8 (2019)

8

Originaltitel: 8
Regie: Harold Hölscher
Drehbuch: Harold Hölscher
Kamera:  David Pienaar
Musik: Elben Schutte
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Inge Beckmann, Tshamano Sebe, Garth Breytenbach, Chris April, Keita Luna
Genre: Horror, Mystery, Drama
Produktionsland: Kanada
FSK: ab 16 Jahre

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Ein alter Mann ist durch einen Fluch dazu verdammt, die Seelen von Menschen einzusammeln. Als William Ziel mit seiner Familie nach Südafrika in das Haus seines verstorbenen Vaters zieht, lernt seine Ziehtochter Mary den alten Mann namens Lazarus kennen und schließt mit ihm Freundschaft. Schon bald beginnt der Fluch auf Lazarus einzuwirken und das Schicksal der Familie Ziel verbindet sich mit seinem …

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Das passiert, wenn man mit keinerlei Erwartung an einen Film herangeht, von dem man im Grunde genommen gar nicht weiß, um was es geht. So geschehen beim vorliegenden „8“, der mich bereits nach den ersten Minuten mit seiner genialen Atmosphäre gepackt und auch bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. „8“ ist ein Genremix aus gruseligem Horror, Drama und regionalem Glauben, der sich geschickt zwischen diesen drei Sparten bewegt und absolut zu fesseln vermag. Wer einen reinen Horrorfilm erwartet, wird vielleicht schon anhand der relativ ruhigen Inszenierungsweise enttäuscht werden. Es geht in erster Linie um die Schicksale von Lazarus und der Familie Ziel, die sich im Laufe des Films immer mehr miteinander verweben.

Untermalt von einer wunderschönen Musik des Komponisten Elben Schutte wird der Zuschauer von der Magie Südafrikas und deren geheimnisvollen Mythen eingesogen. Stellenweise fühlte ich mich sogar an den grandiosen Wes Craven-Klassiker „Die Schlange im Regenbogen“ erinnert, bei dem der Woodoo-Zauber auf ähnlich realitätsnahe Art und Weise behandelt wird. Doch „8“ ist weitaus ruhiger und widmet sich den Emotionen Lazarus’, der im Grunde genommen ein netter Zeitgenosse ist, obwohl er andererseits aber auch den Antagonisten darstellt.  In bestimmten Einstellungen werden auch Erinnerungen an „Dust Devil“ wach. „8“ stellt eine hervorragende Mischung aus verschiedenen Genres dar, die sich auf fantastische Weise miteinander verbinden und ein beeindruckendes Gesamtbild ergeben. Ich hätte gut und gerne noch einmal eineinhalb Stunden zusehen können, wie sich die Familie Ziel auf der alten Farm gegen die Einflüsse von Lazarus und dem fremden Land wehrt.
Die Mythologien Südafrikas mit ihren Dämonen und unheimlichen Kreaturen werden sehr authentisch dargestellt. Daraus resultierend wird der Tod nicht immer als negativ behaftetes Ereignis dargestellt, sondern oftmals auch als etwas Schönes. Wenn wir beispielsweise das warme Leuchten einer Kerze sehen oder einem herzerwärmenden Begräbnis einer tote Raupe beiwohnen. Der Tod nimmt Leben, erschafft aber gleichzeitig neues. Ein Gleichgewicht, das lediglich durch den auftretenden Dämon zerstört wird. Trauer, Verlust und familiäre Bindung stehen bei „8“ konsequent im Vordergrund.

Und auch wenn „8“ mit vielen vertraut erscheinenden Konventionen arbeitet, so sind manche Wendungen nicht vorherzusehen. Das Publikum wird während des gesamten Films in eine trügerische Schönheit gehüllt, die sich durch die teils sehr ausdrucksstarken Bildern noch verstärkt. Der Schrecken, der sich eigentlich durch die Handlung schleicht, bleibt unterdrückt und wird dadurch so manchen Zuschauer in seiner Eindringlichkeit und erschütternden Konsequenz nicht erreichen. Fast möchte man sagen, dass der Film zu schön, zu poetisch und philosophisch geworden ist, um den Verlust eines geliebten Menschen hinreichend dramatisch auszudrücken.
Schauspielerisch kann man an der gesamten Crew absolut nichts aussetzen. Am meisten beeindruckt haben mich persönlich Garth Breytenbach und Tshamano Sebe. Letzteren dürften einige aus Michael Crichtons „Emergency Room“ kennen.
„8“ ist eine wunderbare Abwechslung im Horrorgenre und kann vor allem durch die hervorragenden Schauspieler und seine emotionalen und künstlerischen Aspekte überzeugen.

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Fazit: Familiendrama mit Horroranleihen. Künstlerisch und beeindruckend.

©2020 Wolfgang Brunner

Parasite (2019)

Parasite

Originaltitel: Gisaengchung
Regie: Bong Joon-ho
Drehbuch: Bong Joon-ho, Han Jin-Won
Kamera: Hong Kyung-pyo
Musik: Jeong Jae-il
Laufzeit: 132 Minuten
Darsteller: Song Kang-ho, Lee Sun-kyun, Cho Yeo-jeong, Jang Hye-jin, Park So-dam, Choi Woo-shik, Jeong Ji-so
Genre: Satire, Drama
Produktionsland: Südkorea
FSK: ab 16 Jahre

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Es gibt arme und es gibt wohlhabende Familien. Ki-woos Familie gehört zu den ersteren, umso mehr freut er sich, bei einer reichen einen Job als Nachhilfelehrer zu bekommen. Die Parks suchen noch eine weitere Nachhilfelehrerin, einen Chauffeur und später auch noch eine Haushälterin. So profitiert die gesamte Familie von Ki-woo schon nach kurzer Zeit vom luxuriösen Lebensstil der Parks. Doch dann stoßen sie auf ein dunkles Geheimnis und es dauert nicht lange, bis die Situation auf dramatische Weise aus dem Ruder läuft.

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Wer die Filme von Bong Joon-ho kennt, weiß, dass ihn etwas Außergewöhnliches erwartet, dass sich in der Regel auch abseits des Mainstream bewegt. So verhält es sich auch bei „Parasite“, der dieses Jahr in vier Kategorien mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. „Parasite“ beginnt wie eine Milieustudie und der Zuschauer begleitet eine Familie, wie sie in ihren ärmlichen Verhältnissen zu überleben versucht. Schon zu Beginn merkt man, dass sich der Film auf einem hohen Niveau bewegt, sowohl in inszenatorischer Weise als auch aus schauspielerischer Sicht. Joon-ho weiß, wie man das Publikum packt und in seinen Bann zieht – er hat es mit „Mother“ oder seinem Erfolg „The Host“, um nur zwei Filme zu benennen – bereits bewiesen. Jetzt macht er es mit „Parasite“ genauso, wenngleich auf andere Art und Weise. Man fühlt sich schon nach wenigen Minuten der Familie um Ki-woo verbunden. Untermalt mit einer fantastischen Musik und garniert mit wunderbar arrangierten Bildern nimmt Joon-ho sein Publikum mit auf eine irrwitzige, skurrile und auch brutale Reise.

Absolut kurzweilig entwickelt sich eine Situation, die wie an den Haaren herbeigezogen wirkt und dennoch absolut glaubwürdig und schlüssig dargestellt wird. Es ist eine wahre Freude, den Protagonisten dabei zuzusehen, wie sie sich einer nach dem anderen in die Welt der Reichen schmuggeln und ihre Rollen perfekt spielen. Das Set wirkt oftmals steril, was mit Sicherheit beabsichtigt ist, gerät aber durch das beeindruckende Agieren der Schauspieler vollkommen in den Hintergrund. Es ist unglaublich mit welchem Einsatz hier geschauspielert wird – und das bis in die Nebenrollen. Man muss „Parasite“ natürlich auch erst einmal sacken lassen, nachdem man ihn gesehen hat. Womit ich auch schon mit einem Vergleich komme, den der ein oder andere vielleicht gar nicht verstehen wird. Joon-hos neuer Film wirkt in vielen Momenten wie eine südkoreanische Version eines Peter Greenaway-Films, vor allem, wenn man die gnadenlose Konsequenz des Finales betrachtet. „Dümpelt“ der Film, und das ist alles andere als negativ gemeint, bis dahin vor sich hin, so entfaltet sich am Ende ein Drama sondergleichen, das den Zuschauer aus der Bahn wirft, weil er mit solch einer Entwicklung nicht gerechnet hat. In ähnlicher Weise hat auch Peter Greenaway den ein oder anderen seiner Filme inszeniert.

„Parasite“ hat zurecht seine Oscars bekommen. Erfreulicherweise handelt es sich bei dem diesjährigen „Besten Film“ um eine Produktion, die sich abseits des Mainstream bewegt und Wert auf Schauspielleistung und nicht bombastische Effekte legt. Auch Bong Joon-ho als „Besten Regisseur“ auszuzeichnen wirkt auf mich wie ein kleines Wunder. „Parasite“ ist kein Film fürs Massenpublikum, behandelt aber Probleme, die ein Massenpublikum erreichen sollten. Sozialkritisch und die Entwicklung unserer Gesellschaft übertrieben darstellend (oder vielleicht sogar schon real?) reißt Joon-ho in der zweiten Hälfte des Films das Ruder herum und macht „Parasite“ zu einem unter die Haut gehenden Thriller. Und über diesen ganzen Drama- und Thrillerelementen schweben unentwegt eine satirische Komponente. Bong Joon-hos Film darf durchaus als Meisterwerk bezeichnet werden, was aber nur Menschen nachvollziehen werden, die dazu fähig sind, sich auf den eigenartigen, exotischen und auch im Grunde genommen völlig unspektakulären Plot einlassen zu können. Für mich persönlich war „Parasite“ eine große Überraschung, die ich mit Sicherheit noch öfter ansehen werde.

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Fazit: Verdienter Oscargewinner, der erst im Nachhinein seine volle Wirkung entfaltet.

©2020 Wolfgang Brunner

Der Schrecken der Medusa (1977)

medusa

Originaltitel: The Medusa Touch
Regie: Jack Gold
Drehbuch: John Briley
nach einem Roman von Peter Van Greenaway
Kamera:  Arthur Ibbetson
Musik: Michael J. Lewis
Laufzeit: 105 Minuten
Darsteller: Richard Burton, Lino Ventura, Lee Remick, Harry Andrews, Alan Badel, Jeremy Brett, Derek Jacobi, Gordon Jackson, Narie-Christine Barrault
Genre: Thriller, Mystery
Produktionsland: Großbritannien, Frankreich
FSK: ab 12 Jahre

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Der Schriftsteller John Morlar bring seit seiner Kindheit Unheil und Tod über Menschen, die ihn physisch und psychisch verletzen.Als der telekinetisch veranlagte Morlar  überfallen wird und nur knapp dem Tod entkommt, ermittelt Kommissar Brunel. Während er den Täter sucht, gerät Brunel immer mehr in einen mysteriösen Sog aus Horror und Katastrophen. Offensichtlich gehen diese Ereignisse vom klinisch toten Morlar aus,der in seinem Krankenbett dahinvegetiert und nur noch starke Gehirnaktivitäten zeigt.

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Es ist schon eine Zeit her, dass ich diesen Film gesehen habe. Ich hatte „Die Schrecken der Medusa“ als sehr guten Mystery-Thriller in Erinnerung und war daher absolut erstaunt, wie gut er mir heute noch gefiel. Ich muss zugeben, dass er mich sogar noch mehr begeistert hat wie anno dazumal. Die Atmosphäre dieses Films ist unglaublich intensiv. Hinzu kommt eine meisterliche Darstellung von Lino Ventura. Richard Burton, der sich damals bereits auf das Ende seiner erfolgreichen Karriere zubewegte, konnte mich lange nicht so überzeugen wie Ventura. Zu diesem Gespann gesellt sich dann noch Lee Remick, die in ihrer Rolle als Psychiaterin absolut überzeugen kann. „Die Schrecken der Medusa“ ist ein Film für genau diese Schauspieler, der davon lebt, wie diese Akteure in ihren Rollen aufgehen.

Die Mischung aus Kriminal-, Mystery-, Horror- und Katastrophenfilm ist derart gelungen, dass man sie nicht mehr so schnell vergisst. In dieser Art und Kombination dürfte „Der Schrecken der Medusa“ auch einmalig in der Filmbranche sein. Kongenial von der Musik Michael J. Lewis’ untermalt, versinkt der Zuschauer, sofern er sich auf das Szenario einlassen kann, in einem hypnotischen Strudel, der ihn bis zum Ende nicht mehr loslässt. Man fühlt sich bei einigen Szenen immer wieder mal an Richard Donners „Das Omen“ erinnert, aber Jack Golds Mysterythriller geht letztendlich dann doch einen vollkommen anderen Weg. Vor allem das kompromisslose Finale hat es in sich. Typisch für solcherart Filme wird hier ein Anti-Happy-End serviert, das man nicht mehr so schnell vergisst. Gold inszeniert dieses Szenario oscarreif und verbindet Effekte, beklemmende Einstellungen und den bereits erwähnten, mehr als passenden Score zu einem apokalyptischen Weltuntergang, der Gänsehaut beschert.

Mehrere Jahrzehnte sind seit der Veröffentlichung von „Die Schrecken der Medusa“ vergangen, der Film wurde zum wiederholten Mal im Fernsehen gezeigt und dennoch hat sich das Warten auf diese bearbeitete Version gelohnt. Der Film ist nach wie vor ein exzellent gespieltes und inszeniertes Weltuntergangsdrama, das als Kriminalfall beginnt und über telekinetischen Horror und Psychoterror zur Apokalypse führt. Dass der Thriller in die Jahre gekommen ist, sieht man unter anderem an der Kleidung der Darsteller, den Autos und den abgerundeten, altmodischen Fernsehgeräten. Doch genau dies versprüht in der heutigen Zeit einen unwiderstehlichen Charme. „Der Schrecken der Medusa“ ist beeindruckend, düster und mitreißend. Was will man mehr von einem Film?
Für mich ein Beweis, dass man früher auch schon gute, wenn sogar nicht manchmal bessere Filme als heutzutage, drehte.

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Fazit: Beeindruckender und äußerst atmosphärischer Genremix.

©2020 Wolfgang Brunner

Airport ’80 – Die Concorde (1979)

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Originaltitel: The Concorde … Airport ’79
Regie: David Richmond-Peck
Drehbuch: Jennings Lang, Eric Roth
Kamera:  Philip H. Lathrop
Musik: Lalo Schifrin
Laufzeit: 106 Minuten
Darsteller: Alain Delon, Susan Blakely, Robert Wagner, Sylvia Kristel, George Kennedy, Eddie Albert, Bibi Andersson, Charo, John Davidson, David Warner
Genre: Action
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahre

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Eine nagelneue Concorde-Maschine befindet sich auf den Weg von Washington nach Moskau mit Zwischenstop in Paris. Maggie hat sich vor Start noch von ihrem Freund Kevin  getrennt, der Chef eines großen Rüstungskonzerns ist und illegale Waffengeschäfte betreibt. Maggie bekommt vertrauliche Dokumente zugespielt, die diese kriminellen Machenschaften beweisen. Ihr Exfreund möchte natürlich um jeden Preis verhindern, dass diese belastenden Unterlagen in falsche Hände geraten und beschließt, die Concorde mit allen Mitteln zum Absturz zu bringen. Seine Beziehungen reichen sogar bis ins Militär, die das Passagierflugzeug abschießen wollen.

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Und wieder verstrichen zwei Jahre nach „Verschollen im Bermuda-Dreieck“, um einen weiteren Film der erfolgreichen „Airport“-Reihe auf die Leinwand zu bringen. Dieses Mal finden sich Alain Delon, George Kennedy und David Warner im Cockpit ein, um ein größeres Unglück zu verhindern. „Airport ’80 – Die Concorde“ lässt erneut den Schrecken in der Luft aufleben und bringt dieses Mal das Militär mit ins Spiel. Für mich stellt der abschließende Teil trotz einiger sehenswerter Komponenten den schlechtesten der Reihe dar. Zu viele phantastisch anmutende Szenen kommen darin vor, die mehr als unglaubwürdig sind. Aber eines nach dem anderen: Das erfreulichste, das der Film zu bieten hat, ist nicht Alain Delon sondern George Kennedy, der dieses Mal auf dem Pilotensitz Platz nimmt. Der sympathische, manchmal ein wenig unscheinbar wirkende Schauspieler hat in jedem der vier „Airport“-Filme mitgewirkt, war aber meist nur in Nebenrollen und im Hintergrund zu sehen. Doch dieses Mal übernahm er eine der Hauptrollen und war in meinen Augen bedeutend besser als Delon. Er stellte seinen Charakter überaus natürlich, authentisch und sympatisch dar. Für mich der wichtigste Pfeiler dieses Films.

Alain Delon macht seine Sache gut, steckt aber, wie bereits erwähnt, in meinen Augen hinter Kennedy zurück. Der weibliche Part, dieses Mal von Susan Blakely dargestellt, verkörpert, wie in allen vorhergehenden Teilen, eine toughe Frau, die mit Problemen umzugehen weiß. Dieser in allen Teilen durchgängig gegenwärtige Aspekt macht für mich den Reiz dieser „Airport“-Filme mit aus. Blakely kann hier auch ohne weiteres gegenüber ihren Vorgängerinnen und Kolleginnen bestehen. Überhaupt ist schauspielerisch und regietechnisch an „Airport ’80 – Die Concorde“ nichts auzusetzen. Was aber, zumindest aus meiner Sicht, kolossal zu Buche schlägt, ist der Plot und die Ereignisse, die sich abspielen.
Die Concorde schafft es zum Beispiel, einer Rakete auszuweichen und überschlägt sich dabei ein paar Mal … ähm …
Während Schallgeschwindigkeit wird ein Fenster in der Pilotenkanzel aufgemacht, um eine Leuchtrakete abzufeuern … ähm …
Es gäbe noch einige weitere Vorfälle aufzuzählen, die mich einfach aufgrund ihrer absoluten Unwahrscheinlichkeit nicht gefallen (und auch gestört) haben.

„Airport ’80 – Die Concorde“ ist trotz dieser Logikfehler und Unstimmigkeiten dennoch äußerst rasant und teilweise auch richtig witzig. Das ist auch der Punkt, der mich dann letztendlich doch wieder zufrieden gestimmt hat, denn eines kann der letzte Teil der Reihe definitiv wieder: Unterhalten.
Dank Koch Media ist dieser erneute Meilenstein des Spannungskinos endlich in einer Komplett-Edition mit allen vier Teilen erhältlich. Die Bildbearbeitung ist durchwegs gelungen (soweit dies anhand des Ursprungsmaterials möglich war) und lässt die Filme in einem neuen Licht erstrahlen. Beim vorliegenden „Airport ’80 – Die Concorde“ leiden die Spezialeffekte unter der HD-Bearbeitung und bewegen sich teilweise auf Fernsehniveau. Das man damals aber auch hervorragende Effekte machen konnte, zeigen die vorangegangenen ersten drei Teile.
Erwähnenswert ist auch die auf den Discs verewigten Super 8-Fassungen, die man von jedem Film bewundern kann.

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Fazit: Für mich noch immer der schlechteste Teil der Reihe, der aber dennoch mit tollen Schauspielern auftrumpfen kann.

©2020 Wolfgang Brunner

Verschollen im Bermuda-Dreieck – Airport ’77 (1977)

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Originaltitel: Airport ’77
Regie: Jerry Jameson
Drehbuch: Michael Scheff, David Spector
Kamera:  Philip H. Lathrop
Musik: John Cacavas
Laufzeit: 114 Minuten
Darsteller: Jack Lemmon, Lee Grant, Brenda Vaccaro, George Kennedy, Joseph Cotton, Olivia de Havilland, James Stewart, Christopher Lee, Robert Foxworth
Genre: Action
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahre

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Eine Boeing 747 wird von Kunstdieben entführt und stürzt im gefürchteten Bermuda-Dreieck ab, wo es im Ozean versinkt. Die Überlebenden kämpfen um ihr Leben, als immer mehr Wasser in das Flugzeugwrack eindringt. Mit einer gewagten Rettungsaktion soll das  beschädigte Flugzeug an die Wasseroberfläche gebracht werden.

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Es dauerte nicht ganz so lange wie zwischen den Teilen 1 und 2 bis eine dritte Fortsetzung der erfolgreichen „Airport“-Serie seinen Weg in die Kinos fand. Und, man mag es kaum glauben, das dritte Abenteuer toppt in Sachen Spannung, Schauspielerleistungen, Setting und Handlung seine beiden Vorgänger. Alleine die Handlung hebt sich dermaßen von den anderen beiden Filmen, und auch dem letzten Teil, ab, dass sie einem nicht mehr aus dem Kopf geht. Schon als Jugendlicher empfand ich „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ als besten Teil der Reihe.  Das lag (und liegt noch immer) in erster Linie an der faszinierenden Verbindung von Luft und Wasser. Die Handlung spielt sich nämlich nicht nur in der Luft ab, sondern größtenteils auch unter der Wasseroberfläche (aber noch immer in einem Flugzeug). Diese Kombination ist atemberaubend und bringt eine unvergleichliche Atmosphäre zustande, der man sich nicht entziehen kann.

Hinzu kommt die hervorragende Leistung von Jack Lemmon. Seine Rolle als Captain Don Gallagher ist für mich immer noch eine seiner besten Darstellungen. Das Szenario eines im Meer versunkenen Flugzeugs war seinerzeit absolut unverbraucht und innovativ. Die Drehbuchautoren vermischten galant die Plots erfolgreicher Katastrophenfilme wie „Airport“ und „Höllenfahrt der Poseidon“ und schufen ein enorm beeindruckendes Setting. Was mir persönlich gefallen hat, den damaligen Kritikern aber eher sauer aufstieß, ist die Tatsache, dass die sich in Gefahr befindlichen Passagiere nicht permanent hysterisch benommen, sondern meist die Ruhe bewahrt haben. Das war für mich ein äußerst realistischer Aspekt, den die meisten Menschen werden in solch einer Situation nicht unentwegt kreischen und die Nerven verlieren. Trotz aller Dramatik strahlt „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ auf gewisse Art und Weise Ruhe aus.

Das Mitwirken von damaligen Stars wie Olivia De Havilland, Christopher Lee, James Steward und Robert Foxworth äußerte sich ebenfalls als Magnetwirkung, um „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ zu einem ansehnlichen Erfolg zu machen. Für heutige Sehgewohnheiten wirkt alles (leider) ein wenig unspektakulär, aber bedenkt man die damaligen Mittel, die zur Verfügung standen, gelangen der Crew eindrucksvolle Effekte und Aufnahmen. Und wie so oft bei Filmen dieser Art, kann das Ganze dann auch noch mit einem nostalgischen Sympathiebonus punkten. „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ ist einer jener Katastrophenfilm-Klassiker, die ich mir immer wieder ansehen könnte.
Dank Koch Media ist dieser Meilenstein des Spannungskinos endlich in einer Komplett-Edition mit allen vier Teilen erhältlich. Die Bildbearbeitung ist durchwegs gelungen (soweit dies anhand des Ursprungsmaterials möglich war) und lässt die Filme in einem neuen Licht erstrahlen.
Erwähnenswert ist auch die auf den Discs verewigten Super 8-Fassungen, die man von jedem Film bewundern kann.

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Fazit: Für mich der beste Teil der „Airport“-Reihe.

©2020 Wolfgang Brunner

Giganten am Himmel – Airport ’75 (1975)

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Originaltitel: Airport ’75
Regie: Jack Smight
Drehbuch: Don Ingalls
Kamera:  Philip H. Lathrop
Musik: John Cacavas
Laufzeit: 107 Minuten
Darsteller: Charlton Heston, Karen Black, George Kennedy, Gloria Swanson, Efrem Zimbalist jr., Susan Clark, Linda Blair, Myrna Loy
Genre: Action
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahre

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Eine Boeing 747 kollidiert mit einem Kleinflugzeug. Der Pilot wird schwer verletzt, so dass eine Stewardess mit Unterstützung eines Fluglehrers per Funk versucht, die Maschine zu steuern und einen Absturz zu verhindern. Doch das Flugzeug rast direkt auf eine Gebirgskette zu und verliert zusätzlich auch noch Benzin.

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Fünf Jahre vergingen, bevor sich jemand getraut hat, eine Fortsetzung der erfolgreichen Literaturverfilmung von Arthur Haileys „Airport“ zu drehen. Die Erwartungshaltung war natürlich groß, als der Film in die Kinos kam. Aber Regisseur Jack Smight hat es tatsächlich geschafft, den Spannungsbogen auf jeden Fall zu halten beziehungsweise für einige Zuschauer sogar noch zu toppen. Eines ist aber unbedingt positiv hervorzuheben: Drehbuchautor Don Ingalls hat sich nicht dazu hinreißen lassen, sich auf dem Erfolg des Originalfilms auszuruhen und einen ähnlichen Plot geschrieben, sondern er ging einen neuen Weg und brachte frischen Wind in den Katastrophenfilm.
Wieder sind, wie schon beim ersten Teil, jede Menge Stars der damaligen Zeit auf der Besetzungsliste zu finden, allen voran natürlich Charlton Heston. Er spielt auf gewohnt hohem Niveau, muss sich aber dennoch gegen die hervorragend agierende Karen Black behaupten, die eine beeindruckend toughe Frau darstellt.

„Giganten am Himmel“ ist pure Unterhaltung, die über die gesamte Spieldauer fasziniert. Bedenkt man das Alter des Films, so muss man seinen virtuellen Hut vor der Crew ziehen, die die Spezialeffekte gemacht hat. An manchen Stellen mutet das Ganze wie ein perfekt inszenierter Teil aus der James-Bond-Reihe an, so atemberaubend sind die Trickaufnahmen. Besonders Spaß macht auch der Auftritt der einstigen Diva aus der Stummfilmära Gloria Swanson. Die Dame spielt sich selbst, was noch einen zusätzlichen Bonus darstellt. Wer sich ein wenig mit der Stummfilmzeit und ihren Leinwandgöttinen auseinandergesetzt hat, wird Swanson in dieser Rolle lieben.  Zwei Jahre nach ihrem Erfolg als dämonenbesessene Regan in William Friedkins „Der Exorzist“ ist die junge Linda Blair an Bord des Flugzeugs und kann auch hier wieder mit ihrer natürlichen Art absolut überzeugen.

Gegenüber seinem Vorgänger „Airport“ lässt sich „Airport ’75“ weitaus weniger Zeit, um richtig Fahrt aufzunehmen. Während man sich im Original mehr um die Charaktere kümmerte, legt man in der Fortsetzung gleich los, um dem Publikum genau das zu bieten, was es erwartet: Nämlich einen handfesten, spannenden Thriller über den Wolken. „Airport ’75“ ist in dieser Hinsicht besser wie sein Original.
Dank Koch Media ist dieser weitere Meilenstein des Spannungskinos endlich in einer Komplett-Edition mit allen vier Teilen erhältlich. Die Bildbearbeitung ist durchwegs gelungen (soweit dies anhand des Ursprungsmaterials möglich war) und lässt die Filme in einem neuen Licht erstrahlen.
Erwähnenswert ist auch die auf den Discs verewigten Super 8-Fassungen, die man von jedem Film bewundern kann.

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Fazit: Spannender und spektakulärer als der Vorgänger „Airport“.

© 2020 Wolfgang Brunner

Airport (1970)

Airport

Originaltitel: Airport
Regie: George Seaton
Drehbuch: George Seaton
nach dem Roman von Arthur Hailey
Kamera:  Ernest Laszlo
Musik: Alfred Newman
Laufzeit: 137 Minuten
Darsteller: Burt Lancaster, Dean Martin, Jean Seberg, Jaqueline Bisset, George Kennedy, Helen Hayes, Maureen Stapleton, Barry Nelson
Genre: Action
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahre

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Durch vehemente Schneestürme blockiert ein liegengebliebenes Flugzeug die Landebahn eines Flughafens, während sich bereits eine weitere Maschine im Anflug befindet. Doch nicht nur die blockierte Landebahn stellt ein Problem dar, denn an Bord der im Landeanflug befindlichen Maschine ist auch noch ein Psychopath mit einer Bombe. Sowohl für den Flughafendirektor als auch den Kapitän des Passagierflugzeugs beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

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„Airport“ stellt neben „Flammendes Inferno“, „Erdbeben“ und „Höllenfahrt der Poseidon“ – um nur einige zu nennen – einen der wichtigsten Vertreter des in den 1970er Jahren aufgekommenen Katastrophenfilm-Booms dar. Zu Recht, wie man nach einer Sichtung nach fast fünfzig Jahren feststellen muss. Dieser Klassiker ist angenehm gealtert und zeigt beeindruckend, wie Kino damals funktioniert hat und eigentlich noch heute funktionieren müsste. In aus heutiger Sicht fast schon unspektakulärer Weise wird eine äußert spannende Geschichte erzählt, bei der aber auch noch Beachtung auf die Charaktere gelegt wird. „Airport“ wurde nach dem erfolgreichen Roman von Arthur Hailey unter der Regie von George Seaton umgesetzt und konnte mit einer Reihe bekannter Schauspielerinnen und Schauspieler aufwarten. Da der Film technisch perfekt umgesetzt war, konnte er sowohl die Kritiker als auch das Publikum überzeugen und war für den Oscar in neun Kategorien nominiert.

Interessant ist auch, dass der Zuschauer hier das erste Mal einen fast schon detailgetreuen Ablauf eines Arbeitstages am Flughafen zu sehen bekommt. Gewürzt mit persönlichen Schicksalen wird diese Normalität vermischt mit dem Katastrophenszenario eines Unwetters und eines Attentäters. Dieser Mix ist hervorragend gelungen und lässt in keiner Minute Langeweile aufkommen, obwohl der Film über zwei Stunden dauert. Trotz seiner eher langatmigen und ruhigen Inszenierung kann der Film auch in der heutigen Zeit einen absolut in den Bann ziehen, vorausgesetzt man kann sich auf diese (leider) „veraltete“ Inszenierungsweise einlassen. „Airport“ ist und bleibt ein Klassiker des Katastrophenfilms und wird immer seine Anhänger haben. Dank Koch Media ist dieser Meilenstein des Spannungskinos endlich in einer Komplett-Edition mit allen vier Teilen erhältlich. Die Bildbearbeitung ist durchwegs gelungen (soweit dies anhand des Ursprungsmaterials möglich war) und lässt die Filme in einem neuen Licht erstrahlen.
Erwähnenswert ist auch die auf den Discs verewigten Super 8-Fassungen, die man von jedem Film bewundern kann.

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Fazit: Unumstößlich noch immer ein Klassiker des Katastrophenfilms.

© 2020 Wolfgang Brunner

Ugly Dolls (2019)

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Originaltitel: UglyDolls
Regie: Kelly Asbury
Drehbuch: Alison Peck
nach einer Story von Robert Rodriguez
Kamera:  –
Musik: Christopher Lennertz
Laufzeit: 87 Minuten
Darsteller: –
Genre: Animation, Kinderfilm
Produktionsland: USA, Kanada, China
FSK: ab 0 Jahre

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Die nicht perfekten und von der Produktion aussortierten Spielzeugpuppen Moxy und ihre Freunde leben glücklich an einem Ort namens Uglyville. Dort zählt nicht das Aussehen, sondern die inneren Werte. Eines Tages wollen sie erkunden, was außerhalb ihrer Stadt liegt. Dabei stoßen sie auf den Ort Perfection, wo Lou, eine ganz und gar perfekte Puppe, alle zu derartigen perfekten Puppen machen will.

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Ich muss gestehen, dass ich noch nie etwas von den „Ugly Dolls“ gehört habe, die es tatsächlich auf dem Spielzeugmarkt gibt. Die vorliegende Verfilmung ihrer „Entstehungsgeschichte“ macht die unperfekten, teils hässlichen Spielzeuge sehr sympathisch. Der Film transferiert aber gleichzeitig eine wichtige Botschaft, nämlich, dass Aussehen alleine nicht zählt, sondern man unbedingt auch auf die inneren Werte eines Menschen / Lebewesens achten soll. Gerade für das Zielpublikum von „Ugly Dolls“ empfinde ich diese Aussage unheimlich wichtig und sie wird, wie gesagt, in dem Film hervorragend umgesetzt. Die hässlichen Puppen sind definitiv die Sympathieträger in diesem kurzweiligen und witzigen Animationsabenteuer.

„Ugly Dolls“ hat unglaublich viele, tolle Songs, die den Film dermaßen kurz wirken lassen, dass man gar nicht richtig mitbekommt, dass eineinhalb Stunden vergangen sind. Dieser liebevoll animierte Film ist allerdings nicht nur eine hervorragende Unterhaltung für Kinder (dabei ist es auch vollkommen egal, ob Mädchen oder Jungs), sondern auch perfekt für die ganze Familie, da sich, wie bereits erwähnt, eine Menge toller Botschaften darin verstecken, die auch Erwachsene zum Nachdenken bringen. Aber in erster Linie sind es die Charaktere, die einen verzaubern und die man sehr schnell liebgewinnt.
Einfühlsam und absolut unaufdringlich wird immer wieder darauf hingewiesen, dass man sich nicht nach dem Schönheitsideal richten soll, dass einem von der Mehrheit der Menschen (und vor allem durch die Medien) eingetrichtert und permanent aufgezwungen wird, so dass der Film aus meiner Sicht sogar das Prädikat „Besonders wertvoll“ erhalten müsste.

Hinter der Produktion dieses Films steckt mit Sicherheit zum Großteil das Ziel einer größeren Vermarktung der Original-Spielzeugpuppen, die bereits seit dem Jahr 2001 auf dem Markt sind. Daher wird dem Film des Öfteren eine oberflächliche Gestaltung zugeschrieben, die nur ein marketingtechnisches Bestreben erfüllen soll. Das kann man nun sehen, wie man will, ich für meinen Teil habe „Ugly Dolls“ zusammen mit meinem fast sechsjährigen Sohn genossen und wir hatten Riesenspass dabei. Mehr erwarte ich von solcherlei Filmen eigentlich gar nicht. Doch zusätzlich zu dieser kurzweiligen, netten Unterhaltung kam dann auch noch die bereits erwähnte Botschaft hinzu, so dass ich „Ugly Dolls“ uneingeschränkt empfehlen kann.

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Fazit: Absolut unterhaltsamer, kurzweiliger Animationsfilm mit einer tollen Botschaft.

© 2019  Wolfgang Brunner