Harpoon (2019)

Originaltitel: Harpoon
Regie: Rob Grant
Drehbuch: Rob Grant
Kamera:  Charles Hamilton
Musik: Michelle Osis
Laufzeit: 82 Minuten
Darsteller: Munro Chambers, Emily Tira, Christopher Gray, Brett Gelman
Genre: Horror, Thriller, Komödie
Produktionsland: Kanada
FSK: ab 18 Jahre

*

Drei Freunde, zwei Männer und eine Frau, machen einen Bootsausflug. Was als Vergnügungsausflug beginnt, entwickelt sich zu einem wahren Horrortrip, als einer der Männer herausfindet, dass sich seine Freundin mit seinem besten Freund getroffen und mit ihm geschlafen hat. Die Beziehungsprobleme geraten zu einem blutigen Höhepunkt, als die drei allein und vollkommen abgeschnitten von der Zivilisation mitten im Ozean sind und der Motor des Boots nicht mehr anspringt.

*

„Harpoon“ ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man die ersten Minuten gesehen hat. Fernab von klischeebehafteten Jumpscare-Horrorfilmen nimmt Regisseur Rob Grant sein Publikum mit auf eine außergewöhnliche Reise, die sich erst nach Sichtung so richtig entfaltet. Zumindest war es bei mir so. Zu viele Momente wirken beim ersten Ansehen zu überzogen und man vergisst andauernd, bis auf Ausnahmen, dass es sich hierbei nicht nur um einen Horrorthriller, sondern auch um eine schwarze Komödie handelt. Aber vielleicht ist es genau dieser Aspekt, der „Harpoon“ im Nachhinein dann doch zu einem absolut sehenswerten Film macht. Leider wird einem erst gegen Ende klar, dass alles nicht bitterernst gemeint ist, sondern mit Absicht übertrieben dargestellt wird.

Man muss sich mit dem Inszenierungsstil anfreunden, um zu begreifen, dass hier ein total überzeichnetes Bild von jungen Menschen gezeigt wird, die anders mit Problemen umgehen als die vorhergehende Generation. „Harpoon“ versucht anfangs, die bedrohliche Ausgangssituation immer wieder durch witzige Einschübe aufzulockern und in Richtung Komödie zu treiben. Das dürfte die eingeschworene Thrillergemeinde etwas verstören und ärgern, denn die Spannungsmomente werden dadurch immer wieder unterbrochen. Aber dennoch bleibt einem schon bald das Lachen im Halse stecken, wenn die sexuell angetriebenen Protagonisten immer mehr außer Kontrolle geraten. Keiner traut dem anderen, jeder spielt jeden aus und sucht den besten (Überlebens-)Weg für sich. Und das alles innerhalb einer fast schon klaustrophobisch wirkenden Umgebung. Das Konzept des Regisseurs geht definitiv auf, wenn man sich darauf einlassen kann.

Die zwischenmenschlichen Probleme (die genau genommen eigentlich gar keine Probleme sind, sondern nur testosterongesteuerte Machtkämpfe zwischen den beiden Männern) beschwören von Minute zu Minute eine bedrohlichere Situation herauf, die man als Zuschauer auch allzu deutlich spürt. „Harpoon“ ist ein zynisches, bösartiges Kammerspiel auf hoher See, das sich auf die Schauspieler konzentriert und blutige Effekte nur als Schauwerte benutzt. Hinzu kommen geschickte Wendungen, mit denen man nicht rechnet, so dass sich insgesamt ein sehr guter Unterhaltungswert aus der Thriller-Horror-Komödie ergibt. Allerdings vorausgesetzt, man freundet sich mit den flapsigen und in erster Linie sexuell orientierten Sprüchen an.
Ich bin ziemlich sicher, dass „Harpoon“ einer der Filme ist, die einem bei der zweiten Sichtung besser gefallen, obwohl man die Auflösung kennt. Der Film hebt sich auf jeden Fall erfrischend anders von Genrebeiträgen ab, was für mich einen großen Pluspunkt darstellt.

Fazit: Erfrischend andersartiger Genrebeitrag mit außergewöhnlichem Erzählstil.

©2020 Wolfgang Brunner

One Cut of the Dead (2017)

cut

Originaltitel: Kamera o Tomeru na!
Regie: Shinichiro Ueda
Drehbuch: Shinichiro Ueda
Kamera: Tsuyoshi Sone
Musik: Nobuhiro Suzuki, Kailu Nagai
Laufzeit: 97 Minuten
Darsteller: Takayuki Hamatsu,  Mao, Harumi Shuhama, Yuzuki Akiyama,Kazuaki Nagaya,  Manabu Hosoi
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Japan
FSK: ab 16 Jahre

*

Die Macher eines Low-Budget-Zombie-Films, der den Titel „One Cut of the Dead“ trägt, drehen in einem verlassenen Fabrikgelände. Es soll ein Film ohne jegliche Schnitte werden und Regisseur Higurashi gibt letzte Anweisungen, bevor er das Set verlässt.Die Dreharbeiten beginnen, doch es ist gar nicht so einfach, einen Zombiefilm zu inszenieren.

*

„One Cut of the Dead“ macht es einem wahrlich nicht leicht. Man geht erst einmal natürlich mit einer gewissen Erwartungshaltung an diesen Film heran, wenn man zum Beispiel Vergleiche wie „Train to Busan“ oder „Shaun of the Dead“ zu hören bekommt. Das suggeriert im Vorfeld bereits eine vollkommen andere Art von Film als  „One Cut of the Dead“ letztendlich ist. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man nach den ersten zehn Minuten mehr als verwundert und irritiert ist und tatsächlich überlegt, ob man den Film vielleicht doch einfach abschalten sollte. Weitere zehn Minuten später ist man dann sehr nahe dran, das Handtuch zu schmeißen. Und dann wird es plötzlich, nach einer knappen halben Stunde interessant: Der Abspann von „One Cut of the Dead“ flimmert über den Bildschirm. Das macht in erster Linie stutzig und vor allem eines noch: nämlich neugierig.

Das Szenario ändert sich von einem Moment auf den anderen und man wird mit einem komplett neuen Plot konfrontiert. Auch hier dauert es zwar eine Weile, bis man sich daran gewöhnt und sich auf die neue Situation eingelassen hat. Hat man dann aber diese ersten vierzig Minuten dieses Films überwunden, wird man mit einer der genialsten Horrorkomödien, die ich kenne, belohnt. Es ist einfach unglaublich, mit welcher Detailgenauigkeit und Raffinesse die Macher dieses Films den Plot nach dieser völlig unerwarteten Wendung vorantreiben. „One Cut of the Dead“ ist dennoch keine Zombie- Horror-Komödie à la „Shaun of the Dead“, sondern geht definitiv einen absolut anderen Weg. Noch heute, ein paar Tage nach Sichtung dieses Films, zaubern mir einige Einstellungen ein Schmunzeln ins Gesicht. Ich bin noch immer über diesen Ideenreichtum, den „One Cut of the Dead“ bietet, erstaunt und im Nachhinein wundert mich der phänomenale weltweite Erfolg dieser außergewöhnlichen Komödie absolut nicht.

Dieser Film ist ein absolut gutes Beispiel dafür, dass man mit geringfügigen finanziellen Mitteln und nur durch eine geniale Idee einen unterhaltsamen Film drehen kann. „One Cut of the Dead“ sieht man im ersten Drittel das wenige zur Verfügung stehende Budget an, aber nach besagter Wendung vergisst man diese Tatsache und genießt nur noch den ausgeklügelten Witz und die nahezu perfekte Situationskomik, die dieser Low-Budget Film bietet. Ich bin schlichtweg von diesem Streifen begeistert und zudem auch noch sehr beeindruckt, wie die Macher diese Thematik umgesetzt haben. Man sieht, gerade in der zweiten Hälfte, mit wie viel Herzblut alle Beteiligten an die Umsetzung herangegangen sind. „One Cut of the Dead“ ist mit ganz viel Liebe gedreht, was man dem Film unbedingt anmerkt. Wie gesagt, die erste knappe halbe Stunde muss man schlichtweg überstehen und in Kauf nehmen, um dann das geniale Endergebnis zu sehen. Vor allem gibt diese, im Grunde genommen unerträgliche erste halbe Stunde, am Ende absoluten Sinn. Ich bin mir sicher, dass „One Cut of the Dead“ beim zweiten Mal sogar noch besser funktioniert als beim ersten Mal. Dennoch sollte man bei der Erstsichtung definitiv ohne irgendwelche Informationen an diesen Film herangehen.

*

Fazit: Herrlich erfrischende Zombie-Komödie, die ihre gesamte Genialität erst in den letzten zwei Dritteln preisgibt.

©2019 Wolfgang Brunner

Das Haus der Vergessenen (1991)

Haus der Vergessenen Mediabook

Originaltitel: The People under The Stairs
Regie: Wes Craven
Drehbuch: Wes Craven
Kamera: Sandi Sissel
Musik: Don Peake
Laufzeit: 102 Minuten
Darsteller: Brandon Adams, Everett McGill, Wendy Robie, A. J. Langer, Ving Rhames, Sean Whalen, Bill Cobbs
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahre

*

Der 13-jährige Fool will seiner todkranken Mutter und der gesamten Familie helfen und sucht nach Möglichkeiten, zu Geld zu kommen. Zusammen mit LeRoy bricht er in ein Haus ein, in dem sich angeblich Gold befinden soll. Doch die Bewohner, ein psychopathisches Geschwisterpaar, entdecken die Eindringlinge und schotten das gesamte Haus ab, so dass es kein Entkommen für Fool und seinen Kumpel gibt. Während sie nach einem Ausweg suchen, entdecken sie seltsame Mitbewohner, die von den Geschwistern im Keller gefangen gehalten werden …

*

Wes Cravens „Das Haus der Vergessenen“ ist ein vollkommen zu Unrecht unterschätzter Film, der inmitten von Erfolgen wie „Nightmare On Elm Street“ oder „Die Schlange im Regenbogen“ schlichtweg in Cravens Filmografie untergegangen ist. Vielleicht lag es daran, dass sich der Film trotz seiner sozialkritischen Aspekte nicht genau zwischen hartem Splatter und vollkommen überdrehter Horrorkomödie entscheiden konnte. Cravens Publikum hatte wahrscheinlich einen ernsteren Film erwartet und ließ sich dadurch nicht auf die schrägen Slapstick-Einlagen ein. „Das Haus der Vergessenen“, dessen Originaltitel „The People Under The Stairs“ aus meiner Sicht übrigens viel besser passt, wurde zu einem vergessenen, kleinen Meisterwerk des Kultregisseurs. Denn, wenn man sich auf die absurde Situationskomik dieses Films einlassen kann, wird man mit einem Feuerwerk an Unterhaltungskino belohnt. Sicherlich mag der ein oder andere Effekt das heutige Publikum nicht mehr aus den Socken hauen, aber im Zuge der Retrowelle könnte „Das Haus der Vergessenen“ doch wieder bestimmt bei einigen punkten.

Wes Craven hat, wie so oft in seinen Filmen (und wie unter anderem auch seine geschätzten Regiekollegen George A. Romero oder John Carpenter), auch hier eine Ausgangssituation erschaffen, die einen Pseudo-sozialkritischen Aspekt vorschiebt, um dann letztendlich in einem Horrorszenario zu enden. Doch bei „Das Haus der Vergessenen“ ging Craven einen Weg, wie ihn Peter Jackson einst auch bei seinem Kultfilm „Braindead“ einschlug, in dem er nämlich Horror- und Splatterelemente mit komödiantischen Einlagen vermischte. Man kann „Das Haus der Vergessenen“ eigentlich nicht ernst nehmen. Und man sollte es auch nicht tun, denn zuviel des Unterhaltungswertes gingen verloren, täte man es. 😉
Die hundert Minuten fliegen nur so dahin, was schon einmal unter die positiven Aspekte des Film fällt, und es macht unglaublich Spaß den Protagonisten zuzusehen. Da wären nämlich zum einen die psychopathischen Geschwister, dargestellt vom „Twin Peaks“-Ehepaar Everett McGill und Wendy Robie, die sich während der Handlung in skurrile Figuren verwandeln, die nicht mehr ernstgenommen werden können. Gegen Ende des Film haben sie sich von bedrohlichen Feinden in Karikaturen verwandelt, die aus einem „Tom und Jerry“-Comic entsprungen sein könnten. Daneben glänzt der junge Farbige Brandon Adams (den man übrigens aus Michael Jacksons „Moonwalker“ kennt) in einer sympathischen Hauptrolle, die an so manch einen Horrorfilm der „goldenen 80er Jahre“ erinnert, in denen Teenager die tragenden Rollen spielten. Die Musik von Don Peake unterstreicht diesen Eindruck zusätzlich.

Koch Media hat dieses Kleinod wieder aus der Versenkung geholt und in einem wunderschönen Mediabook  veröffentlicht, das dem Film absolut gerecht wird und ihn genau so behandelt, wie er schon die vergangenen Jahre hätte behandelt werden sollen. „Das Haus der Vergessenen“ ist sozusagen ein „Partyfilm“, ein spannender Zeitvertreib, bei dem man sich zwischendurch auch hervorragend amüsieren kann, wenn man Everett McGill zum Beispiel dabei zusieht, wie er in voller S/M-Ledermontur sein eigenes Haus zerballert und dabei hysterisch rumschreit. Diese Skurrilität ist es auch, die neben der noch immer (zumindest für mich) gelungenen Atmosphäre, diesen Film aus- und zu etwas Besonderem macht. Sicherlich ist „Das Haus der Vergessenen“ nicht Wes Cravens Meisterwerk, aber es ist auf alle Fälle innovativ und mutig, indem es nämlich damals durch seine schrägen Figuren und Charakterzeichnungen dem Horrorgenre neue Impulse gab.
Warum dieser Film allerdings über Jahrzehnte hinweg sogar indiziert war, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Wie oben schon erwähnt, ist dieser Film einfach viel zu überdreht und überzogen inszeniert, als dass er jugendgefährdend sein könnte, zumal auch noch ein jugendlicher Held im Vordergrund steht. Für mich immer wieder sehenswert und in dieser perfekten Ausstattung, die dieses Mediabook bietet, sowieso.

.

Fazit: Überdrehte Charaktere in einem atmosphärischen Horrorthriller. Seinerzeit innovative, aber leider missverstandene Perle eines Kultregisseurs.

© 2018 Wolfgang Brunner

Z-Office (2017)

zoffice_official_poster_

Originaltitel: Z-Office
Regie: Douglas Stahl
Drehbuch: Douglas Stahl
Kamera: Dustin Stahl
Musik: Christian Dominik Dellacher, David Rodrigues Noguieira
Laufzeit: 47 Minuten
Darsteller: Nikolai Will, Alexandra Schiller, Florian Simbeck, Klaus Thiel-Kenner, Uwe Choroba, Moloch, Julian Laur de Manos,  Dustin Stahl, Robin Stehr
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

*

Ein Büroalltag, bei dem alles schiefgeht, was nur schiefgehen kann. Gleich am frühen Morgen wird Karl nach 14 Jahren loyalster Mitarbeit entlassen. Doch Karl gibt nicht auf und will den letzten Arbeitstag noch hinter sich bringen, um zu zeigen, wie wichtig ihm die Firma ist. Aber die Entlassung ist nicht das Schlimmste, dass ihm an diesem Tag widerfährt. Denn eine Zombie-Apokalypse ist ausgebrochen und die fleischhungrigen Untoten finden natürlich auch den Weg ins Büro …

*

Eine Horror-Komödie aus Deutschland, die unglaublich viel Spaß macht? Gibt’s sowas überhaupt? Douglas Stahl ist mit seinem Zombie-Büro-Film ein kleines Wunder gelungen, von dem ich dachte, dass so etwas in Deutschland gar nicht mehr möglich wäre: Eine Komödie, die einen wirklich zum Lachen bringt. 🙂
Das liegt zum einen an der gut platzierten Situationskomik, zum anderen aber an den hervorragenden Darstellern. Allen voran muss man Nikolai Will erwähnen, der sich hier sichtlich in seinem Element befindet. Auch wenn ich ihn persönlich  in seinen ernsten Rollen lieber mag ( 😉 ), so ist Will hier einfach unglaublich passend besetzt und geht in seiner Rolle auf, dass es nur so eine Freude ist, ihm bei seinem Überlebenskampf zuzusehen. Doch genauso erwähnenswert sind seine „Kollegen“, die von Klaus Thiel-Kenner und Alexandra Schiller gespielt werden. Ihr teils trockener Humor kommt richtig gut und verursacht in vielen Augenblicken ein amüsiertes Schmunzeln beim Zuseher. Wenngleich er nicht eine der Hauptrollen übernommen hat, so kann aber auch Florian Simbeck absolut überzeugen und macht die Vierergruppe an sympathischen Hauptdarstellern komplett. Moloch als Infizierter ist einfach nur genial und hätte aus meiner Sicht gut und gerne eine größere Rolle verdient.

Stahl hat eine wunderbare Gratwanderung zwischen Humor und Funsplatter geschafft. Seine Zombies sind nicht richtig böse, sondern eher doof vertrottelt, was aber nicht heißt, dass sie nicht in einigen Passagen (Moloch) gefährlich sind. Die Dreiviertelstunde vergeht wie im Flug und an manchen Stellen wird der Film so richtig schön trashig, an anderen nimmt der Streifen einen höherwertigen Charakter an. Insgesamt wirkt aber alles, wenngleich der Plot nichts wirklich weltbewegendes ist (obwohl einige Ideen wirklich sehr, sehr gut sind 😉 ), sehr professionell und vor allem unterhaltsam.

Aber Douglas Stahls Zombiestreifen kann nicht nur durch äußerst fähige Schauspieler überzeugen, sondern er glänzt auch von der Inszenierung her. Da werden zum Beispiel stylische Bildkompositionen mit der Kamera eingefangen, die den ganzen Film künstlerisch auflockern, und es kommen einige Slow-Motion-Szenen vor, die schlichtweg begeistern. Hinzu kommen geschickt eingesetzte Anspielungen auf diverse Genre-Klassiker, die der Film-Nerd sofort begeistert erkennt und seine wahre Freude daran hat. „Z-Office“ zeigt wieder einmal, dass sich in Deutschland fähige Jungregisseure tummeln, die inszenatorische Ideen haben und diese auch mit geringen Mitteln gekonnt umsetzen können. Zudem stimmt auch der Rest der Crew, wie zum Beispiel Kameramann oder die Filmmusik-Komponisten. Ich bin wirklich sehr angetan von diesem (Kurz-)Film und hätte noch weitere 45 Minuten zusehen können. Douglas Stahl kann Geschichten erzählen und diese auch professionell in Szene setzen, so dass ich wirklich sehr gespannt bin, was er uns als nächstes Projekt präsentiert.

Ab 01.März 2017 wird „Z-Office“ über Amazon Prime als VOD angeboten.

Infos über den Film kann man auf folgenden Seiten erhalten:

Hashtag: #ZOfficeFilm
Facebook: https://www.facebook.com/ZOfficeFilm
YouTube: https://www.youtube.com/Zofficefilm
Twitter: https://twitter.com/ZOFFICEfilm
Instagram: https://www.instagram.com/zofficefilm/

*

Fazit: Witziger Genrebeitrag aus Deutschland, der neben trashigen Einlagen auch sehr künstlerisch und professionell ist. Tolle, gutgelaunte Darsteller schaffen eine Funsplatter-Zombie-Komödie, die Lust auf mehr macht.

© 2017  Wolfgang Brunner

 

Housebound (2014)

housebound.poster

Originaltitel: Housebound
Regie: Gerard Johnstone
Drehbuch: Gerard Johnstone
Kamera: Simon Riera
Musik: Mahuia Bridgman-Cooper
Laufzeit: 107 Minuten
Darsteller: Morgana O’Reilly, Rima Te Wiata, Glen-Paul Waru, Cameron Rhodes, Ross Harper, Ryan Lampp
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Neuseeland
FSK: ab 16 Jahre

*

Kylie wird bei einem Bankraub geschnappt und wird nach einer erfolglosen psychiatrischen Behandlung dazu verdonnert, mit einer Fußfessel versehen, im Haus ihrer Mutter eine Art „Hausarrest“ abzusitzen. Die ohnehin angespannte Stimmung wird noch schlimmer, als sich herausstellt, dass es in dem alten Haus spukt.

*

„Housebound“ ist kein Gruselfilm, aber auch keine richtige Komödie. Irgendwie geht das Konzept von Regisseur Gerard Johnston nicht wirklich auf. Auch wenn vieles an „Housebound“ stimmt, von der Inszenierung bis über die Schauspieler kann nicht gemeckert werden, so erreicht der Genre-Mix den Zuschauer nicht. Zumindest ging es mir so. Ich wurde mit den Personen und mit der konstruiert wirkenden Handlung nicht warm, fühlte mich an manchen  Stellen zwar wohl, aber im Großen und Ganzen fehlte mir was. Die Atmosphäre, die manchmal aufkam, wurde leider immer wieder durch übertriebene Humoreinlagen kaputtgemacht.

Es ist ein seltsamer Film,  der uns da aus Neuseeland präsentiert wird. Und er ist keinesfalls schlecht, sondern beugt sich über den Mainstream-Tellerrand hinaus und geht andere, eigenwilligere Wege. Das ist an sich gut und in der ersten Hälfte funktioniert das auch noch ganz gut, wenn wir die Protagonistin begleiten, wie sie mit jedem,  der ihr in die Quere kommt, Streit anfängt. Anfangs mutet das Ganze eher wie ein Jugend-Drama an, das sogar außerordentlich gut unterhält. Wenn dann die Mutter ins Spiel kommt, wird es schon ein wenig nervig, denn Rima Te Wiata, die diese verkörpert, geht einem schon ganz schön auf den Wecker. Ich mochte ihre Art vom ersten Moment an nicht und hätte mir eine andere Schauspielerin in dieser Rolle gewünscht. Wenig später kommt dann noch Cameron Rhodes als Psychiater Dennis mit ins Spiel und spätestens ab diesem Moment wechselte der Film in eine Fahrspur, die mir nicht mehr gefiel.
Immer wieder spricht man in Besprechungen von skurrilen Charakteren, die Johnstone für seinen Genre-Mix kreiert hat. Hm, ich denke, David Lynch kann solcherart Charakterzeichnungen erschaffen, aber was Johnstone da fabriziert hat, empfand ich eher als nervig. Einzig Morgana O’Reilly als aufmüpfige Kriminelle konnte mich den ganzen Film überzeugen. Neben ihrer muffigen, unausstehlichen Art schaffte sie es dennoch, ihrer Figur auch einen gewissen Charme und etwas Sympathie einzuhauchen. Das hat mir wirklich gut gefallen.

Gegen Ende hin versucht „Housebound“ sich durch so ziemlich alle Genre zu wälzen: Drama, Krimi, Komödie, Horror, Grusel, Thriller. Aber all das wirkte auf mich leider nicht innovativ und durchdacht genug, so dass es mich vom Hocker gerissen hätte. Im Gegenteil: Schon bald war ich gelangweilt, obwohl gerade in der letzten Hälfte eigentlich erst richtig Spannung aufkommt. Ryan Lampp als Beetlejuice-Verschnitt hat mir den Film dann endgültig vermiest. Für diese peinliche Kostümierung, obwohl mit Absicht so schwarzhumorig trocken gewählt, war ich nahe dran, mich fremdzuschämen. Das fand ich wirklich sehr sehr unpassend. Hätte Johnston den aufgesetzten Humor weggelassen und ein gruseliges Drama inszeniert, in dem lediglich ein paar Szenen mit Situationskomik versteckt gewesen wären, dann hätte „Housebound“ für mich großartig funktioniert. So aber blieb nur ein unentschlossenen Genre-Verwirrspiel zurück, das mich letztendlich am Ende überhaupt nicht mehr interessiert hat. Schade eigentlich, denn ein gewisses Potential wäre da gewesen.

*

Fazit: Unentschlossener und unausgegorenen Genre-Mix, der bei mir nicht funktioniert hat. Ein Grusel-Drama ohne Klamaukeinlagen aus der nicht uninteressanten Handlung zu machen wäre da bedeutend besser gewesen.

© 2015 Wolfgang Brunner

Tales Of Halloween (2015)

TOHposter

Originaltitel: Tales Of Halloween
Regie:
„Sweet Tooth“ – Dave Parker
„The Night Billy Raised Hell“ – Darren Lynn Bousman
„Trick“ – Adam Gierasch
„The Weak and the Wicked“ – Paul Solet
„Grim Grinning Ghost“ – Axelle Carolyn
„Ding Dong“ – Lucky McKee
„This Means War“ – Andrew Kasch, John Skipp
„Friday the 31st“ – Mike Mendez
„The Ransom of Rusty Rex“ – Ryan Schifrin
„Bad Seed“ – Neil Marshall
Drehbuch: Axelle Carolyn, Andrew Kasch, Neil Marshall, Lucky McKee, Mike Mendez, Dave Parker, Ryan Schifrin, Clint Sears, Johnny Skipp
Kamera: Jan-Michael Losada, Zoran Popovic, David Tayar, Alex Vendler, Richard J. Vialet, Joseph White, Scott Winig
Musik: Lalo Schifrin (Titelthema), Joseph Bishara, Bobby Johnston, Edwin Wendler, Kung Fu Vampire
Laufzeit: 98 Minuten
Darsteller: Pat Healy, Barry Bostwick, Noah Segan, Booboo Stewart, Greg Grunberg, Clare Kramer, Alex Essoe, Lin Shaye, Dana Gould, James Duval, Elissa Dowling, Grace Phipps, Pollyana McIntosh, Marc Senter, Tiffany Shepis, John F. Beach, Trent Haaga, Casey Ruggieri, Kristina Klebe, Cerina Vincent, John Savage, Keir Gilchrist, Nick Principe, Amanda Moyer, Jennifer Wenger, Sam Witwer, Jose Pablo Cantillo, Ben Woolf, Caroline Williams, Robert Rusler, Cameron Easton, Austin Falk, Madison Iseman, Daniel Dimaggio, Natalie Castillo, Ben Stillwell, Hunter Smit. Cameo-Auftritte: Joe Dante, John Landis, Adam Green, Adam Pascal, Adrianne Curry, Mick Garris, Lombardo Boyer, Graham Skipper, Stuart Gordon, Greg McLean, Spooky Dan Walker, Adrienne Barbeau
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

*

Sweet Tooth: Eine Babysitterin und ihr Freund erzählen einem Jungen eine Geschichte, in der Eltern bitter dafür bezahlen mussten, weil sie ihrem Jungen verboten haben, die an Halloween gesammelten Süssigkeiten aufzuessen.

The Night Billy Raised Hell: Ein Junge betritt das Haus eines alten Mannes und stellt bald fest, dass es sich um den Teufel handelt.

Trick: Eine Gruppe Kinder macht Jagd auf Erwachsene und ermordet diese. Doch die Erwachsenen schlagen zurück.

The Weak and the Wicked: Ein junger Mann beschwört einen Dämon herauf, mit dem er Rache an drei Brandstiftern nehmen will, die sein Elternhaus niederbrannten, obwohl seine Eltern noch darin waren.

Grim Grinning Ghost: Eine junge Frau wird von einem bösartigen Geist verfolgt.

Ding Dong: Ein junger Mann erfährt, dass seine Frau eine kinderhungrige Hexe ist und versucht, sie aufzuhalten.

This Means War: Ein Mann bekämpft seinen Nachbarn wegen dem „besten Halloween-Kostüm“ bis zum Tode.

Friday the 31st: Ein Serienmörder macht Bekanntschaft mit Aliens, die echt sauer werden, wenn sie keine Süßigkeiten bekommen.

The Ransom of Rusty Rex: Zwei Kidnapper entführen den Sohn eines reichen Mannes, nur um wenig später zu erfahren, dass der Millionär seinen Sohn gar nicht mehr zurückhaben will. Die Entführung scheint ihm sogar sehr gelegen zu kommen.

Bad Seed: Ein Detektiv versucht zu verhindern, dass ein gentechnisch manipulierter, fleischfressender Kürbis eine ganze Stadt auslöscht.

*

Ich ging mit großen Erwartungen an diese Halloween-Anthologie und war teilweise begeistert, teilweise aber auch enttäuscht. Auf die einzelnen Regisseure und deren Inszenierungsstil möchte ich gar nicht weiter eingehen, denn dann würde diese Besprechung sämtliche Rahmen sprengen. Eines sei gesagt: Keiner der Regisseure hat eine Meisterleistung abgeliefert, obwohl alle Kurzfilme durchgehend einen soliden Inszenierungsstil vorweisen können. Aber als Gesamtbild bleibt ein eher mässiges Filmerlebnis zurück. Alleine der Vor- und Nachspann vermochten mich zu begeistern und erinnerten mich in seiner liebevollen Machart an „Geschichten aus der Gruft“ oder „Creepshow“.
Nun aber zu den einzelnen Episoden.

„Sweet Tooth“ ist eine der Episoden, die mir am besten gefallen hat. Da kommt schon von Anfang an eine gewisse Halloween-Stimmung auf, die einen gemütlichen Abend verspricht. Die Idee finde ich ebenso gut wie die Darsteller, die ihre Sache wirklich gut machen. Insgesamt erinnert mich diese Episode einfach sehr stark an eine Folge aus „Geschichten aus der Gruft“.

Auch „The Night Billy Raised Hell“ ist ganz akzeptabel, obwohl mir da die Kirmes-Inszenierung ein wenig auf den Keks geht. Handlungstechnisch ganz nett, aber meiner Meinung nach viel zu übertrieben in Szene gesetzt.

„Trick“ bietet einen gelungenen Anfang, verkommt aber von Minute zu Minute immer mehr zu einem uninspirierten, vorhersehbaren Plot, der auf mich langweilig wirkt.

„The Weak and the Wicked“ ist für mich bedeutungslos und nicht der Rede wert.

„Grim Grinning Ghost“ ist ebenso wie „The Weak and the Wicked“ ein Filmchen, das man schnell wieder vergisst.

„Ding Dong“ hat nette Effekte und kann zwar unterhalten, verschwindet aber auch schon bald wieder aus dem Gedächtnis.

Der Nachbarschaftskampf um das beste Halloween-Kostüm in „This Means War“ ist originell und unterhaltsam. Aber auch hier fehlt einfach das gewisse Etwas.

Mike Mendez‘ Beitrag „Friday the 31st“ gehört wieder zu den Highlights dieser Kurzfilmsammlung. Sein außerirdischer Halloweenbesuch ist witzig, innovativ und macht wirklich Spaß. Für mich neben „Sweet Tooth“, „The Ransom of Rusty Rex“ und „Bad Seed“ eine der besten Folgen.

„The Ransom of Rusty Rex“ hat mir auch unglaublich Spaß gemacht. Vor allem der Humor trifft genau den richtigen Ton. Und der Plot hat absolut seinen Reiz. Wie bereits erwähnt, gehört diese Folge ebenfalls zu meinen Favoriten.

„Bad Seed“ von Neil Marshall ist ein würdiger und amüsanter Abschluss, der die langweiligeren Folgen dann doch wieder irgendwie vergessen lässt.

Insagesamt unterhält „Tales Of Halloween“ auf jeden Fall und die teils blutigen und perfekt in Szene gesetzten Splattereinlagen trösten über die teils uninspirierten Geschichten hinweg. Von einem Kultfilm ist diese Storysammlung allerdings weit entfernt, vom Intro und Outro einmal abgesehen. 😉 Denn die sind wirklich genial gemacht und verbreiten sofort eine (kultige) Halloween-Stimmung. Wer genau hinsieht, entdeckt viele Cameo Auftritte von unter anderem John Landis oder Joe Dante. Unterhaltsam ist „Tales Of Halloween“ allemal, aber eine beeindruckende Kurzfilm-Sammlung ist es leider nicht geworden.

*

Fazit: Die unterhaltsame Kurzfilm-Sammlung erreicht leider nicht den Kultstatus, den man sich gewünscht hätte. Bizarrer Humor trifft auf teils heftige Splatterszenen, die allerdings die meist uninspirierten Storys nicht retten können. Ein paar Highlights gibt es, aber insgesamt leider eher mäßiger Halloween-Grusel.

© 2015 Wolfgang Brunner

Caedes – Die Lichtung des Todes (2015)

caedes

Originaltitel: Caedes – Die Lichtung des Todes
Regie: Slavko Spionjak
Drehbuch: Slavko Spionjak
Kamera: Nic Mussell
Musik: Trevor Coleman
Laufzeit: 92 Minuten
Darsteller: Bernhard Bozian, Leena Bader, Burak Akkoyun, Ewald Der, Jakob Graf, Max Meyr, Tomi Babc, Florian Simbeck, Tobias Licht, Manoush, Nikolai Will, Roland Leonhart
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 18 Jahre

*

Dan macht mit drei Freunden Campingurlaub auf einer Waldlichtung. Nach einer durchzechten Nacht mit den anderen Campern verwandelt sich der Trip von einer Sekunde auf die andere in einen Alptraum: Eine Frau wird von einem unheimlichen Zombie zerfleischt. Verwirrt versuchen die Menschen in den Wald zu fliehen … aber kein Entkommen ist möglich! Und dann entdecken sie eine grausame Wahrheit …

*

Slavko Spionjak, der 2011 sein Debüt mit der hintergründigen Science Fiction-Komödie „Mein großer linker Zeh“ gab, liefert mit „Caedes“ einen handwerklich sauberen und enorm unterhaltsamen Nachfolgefilm ab, der mich auf ganzer Linie begeistert. Schon in den ersten Minuten merkt man, dass da ein Könner am Werk ist, der einen Blick für schöne Aufnahmen hat. Professionell inszeniert Spionjak einen erfrischenden Beitrag im weiten Feld des deutschen B-Movie, der allerdings alles andere als billig wirkt.

Die Darsteller spielen absolut sympathisch und autenthisch, dass es eine wahre Freude ist. Durchzogen von hammermäßigen „Handmade“-Splattereffekten und grandiosen Gags ist „Caedes“ eine perfekte Mischung aus hartem Horror und genialer Komödie, wie man sie leider nur allzu selten findet. Gerade aus deutschen Landen lassen Komödien stark zu wünschen übrig, weil sie immer wieder in platten (und unlustige, fast schon peinlichen) Slapstick abrutschen. „Caedes“ schafft diese Gratwanderung grandios und katapultiert sich damit auf Platz Eins meiner persönlichen Splatter-Horror-Komödien aus Deutschland. Selten habe ich so herzhaft gelacht und geschmunzelt und gleichzeitig über perfekt inszenierte, blutige Gore-Szenen gestaunt.
Unbedingt erwähnt werden muss auch der rasante und punktgenaue Schnitt dieser Produktion, der von Slavica Spionjak übernommen wurde, und dem Film ein irres Tempo verleiht. Daumen hoch!

Wie bei Horrorfilmen nun mal üblich, ist die Handlung nicht unbedingt der Mega-Knaller, aber auch hier hat Spionjak ein wahres Wunder vollbracht und lässt den Zuseher das Handlungsmanko durch seinen Regiestil, die hervorragende Darsteller-Crew und die schwarzhumorige Situationskomik einfach vergessen. Besser geht’s fast nicht.
Und die Crew traut sich beizeiten voll in die Trash-Kiste zu greifen, dass es eine wahre Freude ist. 🙂

Neben den gutgelaunten Schauspielern, allen voran Bernhard Bozian, Lena Baader, Burak Akkoyun und Jakob Graf, möchte ich einen Mann nicht unerwähnt lassen, der zwar (leider) „nur“ eine Nebenrolle spielt, die dafür aber dermaßen überzeugend rüberbringt, das einem die Szene im Gedächtnis bleibt und mich persönlich immer wieder zum Schmunzel bringt, wenn ich daran zurückdenke. Die Rede ist von Nikolai Will, der als „Folteropfer“ zum Plaudern gezwungen wird und dies einfach superb meistert. Zu Recht wurde er vom Portal „Horrorfilmdarsteller“ zum Horrorfilmdarsteller 2015 gekürt.

Slavko Spionjak und sein Kernteam, nämlich seine Frau Rita und seine Schwester Slavica, haben einen bemerkenswerten, erfrischenden und rundum gelungenen Beitrag in Sachen „Crowdfunding“-Horrorfilm gedreht. Die amüsanten Bayern, die auf der Lichtung des Todes um ihr Leben kämpfen, sind der Hammer. Und gerade die bayrische Mundart, die aber auch Nichtbayern verstehen, legen einen einmaligen Flair über das Splatterstück.
Mehr davon, bitte!
„Caedes“ ist für mich die perfekte Horror-Splatter-Komödie. Da fragt man sich, wieso Produktionsfirmen nicht solche Filme produzieren, sondern um 10-fach teurere, nichtssagende Pseudo-Komödien, die oft einfach nur peinlich sind.

*

Fazit: Unglaublich witzige Splatter-Komödie, die sich wohltuend von deutschen Slapstick-Produktionen abhebt. Durch die bayrische Mundart der Darsteller ist „Caedes“ ein innovatives filmisches Feuerwerk, das sowohl durch rabenschwarze Situationskomik als auch durch harte, perfekte „Handmade“ Splatterszenen überzeugen kann und unglaublich gut unterhält. Uneingeschränkte Empfehlung für Fans des Independent-Films und Genre-Freunde.

© 2015 Wolfgang Brunner

Eddie – The Sleepwalking Cannibal (2012)

eddie050611

Originaltitel: Eddie
Regie: Boris Rodriguez
Drehbuch: Boris Rodriguez
Kamera: Philippe Kress
Musik: David Burns
Laufzeit: 90 Minuten
Darsteller: Thure Lindhardt, Georgina Reilly, Dylan Smith, Alain Goulem, Paul Braunstein, Stephen McHattie, Peter Michael Dillon, Alexis Maitland
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Kanada, Dänemark
FSK: ab 16 Jahren

*

Dem Maler Lars Olafsen fehlt schon seit Jahren die Inspiration, daher hat er schon lange kein gutes Bild mehr auf die Leinwand gebracht. Um wieder kreativ zu werden, nimmt er sich eine Auszeit und beginnt, an der Kunstakademie von Koda Lake als Lehrer zu unterrichten. Dabei begegnet er dem traumatisierten und stummen Eddie, der in der Nacht schlafwandelt und dabei Tiere niedermetzelt, um sie zu verspeisen. Lars wird von den blutigen Zwischenfällen plötzlich inspiriert und die beiden ungleichen Männer gehen eine skurrile Symbiose ein.

*

„Eddie“ ist ein erfrischender Ausnahmefilm in Sachen Horrorkomödie. Schon alleine die Ausgangssituation verspricht einen interessanten Beitrag in Sachen Genrevermischung. Und man wird nicht enttäuscht. Zielsicher beschreitet Rodriguez in seinem Debütfilm den Grat zwischen sarkastischer Ironie und blutigem Gemetzel und fällt dabei niemals auf eine bestimmte Seite. Das gekonnt inszenierte Drama bietet harten Horror, sozialkritische Momente, witzige und skurrile Ideen und sogar einen Touch einfühlsames Drama. Rodriguez gelingt dieser Mix  wirklich gut und man vergisst teilweise tatsächlich, welches Genre man gerade sieht. Aber genau das ist es, was den Film so kurzweilig macht.

Die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache gut und im Laufe des Films steigt der Sympathiewert konstant höher. Diese außergewöhnliche Männerfreundschaft funktioniert.
Alain Goulem als Harry erinnert verblüffend an Richard Dreyfuss in seiner besten Zeit. Goulems Mimik (und irgendwie auch sein Aussehen 😉 ) ist dem von Dreyfuss wirklich erschreckend täuschend ähnlich.

Die Idee, wie die blutigen Morde des schlafwandelnden Eddie zu einer Inspiration des Malers werden, finde ich innovativ und glaubhaft umgesetzt. Das nenne ich mal eine andere Art von Muse für einen Künstler.
„Eddie“ ist ein netter Zeitvertreib, der nicht nur mit einer gelungenen Handlung unterhält, sondern auch sympathische Darsteller und tolle (Landschafts-) Aufnahmen vorzuweisen hat. Der Anteil von Komödie und Splatterhorror hält sich die Waage. Dadurch fühlt man sich bestens unterhalten. Man kann gespannt sein, was Regisseur Boris Rodriguez uns in der Zukunft noch präsentieren wird. Einen Pluspunkt hat er für mich jetzt schon: Es scheint, als kümmere er sich nicht besonders um konventionelle Mainstream-Plots.

*

Fazit: Herrlich schräg, lustig und blutig. Rodriguez‘ Genremix klappt hervorragend. Freunde außergewöhnlicher Filme sollten auf jeden Fall zugreifen.

© 2015 Wolfgang Brunner

Slither – Voll auf den Schleim gegangen (2006)

slither-cover1

Originaltitel: Slither
Regie: James Gunn
Drehbuch: James Gunn
Kamera: Gregory Middleton
Musik: Tyler Bates
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Nathan Fillion, Elizabeth Banks, Michael Rooker, Gregg Henry, Tania Saulnier, Brenda James, Don Thompson
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahren

*

Ein Meteorit schlägt nahe der Kleinstadt Wheelsy ein. Nur wenig später gerät der reiche Mr. Grant in Kontakt mit einem schleimigen Ei, das er im Wald findet. Ein Organismus dringt in den Körper des Mannes ein und nimmt wie ein Parasit Besitz von ihm. Schon bald darauf verschwinden Menschen und Tiere in der Kleinstadt, von denen lediglich Blut und Fleischfetzen übrigbleiben. Der Sheriff der Stadt findet heraus, dass es sich bei dem Parasiten um einen außerirdischen Organismus handelt, der alles Leben verschlingt.

*

James Gunn begann seine Karriere im Filmbusiness bei der US-amerikanischen Independent-Filmproduktionsfirma Troma Entertainment, die mit so schrägen und trashigen (Kult-)Filmen wie „Tromeo & Julia“ oder der „Toxic Avenger“-Reihe bekannt wurde.
Obwohl Gunn auch Drehbücher für große Hollywood-Produktionen wie dem Remake von „Dawn Of The Dead“ oder „Scooby Doo 1 & 2“ verfasst hat, wurde er den Troma-Einfluss irgendwie nicht mehr los. Das merkt man sowohl an seinem Regiedebüt „Slither“, wie auch an dem herrlich absurden „Super“ und nicht zuletzt Marvels „Guardians Of The Galaxy“.

„Slither“ ist eine herrlich schräge und trashige Gratwanderung zwischen Science Fiction-Horror, Splatter und Komödie. Die Mutation des vom außerirdischen Parasiten besessenen Mr. Grant erinnerte mich so manches mal an Jeff Goldblum in David Cronenbergs grandioser Neuverfilmung von „Die Fliege“. Aber auch „The Blob“, „Shivers“ oder „Die Körperfresser kommen“ lassen grüssen! Es macht ungemein Spaß, diese Veralberung des Genres mitzuverfolgen, die mit einem ganz eigenen Humor und teils derben Splattereffekten (die übrigens sehr gut gemacht sind) aufwarten kann. Gunns eingenwilliger Humor lässt sich hier schon ganz eindeutig erkennen, der in „Super“ eine Steigerung erfährt und schließlich in „Guardians Of The Galaxy“ seinen Höhepunkt erreicht.

James Gunn ist für mich einer jener Ausnahmeregisseure, deren Werdegang ich mit Sicherheit weiterverfolgen werde, denn eines ist für mich sicher: Egal, welche Projekte Gunn in Zukunft noch in Angriff nehmen wird, den Filmen wird bestimmt ein besonderer Stempel aufgedrückt werden, der sie, auch wenn sie sich in Mainstream-Gefilden befinden werden, von anderen Produktionen abheben wird.

Ach ja, den deutschen (wieder einmal bescheuerten) Untertitel hätte man sich getrost sparen können, denn „Slither“ ist auf einem bedeutend höheren Niveau als uns dieser deutsche Quatschzusatztitel weismachen möchte.

*

Fazit: „Slither“ schafft tatsächlich die überzeugende Gratwanderung zwischen Science Fiction, Horror, Splatter und Komödie. Das gelingt nicht vielen Filmen in dieser Art und spricht eindeutig für das cineastische Fingerspitzengefühl des Regisseurs.

© 2015 Wolfgang Brunner