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Originaltitel: Harpoon
Regie: Rob Grant
Drehbuch: Rob Grant
Kamera: Charles Hamilton
Musik: Michelle Osis
Laufzeit: 82 Minuten
Darsteller: Munro Chambers, Emily Tira, Christopher Gray, Brett Gelman
Genre: Horror, Thriller, Komödie
Produktionsland: Kanada
FSK: ab 18 Jahre
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Drei Freunde, zwei Männer und eine Frau, machen einen Bootsausflug. Was als Vergnügungsausflug beginnt, entwickelt sich zu einem wahren Horrortrip, als einer der Männer herausfindet, dass sich seine Freundin mit seinem besten Freund getroffen und mit ihm geschlafen hat. Die Beziehungsprobleme geraten zu einem blutigen Höhepunkt, als die drei allein und vollkommen abgeschnitten von der Zivilisation mitten im Ozean sind und der Motor des Boots nicht mehr anspringt.
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„Harpoon“ ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man die ersten Minuten gesehen hat. Fernab von klischeebehafteten Jumpscare-Horrorfilmen nimmt Regisseur Rob Grant sein Publikum mit auf eine außergewöhnliche Reise, die sich erst nach Sichtung so richtig entfaltet. Zumindest war es bei mir so. Zu viele Momente wirken beim ersten Ansehen zu überzogen und man vergisst andauernd, bis auf Ausnahmen, dass es sich hierbei nicht nur um einen Horrorthriller, sondern auch um eine schwarze Komödie handelt. Aber vielleicht ist es genau dieser Aspekt, der „Harpoon“ im Nachhinein dann doch zu einem absolut sehenswerten Film macht. Leider wird einem erst gegen Ende klar, dass alles nicht bitterernst gemeint ist, sondern mit Absicht übertrieben dargestellt wird.
Man muss sich mit dem Inszenierungsstil anfreunden, um zu begreifen, dass hier ein total überzeichnetes Bild von jungen Menschen gezeigt wird, die anders mit Problemen umgehen als die vorhergehende Generation. „Harpoon“ versucht anfangs, die bedrohliche Ausgangssituation immer wieder durch witzige Einschübe aufzulockern und in Richtung Komödie zu treiben. Das dürfte die eingeschworene Thrillergemeinde etwas verstören und ärgern, denn die Spannungsmomente werden dadurch immer wieder unterbrochen. Aber dennoch bleibt einem schon bald das Lachen im Halse stecken, wenn die sexuell angetriebenen Protagonisten immer mehr außer Kontrolle geraten. Keiner traut dem anderen, jeder spielt jeden aus und sucht den besten (Überlebens-)Weg für sich. Und das alles innerhalb einer fast schon klaustrophobisch wirkenden Umgebung. Das Konzept des Regisseurs geht definitiv auf, wenn man sich darauf einlassen kann.
Die zwischenmenschlichen Probleme (die genau genommen eigentlich gar keine Probleme sind, sondern nur testosterongesteuerte Machtkämpfe zwischen den beiden Männern) beschwören von Minute zu Minute eine bedrohlichere Situation herauf, die man als Zuschauer auch allzu deutlich spürt. „Harpoon“ ist ein zynisches, bösartiges Kammerspiel auf hoher See, das sich auf die Schauspieler konzentriert und blutige Effekte nur als Schauwerte benutzt. Hinzu kommen geschickte Wendungen, mit denen man nicht rechnet, so dass sich insgesamt ein sehr guter Unterhaltungswert aus der Thriller-Horror-Komödie ergibt. Allerdings vorausgesetzt, man freundet sich mit den flapsigen und in erster Linie sexuell orientierten Sprüchen an.
Ich bin ziemlich sicher, dass „Harpoon“ einer der Filme ist, die einem bei der zweiten Sichtung besser gefallen, obwohl man die Auflösung kennt. Der Film hebt sich auf jeden Fall erfrischend anders von Genrebeiträgen ab, was für mich einen großen Pluspunkt darstellt.
Fazit: Erfrischend andersartiger Genrebeitrag mit außergewöhnlichem Erzählstil.
©2020 Wolfgang Brunner