Originaltitel: Demonic
Regie: Neill Blomkamp
Drehbuch: Neill Blomkamp
Kamera: Byron Kopman
Musik: Ola Strandh
Laufzeit: 104 Min.
Darsteller: Carly Pope, Chris William Martin, Michael J. Rogers, Nathalie Boltt, Terry Chen, Kandyse McClure
Genre: Horror, Science-Fiction
Produktionsland: Kanada, Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre
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Carlys Mutter liegt im Koma. Durch eine neue Technologie kann Carly Kontakt mit ihr aufnehmen und landet im „Kopf“ der Patientin. Dort erkennt Carly, dass ihre Mutter von einem Dämon besessen ist. Doch damit nicht genug, denn Mutter und Tochter werden auch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und müssen nicht nur gegen die fremde Macht, sondern auch gegen ihre eigenen Ängste ankämpfen.
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Wie so oft, scheiden sich auch bei Blomkamps neuestem Film die Geister. „Elysium“ und „Chappie“ brachte ihm bei vielen Filmfans Vergleiche mit Night. M. Shyamalan ein (dessen Filme ich im übrigen, außer vielleicht „Die Legende von Aang“, wie Blomkamps Werke allesamt mag). Man sagt, „Demonic“ sei unausgereift, habe zu schlechte Spezialeffekte, die Schauspieler wären nicht gut und der Regisseur würde das Potential, das in der Story liegt, nicht nutzen. Was soll ich sagen? Ich persönlich empfinde das absolut anders und muss sagen, dass mich „Demonic“ in meinen Erwartungen sogar noch übertroffen hat. Mich hat dieser Genremix von der ersten bis zur letzten Minute in den Bann gezogen. Es gab schon lange keinen Film mehr, der mich so fasziniert hat, dass ich nicht merkte, wie die Zeit verging. „Demonic“ ist ein Familiendrama, ein unheimlicher Horrorfilm und eine visuelle Reise in die Gedanken eines im Koma liegenden Menschen in einem. Ich hätte gut und gerne noch weitere zwei Stunden zusehen können.
Gerade die virtuelle Welt im Kopf der Mutter waren aus meiner Sicht optimal dargestellt. Klar sah es aus, wie die Grafik eines alten Videospiels, aber die Technik, mittels derer man in den Kopf eines Komapatienten gelangen konnte, stand (im Film) noch in den Kinderschuhen. Meiner Meinung nach hätte man das gar nicht besser (und glaubwürdiger) umsetzen können. Zudem wirkte es ein wenig wie ein Ausflug in die goldene Filmära der 1980er-Jahre. Die absichtlich pixelige Welt besaß für mich einen ganz besonderen Reiz, der auf mich teilweise auch sehr unheimlich wirkte.
Als ich den Dämon sah, dachte ich kurzzeitig, dass er wie ein Monster in einem billigen Kostüm wirkte (was letztendlich ja auch stimmt 😉 ), aber auch hier fühlte ich mich an die alten Horrorfilme der 1980er-Jahre zurückerinnert. Ob das von Blomkamp jetzt so beabsichtigt war, weiß ich nicht, ich hatte für mich jedenfalls letztendlich großen Spaß an diesem Umstand.
Schauspielerisch fand ich Carly Pope in der Hauptrolle sehr passend und authentisch. Ich mochte ihre Ausstrahlung, die absolut zur Rolle und in die Handlung passte. Aber auch die anderen Darsteller konnten mich überzeugen. Besonders beeindruckend gefiel mir der Score von Ola Strandh, der den Bildern einen entsprechende Untermalung und Atmosphäre verschaffte. „Demonic“ wirkte auf mich wie eine innovative Mischung aus „The Cell“, „Der Exorzist“, „Akte X“ und „Silent Hill“. Es herrschte durchgängig eine unheimliche, bedrückende Stimmung. Die „Vorwürfe“, die viele Neill Blomkamp machen, kann ich nicht nachvollziehen, ganz im Gegenteil. Ich empfand „Demonic“ als echte Bereicherung des modernen Horrorgenres, da er überwiegend auf unnötige Jumpscares verzichtet, sondern eine interessante Geschichte erzählt, die eben einmal nicht den gängigen Konventionen des Horrors folgt.
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Fazit: Innovative „The Cell“ trifft auf „Der Exorzist“ trifft auf „Akte X“ trifft auf „Silent Hill“-Mischung.
©2021 Wolfgang Brunner