Originaltitel: 8
Regie: Harold Hölscher
Drehbuch: Harold Hölscher
Kamera: David Pienaar
Musik: Elben Schutte
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Inge Beckmann, Tshamano Sebe, Garth Breytenbach, Chris April, Keita Luna
Genre: Horror, Mystery, Drama
Produktionsland: Kanada
FSK: ab 16 Jahre
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Ein alter Mann ist durch einen Fluch dazu verdammt, die Seelen von Menschen einzusammeln. Als William Ziel mit seiner Familie nach Südafrika in das Haus seines verstorbenen Vaters zieht, lernt seine Ziehtochter Mary den alten Mann namens Lazarus kennen und schließt mit ihm Freundschaft. Schon bald beginnt der Fluch auf Lazarus einzuwirken und das Schicksal der Familie Ziel verbindet sich mit seinem …
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Das passiert, wenn man mit keinerlei Erwartung an einen Film herangeht, von dem man im Grunde genommen gar nicht weiß, um was es geht. So geschehen beim vorliegenden „8“, der mich bereits nach den ersten Minuten mit seiner genialen Atmosphäre gepackt und auch bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. „8“ ist ein Genremix aus gruseligem Horror, Drama und regionalem Glauben, der sich geschickt zwischen diesen drei Sparten bewegt und absolut zu fesseln vermag. Wer einen reinen Horrorfilm erwartet, wird vielleicht schon anhand der relativ ruhigen Inszenierungsweise enttäuscht werden. Es geht in erster Linie um die Schicksale von Lazarus und der Familie Ziel, die sich im Laufe des Films immer mehr miteinander verweben.
Untermalt von einer wunderschönen Musik des Komponisten Elben Schutte wird der Zuschauer von der Magie Südafrikas und deren geheimnisvollen Mythen eingesogen. Stellenweise fühlte ich mich sogar an den grandiosen Wes Craven-Klassiker „Die Schlange im Regenbogen“ erinnert, bei dem der Woodoo-Zauber auf ähnlich realitätsnahe Art und Weise behandelt wird. Doch „8“ ist weitaus ruhiger und widmet sich den Emotionen Lazarus’, der im Grunde genommen ein netter Zeitgenosse ist, obwohl er andererseits aber auch den Antagonisten darstellt. In bestimmten Einstellungen werden auch Erinnerungen an „Dust Devil“ wach. „8“ stellt eine hervorragende Mischung aus verschiedenen Genres dar, die sich auf fantastische Weise miteinander verbinden und ein beeindruckendes Gesamtbild ergeben. Ich hätte gut und gerne noch einmal eineinhalb Stunden zusehen können, wie sich die Familie Ziel auf der alten Farm gegen die Einflüsse von Lazarus und dem fremden Land wehrt.
Die Mythologien Südafrikas mit ihren Dämonen und unheimlichen Kreaturen werden sehr authentisch dargestellt. Daraus resultierend wird der Tod nicht immer als negativ behaftetes Ereignis dargestellt, sondern oftmals auch als etwas Schönes. Wenn wir beispielsweise das warme Leuchten einer Kerze sehen oder einem herzerwärmenden Begräbnis einer tote Raupe beiwohnen. Der Tod nimmt Leben, erschafft aber gleichzeitig neues. Ein Gleichgewicht, das lediglich durch den auftretenden Dämon zerstört wird. Trauer, Verlust und familiäre Bindung stehen bei „8“ konsequent im Vordergrund.
Und auch wenn „8“ mit vielen vertraut erscheinenden Konventionen arbeitet, so sind manche Wendungen nicht vorherzusehen. Das Publikum wird während des gesamten Films in eine trügerische Schönheit gehüllt, die sich durch die teils sehr ausdrucksstarken Bildern noch verstärkt. Der Schrecken, der sich eigentlich durch die Handlung schleicht, bleibt unterdrückt und wird dadurch so manchen Zuschauer in seiner Eindringlichkeit und erschütternden Konsequenz nicht erreichen. Fast möchte man sagen, dass der Film zu schön, zu poetisch und philosophisch geworden ist, um den Verlust eines geliebten Menschen hinreichend dramatisch auszudrücken.
Schauspielerisch kann man an der gesamten Crew absolut nichts aussetzen. Am meisten beeindruckt haben mich persönlich Garth Breytenbach und Tshamano Sebe. Letzteren dürften einige aus Michael Crichtons „Emergency Room“ kennen.
„8“ ist eine wunderbare Abwechslung im Horrorgenre und kann vor allem durch die hervorragenden Schauspieler und seine emotionalen und künstlerischen Aspekte überzeugen.
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Fazit: Familiendrama mit Horroranleihen. Künstlerisch und beeindruckend.
©2020 Wolfgang Brunner