavier“ würde definitiv beweisen, dass Deutschland nicht nur platte Komödien, sondern auch ernstzunehmende, harte Thriller zustande bringt.

Wer dem Projekt zu einem Erfolg verhelfen will, kann sich eine der angebotenen Prämien aussuchen, um den Film zu unterstützen oder einen beliebigen Betrag auswählen. Hier geht’s zum Crowdfunding.

Der Countdown läuft.

© 2016 Wolfgang Brunner

The Butchers – Meat & Greet (2014)

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Originaltitel: Death Factory
Regie: Steven Judd
Drehbuch: David McClellan, Stephen Durham
Kamera: Clint Childers
Musik: VA
Laufzeit: 80 Minuten
Darsteller: Semi Anthony, Damien Puckler, Randall Bosley, Cameron Bowen, Braxton Davis, Mara Hall, Jacob Hobbs, Tonya Kay, Christy Keller, Charito Mertz, Milly Sanders
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 18 Jahre

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Auf dem Weg zum Grand Canyon bleibt eine Gruppe Touristen auf halber Strecke mit ihrem Reisebus liegen. Sie entscheiden sich, in einem nahegelegenen Museum nach Hilfe zu suchen. Das Museum behandelt die weltweit bekannten Serienmörder John Wayne Gacy, Jack the Ripper, Jeffrey Dahmer, Zodiac, Ed Gein und Albert Fish. Durch ein satanisches Ritual  erwachen die  gefürchteten Killer zum Leben und machen Jagd auf die Touristen …

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Die Handlung von „The Butchers“ hatte mich angesprochen und der Film beginnt auch ganz erfolgversprechend. Sicherlich merkt man, dass es sich um eine Low Budget-Produktion handelt, aber hat mit der Qualität eines Filmes nicht unbedingt immer etwas zu tun. Die Schauspieler machen ihre Sache anfangs noch ganz gut und, wie bereit erwähnt, macht der Anfang Lust auf eine Slasher-Orgie, zumal wir es hier mit nicht nur einem,  sondern sogar mehreren Serienkillern zu tun haben. Man fragt sich unweigerlich, warum nicht schon früher jemand auf diese sehr ungewöhnliche und vielversprechende Idee gekommen ist, mehrere weltweit bekannte Serienmörder in einem einzigen Film auftreten zu lassen.

Leider vergeigt Regisseur Steven Judd diese an sich brillante Ausgangsssituation gehörig. Und das liegt mit Sicherheit nicht am Amateur-Touch, den der Film immer mehr erhält, je länger er läuft. Denn trotz dieses „Mankos“, das aus meiner Sicht wie gesagt nicht unbedingt eines sein muss, hätte man bedeutend mehr aus diesem Plot herausschlagen können. Und man hätte es weitaus innovativer inszenieren können. Stattdessen verlagert sich die Geschichte in einen stumpfsinnigen Slasher-Film, wie er schon unzählige Male gezeigt wurde, nur eben bedeutend schlechter.

„The Butchers“  hätte unglaublich viel Potential in sich gehabt. Sicherlich ist der Film unterhaltsam (ich will damit sagen, dass es durchaus auch noch viel, viel schlechtere Horrorfilme gibt) und man sieht sich das Ganze auch bis zum Schluss an, ohne sich zu langweilen. Aber man hat einfach etwas anderes, „Größeres“ erwartet. Wünschenswert wäre gewesen, wenn mehr auf die einzelnen Serienkiller und ihre Vergangenheit eingegangen wäre. Das vermittelt zum Beispiel der Vorspann sehr gut, weswegen am Anfang die Erwartungshaltung auch noch relativ hoch liegt. Aber dann werden die berühmten Mörder in ihrem Charakter und in ihrer Darstellungsweise einfach austauschbar dargestellt. Keiner von ihnen stellt im Grunde genommen, die Berühmtheit dar, die er darstellen sollte. Sie werden allesamt zu stinknormalen Killern, die ein Blutbad anrichten. Ein paar Gore-Szenen sind durchaus sehenswert, geben dem Film aber trotzdem dadurch keinen Punkt mehr. Die Schauspieler agieren ab der Hälfte auch nicht mehr besonders motiviert und liefern genau genommen eine schlechte Leistung ab.
Wer’s nicht glaubt, soll sich selber überzeugen. Grundsätzlich wird hier eine wirklich gute Ausgangssituation mit schlechten Schauspielern und noch schlechterer Regie uninspiriert in Szene gesetzt.

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Fazit: Eine wirklich gute Idee wird schlecht umgesetzt und geht im Sumpf unbedeutender Horrorfilmchen gnadenlos unter.

© 2016 Wolfgang Brunner

#funnyFACE (2015)

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Originaltitel: #funnyFACE
Regie: Marcel Walz
Drehbuch: Florian von Bornstädt
Kamera: Roland Freitag
Musik: Klaus Pfreundner
Laufzeit: 73 Minuten
Darsteller: Roland Freitag, Enya Maria Tames, Nicole Lauer, Shawn C. Phillips, Daniel Zielhoff
Genre: Horror
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 16 Jahre

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Franzi und Nicolas verbringen ihre Flitterwochen in einer spanischen Finca. Sie wollen ihre Zeit mit einer Kamera festhalten und filmen so ziemlich alles. Doch plötzlich dringt jemand in die Finca ein und macht Jagd auf sie.Es dauert nicht lange und Franzi und Nicolas stellen fest, dass die Jagd live im Internet übertragen wird und der maskierte Killer, der hinter ihnen her ist, den Namen Funnyface trägt …

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Also, die erste positive Nachricht, die ich über den neuen Film von Marcel Walz berichten kann, ist, dass es sich nicht um einen dieser nervtötenden Found Footage-Filme handelt, die den Zuschauern mit ihren permanenten Wackelbildern Kopfschmerzen bereiten, denn Walz geht einen weitaus angenehmeren Weg, in dem er nämlich die typischen Found Footage Bilder mit ruhigen Kameraeinstellungen unterbricht und dadurch eine angenehme Atmosphäre schafft. Durch die Wackelfilmaufnahmen kommt aber dennoch immer wieder ein Schuss Authentizität mit dazu. „#funnyFACE“ hebt sich aber schon aufgrund des Plots wohltuend von ähnlichen Produktionen ab. Marcel Walz, der sonst die Drehbücher für seine Filme meistens selbst schreibt, hat diesen Job dieses Mal abgegeben. Und zwar an Florian von Bornstädt, der normalerweise selbst Regisseur von Kurzfilmen ist. Und von Bornstädt hat hervorragende Arbeit geleistet, denn „#funnyFACE“ scheut sich zwar nicht, Altbekanntes aus anderen Genre-Filmen zu zitieren, geht aber dabei sehr ideenreich und fast schon innovativ zur Sache.

Social Network meets Serienkiller! Die Geschichte funktioniert sehr gut, nimmt aber erst in der zweiten Hälfte so richtig Fahrt auf. Aber das macht gar nichts, denn die „Vorgeschichte“ ist deswegen keinesfalls langweilig, denn immer wieder wird in bester Brian dePalma-Manier ein zweiter Handlungsstrang eingeblendet. Da muss man schon genau hinsehen, um alles mitzubekommen, aber genau das macht auch unglaublichen Spaß. Walz richtet sich in seinem neuen Film eindeutig an ein jüngeres Publikum als in seinen anderen (bedeutend härteren) Werken. Ich persönlich fand die ruhigere Gangart, die der Regisseur bei „#funnyFACE“ einlegte, ziemlich gut. Die Einbeziehung der sozialen Netzwerke in eine mörderische Liveübertragung wirkte auf mich wie eine Mischung aus „Peeping Tom“, „Halloween:Resurrection“ und „Open Windows“. Das ist wirklich grandios umgesetzt, wie einem während des Films die Hashtags um die Ohren fliegen und einem, wie den beiden Protagonisten, plötzlich klar wird, dass das Ganze im Livestream zu beobachten ist. Walz macht den Zuschauer, ohne dass dieser es will, zum Voyeur.

Auch die Schauspieler können durch ihre sehr natürliche Art vollkommen überzeugen. Vor allem Roland Freitag, der nicht nur den Part des Hauptdarstellers sondern auch des Kameramanns übernommen hat, macht seine Sache in beiden Belangen absolut gut. Im letzten Drittel wird der Film dann leider etwas dunkel, so dass man an manchen Stellen nicht viel sieht. Wenn ich aber davon ausgehe, dass Amateuraufnahmen, aus denen der Film ja letztendlich bestehen soll, genauso aussehen, verleihen diese Bilder genaugenommen eine gewisse Realitätsnähe.
Die Musik von Klaus Pfreundner, der bereits andere Filme von Marcel Walz vertonte, passt perfekt. Laut, wuchtig, melancholisch und spannend. Mal im Vordergrund, mal im Hintergrund. Eine perfekte Soundkulisse für den Social Network-Horror.

Vielleicht lehne ich mich ein wenig weit vor, wenn ich sage, dass Walz mit „Funnyface“ fast schon eine Art Kultfigur erschaffen. Auf mich hatte der Killer eine geradezu faszinierende Ausstrahlung. Das lag zum einen an der wirklich hervorragenden Maske, die mich ein wenig an „V wie Vendetta“ erinnerte und zum anderen an dem leuchtenden Kameralämpchen, das aus der Maske blinkte, wenn aufgezeichnet wurde. Ich finde „#funnyFACE“ auf jeden Fall eine erfrischende und innovative Bereicherung im Found Footage-Horror, die soziale Netzwerke auf erschreckende, aber realistische Weise miteinbezieht. Und, wie schon erwähnt,  die etwas weniger harte Gangart tut Marcel Walz ausnehmend gut.

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Fazit: Kultverdächtiger Serienkiller mordet im Social Network! Der neue Film von Marcel Walz überzeugt durch einen gelungenen Plot, der im Grunde genommen zwar nichts Neues bietet, aber erstaunlicherweise dann doch wieder das Genre fast schon neu definiert. „#funnyFACE“ ist #spannend#kurzweilig#kultig!

© 2015 Wolfgang Brunner

Seed 2 – The New Breed – Director’s Cut (2013)

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Originaltitel: Seed 2 – The New Breed
Regie: Marcel Walz
Drehbuch: Marcel Walz
Kamera: Wolfgang Meyer
Musik: Klaus Pfreundner
Laufzeit: 89 Minuten (Uncut, Director’s Cut)
Darsteller: Natalie Scheetz, Nick Principe, Caroline Williams, Christa Campbell, Annika Strauß, Sarah Hayden, Manoush, Jared Demetri Luciano
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten, Kanada
FSK: SPIO/JK – keine schwere Jugendgefährdung

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Vier Freundinnen feiern in Las Vegas  einen Junggesellinnenabschied und machen sich danach mit dem Wohnmobil durch die Wüste von Nevada auf den Heimweg. Doch dann lauert ihnen der Serienkiller Max Seed auf. Und er ist dieses Mal nicht allein. Für die Freundinnen beginnt ein Kampf ums Überleben, denn der Mörder hat nur eines im Sinn: sie quälen und foltern …

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„Seed 2“, die Fortsetzung zu Uwe Bolls im Jahr 2007 gedrehten, brutalen Horrorfilm. Uwe Boll hat Feinde, Marcel Walz wahrscheinlich noch mehr. 😉 Immer wieder wird ihm nachgesagt, er hätte kein Talent und würde nur Müll inszenieren. Also, ganz ehrlich? So schlecht fand ich „Seed 2“ definitiv nicht, wie viele behaupten.
Und ich gehe sogar einen Schritt weiter und behaupte, Walz hat Talent, auch wenn ich mit dieser Aussage viele auf die Palme bringe.  Aber „Seed 2“ hat einen gewissen Style, der mich durchaus fasziniert hat. Die Zeitrafferaufnahmen und die herrliche Naturkulisse wurden aus meiner Sicht wirklich gut in Szene gesetzt. Und auch die Geschichte wurde keinesfalls stümperhaft inszeniert, wie viele sagen. Gerade durch die geradlinigere Erzählweise des Director’s Cut dürfte nun auch den Nörglern der Film etwas mehr Spaß machen.
„Seed 2“ bewegt sich ein wenig im Bereich „Torture Porn“, vermittelt aber auch viele Anleihen zu Werken wie „The Hills Have Eyes“ oder „Texas Chainsaw Massacre“.  In dieser Hinsicht bietet Walz‘ Fortsetzung nicht wirklich viel Neues, aber das finde ich auch nicht weiter dramatisch. Denn wer sich diese Art Filme ansieht, weiß doch eigentlich, was einen erwartet.

Schauspielerisch sind hier wirklich keine Meisterleistungen zu verzeichnen, aber das Niveau liegt eindeutig über dem Amateurbereich. Da habe ich schon weitaus untalentiertere Schauspieler gesehen, die sich in bedeutend höherbewerteten Filmen getummelt haben. Aber gut, das ist ja immer Geschmackssache. Genauso wie der Inszenierungsstil eines Regisseurs. Marcel Walz steigt mit einer kontroversen Einstellung ein, die schon gleich zu Anfang des Films schockt und den FSK-Leuten wahrscheinlich unruhige Nächte beschert hat. Dann geht es aber etwas ruhiger zur Sache. Was viele zweifelsohne als langweilig empfinden, hat mir persönlich gefallen. Sicherlich war der ein oder andere Dialog fast schon auf Politiker-Niveau („Viel Worte um Nichts“), aber die Mädchen bei ihrer ausgelassenen Heimreise zu beobachten, machte mir Spaß. Mit Auftauchen des Killers Max Seed änderte sich das aber schlagartig und der Film bietet einige derbe Spezialeffekte, die erfreulicherweise handmade, also ohne Computer, entstanden sind. Auch hier kann Walz zwar nichts Neues bieten, aber unter die Haut gehen manche Einstellungen schon. Der Blutfaktor bleibt aber in Grenzen und wird nicht bis zum Exzess ausgeweitet.
Manoush in ihrer Rolle als Polizistin konnte mich leider anfangs nicht wirklich überzeugen, erst gegen Ende hin nahm ich ihr die Rolle dann doch einigermaßen ab. Da war ihr Auftritt in „Caedes“ schon besser. Natalie Scheetz konnte mich neben Annika Strauß am meisten überzeugen.

Marcel Walz kümmert sich nicht um gängige Vorgaben, dreht seine Filme wie er will und gerade das beschert ihm wahrscheinlich viele Feinde, tut aber seiner persönlichen Ausdrucksweise, was Filme angeht, gut. Ich mag Walz‘ Filme, weil sie einfach anders funktionieren, ähnlich wie die Skandalfilme von Marian Dora, der ebenfalls polarisiert. Wer es nicht sehen (und ertragen) kann, muss es sich ja nicht ansehen …

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Fazit: Marcel Walz‘ Fortsetzung von Uwe Bolls „Seed“ kann sich durchaus sehen lassen. Ein geradlinigerer Inszenierungsstil der Ursprungsfassung hätte dem Mainstream-Publikum für Walz‘ erste internationale Produktion wahrscheinlich gut getan. Aber nun gibt es ja endlich den Director’s Cut und alles ist gut. Für Torture-Fans auf jeden Fall einen Blick wert.

© 2015 Wolfgang Brunner

Warte, bis es dunkel wird (2014)

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Originaltitel: The Town That Dreaded Sundown
Regie: Alfonso Gomez-Rejon
Drehbuch: Roberto Aguirre-Sacasa
Kamera: Michael Goi
Musik: Ludwig Göransson
Laufzeit: 86 Minuten
Darsteller: Joshua Leonard, Andy Abele, Arabella Field, Denis O’Hare, Wes Chatham, Morganna May, Jaren Mitchell, Kurt Krause
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

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65 Jahre nachdem eine Kleinstadt von einem maskierten Mörder terrorisiert wurde („Der Umleger“), beginnt eine erneute Mordserie. Die junge Jami begibt sich auf Spurensuche, weil sie der Meinung ist, die Polizei interessiert sich nicht sonderlich für die Zusammenhänge, die auf die Morde in der Vergangenheit hinweisen. Jami entdeckt, dass die Spur tatsächlich in jene Zeit zurückführt, in der die ersten Morde geschahen.

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Bevor man sich „Warte, bis es dunkel wird“ ansieht, sollte man sich dem Original mit dem Titel „Der Umleger“ widmen. Denn bei Alfonso Gomez-Rejons Film handelt es sich genaugenommen um eine Fortsetzung, die auf den 1976 gedrehten Film eingeht und die Handlung auch weiterspinnt.
Es ist nicht schwierig, das Original zu toppen, aber dennoch verbeugt sich der Regisseur mit einer spürbaren Hingabe vor dem Original, dass es eine wahre Freude ist.
Die Fortsetzung / das Remake kommt auch bedeutend stylischer daher und weckt Erinnerungen an die gute alte Zeit, als Horrorfilme noch handmade waren. Die Story wirkt zwar so manches Mal ein wenig an den Haaren herbeigezogen und konstruiert, aber dennoch erscheint der Film keine Minute lang langatmig.

Alfonso Gomez-Rejon erfindet das Genre nicht neu und genaugenommen würde man „Warte, bis es dunkel wird“ trotz seiner stylischen und professionellen Machart relativ schnell wieder vergessen. Aber die oben erwähnten Anspielungen und das Einbeziehen des Originalfilms machen diese Fortsetzung dann doch irgendwie zu etwas Besonderem, weil der  Plot dadurch nämlich richtig erfrischend neu wirkt. Dass dann auch noch Charles B. Pierce jr., der Sohn vom Regisseur des Originals, mitspielt und im Autokino sogar der aus dem jahr 1976 stammende „Der Umleger“ läuft, macht ungemein Spaß.

„Warte, bis es dunkel wird“ ist ein astreiner Slasher, der gut unterhält. Eine Verfolgungsjagd im Maisfeld ist zum Beispiel hervorragend inszeniert und hat schon fast künstlerische Werte. So ziehen sich viele kreative Kameraeinstellungen und geschickte Inszenierungs-Schmankerl durch den Film, aber am Schluss bleibt dann doch irgendwie nicht viel im Gedächtnis haften. Zu oft hat man derartige Abschlacht-Morde wohl doch schon gesehen.
Was mir aber dann so gar nicht gefallen hat, war das Ende. Zu konstruiert, zu unglaubwürdig und, ja, auch zu offensichtlich. Ein wenig hat mich das Ganze an die fpr mich damals schlechte Auflösung von „Scream“ erinnert.‘
Der Film lässt zwar das Flair der 70er und 80er Jahre Slasher-Filme gekonnt wieder aufleben, bringt aber an Ideen absolut nichts Neues, sondern lebt lediglich von einer modernen, visuell ansprechenden Inszenierung und der Tatsache, sein Original geschickt in die Handlung mit einzubeziehen.

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Fazit: Stylisch und visuell ansprechende Fortsetzung, die liebevoll das Original miteinbezieht. Leider versinkt „Warte, bis es dunkel wird“ trotzdem irgendwie im Sumpf des momentanen 80er Jahre-Slasher-Revivals.

© 2015 Wolfgang Brunner

Silent Night – Leise rieselt das Blut (2012)

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Originaltitel: Silent Night
Regie: Steven C. Miller
Drehbuch: Jayson Rothwell
Kamera: Joseph White
Musik: Kevin Riepl
Laufzeit: 94 Minuten
Darsteller: Malcolm McDowell, Jaime King, Donal Logue, Ellen Wong, Lisa Marie, Courtney-Jane White, Cortney Palm, Brendan Fehr
Genre: Horror
Produktionsland: Vereinigte Staaten, Kanada
FSK: SPIO JK (uncut)

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Ausgerechnet an Heiligabend, wo sich Hunderte von verkleideten Weihnachtsmännern auf den Straßen der Stadt tummeln, läuft ein Mörder mit einer Santa Claus Maske umher und killt wahllos Menschen. Deputy Sheriff Aubrey Bradimore muss bald einer blutigen Spur folgen, die sie zu Orten führt, an denen grauenhafte Morde geschehen sind. Wer ist der brutale Killer unter dem Weihnachtsmannkostüm?

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Schon am Anfang könnte man meinen, man sitzt im Autokino Anfang der 80er Jahre und sieht einen der unzähligen Horrorfilme, die damals plötzlich groß in Mode waren. Steven C. Miller ist ein kleines Nostalgiestück gelungen, das an Kultfilme wie „Freitag, der 13.“, „Halloween“ oder „Blutiger Valentinstag“ erinnert. „Silent Night“ ist kein Remake des damaligen „Stille Nacht – Horror Nacht“ aus dem Jahr 1984, sondern eher eine vollkommene Neuinterpreation des Stoffes. Da ist nicht viel vom Original übriggeblieben, aber das macht gar nichts, denn Miller bedient die Fans mit „altem Neuen“. Da wird abgeschlachtet wie in den besten Zeiten der 80er Jahre. Der Härtegrad der brutalen Morde ist manches Mal knapp an der Grenze, so dass es auch nicht weiter verwunderlich ist, wenn die FSK keine 18er-Freigabe erteilt.

Handlungstechnisch ist „Silent Night“ Mittelmaß. Da passiert nichts, was man nicht schon gesehen hätte. Aber dennoch ist der Film einen Blick für Genrefreunde wert, denn die Stimmung, die Miller einfängt, hat schon was. Das Ende des Films gerät dann leider ein wenig „stümperhaft“, denn wenn plötzlich eine Person auftaucht, von der man im ganzen Film nichts gehört und gesehen hat, dann kann es schon passieren, dass man den Schluß überhaupt nicht versteht. Das kam mir auch wirklich sehr konstruiert und lieblos vor. Das ist schade, denn man hätte das durchaus anders inszenieren können, um ein unerwartetes Ende zu erreichen.

Ansonsten ist Millers Neuinterpretation eindeutig ein Film,  der einen kurzweiligen Abend und einen nostalgischen Ausflug in die Horrorfilme der 80er Jahre verspricht. Und die durchwegs handgemachten Spezialeffekte machen ebenfalls unglaublichen Spaß.

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Fazit: Netter Ausflug in die 80er Jahre. Handgemachte Effekte und eine tolle Stimmung lassen über Ungereimtheiten in der Handlung hinwegsehen.

© 2015 Wolfgang Brunner

Schramm (1993)

schramm

Originaltitel: Schramm
Regie: Jörg Buttgereit
Drehbuch: Jörg Buttgereit, Franz Rodenkirchen
Kamera: Manfred O. Jelinski
Musik: Max Müller, Gundula Schmitz
Laufzeit: 65 Minuten
Darsteller: Florian Koerner von Gustorf, Monika M, Micha Brendel, Carolina Harnisch, Xaver Schwarzenberger, Gerd Horvath, Michael Brynntrup
Genre: Drama, Horror
Produktionsland: Deutschland
FSK: ungeprüft

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Lothar Schramm ist ein schüchterner, einsamer Mann, der nur soziale Kontakte zu seiner Nachbarin pflegt. Unfähig, eine Beziehung mit einer Frau zu führen, gibt Schramm seiner dunklen Seite nach und tötet Menschen, um sie nackt zu fotografieren, damit er sich anschließend zumindest mit diesen Bildern sexuell stimulieren kann.

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Für die einen uninspirierter, sinnloser Müll, für die anderen ein künstlerisches und schockierendes Porträt eines Serienkillers. Ich gehöre zu den anderen ;), denn ich finde Buttgereits Low-Budget-Produktion absolut interessant und gelungen. „Schramm“ gehört für mich auch zu den wenigen Ausnahmen, die zeigen, was man mit wenig Geld auf die Beine stellen kann.
Keine Frage: Man sieht Buttgereits Film desöfteren an, dass er mit geringem Aufwand gedreht wurde. Aber vielleicht ist es genau diese Tatsache, die diesen Trip in die menschlichen Abgründe so realitätsnah macht. Der Zuschauer rückt dem Protagonisten buchstäblich auf den Leib, nimmt an seinem abgedrehten , unbefriedigenden und intimen Leben teil, als wäre er ein Voyeur. Das erinnerte mich stark an „Cannibal“.

Schonungslos wird gezeigt, wie ein Mann mit seiner Sexualität umgeht, die er ohne Partner ausleben muss. Man bekommt einen Einblick in den tristen Alltag eines Mannes, der mit aller Gewalt sexuelle Befriedigung und körperliche Liebe erlangen will. Völlig unpornografisch bekommt der Zuschauer nicht nur den Penis des Protagonisten in Großaufnahme zu sehen, sondern nimmt auch an außergewöhnlichen „Selbstbefriedigungen“ teil.

Ich habe Buttgereits Film etwa ein Jahr nach dessen Entstehung das erste Mal gesehen und war damals einerseits schockierend fasziniert und andererseits enttäuscht, weil ich ein unperfektes „Machwerk“ serviert bekam, dass im ersten Moment „stümperhaft“ auf mich wirkte. Heute, circa 20 Jahre später, sehe ich „Schramm“ plötzlich mit völlig anderen Augen und erkenne sehr wohl die künstlerischen Ambitionen, die Buttgereit (aus meiner Sicht ziemlich gut) verfolgt. Filmkenner ahnen, welche Regiegrößen als Vorbilder dienten, wobei Buttgereit ganz klar seinen eigenen Weg geht. An einigen Stellen dachte ich tatsächlich, ich sehe gerade einen Film von Lars von Trier.

„Schramm“ polarisiert. Unspektakulär werden vereinzelt Splatterelemente in die ansonsten triste, bedrückende und deprimierende Handlung eingestreut und rütteln den Zuseher für Sekunden wach. Florian Koerner von Gustorf spielt die Rolle des einerseits sympathischen und bemitleidenswerten, andererseits kaltblütigen Vergewaltigers und Mörders Lothar Schramm nüchtern und augenscheinlich emotionslos, wobei dennoch erstaunlicherweise Gefühle im Zuschauer freigesetzt werden. In oft ästhethischen Bildern zeigt „Schramm“, wie ein verzweifelter Mann immer tiefer in einen Strudel aus Gewalt und erzwungenem Sex fällt, aus dem es letztendlich kein Entkommen gibt. Durch den hervorragend auf die Bilder abgestimmten Soundtrack kommt eine sehr bedrückende Stimmung zustande, die sich durch den gesamten Film zieht. Ich würde „Schramm“ als verstörendes, surrealistisches und visionäres kleines Meisterwerk völlig abseits des Mainstreams bezeichnen.

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Fazit: Beklemmende, düstere und absolut realistische Charakterstudie eines verzweifelten Mannes, der auf der Suche nach Liebe und Sex nur Gewalt und Tod findet.

© 2015 Wolfgang Brunner

Hatchet (2006)

Hatchet

Originaltitel: Hatchet
Regie: Adam Green
Drehbuch: Adam Green
Kamera: Will Barratt
Musik: Andy Garfield
Laufzeit: 81 Minuten
Darsteller: Joel Moore, Tamara Feldman, Deon Richmond, Mercedes McNab, Kane Hodder, Parry Shen, Joleigh FioreavantiRobert Englund, Tony Todd
Genre: Horror
Produktionsland: USA
FSK: keine Jugendfreigabe

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Ben überredet seinen Kumpel Marcus eine “Geistersumpf-Tour” mitzumachen. Noch ahnen beide nicht, dass sie einer Legende, nämlich dem Serienkiller Victor Crowley, begegnen werden. Das Ausflugsboot strandet im Sumpf und Ben, Marcus und die übrigen Passagiere müssen nun einen Weg zurückfinden. Doch der schrecklich entstellte Massenmörder lauert schon mit seiner Axt auf sie und metzelt sich buchstäblich durch die jungen frischen Opfer.
Zusammen mit Mary-Beth versuchen sie, den Killer zu töten …

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Alleine schon der Anfang lässt den Zuseher erahnen, was einen erwartet. Splatter-Horror in bester Old School-Manier. Da werden sofort Assoziationen zur „Freitag, der 13.“-Serie geweckt und all die anderen 80er Jahre mehr oder minder gut oder schlechten „Perlen“ der Horrorszene. Man fühlt sich sofort wohl in Adam Greens Hommage an eben jene Filme, mit denen meine Generation (ich bin 1964 geboren) aufgewachsen sind. Die Kulissen, die Inszenierung und das Agieren der Schauspieler weckt melancholische Wehmut an die „gute alte“ Zeit, in der brutale Horrorfilme plötzlich wieder in Mode kamen.

Hatchet“ ist grausig brutal und manchmal zum Schreien komisch. Green hat ein paar Witze einbauen können, die einen tatsächlich zum Lachen bringen und nicht plump und einfallslos daherkommen. Die Handlung an sich ist 08/15-Gewäsch, wie man es von derartigen Filmen gewöhnt ist. Aber der Film ist durchaus gut in Szene gesetzt und hebt sich damit alleine schon aus regietechnischen Gründen von so manch müdem Abklatsch der Horrorszene ab. Die Splatterszenen sind enorm blutig und gut geraten, das macht richtig Spaß.

Die Atmosphäre erinnert, wie bereits erwähnt, absolut an die Horrorstreifen der 80er Jahre. Der Wald, der Sumpf, das einsame Haus … Ich musste oft an „Freitag, der 13.„, „Tanz der Teufel“ oder auch „Halloween“ denken. Dass uns am Anfang des Films „Freddy Krüger“ Robert Englund begegnet, ist ein kleines Schmankerl für jemanden wie mich. Wenn der Filmvorspann läuft und Marylin Manson sein geniales „This Is The New Shit“ plärrt, kommt man als Zuschauer gleich so richtig in Fahrt und wird sofort von der Handlung mitgerissen.

Die Schauspieler sind allesamt überzeugend für mich gewesen. Auch sie gaben dem Film diesen Flair, den ich als Jugendlicher geliebt habe (und auch heute noch liebe).
Auch wenn die Maske von Sumpfkiller Victor Crowley an manchen Stellen wie der „Toxic Avenger“ aus der Troma-Schmiede auf mich wirkte, so wünschte ich mir, es gäbe mehr solcher stimmungsvoller, „altmodischer“ Splatter-Orgien.

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Fazit: Da erwachen melancholische Gefühle an die 80er, wenn man Sumpfmonster Victor Crowley auf seinem blutigen Weg begleitet. Old School Horror in bester Tradition. Für Fans der alten Klassiker wie zum Beispiel „Freitag, der 13.“ ein Muss!

© 2015 Wolfgang Brunner