Interview mit dem Kameramann David Sanderson

Davi,d Sanderson

© David Sanderson

Mit achtzehn Jahren begann David Sanderson seine Karriere als Produktionsassistent beim Film „Convoy“ (1978) von Sam Peckinpah. Nach Arbeiten als Produktionsassistent Schauspieler und Immobilien Assistant wurde David Sanderson von einem Vertreter der Panavision Company (Victor Duncan, Inc.) als Kameratechniker eingestellt. Bald darauf wurde er in die International Photographer’s Guild aufgenommen und begann sofort mit der Arbeit als zweiter Kameramann und Kameraassistent für viele Fernseh- und Kinoproduktionen, wie z. B. Dallas(1986 – 1988), RoboCop (1987), Der mmit dem Wolf tanzt (1990) und Der letzte Mohikaner (1990).
Seit 2007 ist er fester Kameramann für die österreischische Serie „SOKO Wien“.
Ich freue mich sehr, David Sanderson ein paar Fragen stellen zu dürfen. Im Anschluss kann das Original-Interview übrigens in englischer Sprache nachgelesen werden.

 

1. Was war die belastendste Situation, der Du Dich stellen musstest?

Da gab es so einige. Aber ich muss sagen, wenn Hunderte von Büffeln panisch auf Dich zurasen, wie es bei „Der mit dem Wolf tanzt“ war, dann nimmt das wohl den ersten Rang ein. Ich war Scharfzeichner in Zweitbesetzung bei diesem Film und wurde für die Dreharbeiten der Büffelszenen gebraucht. Es war ein großes Abenteuer. Aber allen Ernstes, der Moment, als eine große Büffelherde auf unsere ungesicherte Kamera zulief, toppte alles. In der Nacht vor der ersten wilden Flucht der Büffel, breitete mein Chef, Kameramann Dean Semler (berühmt für seine Arbeit bei „Mad Max“) im Konferenzraum des South Dakota Hotels eine Karte auf einem großen Tisch aus, auf der wir unser Team und die ganze Ausrüstung organisierten. Er zeigte uns den Weg, von dem er dachte, Kevin Costner, die Tierexperten und hunderte von panischen Büffeln würden ihn nehmen, wenn sie über einen Hügel ein Tal erreichen, in dem unsere Kameras positioniert waren. Nachdem wir seine Worte gehört, gelernt und unsere Vorgehensweise erhalten hatten, orderte Dean für uns alle einen Tequila und wir wünschten uns viel Glück.
Meine Kameraposition, es war die näheste (und frontal) am Weg der Büffel – mit einer 2000 mm anamorphen Linse (Optik), die gleiche, die ich auch beim Endtitel von „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ verwendet habe, schien mehr in einem Bereich zu stehen, an dem Schäden zu erwarten waren, sodass wir nach einem gewissen Schutz vor den heranstürmenden großen Tieren fragten.
So wurden vor diesem ersten Lauf einige Autos um uns herum geparkt. Es vergingen ein oder zwei Stunden, in denen wir darauf warteten, dass die Büffel für die Szene auf uns zugetrieben wurden. Wir waren nicht in der Lage, die Aktivitäten hinter dem Hügel zu sehen und konnten nur anhand der Position des Hubschraubers, der vier nicht sichtbare Trucks begleitete, sehen, wie nahe die Büffel waren.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Hubschrauber flog davon und eine Stimme aus einem Walkie-talkie informierte uns, die Kameras in Position zu bringen. Meine Nackenhaare standen zu Berge, als ich die Erschütterung unter meinen Füßen spürte … wie eine lange, braune Linie erschienen Hunderte von Büffeln über dem Hügel und rasten panisch auf uns zu. Und dann sahen uns diejenigen unter ihnen, die verwirrt und ängstlich (und sehr groß) waren, an und machten eine starke Linkskurve, weg von dem geplanten Weg, durchbrachen drei Stacheldrahtzäune und verschwanden hinter dem Horizont. Es dauerte drei Tage, um sie wieder auf Position zu bringen und die Aufnahmen noch einmal zu machen.
Dieses Mal ohne Schutz … nur unser 3-Mann-Kamerateam (die anderen Kameras und Teams waren noch auf einem Hang auf der anderen Seite des geplanten Weges, wo sie auch bei den früheren Läufen waren).

Die Tierexperten sagten, es würde das beste für unsere Kamera sein, wenn wir für die Tiere nur als kleiner Klecks in der Prärie zu sehen wären, während sie sich vorwärts bewegten. Die Büffel würden nie an uns vorbeilaufen, wenn es genug Platz für sie drumherum gebe. Und so waren wir uns einig und machten es auf diese Weise. Und es funktionierte! Wir haben die Aufnahme so oft gesehen, sie wurde auch während der Verleihung gespielt, als Dean seinen Oscar gewann. Die Büffel kamen direkt auf uns zu und drehten erst im letzten Augenblick ab. Wir haben überlebt.

2. Wer hat Dich am meisten in Deiner Karriere beeinflusst und wie?

Regisseur Sam Peckinpah müsste an der Spitze stehen. Er war der erste Regisseur, mit dem ich arbeitete. Ich hatte das Glück, meinen ersten Filmjob als Produktionsassistent beim Kinofilm „Convoy“, einem von Peckinpahs letzten Filmen, zu bekommen. Und ich konnte glücklicherweise der Produktion bis hin zur Bearbeitungsstelle am Strand von Malibu in Kalifornien. Ich habe früher viel gelernt von Sam Peckinpah und seinem Team, vor allem in Bezug auf die Dynamik eines Action-Films (die Winkel, um „in einer Szene“ zu sein), von Charaktern angetriebene Stories und psychologische Möglichkeiten, „über den Tellerrand schauen“, filmische Sprache bei Schnitt und Zusammensetzung.

3. Wo siehst Du Dich in fünf Jahren? Was sind Deine Pläne?

Ich habe gelernt, nicht in die Zukunft zu schauen. Nach meinen Arbeiten in ganz Amerika seit vielen Jahren war es zum Beispiel nicht geplant, in Europa zu arbeiten. Aber hier bin ich … 15 Jahre nach dem ersten Mal. Es ist am besten, offen und bereit für Überraschungen zu sein. Am wichtigsten ist: Ich möchte auch weiterhin Geschichten erzählen und unterhalten. Und lernen und mich entwickeln können. Das ist der Spaß, der hinter uns Filmemachern steht. Es ist ein Geschäft, das nie stillsteht. Und, wie das Schild in der Berliner „Paris bar“ sagt: „Bleib stehen und du stirbst.“ (Oder so ähnlich!) Vor sieben Jahren, nachdem ich von Berlin wieder zurück nach Los Angeles umgezogen bin, bekam ich einen Anruf, ob ich nicht wieder nach Europa zurückkehren und ein paar Folgen der Serie „SOKO Wien“ (in Österreich „SOKO Donau“) drehen möchte.
Ich hatte ein paar Folgen von CSI gedreht (die Las Vegas Version, die vor allem in L.A. abgedreht wurde), als Österreichs SATEL Film (für die ich ein paar Jahre zuvor gearbeitet hatte) und ich dachten, es wäre eine gute Sache für mich, einige ihrer Episoden zu drehen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass ich fast 50 Folgen später noch immer die Kameraarbeit bei SOKO Wien mache. Aber ich bin immer noch dabei … und ich liebe es. Es ist eine tolle und kreative Zeit. Gute Leute, mit denen man immer noch Magie erschaffen kann. Die Leidenschaft ist lebendig und gut im Team von „SOKO Wien“ … und das ist es, was mich antreibt. Liebe zur Unterhaltung, zum Geschichtenerzählen und Erfindungsreichtum. Wenn man eine gute Gruppe findet, die die gleiche Leidenschaft besitzt, bleibt man so lange, wie es hält.

SOKO_Sanderson

Kameramann David Sanderson (links) und Schauspieler Stefan Jürgens (rechts)
© Stefan Jürgens

 

4. Hat dich je etwas an den Menschen irritiert, mit denen Du zusammengearbeitet hast?

Jeder, der Ausreden sucht, um nicht sein Bestes zu geben, der mehr als öfter jammert und klagt, um Gründe zu finden, aufzugeben. Und natürlich diejenigen, die es sich zur Gewohnheit gemacht haben, zu lügen. Diejenigen von uns, die in unserem Business tätig sind, sollten immer daran denken, wie viele Menschen in den Starlöchern stehen und nicht so viel Glück haben wie wir. Ich habe gelernt, jeden Tag mit einem Lächeln zu begegnen und zu wissen, dass wir das Glück haben, zu tun, was wir tun. Wir haben eine Kamera … oder 2 oder 3 Kameras … einige Lichter und anderes Zeugs … gute Schauspieler und eine gute Geschichte zu erzählen, also unterhaltende Leute. Wie viel Glück ist das?

5. Wenn ich „Kameramann“ höre, denke ich immer an Dean Cundey, der zum Beispiel für John Carpenter, Robert Zemeckis und Steven Spielberg gearbeitet hat. Was sind Deine Idole?

Ich würde sie nicht unbedingt Idole nennen, aber ich habe viele, die ich enorm respektiere und schätze. Die großen Handwerker (und Handwerkerinnen) in der Filmherstellung sind Wegbereiter/Straßenbauer. Diejenigen von uns, die ihnen folgen, schätzen und respeketieren die Straße, die sie gebaut haben, und versuchen mit allen Mitteln, ebenfalls auf diesen Straßen zu bauen, was sich dann irgendwann wieder für die nächste Generation lohnen wird. Das ist unsere Verantworung, wie es die unserer Vorgänger war .
Namen, die mir in den Sinn kommen, sind: Conrad Hall, Vittorio Storaro, Gordon Willis.
Es gibt so viele …

6. Hast Du ein bevorzugtes Seitenverhältnis beim Drehen?

Was auch immer sinnvoll für den Film ist. Als ich mit Regisseur Michael Mann an „Der letzte Mohikaner“ gearbeitet habe, erinnere ich mich, wie er sich über die Wahl „Breitbild anamorpic (2:40:1) beschwerte, als er erkannte, dass sich die hohen Bäume und die Berge nicht immer dem format anpassten. Natürich, am Ende hat es dann doch funktioniert … aber die Entscheidung wurde getroffen. Welche Wirkung will man beim Publikum erreichen? Wie unterstützt das Format das Erleben der Geschichte? „Grand Hotel Budapest“ erinnert uns an die Möglichkeiten, wenn man außerhalb des vorgegebenen Rahmens denkt … oder eben innerhalb des Rahmens im Falle von „Grand Budapest Hotel“.

7. Was können wir von Dir als nächstes erwarten?

Ich bin sehr stolz auf meine weitere Arbeit bei „SOKO Wien“, Das ist es also, was es für mich bedeutet, in die nahe Zukunft zu schauen. Ich denke an jede Epsiode, als wäre es ein eigener Film. Und es werden noch einige weitere großartige Episoden (Filme) kommen. Die Leute bei ZDF, ORF und Satel haben eine sehr offene, kreatve und unterstützende Atmosphäre für eine gute Arbeit geschaffen, vereinten mich mit einigen feinen Regisseuren und Drehbüchern. Eine solche Situation ist nicht so leicht zu finden, wie viele meiner Kollegen auf beiden Seiten des Atlantiks bestätigen können. Darüber hinaus freue ich mich immer wieder auf meine Arbeit in Amerika mit Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Del Shores. Da kann es durchaus zu mehr Werken kommen, nach Bekanntwerden unseres letzten Projekts (ein Kino-Spielfilm) „Blues For Willadean“, vorangetrieben durch meine Arbeit mit ihm bei der Kultserie „Sordid Lives-Die Serie“. Und, natürlich gibt es immer die Überraschung, die sich hinter einem bestimmten Anruf erwartet. Man kann nie wissen, was hinter der nächsten Ecke wartet.

8. Welche Filme bevorzugt David Sanderson privat?

Ich muss dem Nachfolgenden ein stolzes Bekenntnis vorausschicken:
Ich bin nicht der Typ, der Show-Biz über das allgemeine Publikum stellt. ICH BIN das Publikum und bin stolz darauf . Und ich bin immer noch von populären Filmen und TV-Shows begeistert. Das ist nämlich, was ich tue, aber es ist auch das, was ich sehe. Das heißt, ich fühlte mich immer von guten Action-Filmen angezogen … und ich liebe Mystery und Horror (aber die gute Art und nicht das hirnlose Slasher-Zeug) und Suspense (politisch, aber auch andere). Ich denke, jeder Film, der ehrlich zu sich selbst und in sich selbst ist. Er muss eine Seele haben, einen Antrieb und etwas zu sagen haben, eine Richtung, die es wert ist, ihr zu folgen. Mit etwas intellektuellem Klang, überraschend und unterhaltsam. Ich liebe es, wenn mir ein „Wow“ entfährt, während ich den Film sehe … und nicht wegen irgendwelchen technischen Effekten. Einfach nur als Zuschauer (sozusagen als „Zivilist“), der von den Filmschaffenden respektiert und herausgefordert wird … den Geschichtenerzählern. Das bedeutet nicht, dass ich experimentelle Kunstfilme nicht mag. Wenn es gut ist, ist es gut. Aber ich bin nicht einer, der darauf wartet, von hochnäsigen Filmkritikern oder Künstlertypen dar auf hingewiesen zu werden, was mir zu gefallen hat. Ich denke, dass die „Wahrheit“ eine wichtige Qualitätskontrolle beim Filmemachen ist, inklusive Licht und Kamera. Was ist die Wahrheit einer Szene? Die Wahrheit einer Lichtquelle? Die Wahrheit einer subjektiven Kamera? Was ist die Wahrheit, die von einem Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler, Kameramann, Editor oder Komponisten erfunden wurde? Es ist eine unausgesprochene Vereinbarung, die wir von der ersten Szene an mit dem Publikum eingehen, um den Rahmen der „Wahrheit“ einer Filmerfahrung zu etablieren … die Regeln des Films, der Stil, die Erzählweise … und die Darstellung … einer visuellen „Wahrheit“. Die sind unausgesprochene Regeln vom Beginn eines jeden Films (Kino oder Fernsehen). Wenn man versucht, diese Regeln ohne ein intelligentes Design zu brechen, bricht man seine Beziehung zum Publikum … möglicherweise irreparabel. Die filmische „Wahrheit“ … die Beziehung zum Publikum … das finde ich sehr interessant.

9. Hat ein Kameramann Einfluss auf den Film? Konntest Du Deine eigenen Ideen realisieren oder gibt es Regisseur (ohne Namen zu nennen), die dazu nicht überzeugt werden können?

Ich habe sehr viel Glück gehabt. Bei den meisten Regisseuren, mit denen ich gearbeitet habe, gab es eine Zusammenarbeit bezüglich der Wege, eine Geschichte zu erzählen und filmisch zu vermitteln. Die meisten guten und gefestigten Regisseure schätzen solche Beiträge und Unterstüttzung.

10. Eine letzte Frage: Gibt es einen Regisseur, mit dem Du am liebsten einen Film machen würdest?

Stanley Kubrick (ok … er wäre ein Idol) 🙂

Film-Besprechungen bedankt sich ganz herzlich bei Dir für die interessanten Antworten und wünscht Dir alles Gute für die Zukunft.

Wer sich für David Sandersons Arbeit interessiert, sollte sich auf seiner Webseite umsehen.

© 2014 David Sanderson / Wolfgang Brunner

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At eighteen, David Sanderson began his career as a production assistant in the film „Convoy“ (1978) by Sam Peckinpah. After working as a production assistant, actor and property assistant, David Sanderson was hired by a Panavision Representative Company (Victor Duncan, Inc.) to work as a camera technician. Soon after he was inducted into the International Photographers‘ Guild, he immediately began working as a second cameraman and camera assistant for many television and film productions, such as „Dallas“ (1986 – 1988), „RoboCop“ (1987), „Dances With The Wolves“ (1990) and „The Last Of The Mohicans“ (1990).

Since 2007 he works for the Austrian series „SOKO Wien“.

I am very pleased to be able to ask David Sanderson a few questions.

1. What was the most stressful situation you have faced?

There have been a few. But, I would have to say having hundreds of buffalo stampeding towards me, on ‘Dances With Wolves’ would rank No. 1. I was a focus puller on that film, brought in just for second unit and the buffalo unit filming. A great adventure, but in all seriousness, that moment when the buffalo stampeded towards our unsecured camera is the topper. The night before the first big stampede, my boss, Director of Photography Dean Semler (also famous for ‘Mad Max’), stretched out a map on a large table in the Pierre, South Dakota hotel conference room, where we organized our team and equipment. He pointed out the path himself, Kevin Costner, and the animal experts, thought hundreds of stampeding buffalo would take, once they appeared over a hill and into a valley, where ourselves and our cameras would be positioned. After listening, learning and getting our marching orders, Dean ordered us all a shot of tequila, we wished ourselves good luck and swiged the shots down. My camera’s location, being the one closest to (and in front of) the buffalo’s immediate path … with a 2000mm anamorphic lens (optic) on it (the same one I also used on the end titles unit for ‘Indiana Jones and the Last Crusade’)…seemed to be more in harm’s way than the others, so we asked for some protection from those stampedeing large animals. Thus,a few autos were parked around us, before that first run. An hour or two went by, as we waited for the buffalo to be herded into our direction for the scene. Unable to actually see the activities behind the hill, we took our clue of the buffalos’proximity from the helicopter we could see, which was assisting 4 unseen pick up trucks. Long story a little shorter, the helicopter flew away, a voice on a walkie-talkie informed all cameras to “roll”, the hair on the back of my neck stood rigid as I felt the deep vibration under my feet … just as a long brown line of hundreds of buffalo appeared on that hilltop, all stampedeing directly towards us. And then, those confused and frieghtenned (and, very large) buffalo saw us and made a strong left turn, away from the ‘planned path’, breaking down 3 barbed wire fences and disappearing into the horizon. It took three days to herd them back into position and do the shot again. This time, without any protection … just our camera’s 3 man team(all the other cameras, and teams, were still on a slope off to the side of the projected path, as they had been on the earlier run). The animal experts said it would be best for our camera to be low profile (no autos), just a small glob on the prairie for those animals to see as they moved forward. The buffalo would never run us over, if there is space around for them to go. And so, we all agreed and did it that way, but this time it worked. We got the shot seen by so many, played during the Academy Awards when Dean won his Oscar. The buffalo came directly towards us and turned at the last moment. We survived.

2. Who has impacted you most in your career and how?

Director Sam Peckinpah would be at the top. He was the first director I worked with … I was lucky enough to get my first film job as a Production Assistant on the kino film, ‘Convoy’, one of his last. And, I was also lucky enough to follow that production all the way to the Malibu, California beach editing house. Learned a lot, early on from Sam Peckinpah and his team, especially in regards to the dynamics of action movie making (the angles, being ‘inside a scene’), character driven stories and the psychological possibilites ‘thinking out of the box’ cinematic language in cutting and compositions.

3. Where do you see yourself in five years time? What are your plans?

I’ve learned never to predict. After working all over America, for many years, it wasn’t a plan to work in Europe. But, here I am … 15 years after the first time. It’s best to be ready and open for the surprises. Most importantly, I wish to continue to have the priviledge to tell stories and entertain, to learn and evolve. That’s the fun of what we do, as film makers. It’s a business that never stands still. And, like that sign in the Paris Bar (Berlin) says, “Stand Still and Die” (or something like that). Seven years ago, after moving back to L.A. from Berlin, I got a call to return to Europe and shoot a few episodes of ‘Soko Wien’ (‘Soko Donau’ for Austrians). I had been doing some work on CSI (the Las Vegas version, primarily shot in L.A.) when Austria’s Satel Film (who I had worked for, years before) and myself, thought it would be a good fit for me to shoot some of their episodes. I had no idea then that I would still be shooting the show now…. nearly 50 episodes later. But, I am … and I love it. It’s been a great and creative time. Good folks and still making magic. The passion is alive and well on ‘Soko Wien’ … and, that’s what keeps me going. Love of entertaining, story telling and invention. When you find a good group that has the same passion, you stick with them as long as it holds.

4.) Has anything ever irritated you about people you’ve worked with?

Anyone who make excuses to not to do their best, who whines and complains more often than not, who find reasons to give up. And, of course, those who make a habit of lying. Those of us employed in this business should always remember how many people are waiting in the wings, wishing they were as lucky as us. I have learned to approach every day with a smile, knowing that we are lucky to be doing what we love to do. We have a camera … or 2 or 3 cameras … some lights and stuff … good actors and a good story to tell, entertaining folks. How lucky is that?

5.) When I hear “Cameraman“ i think always of Dean Cundey, who has worked for John Carpenter, Robert Zemeckis and Steven Spielberg for example. What are your idols in this industry?

While I wouldn’t call them idols, I have many I tremendously respect and appreciate. The great craftsmen (and craftswomen) in film making are road builders. Those of us that follow them must appreciate and respect the road they built … and try like hell to build onto it …leading somewhere worth going for the next generation. That’s our responsibilty, as it was their’s … Names that do come to mind for me: Conrad Hall, Vittorio Storaro, Gordon Willis. Actually, there are so many …

6.) Do you have a preferred aspect ratio to shoot in?

Whatever makes sense for the film. When I was working on ‘Last of the Mohicans’ with Michael Mann directing, I remember him complaining about choosing wide screen anamorhic (2:40:1) when he realized the tall trees and mountains didn’t always lend themselves to the format. Of course, in the end it worked … but, the point was made. What effect are you trying to achieve for the audience? … How does the format support the experience of the story? ‘Hotel Budapest’ reminds us of the possibilites, when thinking ‘out of the box’…. or into the box, in the case of ‘Hotel Budapest’.

7.) What we can look forward from you next?

I am very proud of my continued work on ‘Soko Wien’, so that’s what to look for from me in the near future. I like to think of each epsiode as it’s own movie. And, we have some more great episodes (movies) coming up. The people at ZDF, ORF and Satel have created a very open, creatve and supportive atmosphere for doing some good work, pairing me with some fine directors and scripts. Such a situation is not so easy to find, as many of my colleagues on both sides of the Atlantic ocean know so well. In addition, I always look forward to my work with Director/Writer/Producer Del Shores, in America. There may be something more in the works, after the notoriety of our last project (a kino-feature film) ‘Blues For Willadean’, preceded by my work with him on the cult favorite ‘Sordid Lives-The Series‘. And, of course, there is always the surprise that awaits behind any given phone call. You just never know what’s around the corner.

8.) What movies does David Sanderson prefer?

I must preface the following with a proud confession. I am not the showbiz guy who is above the general audience. I AM the audience and proud of it, still excited by popular movies and TV shows. It’s what I do, but it’s also what I watch. That said, I have always been attracted to good action films … I also love mystery and horror (the good kind … not the mindless slasher stuff), suspense (political and otherwise). I guess any film that is truthful to itself, within itself. It must have soul, a drive, something to say, a direction worth following. Something intellectually sound, surprising, entertaining. I love it when I go ‘Wow‘ while watching … and not because of anything technical. Just as an audience member (a ‘civilian’) that feels respected and challenged by the film makers … the story-tellers. That doesn’t mean I don’t like experimental/ art films. If it’s good, it’s good. But, I am not one to wait for high nosed critics or ‘art’ society types to inform me of what I like. I think ‘truth’ is an important common ‘quality control’ thread in motion picture making, including with light and camera. What is the truth of a scene? … the truth of a light source? … the truth of a POV? What is the truth, as invented by a director or writer or actor or cameraman or editor or music composer. There is an unspoken agreement we have with the audience from the first scene to establish the framework of the ‘truth’ of a given motion picture experience … the rules of the film, of style, of narration … of performance…. of ‚visual truth‘. Unspoken rules established from the beginning of any film (cinema or television). If you break the rules without intelligent design, you damage your relationship with the audience… perhaps irrepairably. That cinematic ‘truth’… the relationship with an audience … I find very interesting.

9.) Has a cameraman influence on the film? Are you allowed to realize your ideas or are there directors (without revealing names) that can not be convinced?

I have been very lucky. With most of the directors I have worked, there’s been a collaboration regarding the ways to tell and convey a story, cinematically. Most good and secure directors appreciate the input and support.

10.) One last question: Is there a director with whom you would make a film most?

Stanley Kubrick (ok … he would be an ‚idol‘) (@smiles)

Film-Besprechungen heartily thanks to you for the interesting responses and wishes you all the best for the future.
If anyone is interested in David Sanderson’s works, please visit his website.

© 2014 David Sanderson / Wolfgang Brunner

Preis der Schönheit – SOKO Wien (2009)

SOKO Wien

Originaltitel: Preis der Schönheit
Regie: Robert Sigl
Drehbuch: Kerstin-Luise Neumann
Kamera: David Sanderson
Musik: Bob Gutdeutsch
Laufzeit: 45 Minuten
Darsteller: Stefan Jürgens, Gregor Seberg, Lilian Klebow, Dietrich Siegl, Sandra Cervic, Helmut Bohatsch,  Renée Soutendijk
Genre: Krimi, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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preis

Jessica Dorn, aufstrebendes Model und derzeit für die neue Kollektion der Modeschöpferin Wanda Wolf tätig, fällt während eines Fotoshootings tot um. Es dauert nicht lange und das SOKO-Team stellt fest, dass die Schöne vergiftet wurde. Hauptverdächtige ist Konkurrentin Maya Sander, die kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer „Kollegin“ hatte und desöfteren ihr gegenüber Beleidigungen und Drohungen geäußert hat.

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Preis der Schönheit wurde von Robert Sigl sehr künstlerisch in Szene gesetzt. Die Kulissen bleiben im Gedächtnis, Dramaturgie und Erscheinungsbild scheinen eher zu einem Kinofilm zu gehören als zu einer Folge einer Fernsehserie. Das Zusammenspiel zwischen Sigl und Kameramann David Sanderson macht großen Spaß. Sigl schafft es immer wieder, seinen SOKO-Folgen einen besonderen Touch zu verleihen: In dieser Folge sind es auf jeden Fall schon einmal die exklusiven Kostüme der Models, die man besonders in der Anfangssequenz hervorragend präsentiert bekommt. Das Fotoshooting, bei dem dann auch der Mord passiert, ist elegenat und stilvoll inszeniert und spiegelt solch ein Shooting authentisch wider. Aber da sind noch andere Dinge, die auffallen: Gerade die Schlussszene, in der die schuldige Person als Schattenspiel an der Wand wie ein gefallener Engel zu Boden stürzt, ist sehr beeindruckend.

Über die Schauspieler im Team verliere ich gar kein Wort mehr, denn sie machen ihre Sache wie gewohnt gut, sind allesamt sympathisch und stellen eine optimale Besetzung dar. Renée Soutendijk fand ich in ihrer Rolle als Modeschöpferin sehr überzeugend. Die gebürtige Niederländerin kennt der ein oder andere aus den 80er Jahren aus zwei Filmen von Paul Verhoeven (Spetters und Der vierte Mann). Am meisten in Erinnerung geblieben ist sie aber wohl in Carl Schenkels Aufzug-Drama „Abwärts“ in der Rolle der Marion. Als Wanda Wolf in dieser SOKO Folge zeigt sie Arroganz und Sympathie gleichzeitig und konnte mich mit beidem so richtig überzeugen.

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Fazit: Ruhige SOKO-Folge mit einer tollen Atmosphäre. Robert Sigls Handschrift ist auch in dieser Folge wieder unübersehbar zu erkennen, würde doch eine Vielzahl der Szenen eher in einen Kinofilm als in eine Fernsehserie passen.

© 2014 Wolfgang Brunner

Interview mit dem Regisseur Julian Schöneich

Julian Schöneich
© Julian Schöneich

 

Julian Schöneich wurde 1987 in Hamburg geboren und realisierte nach einigen Kurzfilmen und Musikvideos seinen ersten Spielfilm ohne eine Filmförderung. Herausgekommen ist ein spannender Genremix aus Thriller, Krimi, Drama und Horror mit dem Titel „Roulette“.

Im Jahr 2009 schloss er sich mit anderen kreativen selbstständigen unter dem Namen „Film Fatal“ zusammen. .

Film-Besprechungen freut sich, Julian Schöneich ein paar Fragen stellen zu dürfen.

1. Deine Inspiration zu „Roulette“ kam von Michael Ciminos Geniestreich „Die durch die Hölle gehen“. Es gibt sicherlich noch andere Filme, die Dich beeinflussen. Welche?

Da ich viele Filme sehe, nehme ich sicherlich auch immer viele Einflüsse unterbewusst auf. Doch davon lasse ich mich beim Schreiben nicht bewusst beeinflussen. Ich versuche einfach möglichst originelle Drehbücher zu schreiben.
Interessant finde ich, welche Einflüsse Leute, die den Film gesehen haben, mir oft nachgesagt haben. Da habe ich gehört: „The Deer Hunter“, „Eastern Promises“, „13 Tzameti“ (obwohl ich diesen Film nie gesehen habe), „Hostel“, „Saw“ und „Kill Bill“.
Wird sicherlich was dran sein, aber der einzige Film, der mich bewusst beeinflusst hat, war „The Deer Hunter“

2. Du hast für Dein Spielfilmdebüt ein äußerst fähiges Schauspielteam gewonnen. Hattest Du bei der Auswahl die Finger mit im Spiel?

Ja, wir haben die Schauspieler alle selber gecastet. Wir hatten Glück, dass so viele Schauspieler Interesse hatten, auch unter den miesen Drehbedingungen zu arbeiten. Am Ende hatten wir einen super Cast aus ganz Deutschland.

3. Dein kommendes Projekt ist ein Dokumentarfilm über den Hamburger Stadtteil St. Pauli. Wie kam es zu dem Schritt, nach einem Kinofilm einen Dokumentarfilm zu drehen?

Ich wohne auf Sankt Pauli und mein Nachbar Johannes Neinens wollte eine Pauli-Doku machen, in der er Leute vom Kiez zum aktuellen Wandel befragt. Ich war von der Idee begeistert und habe vorgeschlagen, mich um die technische Umsetzung zu kümmern.
Es war ein ganz anderer Dreh als bei „Roulette“, da wir nicht alles am Stück, sondern über ein ganzes Jahr verteilt gedreht haben.
Ich denke Filme sollten Geschichten erzählen und das kann man sowohl fiktional, wie auch dokumentarisch angehen.
Es hat mir großen Spaß gemacht und es wird sicher nicht meine letzte Doku.

4. Was war das Witzigste bei den Dreharbeiten zu „Roulette“?

Hmmm … Witzig war es dann vor allem im Nachhinein. Beim Dreh stand ich sehr unter Anspannung und hatte auch nicht viel zu lachen.
Was mir sofort einfällt, Rapper Volkan Horn hatte im Film einen Gangster dargestellt und fing in der Szene mit Vlad im Maskenraum ständig an zu lachen. Es war ein langer Tag und irgendwann hat es das ganze Team angesteckt. Wir haben 20 Takes oder so gedreht, weil ständig irgendwer lachen musste.

5. Und was das Schwierigste?

Als wir am zweiten Drehtag die Vergewaltigungsszene gedreht haben, hat es die ganze Nacht wirklich heftig geregnet. Da wir mitten in einem Waldgebiet gedreht haben, hatten wir nicht viele Möglichkeiten uns unterzustellen. Uns ist in der Nacht fast die ganze Technik abgesoffen.
Wir haben die Szene trotzdem gedreht und sie ist echt gut geworden.
6. Kannst / Darfst / Willst Du schon ein paar Worte zu Deinem Projekt verlieren, das nach „St. Pauli Zoo“ geplant ist?

Nur so viel: Es wird was ganz anderes als „Roulette“ und „St. Pauli Zoo“. Keine Doku, sondern es wird ein kleiner, gemeiner deutscher Genrefilm.

8. Für einen jungen Regisseur zeigst Du ein außerordentliches, visuelles Talent, was Dramatik und Perfektion angeht. Worin liegt Dein Geheimnis? Kann es sein, dass Du bereits seit Deiner Kindheit Filmfreak bist?

Ja das stimmt. Ich war schon als Kind vom Medium Film fasziniert. Angefangen, richtig viele Filme zu gucken, habe ich dann aber mit 16 oder so. Ich habe eine Zeit lang jeden Tag einen Film angeschaut. Das hat viel Spaß gemacht und ich habe sicherlich von vielen Filmen etwas mitgenommen.

9. Hättest Du die Möglichkeit, ein Remake zu inszenieren, welchen Film würdest Du wählen und warum?

Ich bin der Meinung, dass die meisten Remakes überflüssig sind. Sinn macht es dann, wenn der Originalfilm eine gute Grundidee hatte, welche einfach nicht gut umgesetzt wurde. Da fällt mir spontan grade nichts ein. Es wurde ja auch schon viel ausgeschlachtet in den letzten Jahren.

10. Nenne die 5 wichtigsten Dinge in Deinem Leben.

Schwierige Frage … Ich probier’s mal: Unabhängigkeit und Kreativität, meine Eltern und Familie, Currywurst mit Pommes, Sankt Pauli und meine Freundin.

11. Normalerweise stelle ich nur 10 Fragen. Aber bei Dir muss ich eine Ausnahme machen, weil mich eines an Dir und Deinem Film besonders fasziniert. Wie schafft man es, mit einem derart geringen Budget einen so außergewöhnlichen, stylischen und handwerklich nahezu perfekten Film auf die Beine zu stellen?

Wir haben viel Unterstützung von Locations, Technik-Verleihern, der Crew und dem gesamten Cast bekommen. Alle haben an einem Strang gezogen und es gab keine großen Komplikationen. Sonst wäre das alles gar nicht möglich gewesen.

Ich bedanke mich ganz herzlich für die Beantwortung meiner Fragen und wünsche Dir für die Zukunft alles Gute. Vielleicht führen wir ja irgendwann über einen anderen Film von Dir ein Gespräch miteinander.

Wer sich für den esten Kinofilm von Julian Schöneich interessiert, sollte sich auf der Homepage des Films einmal umsehen. (Einfach auf das Filmplakat klicken und schon landet man dort.)

© 2014 Wolfgang Brunner / Julian Schöneich

Roulette

 

 

Die Stadt der verlorenen Kinder (1995)

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Originaltitel: La cité des enfants perdus
Regie: Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro
Drehbuch: Gilles Adrien, Jean-Pierre Jeunet, Marc Caro
Kamera: Darius Khondji
Musik: Angelo Badalamenti
Laufzeit: 108 Minuten
Darsteller: Dominique Pinon, Ron Perlman, Judith Vittet, Jean-Claude Dreyfus, Rufus, Tricky Holgado,
Jean-Louis Trintignant,
Marc Caro
Genre: Komödie, Fantasy
Produktionsland: Frankreich
FSK: ab 12 Jahren

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In der Stadt spricht man von seltsamen Mitgliedern, die einem merkwürdigen Orden angehören. Sie sind alle blind und verschleppen Kinder, um mit den dafür erhaltenen elektronischen Augen zumindest teilweise wieder sehen zu können.
Drahtzieher des Ganzen ist ein böser Mann, genannt Krank. Er lebt auf einer Bohrinsel vor der Küste und braucht die kleinen Kinder, weil er keine Träume kennt. Deswegen versucht er, ihre Träume zu stehlen. Eines Tages wird Denrée – der Bruder von One – von den blinden Männern entführt. One will sich mit dem Verschwinden seines Bruders nicht abfinden und macht sich auf die Suche nach ihm. Dabei wird er von Miette unterstützt, die mit einer Kinderbande zusammen für diesen seltsamen Orden arbeiten muss. Die Suche entwickelt sich zu einem gefährlichen Vorhaben …

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Der Film beginnt mit einer scheinbar märchenhaften, weihnachtlichen Szene: Ein Weihnachtsmann kommt durch den Schornstein. Noch lacht der Junge in seinem Bettchen und freut sich. Doch dann steigen immer mehr Weihnachtsmänner aus dem Kamin und schließlich kommen sie aus jeder Ecke und drängen sich in das Zimmer. Die Szenerie wirkt immer mehr bedrohlich und der Junge fängt vor Angst an zu weinen. Der Junge steckt in einem bösen Alptraum. Und dieser breitet sich aus, entrollt sich vor unseren Augen. Wir sehen einen düstere Hafenstadt mit verwinkelten Gassen. Hier scheint alles anders als normal zu sein.
Ein Mann wird mit einem Messer ermordet und keiner nimmt davon Notiz. Es herrscht so etwas wie Krieg. Eine Bande von Zyklopen will die Herrschaft der Menschen für immer zerstören. Komische Männergestalten mit einem künstlichen Auge sprechen von einer besseren Rasse. Sie stehlen Kinder. Sie haben einen Pakt mit dem Teufel geschlossen – mit Krank der auf einer Art Bohrinsel draußen auf dem Meer lebt. Auf der Insel befindet sich eine Art Laboratorium, in dem er sich an eine Maschine anschließen lässt, um die Träume der von den Zyklopen eingefangenen Kinder zu stehlen.

Die beiden Regisseure zaubern hier mit ihren Bildern eine surreale Welt, die genauso gut ein Traum sein könnte. In einer Mischung aus Science-Fiction, Märchen und Fantasy entstehen skurille Gestalten. Alles in dem Film scheint frei erfunden zu sein. Jeunet und Caro erzählen hier eine Geschichte, die sich wie ein klassisches Märchen anhört: Zwei Helden die sich mit bösen Hexen und Zauberern herumschlagen müssen. Der Riese „One“, gespielt von Ron Perlman und die kleine Miette (französisch für Krümel) kämpfen hier für das Gute. Sie wollen die Kinder befreien und Krank ein für allemal zur Strecke bringen. Das ganze wird durch allerlei Einfälle noch herrlich verkompliziert. Das hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen, ist aber gut für díe Handlung.

Was spricht für den Film? Auf alle Fälle seine Optik. Man wird während der ~110 Minuten Spielzeit von den Bildern so in den Bann gezogen, dass man glatt vergisst, sich in einem Film zu befinden. Doch auch die Geschichte, die Musik, die Figuren, die Handlung … all das macht den Film für mich zu einem Meisterwerk des französischen Kinos. Die Schauspieler liefern natürlich noch ihren Teil dazu, um das Ganze zu einem Märchen für Erwachsene werden zu lassen.

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Fazit: Ich liebe diesen Film einfach. Hier ist den beiden Regisseuren eine Meisterleistung gelungen, weil einfach alles stimmt. Auch in diesem Film kann man wieder die Detailverliebtheit in den bildgewaltigen Szenen beobachten, die mir schon bei „Delicatessen“ so gut gefallen hat. Ich kann diesen Film uneingeschränkt empfehlen.

© 2014 Lucas Dämmig

Roulette – A Game Of Chance (2013)

Roulette-2012

Originaltitel: Roulette
Regie: Julian Schöneich
Drehbuch: Julian Schöneich, Leon Graf
Kamera: Henri Schierk
Musik: Valentin Boomes
Laufzeit: 80 Minuten
Darsteller: Lena Steisslinger, Matthias Unruh, Gunnar Titzmann, Aimé Göpfert, Chris Arend
Genre: Thriller, Horror, Drama
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 16 Jahren

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Sina lebt auf der Strasse und versucht, mit Betteln und kleinen Gaunereien Geld zu ergattern, um sich über Wasser zu halten. Eines Tages trifft sie Michelle, eine ehemalige Schulkameradin. Sie will Sina helfen und vermittelt ihr eine makabre Verdienstmöglichkeit: Sina soll vor Publikum Russisch Roulette spielen. Überlebt sie, warten 15.ooo Euro auf sie. Die Chancen stehen 1:5 und Sina willigt ein. Doch es ist leider nicht nur mit dem tödlichen Spiel getan, denn Sina gerät immer mehr in einen Strudel aus Gewalt. Denn wer sich gegen den „Veranstalter“ wehrt, muss mit dem Schlimmsten rechnen …

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Julian Schöneichs Debütkinofilm reisst einen förmlich von Hocker, wenn man bedenkt, was er und seine Crew mit einem Minibudget von 15.000 Euro und persönlichem Engagement auf die Beine gestellt haben. Mit einer unglaublich sicheren Hand führt der Regisseur und Drehbuchautor den Zuschauer durch eine fremde Welt, die doch so nah sein könnte. Da gibt es so irgendwie gar nichts zu bemängeln, denn die Regiearbeit, die Story, die Schauspieler, die Kameraführung, der Schnitt und die Musik wirken so perfekt und aufeinander abgestimmt, dass es wirklich schwer fälltzu glauben, welch geringer Geldbetrag zur Verfügung stand.

Lena Steisslinger als Sina ist wirklich toll. Sie spielt ihre Rolle überzeugend und vor allem sehr routiniert, so dass man nur hoffen kann, dass solch ein junges Talent in Zukunft öfters auf der Leinwand zu bewundern ist. Aber nicht nur sie (obwohl sie mir zugegebenermaßen von allen Rollen am besten gefallen hat 😉 ), sondern auch der Rest der Crew hat wirklich hochwertige Arbeit geleistet.
Matthias Unruh, den man auch auf Theaterbühnen zu Gesicht bekommt, spielt den sadistischen Gangsterboss absolut glaubwürdig. Ebenso wie Gunnar Titzmann, den man vom gesamten Cast bis jetzt wohl am meisten in Fernseh- und Kinofilmen gesehen hat (Schimanski muss leiden, Die Gustloff).
An Aimée Göpfert als Femme Fatale kann man ebenfalls absolut nichts aussetzen.
Sie alle geben eine perfekte Besetzung für Schöneichs Genremix ab. Womit wir bei einem weiteren Aspekt des Films sind, der mir sehr gefallen hat.

Schöneich verbindet Krimi, Thriller, Drama und sogar einen Schuss Horror zu einem stimmigen Gesamtwerk. Die Idee zu seinem Film stammt, so der Regisseur, von der berühmten „Russisch Roulette“-Szene aus „Die durch die Hölle gehen“  und wurde kurzerhand von Vietnam nach Hamburg verlegt. Stimmungsvolle Bilder der Großstadt wechseln  sich mit ruhigen, aber auch brutalen Szenen ab und lassen in keiner Minute Langeweile aufkommen. Die Filmmusik von Valentin Boomes passt perfekt und sorgt immer für die richtige Untermalung zur entsprechenden Stimmung.

Roulette hat den Award für „BEST ACTION FEATURE“ auf dem Germany After Dark Festival gewonnen. Zu Recht!
Wer sich für den Film interessiert, sollte sich die Film-Homepage ansehen.

Ich denke, man kann von Julian Schöneich noch so einiges erwarten. Zuerst aber freue ich mich schon auf sein neues Projekt „St. Pauli Zoo“, ein Dokumentarfilm über den Wandel des Hamburger Traditionsstadtteils St. Pauli, der übrigens zum Großteil schon abgedreht ist. Für die finalen Feinarbeiten braucht der talentierte Regisseur aber noch ein wenig finanzielle Unterstützung. Deswegen hat  er ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen.

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Fazit: Julian Schöneichs Indie-Thriller kommt stylisch und routiniert daher. Durch den gekonnten Genremix aus Krimi, Thriller, Drama und einer leichten Prise „Torture“-Horror schafft der junge Regisseur einen faszinierenden Film. Für mich ein uneingeschränkt zu empfehlender Geheimtip in der deutschen (unabhängigen) Filmszene. Mehr davon bitte!

Ach ja, und eine Blu Ray-Veröffentlichung steht demnächst auch an.

© 2014 Wolfgang Brunner

Exit Marrakech (2013)

exit

Originaltitel: Exit Marrakech
Regie: Caroline Link
Drehbuch: Caroline Link
Kamera: Bella Halben
Musik: Niki Reiser
Laufzeit: 122 Minuten
Darsteller: Samuel Schneider, Ulrich Tukur, Hafsia Herzi, Marie-Lou Sellem, Josef Bierbichler
Genre: Drama
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 6 Jahren

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Der 17jährige Ben fährt in den Ferien nach Marokko zu seinem Vater Heinrich, einem gefeierten Theaterregisseur. Das Verhältnis der beiden ist sehr angespannt und während Heinrich sich meistens in der Hotelanlage aufhält, erkundet Ben das fremde Land auf eigene Faust und lernt bald Einheimische kennen.  Er verliebt sich in die junge Karima und begleitet sie zu ihren Eltern in ein Dorf in den Bergen. Bens Vater sorgt sich um seinen Sohn und macht sich auf die Suche nach ihm. Als sie sich schließlich wieder finden und gemeinsam durch das Land zurück reisen, kommen sie sich doch irgendwie näher und versuchen, das kaputte Verhältnis wieder zu kitten …

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Exit Marrakech ist ein unglaubliches Abenteuer, das einen durch die extrem authenthische Inszenierung von Anfang an in seinen Bann zieht. Es fällt wirklich schwer, sich der Magie dieses Films zu entziehen. Manch eine Kritik, die behauptet, die Charactere seien flach und nicht überzeugend und alles sei vorhersehbar, kann ich nicht teilen. Sicherlich sind einige Dinge vorhersehbar, aber was genau ist daran schlimm? Die beiden männlichen Hauptakteure Samuel Schneider und Ulrich Tukur haben mich sowohl einzeln als auch in ihrem Zusammenspiel absolut überzeugt. Die Unsicherheit der beiden, wie sie sich begegnen sollen, ist spürbar und glaubhaft.

Was mir an dem Film besonders gefallen hat, war, wie Ben das Land und die Leute auf eigene Faust erkundet. Ich hätte noch stundenlang zusehen können, wie er mit den fremdländischen Menschen umgeht, ihnen Kleidung oder auch einfach nur ein Lächeln schenkt. Samuel Schneider hat das sehr sympathisch gespielt. Caroline Link hat es geschafft, den Reiz (aber auch den Dreck) der marokkanischen Stadt einzufangen und entführt den Zuschauer im Lauf des Films mit atemberaubenden Landschaftsaufnahmen an Orte außerhalb der Stadt.

Ruhig und einfühlsam wird eine Geschichte erzählt, die authentisch wirkt und aus meiner Sicht überhaupt nicht konstruiert wirkt. Wie schon oben erwähnt, hätte ich noch locker zwei weitere Stunden zusehen können, wie sich Vater und Sohn näher kommen und dabei durch Marokko fahren. Die Musik von Niki Reiser passt hervorragend und vermittelt eine absolut tolle Stimmung.
Wie schon mit „Jenseits der Stille“ und „Nirgendwon in Afrika“ hat mich Caroline Link auch mit ihrem neuen Film wieder begeistern können. Schön, dass solche Ausnahmefilme aus Deutschland immer wieder mal auftauchen. Schade ist allerdings, dass es solche Filme aus Deutschland nicht öfter gibt.

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Fazit: Ruhiges, stimmungsvolles Familiendrama vor atemberaubender Kullise. Schauspielerisch und inszenatorisch gibt es nichts auszusetzen, ebenso wenig wie an der Authenzität, die sich durch den gesamten Film zieht. Ein toller deutscher Film!

© 2014 Wolfgang Brunner

The Returned (2013)

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Originaltitel: The Returned
Regie: Manuel Carballo
Drehbuch: Hatem Khraiche
Kamera: Javier Salmones
Musik: Jonathan Goldsmith
Laufzeit: 98 Minuten
Darsteller: Kris Holden-Ried, Emily Hampshire, Shawn Doyle, Claudia Bassols
Genre: Drama, Horror, Science Fiction, Thriller
Produktionsland: Spanien
FSK: ab 16 Jahren

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Ein Virus befällt die Welt und verwandelt innerhalb kürzester Zeit die Infizierten in Zombies. Doch es gibt Rettung: Wenn die vom Virus Befallenen aber noch rechtzeitig mit einem Medikament behandelt werden, bricht die Krankheit nicht aus und die Menschen verwandeln sich nicht in aggressive Zombies. Diese „Zurückgeholten“ werden von der Bevölkerung bald „Returned“ genannt und müssen sich den Rest ihres Lebens täglich eine Dosis von dem Serum spritzen. Obwohl von ihren Mitmenschen akzeptiert, schwelt immer ein hintergründiges Außenseitertum über den „Returned“, doch solange die hilfreichen Medikamente genommen werden, haben sie alles unter Kontrolle.
Doch plötzlich dringt die Nachricht an die Öffentlichkeit, dass die Medikamentenvorräte zur Neige gehen und die Forschungen an einem künstlich hergestellten Mittel noch nicht erfolgreich sind. Und auf einmal nimmt die Feindesligkeit und Gewaltbereitschaft der „Normalen“ gegenüber den „Returned“ immer mehr zu. Alex, einer der „Returned“, kämpft verzweifelt mit Hilfe seiner Freundin um sein Leben …

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Das spanische Zombie-Drama „The Returned“ erinnert in der Tat manchmal an „District 9„, wie auf den Fantasy Filmfest Nights behauptet wurde. Dennoch ist die Ausgangssituation eine andere, denn hier spielen Menschen die Hauptrolle und keine Außerirdischen.
Im Vordergrund steht der Mensch bzw. das Menschsein und nicht die fleischgierigen Zombiewesen, die man nicht besonders oft sieht. Es handelt sich hier fast schon um ein Liebesdrama, den verzweifelten Kampf einer Frau, die sich in einen jener „Returned“ verliebt hat und plötzlich vor der unausweichlichen Tatsache steht, dass sich ihr Liebster in ein menschenfressendes Ungeheuer verwandeln wird.

Regisseur Carballo hat mit seinem Film einen bewegenden, im Zombiegenre innovativen Film geschaffen, der noch lange im Gedächtnis haften bleibt. Die dargestellte Situation bzw. Problematik ist absolut glaubhaft in Szene gesetzt und man fiebert und hofft mit den Protagonisten mit. Das Thema „Zombie“ gerät dabei immer mehr in den Hintergrund. Man sieht die Bedrohung zwar permanent wie ein Damoklesschwert über den einzelnen Szenen schweben, denkt aber nie an die menschenfressenden, blutgierigen Kreaturen, wie man sie aus anderen Filmen kennt.

Die Hauptdarsteller Kris Holden-Ried und Emily Hampshier machen ihre Sache sehr gut und überzeugend. In ruhigen Bildern agieren sie in der ersten Hälfte des Films als Liebespaar vor der Kamera, als wäre die Welt in bester Ordnung und zeigen ihre Verzweiflung und Wut in der zweiten Hälfte, als wäre es Realität und keine Fiktion.  Gerade die Liebesbeweise gegen Ende des Films sind sehr emotional. Da ist Carballo schon ein großer Wurf gelungen, der im Zombie-Genre seinesgleichen suchen wird, denn sein Zombiefilm entwickelt sich nicht zu einem Horrorfilm, sondern zu einem Drama, das sich in einem völlig glaubhaften Szenario abspielt.

„The Returned“ ist für mich sehr schwer in ein Genre einzuordnen, was ich allerdings sehr positiv finde. Da ist sicherlich eine Prise Horror, die alleine schon durch die Thematik „Zombie“ angesprochen wird. Das Szenario würde ich eher in den ernsten, realitätsnahen Science Fiction-Bereich stecken. Doch am meisten würde der Film für mich in die Sparten Thriller oder, wie oben schon erwähnt, Drama passen. Wer schon immer mal einen etwas anderen, ruhigeren Zombie-Film gesucht hat, hat ihn mit „The Returned“ sicherlich gefunden. Für mich eine der beeindruckendsten und bewegendsten Darstellungen dieser Thematik.

Ach ja, den deutschen Untertitel „Weder Zombies noch Menschen“ finde ich ziemlich bescheuert und unnütz, obwohl er ausnahmsweise mal sogar die Handlung widerspiegelt, was bei vielen deutschen Filmtiteln und/oder -untertiteln nicht der Fall ist.

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Fazit: Ruhig und bewegend, spannend und überzeugend. Diese Schlagwörter fallen mir spontan zu „The Returned“ ein, dem etwas anderen Zombiefilm. Wenig Blut, dafür mehr Emotionen und Menschlichkeit zeigen eine völlig andere Seite der menschenfressenden Kreaturen, die in diesem Film durch ein Medikament vor dem Ausbruch der Viruserkrankung bewahrt werden. Wer eine Splatterorgie erwartet, wird enttäuscht werden. Wer allerdings einen intelligenten, spannenden Thriller sucht, findet mit „The Returned“ auch als Nicht-Zombie-Fan eine kleine Perle.

© 2014  Wolfgang Brunner

Shoot ‚Em Up (2007)

Shoot

Originaltitel: Shoot ‚Em Up
Regie: Michael Davis
Drehbuch: Michael Davis
Kamera: Peter Pau
Musik: Paul Haslinger
Laufzeit: 83 Minuten
Darsteller: Clive Owen, Paul Giamatti. Monica Belucci, Stephen McHattie, Greg Bryk
Genre: Action
Produktionsland: USA
FSK: ab 18 Jahren

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Ein Mann namens Smith beobachtet, wie eine hochschwangere Frau von einem Killer bedroht wird. Smith hilft der Frau sogar, das Kind zur Welt zu bringen, muss aber mit ansehen, wie die Frau von dem Killer erschossen wird. Zusammen mit dem Neugeborenen ergreift Smith die Flucht und versucht mit einer befreundeten Prostituierten herauszufinden, warum die Mutter des Babys sterben musste und die Killer die Jagd noch immer nicht aufgeben. Denn jetzt befindet sich Smith in ihrem Visier, der bald schon erkennt, dass die Mörder nicht hinter der Mutter, sondern hinter dem Baby her waren.

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Shoot ‚Em Up“ ist einfach der Knaller!
Ich habe selten so einen rasanten, innovativen und intelligent lustigen Actionfilm gesehen. Die vier Hauptdarsteller Clive Owen, Monica Belucci, Paul Giamatti und natürlich das Baby Oliver 😉 bilden ein perfekt aufeinander eingespieltes Team, so dass das Zuschauen so richtig Spaß macht. Alleine schon die Anfangssequenz ist an Action und Situationskomik kaum zu überbieten.
Der Zuschauer bekommt eine Mischung aus James Bond und Mission Impossible zu sehen, die aber dennoch absolut eigenständig ist und mit ausgeklügelten Ideen aufwarten kann.

Ein Mann, der etwas gegen die Proleten dieser Welt hat, eine Prostituierte und ein Baby, das auf Heavy Metal steht, sind die Helden dieses Films. Und ein besessener Killer, der von einem aufs andere Mal ausgetrickst wird und die Welt nicht mehr versteht: Das ist Shoot ‚Em Up. Das Blut spritzt in Massen und ausgefallene, schräge Ideen werden einem minütlich präsentiert.

Das Baby ist überall mit dabei und Regisseur Michael Davis schafft damit einen noch nie dagewesenen Spannungsbogen, denn der Zuseher fiebert mit, sorgt sich um das Baby. Clive Owen geht in seiner Rolle so richtig auf und ist für mich eine absolute Top-Besetzung. Seine eigentümliche Art macht einfach Spaß, wenn er zum Beispiel einen Auto fahrenden Rowdy „bestraft“. Das ist einfach nur genial. Auch Monica Belucci als Prostituierte vermag absolut zu überzeugen.

Schauspielerischer Höhepunkt war für mich allerdings Paul Giamatti, der den Killerboss so intensiv darstellt, dass es mir manchmal die Sprache verschlug. Seine Schauspielerei erinnerte mich an den „alten“ Richard Dreyfuss und hat mich absolut begeistert. Die Rolle war ihm auf den Leib geschnitten und wenngleich man Giamatti in der Regel eher als „Guten“ sieht, so hat er den Part des Bösewichts hier oskarreif hingelegt.

Die rasante Inszenierung lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen, begeistert mit innovativen Schießereien (die zwar unrealistisch sind, aber ungemein Spaß machen) und einer Fülle an komischen Szenen, Dialogen und Sprüchen, die einen zwischendurch immer wieder zum laut Auflachen bringen. Shoot ‚Em Up ist Unterhaltungskino im wahrsten und besten Sinne des Wortes.

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Fazit: Blutiger und unglaublich amüsanter ActionFilm mit einem überragenden Paul Giamatti als Bösewicht. Clive Owen, Monica Belucci und Baby Oliver setzen dem Ganzen dann noch die Krone auf. Für mich zählt Shoot ‚Em Up eindeutig zu den Kultfilmen der Neuzeit.

© 2014 Wolfgang Brunner

The Eye – Infinity (2005)

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Originaltitel: Jiàn Guǐ 10
Regie: Oxide Pang Chun, Danny Pang Fat (Pang Brothers)
Drehbuch: Mark Wu
Kamera: Decha Srimantra
Musik: Payont Permsith
Laufzeit: 82 Minuten
Darsteller:  Chen Bo-lin, Isabella Leong, Kate Yeung, Ray MacDonald, Bongkoj Khongmalai
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Hongkong, Thailand
FSK: FSK ab 16 Jahre

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Fünf Freunde erzählen sich Spukgeschichten, bis einer von ihnen mit einem geheimnisvollen Buch, das den Titel „10 Wege, Geister zu sehen“ trägt, herausrückt.  Die Gruppe entschließt sich, die Techniken auszuprobieren und es gelingt ihr auch, Geister anzulocken, Doch bald schon müssen die Freunde feststellen, dass sie in einem Alptraum feststecken, der sich gar nicht so leicht beenden lässt.

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The Eye-Infinity soll quasi eine Fortsetzung bzw. der dritte Teil der, ebenfalls von den Pang Brothers inszenierten, Filme The Eye und The Eye 2 sein. Wer also Teil 1 und 2 gesehen hat und mit einer ähnlichen Erwartungshaltung an diesen dritten Teil herangeht, wird wie ich maßlos enttäuscht sein.
Die Pang Brothers wollten eine Parodie ihrer eigenen Filme machen, wie es seinerzeit Sam Raimi bei seinen Tanz der Teufel-Filmen machte. Was bei Raimi funktionierte, misslang meiner Meinung nach bei den Pang Brothers vollkommmen.

Die Charactere, die Handlung und die Witze sind allesamt flach und nichtssagend. Es kommt keine Spannung auf, es wird nicht unheimlich und man kann sich (leider) auch nicht amüsieren. Auch wenn Klamauk nicht in die Reihe gepasst hätte, so wären ein paar Lacher zumindest hilfreich gewesen, den Film einigermaßen zu überstehen. So wird man aber einfach nur einer sinnlosen Aneinanderreihung pseudo-paranormaler Vorfälle ausgesetzt, die außer Langeweile nichts bieten und einen so manches Mal den Kopf schütteln lassen. Aber auch die Effekte lassen wirklich zu wünschen übrig. Da ist es für mich auch nicht von Belang, ob das vielleicht sogar beabsichtigt war. „The Eye – Infinity“ war für mich eine riesengroße Enttäuschung.

Die Pang Brothers haben nicht nur mit den beiden „The Eye„-Filmen hervorragende Arbeit geleistet. Auch ihre Filme „Bangkok Dangerous“ und „The Messengers“ waren absolut sehenswert. „The Eye“ und „Bangkok Dangerous“ haben es sogar bis zu einem Hollywood-Remake geschafft. Ersterer mit Jessica Alba in der Hauptrolle und letzterer mit Nicholas Cage (dort führten die Pang Brothers sogar selbst Regie).

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Fazit: Riesengroße Enttäuschung für alle Fans von „The Eye“ und „The Eye 2″. Schlecht inszenierte Parodie mit peinlichen Witzen, die leider keine Funken schlägt und nur Langeweile verbreitet. Für Fans von unheimlichen Filmen gilt hier: Finger weg!

© 2014 Wolfgang Brunner

Deep Blue Sea (1999)

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Originaltitel: Deep Blue Sea
Regie: Renny Harlin
Drehbuch: Duncan Kennedy, Donna Powers, Wayne Powers
Kamera: Stephen F. Windon
Musik: Trevor Rabin
Laufzeit: 105 Minuten
Darsteller: Thomas Jane, Saffron Burrows, Samuel L. Jackson, LL Cool J, Michael Rapaport
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Auf einer Forschungsstation im Atlantik werden Experimente an genmanipulierten Haien gemacht. Mit der Zeit entwickeln die Versuchstiere beunruhigende Eigenschaften: Sie werden zum einen immer größer und zum anderen immer intelligenter.
Als ein Sturm über das Ober- und Unterwasserlabor hereinbricht, gelingt den Haien die Flucht aus ihren Gitterkäfigen. In den unter Wasser liegenden Laborräumen beginnt für die Wissenschaftler ein erbitterter Kampf ums Überleben …

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Vor etwa 14 Jahren habe ich Deep Blue Sea das erste Mal gesehen und war völlig aus dem Häuschen. 🙂
Ungefähr ein Jahr später hatte ich mir den Film ein zweites und drittes Mal angesehen und nun vor ein paar Tagen nach langer Pause wieder einmal.
Sicherlich ziehen die computeraniminerten Haie mittlerweile den Kürzeren gegenüber den Animationen in aktuellen Filmen, aber nichsdestotrotz ist Deep Blue Sea ein wirklich spannender Film, der noch immer die (fast) gleiche Wirkung auf mich hat wie damals.

Eine Forschungsstation auf dem Wasser und Haie, die völlig außer Kontrolle geraten. Irgendwie fühlte ich mich von der Stimmung die ganze Zeit an Jurassic Park erinnert (statt Dinos sind es hier die Haie (Jaws), die verrückt spielen, so dass ich dem Film gerne einen eigenen, für mich passenden Titel verpassen würde: Jawrassic Park! 😉
Der Spannungsaufbau gelingt Regisseur Renny Harlin hervorragend, bei einigen Szenen musste ich auch noch heute, nach über 14 Jahren, den Atem anhalten, so spannend sind einige von ihnen inszeniert. Da fällt es auch nicht weiter ins Gewicht, dass man den computergenerierten Effekte ihr Alter eindeutig sieht, die manchmal sogar richtig blutig brutal geraten sind und immer noch teilweise schocken.

Was mir dieses Mal nicht gefallen hat, waren die teils platten Witzchen, die die Spannung auflockern sollten, aber für mich ihre Wirkung verfehlt haben, Das war mir die ersten Male nie aufgefallen, wobei ich da den Verdacht hege, dass diese Art Humor eine Erscheinung in Filmen der neunziger Jahre war und eben einfach heute nicht mehr zeitgemäß wirkt.

Davon abgesehen besitzt Deep Blue Sea für mich immer noch eine ausgezeichnete Abenteuer- und Actionstimmung, die mich immer wieder aufs Neue begeistern kann.

Die Schauspieler sind durchweg gut und vermögen zu überzeugen. Trevor Rabins Soundtrack passt hervorragend und die wenigen Störfaktoren, die mit Sicherheit am Alter des Films liegen, sind verzeihbar und nicht sonderlich schlimm. Für mich ist Deep Blue Sea ein fast schon nostalgischer Rückblick in eine Zeit des Films, in der zwar Computereffekte schon eingesetzt wurden, aber eben nicht perfekt waren, aber zu jener Zeit für den Zuschauer perfekt wirkten und niemals ganz im Vordergrund standen, wie es bei heutigen Produktionen leider oft der Fall ist.

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Fazit: Unglaublich spannend inszenierter Tier-Horror, der mit einer atmosphärischen Kulisse (einer einsamen Forschungsstation mitten im Atlantik) aufwarten kann und seinen Reiz auch nach Jahren noch nicht verloren hat.

© 2014 Wolfgang Brunner