Originaltitel: City of Lies
Regie: Brad Furman
Drehbuch: Christian Contreras
Kamera: Monika Lenczewska
Musik: Chris Hajian
Laufzeit: 112 Min.
Darsteller: Johnny Depp, Forest Whitaker, Toby Huss, Dayton Callie, Louis Herthum, Shea Whigham, Xander Berkeley, Michael Paré, Neil Born Jr., Shamier Anderson
Genre: Drama, Thriller, Krimi, Biopic, Filmbiografie
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre
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1996 wird der Rapper Tupac Shakur erschossen und nur wenige Monate später sein Kollege und Konkurrent The Notorious B.I.G.
Russell Poole übernahm damals die Ermittlungen, konnte aber damals keinen der Fälle aufklären. Doch Jahre später hat er den Fall noch immer nicht vergessen und recherchiert auf eigene Faust. Eines Tages bekommt er unverhoffte Unterstützung von dem Journalisten Jack Jackson, mit dem er nach so vielen Jahren erneut versucht, die Morde aufzuklären.
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Letztendlich ist es egal, ob man sich an die Morde der beiden Rapper erinnern kann, die Intensität dieses Thrillers hängt jedenfalls nicht davon ab. Regisseur Brad Furman erschafft eine sehr eindringliche Atmosphäre, mit der er die wahre Kriminalgeschichte mit fiktiven Ereignissen und Personen vermischt und einen atemberaubenden Film zustande bringt. Das Schauspiel von Johnny Depp und Forest Whitaker ist ungemein stark und lässt in keiner Minute des Films nach. Es ist eine wahre Freude, den beiden dabei zuzusehen, wie sie den alten Fall aufrollen und zu lösen versuchen. Brad Furmans Regiearbeit ist sehr eindringlich, wirkt aber niemals überzogen spektakulär, sondern konzentriert sich auf eher ruhige Art und Weise dem Ermittler-Duo. „City of Lies“ ist kein Actionfilm, sondern Erzählkino. Durch die sehr intensive Erzählweise vergisst man schon bald, dass nicht alles der Wahrheit entspricht und vieles erfunden wurde. Der Charakter des von Whitaker dargestellten Journalisten Jack Jackson entsprang einzig und allein den Gedanken des Drehbuchautoren.
Ich habe eingangs erwähnt, dass es nicht wichtig ist, ob man sich an die damaligen Ereignisse erinnern kann. Zu dieser Aussage stehe ich nach wie vor, denn „City of Lies“ funktioniert auch ohne ein solches „Vorwissen“ und entsprechende Erinnerungen. Wer aber diese Morde in der Presse verfolgt hat, wird ein leichtes Kitzeln, verbunden mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verspüren, wenn er sich diesen Film ansieht. Fakt ist jedenfalls, dass Regisseur Furman eine geniale Gratwanderung zwischen realen und fiktiven Begebenheiten hinbekommen hat, deren hypnotischem Sog man sich nur schwer entziehen kann.
Sicherlich wird dieser Film, vor allem wegen seiner ruhigen Erzählweise, einige schlechte Bewertungen erhalten, aber gerade in Zeiten, in denen erfolgreiche Blockbuster in der Regel nur noch aus Unmengen an Spezialeffekten bestehen, wirkt „City of Lies“ erfrischend und angenehm. Hier zeigt Johnny Depp, dass er durch und durch Schauspieler ist und nicht nur auf exzentrische Rollen, in denen man ihn meistens sieht, spezialisiert ist, sondern eben auch starke Charakterrollen übernehmen und meistern kann.
„City of Lies“ ist ein großer „kleiner“ Film, der in jeder Hinsicht unterhalten kann und noch lange im Gedächtnis haften bleibt.
Besonders beeindruckend ist es, dass sich die Mutter von Christopher Wallace alias Notorious B.I.G in diesem Film selbst spielt. Diese Szenen zusammen mit Johnny Depp und Forest Whitaker stellen wunderbare Momente dar, bei denen dem Publikum, das sich an die schrecklichen Ereignisse von damals erinnert, wider ins Gedächtnis gerufen wird, dass hinter diesem Drama echte Menschen stehen, die real sind und nach wie vor nach Gerechtigkeit für den Tod ihres Familienmitglieds verlangen. Neben dem Mordfall / den Mordfällen bekommt der Zuschauer eine außergewöhnliche Charakterstudie über einen verbissenen Mann zu sehen, der nicht aufgibt und von Johnny Depp grandios verkörpert wird.
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Fazit: Sehenswerte Mischung aus Fakten und Fiktion mit tollen Schauspielern.
©2021 Wolfgang Brunner