Der Wolf (2021)

Originaltitel: Der Wolf
Regie: David Brückner
Drehbuch: Dominik Starck
Kamera: Tim Strecker
Musik: Cornel Hecht
Laufzeit: 90 Min.
Darsteller: Robin Czerny, Wolfgang Riehm, Kiana Klysch, Marta Shkop, Sabine Heinen, Robin Leo Hoffmann, Davis Schulz, Arman Kashani, Camelia Minicuta, Michael Krug
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 16 Jahre

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Schauspielstudentin Emma hat große Bühnenangst, was mit dem Tod ihres Vaters zusammenhängt. Am Abend vor Halloween tritt sie ihre letzte Schicht als Servicekraft in einem Theater an. Doch dort macht ein Killer in Gestalt eines Wolfes Jagd auf Emma und ihre Freunde. Ein blutiger Kampf ums Überleben beginnt …

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Nach „Rapunzels Fluch“ liefert Regisseur David Brückner einen weiteren Horror-Thriller ab, der dieses Mal aber weitaus mehr in Richtung Slasherfilm der 1980er-Jahre geht. „Der Wolf“ ist ein weiterer Schritt Brückners ins professionelle Filmemachen. Spürt man in seinen vorhergehenden Filmen immer wieder noch das Herzblut, wie es Amateurfilmern zu eigen ist (das ist keinesfalls abwertend, sondern vielmehr gegenteilig aufzufassen), so zeigt Brückner im vorliegenden „Der Wolf“ seine bislang ausgereifteste Arbeit. Alles wirkt sehr professionell und die Geschichte wird in schönen Bildern eingefangen, in denen Brückner beleuchtungstechnisch immer wieder seine Hochachtung an den Kultfilmer Dario Argento ausdrückt. Das macht, wenn man diese Aspekte neben der Handlung und den guten Schauspielern beachtet, außerordentlich Spaß. Brückner versteht es, Anspielungen auf Genreklassiker in seinem Film zu verstecken, ohne etwas davon plump zu kopieren. Dominik Starcks Drehbuch ist durchdacht, auch wenn es einigen typischen Klischees des Horrorgenres folgt, was wiederum mit voller Absicht geschieht.

„Der Wolf“ erweckt Erinnerungen an Slasherperlen wie „Halloween“, „Freitag, der 13.“ oder „Scream“, aber auch „Suspiria“, bleibt aber immer selbstständig und lässt einen sogar manchmal an „die guten alten“ Edgar-Wallace-Filme denken. David Brückner ist ein Film gelungen, der von der ersten bis zur letzten Minute Spaß macht und bei dem man als Zuschauer tatsächlich bis zur Auflösung nicht dahinterkommt, wer sich hinter der Wolfsmaske verbirgt und aus welchem Grund er die Morde begeht. Die Schauspieler verkörpern allesamt sehr glaubhaft ihre Charakter und zeigen wirklich gutes Schauspiel. Hinzu kommt dann noch der herrliche elektronische Retro-Score von Cornel Hecht, der allein schon durch seinen Sound an manchen Stellen ein tolles 80er-Jahre Flair auferstehen lässt. Auch handwerklich ist an „Der Wolf“ so gut wie nichts auszusetzen, was wieder einmal zeigt, dass deutsche Horrorfilme durchaus Qualitäten zeigen können.

Die handgemachten Effekte sind hervorragend gelungen. Auch diese erinnern an die 1980er-Jahre und brauchen sich hinter Klassikern des Genres zu verbergen. Wenn das Blut aus aufgeschnittenen Kehlen spritzt, so ist das eine wahre Freude für Splatterfans. Bislang hat mich jeder Film von David Brückner überzeugen können, so dass ich nach „Der Wolf“ umso gespannter bin, was er uns als sein nächstes Projekt vorstellt. Ich mag Brückners Filme jedenfalls, weil sie, wie oben bereits erwähnt, mit Herzblut produziert werden und man im fertigen Werk sieht, mit welcher Freude das ganze Team mitgewirkt hat.

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Fazit: Spannender Slasher aus Deutschland, der in allen Belangen überzeugen kann.

©2022 Wolfgang Brunner

Demonic (2021)

Originaltitel: Demonic
Regie: Neill Blomkamp
Drehbuch: Neill Blomkamp
Kamera: Byron Kopman
Musik: Ola Strandh
Laufzeit: 104 Min.
Darsteller: Carly Pope, Chris William Martin, Michael J. Rogers, Nathalie Boltt, Terry Chen, Kandyse McClure
Genre: Horror, Science-Fiction
Produktionsland: Kanada, Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

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Carlys Mutter liegt im Koma. Durch eine neue Technologie kann Carly Kontakt mit ihr aufnehmen und landet im „Kopf“ der Patientin. Dort erkennt Carly, dass ihre Mutter von einem Dämon besessen ist. Doch damit nicht genug, denn Mutter und Tochter werden auch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und müssen nicht nur gegen die fremde Macht, sondern auch gegen ihre eigenen Ängste ankämpfen.

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Wie so oft, scheiden sich auch bei Blomkamps neuestem Film die Geister. „Elysium“ und „Chappie“ brachte ihm bei vielen Filmfans Vergleiche mit Night. M. Shyamalan ein (dessen Filme ich im übrigen, außer vielleicht „Die Legende von Aang“, wie Blomkamps Werke allesamt mag). Man sagt, „Demonic“ sei unausgereift, habe zu schlechte Spezialeffekte, die Schauspieler wären nicht gut und der Regisseur würde das Potential, das in der Story liegt, nicht nutzen. Was soll ich sagen? Ich persönlich empfinde das absolut anders und muss sagen, dass mich „Demonic“ in meinen Erwartungen sogar noch übertroffen hat. Mich hat dieser Genremix von der ersten bis zur letzten Minute in den Bann gezogen. Es gab schon lange keinen Film mehr, der mich so fasziniert hat, dass ich nicht merkte, wie die Zeit verging. „Demonic“ ist ein Familiendrama, ein unheimlicher Horrorfilm und eine visuelle Reise in die Gedanken eines im Koma liegenden Menschen in einem. Ich hätte gut und gerne noch weitere zwei Stunden zusehen können.

Gerade die virtuelle Welt im Kopf der Mutter waren aus meiner Sicht optimal dargestellt. Klar sah es aus, wie die Grafik eines alten Videospiels, aber die Technik, mittels derer man in den Kopf eines Komapatienten gelangen konnte, stand (im Film) noch in den Kinderschuhen. Meiner Meinung nach hätte man das gar nicht besser (und glaubwürdiger) umsetzen können. Zudem wirkte es ein wenig wie ein Ausflug in die goldene Filmära der 1980er-Jahre. Die absichtlich pixelige Welt besaß für mich einen ganz besonderen Reiz, der auf mich teilweise auch sehr unheimlich wirkte.
Als ich den Dämon sah, dachte ich kurzzeitig, dass er wie ein Monster in einem billigen Kostüm wirkte (was letztendlich ja auch stimmt 😉 ), aber auch hier fühlte ich mich an die alten Horrorfilme der 1980er-Jahre zurückerinnert. Ob das von Blomkamp jetzt so beabsichtigt war, weiß ich nicht, ich hatte für mich jedenfalls letztendlich großen Spaß an diesem Umstand.

Schauspielerisch fand ich Carly Pope in der Hauptrolle sehr passend und authentisch. Ich mochte ihre Ausstrahlung, die absolut zur Rolle und in die Handlung passte. Aber auch die anderen Darsteller konnten mich überzeugen. Besonders beeindruckend gefiel mir der Score von Ola Strandh, der den Bildern einen entsprechende Untermalung und Atmosphäre verschaffte. „Demonic“ wirkte auf mich wie eine innovative Mischung aus „The Cell“, „Der Exorzist“, „Akte X“ und „Silent Hill“. Es herrschte durchgängig eine unheimliche, bedrückende Stimmung. Die „Vorwürfe“, die viele Neill Blomkamp machen, kann ich nicht nachvollziehen, ganz im Gegenteil. Ich empfand „Demonic“ als echte Bereicherung des modernen Horrorgenres, da er überwiegend auf unnötige Jumpscares verzichtet, sondern eine interessante Geschichte erzählt, die eben einmal nicht den gängigen Konventionen des Horrors folgt.

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Fazit: Innovative „The Cell“ trifft auf „Der Exorzist“ trifft auf „Akte X“ trifft auf „Silent Hill“-Mischung.

©2021 Wolfgang Brunner

She Dies Tomorrow (2020)

Originaltitel: She Dies Tomorrow
Regie: Amy Seimetz
Drehbuch: Amy Seimetz
Kamera: Jay Keitel
Musik: Mondo Boys
Laufzeit: 85 Min.
Darsteller: Kate Lyn Sheil, Jane Adams, Chris Messina, Katie Aselton, Tunde Adebimpe, Jennifer Kim, Kentucker Audley
Genre: Mystery, Thriller, Drama
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

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Amy ist vollkommen davon überzeugt, am nächsten Tag zu sterben. Sie vertraut sich ihrer Freundin Jane an, die natürlich versucht, sie von diesem absurden Gedanken abzubringen. Doch Amys Angst vor einem bevorstehenden Tod steckt auch Jane an. Auf der Geburtstagsfeier ihrer Schwägerin scheint diese nicht nachzuvollziehbare Angst plötzlich alle Gäste zu infizieren.

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Es fällt mir schwer, diesen Film zu beurteilen, weil er sich immer wieder zwischen voller Punktzahl und Mittelmäßigkeit bewegt. Aber von Anfang an: Die Grundidee von „She Dies Tomorrow“ ist sehr gut und macht schon in den ersten Filmminuten neugierig. Regisseurin Amy Seimetz inszeniert einen ArtHouse-Film, der alleine schon wegen seinem Konzept und der außergewöhnlichen Umsetzung einen besonderen Platz in der Filmwelt verdient, vor allem in der heutigen Zeit, in der nur noch bombastische Spezialeffekte zählen. Aus dieser Sicht sollte man sich „She Dies Tomorrow“ also schon einmal unbedingt ansehen, denn man wird – wie bereits erwähnt – mit ungewöhnlichen Bildern und einer dementsprechenden Handlung belohnt. Der Einstieg in die Geschichte ist aus meiner Sicht gut gelungen und macht neugierig auf die Entwicklung des Plots. Und auch an diesem kann man nicht wirklich herummeckern, es ist vielmehr die Art und Weise, wie dieses Drama erzählt wird.

Bei manchen Szenen bekam ich den Eindruck nicht los, dass selbst die Schauspieler, die ihre Sache eigentlich recht gut machen, nicht viel mit dem Stoff anfangen konnten und daher unentschlossen ihre Rollen spielten, ohne wirklich davon überzeugt zu sein. Genau diese „Unschlüssigkeit“ (ein anderes Wort fällt mir da nicht ein) ist es auch, die mich dann letztendlich nicht gepackt hat, und daher den Film immer wieder zwischen „genial“ und „mittelmäßig“ erscheinen ließ.
Erfreulich ist dennoch, dass „She Dies Tomorrow“ zum Nachdenken anregt. Und zwar über die eigenen Ängste, eines Tages sterben zu müssen und darüber, dass man immer wieder mit unlösbaren Problemen konfrontiert wird. Amy Seimetz’ Film hat, wie gesagt, einen sehr guten Ansatz, der viele Interpretationen zulässt, aber eigenartig inszeniert wird, sodass viel von dem Mysterium, das der Film behandelt, untergeht.

Insgesamt betrachtet ist „She Dies Tomorrow“ trotzdem für mich ein sehenswerter Ausnahmefilm, den man sich durchaus auch ein zweites Mal ansehen kann, um dabei vielleicht einige Dinge zu entdecken, die bei der Erstsichtung übersehen werden. Es könnte nämlich durchaus sein, dass man bei einer Zweitsichtung vollkommen anders an diesen Film herangeht, da man ja seine Machart nun kennt, und sich mehr darauf einlassen kann. Freunde von außergewöhnlichen, künstlerischen und intellektuellen Filmen, die sich außerhalb des Mainstreams bewegen, sollten unbedingt einen Blick riskieren. Wer weiß, vielleicht ändere ich ja sogar nach einer Zweitsichtung meine gespaltene Meinung zu „She Dies Tomorrow“.

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Fazit: Interessanter Ansatz, dem aber durch die gewöhnungsbedürftige Inszenierung irgendwie die Luft ausgeht. Dennoch sehenswert.

©2021 Wolfgang Brunner

The Night – Es gibt keinen Ausweg (2020)

Originaltitel: The Night
Regie: Kourosh Ahari
Drehbuch: Kourosh Ahari, Milad Jarmooz
Kamera: Maz Makhani
Musik: Nima Fakhrara
Laufzeit: 108 Min.
Darsteller: Shahab Hosseini, Niousha Noor, George Maguire, Michael Graham, Elester Latham, Armin Amiri, Steph Martinez, Kathreen Khavari, Gia Mora
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Produktionsland: Iran, Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

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Ein iranisches Ehepaar verbringt nach einem feuchtfröhlichen Abend bei Freunden eine Nacht in einem Hotel. Während dieser Nacht ergreift eine dunkle Macht sowohl vom Gebäude als auch von seinen Gästen Besitz und konfrontiert sie mit ihren düstersten Geheimnissen.

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Durch das Plakat fühlt man sich unweigerlich an Peter Hyams „Das Relikt“ erinnert und durch die Nennung des Produzenten von „Texas Chainsaw Massacre“ denkt man sofort, man würde es mit einem blutigen, brutalen Horror-Thriller zu tun bekommen. Doch weit gefehlt! Wer so etwas erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht werden und den Film als äußert langweilig empfinden. Regisseur Kourosh Ahari serviert dem Publikum einen cineastischen Trip, der wie eine Mischung aus einem David-Lynch-Film, Stanley Kubricks „Shining“ und dem äußerst intelligenden „The House at the End of Time“ wirkt. „The Night – Es gibt keinen Ausweg“ ist ein Film zum Nachdenken, ein fast schon melancholischer Film zu darin Versinken. Ich kann meiner Begeisterung gar nicht richtig Ausdruck verleihen, so hat mich dieser Film gepackt. Aber man muss sich darauf einlassen können und darf keinen Mainstream-Horrorfilm erwarten.

Diese iranisch-amerikanische Produktion kann auf hohem Niveau ihren Spannungsbogen halten und sogar konstant nach oben schrauben. Und das ohne jeglichen Splatter-, geschweige denn Computereffekte. Hier geht es um Schauspiel, kreative Kameraführung und Inszenierung, geschickten Aufbau eines Drehbuchs und dem Zulassen von eigenen Interpretationen durch den Zuschauer. Das ist Kino zum Miterleben, Mitfühlen und eben auch Nachdenken. Ich liebe solche Filme, bei denen man am Ende denkt, man hat alles verstanden, aber dennoch unentwegt darüber nachdenkt und versucht, alle Fäden und Geschehnisse zu ergründen. „The Night – Es gibt keinen Ausweg“ ist mystisch, spannend und absolut unheimlich. Das Set erinnert mit seinen verlassenen Korridoren in der Tat ein wenig an „The Shining“, aber Kourosh Ahari geht einen eigenen, innovativen Weg, der es in sich hat. Vor allem die Mischung aus fremdländischem Inszenierungsstil (Iran) und gängigen Genreproduktionen (USA) macht „The Night – Es gibt keinen Ausweg“ zu einem außergewöhnlichen Filmerlebnis.


Auch schauspielerisch kann man an diesem Film absolut nichts aussetzen. Die beiden Hauptdarsteller Niousha Noor und Shahab Hosseini verkörpern ihre Charaktere sehr überzeugend, sodass man relativ schnell vergisst, dass alles nur gespielt ist. Auch hier wirkt sich die „fremdartige“ (iranische) Herangehensweise der Schauspieler auf die ungewöhnliche und hypnotisierende Atmosphäre des Films aus. Die Spannung und der Gruselfaktor ist an manchen Stellen nahezu unerträglich und erschafft beim Zuschauer ein mulmiges Gefühl in der Magegengegend. Und das ohne jeglichen sogenannten Jump-Scares, die heutzutage bei fast jedem Grusel- und Horrorfilm eine wichtige, wenn nicht gar die wichtigste Rolle spielen. Auch unter diesem Aspekt zeigt „The Night – Es gibt einen Ausweg“ eine erfrischende Abkapselung vom Mainstream und zeigt, dass man durchaus ohne solche „spektakulären“ Inszenierungstricks eine spannende und bedrückende Stimmung aufbauen kann.
Für mich war „The Night – Es gibt keinen Ausweg“ eine ganz große Überraschung, die ich mir mit Sicherheit noch ein zweites Mal ansehen werde, weil es höchstwahrscheinlich noch viele Dinge zu entdecken gibt, die man bei der ersten Sichtung gar nicht bemerkt hat.

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Fazit: Mystisch, rätselhaft und unglaublich spannend.

©2021 Wolfgang Brunner

The Beach House (2019)

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Originaltitel: The Beach House
Regie: Jeffrey A. Brown
Drehbuch: Jeffrey A. Brown
Kamera: Owen Levelle
Musik: Roly Porter
Laufzeit: 88 Min.
Darsteller: Liana Liberato, Noah Le Gros, Maryann Nagel, Jake Weber
Genre: Horror, Thriller, Mystery
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahre

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Emily und Randall wollen einen romantischen Urlaub im abgelegenen Strandhaus von Randalls Eltern verbringen, um Details für ihre Zukunft zu besprechen. Sie treffen auf Freunde seines Vaters und verbringen einen gemeinsamen Abend, an dem sie nicht nur Alkohol, sondern auch Drogen zu sich nehmen. Am nächsten Tag leiden alle unter den Auswirkungen dieses Abends – denken sie zumindest, denn irgendetwas ist im Wasser und am Strand erscheinen plötzlich schleimige, quallenartige Lebewesen.
Die vier erinnern sich, dass sich am Abend zuvor ein leuchtender Nebel über die Landschaft gelegt hat. Emily, Randall und die Freunde seiner Eltern begreifen schon bald, dass sich die Natur gegen sie stellt und ein gnadenloser Kampf ums Überleben beginnt.

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In den ersten Minuten denkt man tatsächlich, man bekäme einen etwas besser inszenierten B-Movie zu sehen, doch das ändert sich ziemlich schnell. Um es gleich schon einmal vorweg zu sagen, „The Beach House“ war eine große Überraschung für mich, weil ich solch eine ambitionierte Arbeit nicht erwartet habe. Aber eines nach dem anderen: Wie gesagt, nach den ersten Minuten zeigen die Schauspieler, allen voran natürlich die beiden Hauptdarsteller Liana Liberato und Noah Le Gros, immer mehr ihr Talent und überzeugen im Verlaufe des Films immer mehr. In manchen Szenen konnten sie mich sogar regelrecht aufgrund ihrer Schauspielkunst begeistern. Der Spannungsaufbau des Films ist grandios. Denkt man anfangs noch an einen verrückten Drogentrip, der große Ähnlichkeit mit Filmen wie „Auslöschung“ oder „Die Farbe aus dem All“ hat, entpuppt sich „The Beach House“ nach und nach immer mehr zu einem der gruseligsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe.

Die Spannungsschraube wird konstant und vor allem konsequent höher gedreht und endet in einem surrealen Albtraum, der Fans von H.P. Lovecraft begeistern dürfte. Die Handlung ist nicht unbedingt neu, aber neu ist die Art der Inszenierung, die Steigerung des schleichenden Grauens, die unheimliche Kulisse und das mystische Finale. Irgendwie passte für mich so ziemlich alles an diesem Film, der mir wahrscheinlich auch gerade wegen seiner unkonventionellen Machart so gut gefällt. Da werden Erinnerungen an Horrorfilme aus den 1970er- und 1980er-Jahren wach, obwohl „The Beach House“ niemals altbacken oder gar kopiert wirkt. Nein, ganz im Gegenteil, der Film ist innovativ und nutzt einige überaus positive Inszenierungsmethoden einer leider vergangenen Kino-Ära. Klingt wie ein kleines Meisterwerk? Ist es auch irgendwie. 🙂 Und für mich definitiv eine kleine Perle im Horrorbereich.

Wie oben schon erwähnt, ist für mich „The Beach House“ einer der unheimlichsten und gruseligsten Filme der letzten Zeit. Er verzichtet größtenteils auf die heutzutage allzu beliebten (oder mittlerweile nicht mehr) Schreckmomente und schöpft sein Grauen aus im Grunde genommen simplen Szenen, bei denen einem ein Schauer über den Rücken jagt. Das Szenario wirkt wie eine lange Episode aus „Twillight Zone“, zumal sie auch in einem ähnlichen Stil gedreht wurde und eine entsprechende Handlung vorweist.
Es ist immer wieder erstaunlich, dass man von Filmen so positiv überrascht wird, von denen man es gar nicht erwartet. Ich habe mir einen Horrorfilm vorgestellt, der in die Mainstream-Schublade passt und wurde eines besseren belehrt. ArtHouse trifft auf „The Crazies“. Der Großteil des heutigen Publikums wird allerdings die handwerkliche, visuelle und schauspielerische Prämisse dieses Films nicht verstehen, denn es gibt nicht wirklich viele Spezialeffekt (die sind dann aber handgemacht 🙂 ) und keinerlei bombastische Storyline, was man heutzutage wohl erwartet, um einen Film „gut“ zu nennen.
Für mich ist „The Beach House“ ein außergewöhnlicher und bemerkenswerter Genrebeitrag, den ich mir mit Sicherheit noch öfter ansehen werden. Volle Punktzahl.

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Fazit: Innovativ und sowohl inszenatorisch, visuell und schauspielerisch eine kleine Perle im Horrorgenre.

©2021 Wolfgang Brunner

Stunde der Angst (2019)

Originaltitel: The Wolf Hour
Regie: Alistair Banks Griffin
Drehbuch: Alistair Banks Griffin
Kamera: Khalid Mohtaseb
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Laufzeit: 99 Min.
Darsteller: Naomi Watts, Jennifer Ehle, Emory Cohen, Kelvin Harrison jr., Jeremy Bobb, Brennan Brown, Ohene Cornelius, Robert Testut
Genre: Drama, Thriller, Mystery
Produktionsland: USA
FSK: ab 12 Jahre

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Die Schriftstellerin June Leigh war in den 1960er Jahren eine erfolgreiche Buchautorin. Doch heute, im Jahr 1977, liegen diese Zeiten hinter ihr und sie schließt sich in ihrem Apartment ein, um ihre inneren Dämonen zu bekämpfen. Ein Killer geht im brütend heißen Sommer in New York um und June hat panische Angst, das Haus zu verlassen. Durch ein Unwetter fällt der Strom aus und in der Stadt eskalieren plötzlich Gewalt und Verbrechen. Ausgerechnet in diesem Moment gibt es einen wichtigen Grund für June, das Apartment zu verlassen …

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Ich wusste nicht so recht, was mich bei diesem Film erwartete, war daher umso überraschter, was für ein atmosphärisches und einfühlsames Drama mir hier geboten wurde. Aber eines vorweg: Für die meisten Zuschauer wird dieser Film gähnend langweilig sein, weil er sich abseits vom Mainstream bewegt und ohne jegliche Spezialeffekte oder schnelle Schnitte einfach nur eine Geschichte erzählt. An manchen Stellen hat mich „Stunde der Angst“ sogar an Filme von Rainer Werner Fassbinder erinnert, was wahrscheinlich zum einen an der außergewöhnlichen Inszenierung und zum anderen an der sehr beeindruckenden Schauspielleistung von Naomi Watts liegt.
Es legt sich bereits ab der ersten Filmminute ein bedrückender Schleier über dieses Kammerspiel, auf den man sich natürlich einlassen muss, um das Ganze vollends genießen zu können. Ist man dazu bereit, wird man mit einem unglaublich intensiven Schauspiel belohnt, dass sich aufgrund seiner Intensität nachhaltig ins Gehirn einbrennt.

Ich hätte gut und gerne noch einmal 90 Minuten dabei zusehen können, wie Naomi Watts in ihrer Rolle als June Leigh zeigt, was sie leisten kann. Ihre Darstellung einer verzweifelten und seelisch kaputten Frau ist aus meiner Sicht oscarreif und lässt in keiner einzigen Einstellung nach. „Stunde der Angst“ zeigt ein dreckiges, schmuddeliges Leben, das den Absturz einer erfolgreichen Schriftstellerin zeigt, die nicht mehr weiß, wie sie ihr Leben wieder in die richtige Bahn lenken kann. Irgendwie steckt auch ein wenig Charles Bukowski im Charakter der June, um ein kleines Beispiel zu nennen.
Die ganze Umgebung wirkt unheimlich, im Sinne von gruselig, was aus einem Menschen werden kann. Die Angst, die Wohnung zu verlassen (eine sogenannte Agoraphobie), könnte nicht besser dargestellt werden und ist so glaubhaft, dass man tatsächlich bei manchen Szenen spürt, wie es für einen Betroffenen sein muss, darunter zu leiden.

„Stunde der Angst“ ist aber auch ein Film zum Nachdenken, denn obwohl er die Vorgänge des Jahres 1977 zeigt, stellt er sie auf eine geradezu mystische Art und Weise dar. Vor allem die letzten Einstellungen erinnern fast schon an einen dystopischen Science-Fiction-Film. Der Zuschauer kann in diese Entwicklung / Aufnahmen seine eigenen Gedanken zur Handlung hineininterpretieren. Und genau das macht diesen Film für mich so besonders, denn er gibt am Ende aus meiner Sicht noch ein Rätsel auf, über das es sich lohnt, nachzudenken. „Stunde der Angst“ war eine echte Überraschung für mich, weil ich eigentlich einen „herkömmlichen“ Thriller erwartet habe, der sich jedoch als beeindruckende Charakterstudie und mystische Interpretation einer berühmten Nacht in Amerika. Wer Näheres zu dem denkwürdigen Stromausfall wissen möchte, erfährt hier mehr darüber.

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Fazit: Atmosphärisch dichtes Drama mit einer beeindruckenden Naomi Watts.

©2021 Wolfgang Brunner

Hausen (2020)

Originaltitel: Hausen
Regie: Thomas Stuber
Drehbuch: Till Kleinert, Anna Stoeva, Alexandra Schulz, Thomas Stuber, Annette Gröschner, Linus de Paioli, Erol Yesilkaya
Kamera:  Peter Matjasko, Carlo Jelavic
Musik: David Chalmin, Bryce Dessner
Laufzeit: ca. 480 Minuten (8 Episoden)
Darsteller: Charly Hübner, Tristan Göbel, Alexander Scheer, Lilith Stangenberg, Daniel Sträßer, Rike Eckermann, Andrea Guo, Stefan Haschke
Genre: Drama, Thriller, Horror, Mystery
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 16 Jahre

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Jaschek und sein Sohn Juri ziehen in einen heruntergekommenen Plattenbau. Jaschek tritt dort eine Stelle als Hausmeister an. Schon nach kurzer Zeit bemerkt Juri, dass der Wohnblock von einem bösartigen Wesen heimgesucht wird, das sich von den Seelen der Bewohner ernährt und auch versucht, von Jaschek Besitz zu ergreifen. Juri beschließt, das Wesen zu bekämpfen.

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Die einen sagen, es ist viel zu viel Beton in der Serie, die anderen (und dazu zähle ich mich) sind der Ansicht, dass es sich bei „Hausen“ um eine sehr innovative Serie aus Deutschland handelt, die geschickt verschiedene Genres zu einem beeindruckenden Ganzen vermischt. Sicherlich denkt man anfangs immer, dass sich der Schauplatz vielleicht doch einmal verändern könnte, aber letztendlich gelingt es Regisseur Thomas Stuber genau durch diese inszenatorische Konsequenz eine Atmosphäre aufzubauen, die an Lars von Trier oder auch David Lynch erinnert. Fest steht auf jeden Fall, dass es solcherart noch niemals aus Deutschland gegeben hat. Stuber erschafft eine Stimmung, die man wahrscheinlich zeit seines Lebens nicht mehr vergessen wird, und das unabhängig davon, ob einem die Serie nun gefällt oder nicht. Mich persönlich hat „Hausen“ streckenweise sogar richtig umgehauen, weil ich bestimmte Passagen und Szenen fast schon visionär nennen möchte, zumindest im Zusammenhang damit, dass diese Serie aus Deutschland stammt.

Es gehört schon eine Portion Mut dazu, aus einem Schema auszubrechen, dass die deutsche Fernseh- und Kinolandschaft beherrscht. Stuber und sein Team interessieren sich anscheinend nicht für diese Normen und drehen, was sie wollen und wahrscheinlich auch gerne selbst sehen würden. „Hausen“ ist alleine schon aus dieser Hinsicht bahnbrechend. Außerdem kommen neben der interessanten und professionellen Inszenierung auch noch wirklich gute Schauspieler hinzu, wobei ich denke, dass sich auch hier die Geister scheiden. Die Prota- und Antigonisten agieren auf den ersten Blick lustlos und wirken oft unbeteiligt. Genau das rief bei mir Begeisterung hervor, unterstrich nämlich genau diese Schauspielerei den durchgehend depressiven, aussichtslosen und traumartigen Grundtenor der Serie. Insgesamt gesehen ist das einfach nur genial und beeindruckend. Und in diesem Zusammenhang kommt dann auch wieder der trostlose Schauplatz ins Spiel, der sich mir tatsächlich so ins Gedächtnis eingebrannt hat, dass ich im Grunde genommen die Serie gleich wieder ansehen könnte. 😉

Die Geschichte um ein besessenes Haus mag nicht jedermanns Geschmack treffen, aber zumindest sollte das Familiendrama, das geschickt und perfekt in diese Handlung eingewebt wurde, die meisten Zuschauer beeindrucken. Das Zusammenspiel zwischen Charly Hübner und Tristan Göbel hat mich begeistert, vor allem ersterer hat mich in seiner Rolle absolut und ohne Einschränkungen überzeugt. Aber auch Göbel wirkte sehr authentisch auf mich und passte, zumindest aus meiner Sicht, perfekt für diese Rolle. Ehrlich gesagt schweben noch immer, Wochen nach Sichtung, einige Bilder der Serie in meinem Kopf umher und lassen mich nicht mehr los. Wie eingangs schon erwähnt, erinnerten mich die Traumsequenzen oftmals an Werke von David Lynch und brannten sich auch dementsprechend in meinen Kopf. Ganz oft musste ich auch an Lars von Triers geniale Serie „Geister“ denken, was wahrscheinlich am Schauplatz und den teils skurrilen Charakteren lag. Für mich ein Highlight in der deutschen Filmlandschaft, weswegen ich mir mehr solcher mutigen Filme wünschen würde, die sich nicht den (leider) gängigen Konventionen des deutschen Films unterwerfen.

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Fazit: Visionärer und unkonventioneller Genremix aus Horror, Thriller und Familiendrama. Unbedingt ansehen.

©2021 Wolfgang Brunner

Grand Isle – Mörderische Falle (2019)



Originaltitel: Grand Isle
Regie: Stephen S. Campanelli
Drehbuch: Iver William Jallah, Rich Ronat
Kamera:  Eric Moynier
Musik: Josh Atchley
Laufzeit: 98 Minuten
Darsteller: Nicholas Cage, KaDee Strickland, Luke Benward, Kelsey Grammer, Zulay Henao, Oliver Trevena, Emily Marie Palmer
Genre: Thriller
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahre

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Ein Hurrikan zieht auf. Das Ehepaar Walter und Fancy Franklins bieten dem Hilfsarbeiter Buddy an, in ihrem Anwesen Unterschlupf zu finden, bis sich das Unwetter gelegt hat. Buddy nimmt erleichtert die Einladung an, doch schon bald versucht Fancy ihn zu verführen. Kurze Zeit später bietet Walter ihm eine hohe Geldsumme an, wenn er Fancy tötet. Buddy ist plötzlich in einem bösartigen Spiel des Paars gefangen.

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Ich bin ja immer sehr gespannt, was Nicholas Cage neuerdings immer abliefert, da er mich sowohl in „Mandy“ als auch in „Die Farbe aus dem All“ wieder mehr überzeugt hat, als in den vorhergehenden Filmen (den atemberaubenden „Joe“ mal außer acht gelassen). Nun, mit „Grand Isle“ setzt er den Weg, den er seit einiger Zeit wieder eingeschlagen hat, fort und konnte mich wieder einmal absolut überzeugen. Ich behaupte mal, dass er hier sogar eine Rolle einnimmt, die ihm geradezu auf den Leib geschnitten ist: Ein wenig verrückt, ein wenig diabolisch … also Cage, wie man ihn kennt und mag. 😉
„Grand Isle“ wirkt im ersten Moment ein wenig seltsam, weil man nicht wirklich dahinterkommt, welchen Film man eigentlich sieht. Drama, Thriller, Krimi oder gar Horror? Ein bisschen was von allem spielt mit, bevor man immer mehr begreift, um was es eigentlich geht. Das ist äußerst ansprechende in Szene gesetzt und es wird einem tatsächlich in keiner Sekunde langweilig.

Es bleibt lange Zeit undurchschaubar, was mit dem Ehe paar ist. Man denkt sich sicherlich, dass sie irgendetwas im Schilde führen, aber das Drehbuch von Iver William Jallah und Rich Ronat gibt in dieser Hinsicht schon einiges her. Es macht auf alle Fälle unglaublich Spaß, diesen Entwicklungen zu folgen und sich dabei Gedanken zu machen, wie sich das Ganze auflösen könnte. Inszenatorisch kann man an „Grand Isle“ eigentlich auch nicht viel aussetzen, zumal der Film eher einem Kammerspiel gleicht, weil er die meiste Zeit im Inneren des Hauses spielt. Der Spannungsbogen wird jedenfalls durchgehend aufrecht erhalten und, auch wenn der Hurrikan leider keine besonders große Rolle spielt, so ist die Grundstimmung, die diese Ausgangssituation bereitet, sehr ansprechend.

Schauspielerisch sind die drei Protagonisten absolut überzeugend von Nicholas Cage, KaDee Strickland und Luke Benward. Vor allem letzterer hat es mir so richtig angetan in dieser Rolle. Benward spielt den naiven „Jüngling“ genauso überzeugend wie später den taffen Kämpfer, der sich gegen die Anschuldigungen verteidigen muss. Es ist wirklich ein Riesenspaß diesen drei Schauspielern zuzusehen. Alleine wegen deren Leistungen sollte man sich „Grand Isle“ schon ansehen, aber auch die Auflösung des Plots lohnt eine Sichtung. Stephen S. Campanellis Thriller erfindet das Rad nicht neu, kann aber mit einer durchdachten Handlung und einem tollen Schauspieler-Ensemble überzeugen.

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Fazit: Tolle Schauspielerleistungen und ein raffinierter Plot bieten gute Unterhaltung.

©2020 Wolfgang Brunner

8 (2019)

8

Originaltitel: 8
Regie: Harold Hölscher
Drehbuch: Harold Hölscher
Kamera:  David Pienaar
Musik: Elben Schutte
Laufzeit: 95 Minuten
Darsteller: Inge Beckmann, Tshamano Sebe, Garth Breytenbach, Chris April, Keita Luna
Genre: Horror, Mystery, Drama
Produktionsland: Kanada
FSK: ab 16 Jahre

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Ein alter Mann ist durch einen Fluch dazu verdammt, die Seelen von Menschen einzusammeln. Als William Ziel mit seiner Familie nach Südafrika in das Haus seines verstorbenen Vaters zieht, lernt seine Ziehtochter Mary den alten Mann namens Lazarus kennen und schließt mit ihm Freundschaft. Schon bald beginnt der Fluch auf Lazarus einzuwirken und das Schicksal der Familie Ziel verbindet sich mit seinem …

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Das passiert, wenn man mit keinerlei Erwartung an einen Film herangeht, von dem man im Grunde genommen gar nicht weiß, um was es geht. So geschehen beim vorliegenden „8“, der mich bereits nach den ersten Minuten mit seiner genialen Atmosphäre gepackt und auch bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. „8“ ist ein Genremix aus gruseligem Horror, Drama und regionalem Glauben, der sich geschickt zwischen diesen drei Sparten bewegt und absolut zu fesseln vermag. Wer einen reinen Horrorfilm erwartet, wird vielleicht schon anhand der relativ ruhigen Inszenierungsweise enttäuscht werden. Es geht in erster Linie um die Schicksale von Lazarus und der Familie Ziel, die sich im Laufe des Films immer mehr miteinander verweben.

Untermalt von einer wunderschönen Musik des Komponisten Elben Schutte wird der Zuschauer von der Magie Südafrikas und deren geheimnisvollen Mythen eingesogen. Stellenweise fühlte ich mich sogar an den grandiosen Wes Craven-Klassiker „Die Schlange im Regenbogen“ erinnert, bei dem der Woodoo-Zauber auf ähnlich realitätsnahe Art und Weise behandelt wird. Doch „8“ ist weitaus ruhiger und widmet sich den Emotionen Lazarus’, der im Grunde genommen ein netter Zeitgenosse ist, obwohl er andererseits aber auch den Antagonisten darstellt.  In bestimmten Einstellungen werden auch Erinnerungen an „Dust Devil“ wach. „8“ stellt eine hervorragende Mischung aus verschiedenen Genres dar, die sich auf fantastische Weise miteinander verbinden und ein beeindruckendes Gesamtbild ergeben. Ich hätte gut und gerne noch einmal eineinhalb Stunden zusehen können, wie sich die Familie Ziel auf der alten Farm gegen die Einflüsse von Lazarus und dem fremden Land wehrt.
Die Mythologien Südafrikas mit ihren Dämonen und unheimlichen Kreaturen werden sehr authentisch dargestellt. Daraus resultierend wird der Tod nicht immer als negativ behaftetes Ereignis dargestellt, sondern oftmals auch als etwas Schönes. Wenn wir beispielsweise das warme Leuchten einer Kerze sehen oder einem herzerwärmenden Begräbnis einer tote Raupe beiwohnen. Der Tod nimmt Leben, erschafft aber gleichzeitig neues. Ein Gleichgewicht, das lediglich durch den auftretenden Dämon zerstört wird. Trauer, Verlust und familiäre Bindung stehen bei „8“ konsequent im Vordergrund.

Und auch wenn „8“ mit vielen vertraut erscheinenden Konventionen arbeitet, so sind manche Wendungen nicht vorherzusehen. Das Publikum wird während des gesamten Films in eine trügerische Schönheit gehüllt, die sich durch die teils sehr ausdrucksstarken Bildern noch verstärkt. Der Schrecken, der sich eigentlich durch die Handlung schleicht, bleibt unterdrückt und wird dadurch so manchen Zuschauer in seiner Eindringlichkeit und erschütternden Konsequenz nicht erreichen. Fast möchte man sagen, dass der Film zu schön, zu poetisch und philosophisch geworden ist, um den Verlust eines geliebten Menschen hinreichend dramatisch auszudrücken.
Schauspielerisch kann man an der gesamten Crew absolut nichts aussetzen. Am meisten beeindruckt haben mich persönlich Garth Breytenbach und Tshamano Sebe. Letzteren dürften einige aus Michael Crichtons „Emergency Room“ kennen.
„8“ ist eine wunderbare Abwechslung im Horrorgenre und kann vor allem durch die hervorragenden Schauspieler und seine emotionalen und künstlerischen Aspekte überzeugen.

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Fazit: Familiendrama mit Horroranleihen. Künstlerisch und beeindruckend.

©2020 Wolfgang Brunner

Der Schrecken der Medusa (1977)

medusa

Originaltitel: The Medusa Touch
Regie: Jack Gold
Drehbuch: John Briley
nach einem Roman von Peter Van Greenaway
Kamera:  Arthur Ibbetson
Musik: Michael J. Lewis
Laufzeit: 105 Minuten
Darsteller: Richard Burton, Lino Ventura, Lee Remick, Harry Andrews, Alan Badel, Jeremy Brett, Derek Jacobi, Gordon Jackson, Narie-Christine Barrault
Genre: Thriller, Mystery
Produktionsland: Großbritannien, Frankreich
FSK: ab 12 Jahre

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Der Schriftsteller John Morlar bring seit seiner Kindheit Unheil und Tod über Menschen, die ihn physisch und psychisch verletzen.Als der telekinetisch veranlagte Morlar  überfallen wird und nur knapp dem Tod entkommt, ermittelt Kommissar Brunel. Während er den Täter sucht, gerät Brunel immer mehr in einen mysteriösen Sog aus Horror und Katastrophen. Offensichtlich gehen diese Ereignisse vom klinisch toten Morlar aus,der in seinem Krankenbett dahinvegetiert und nur noch starke Gehirnaktivitäten zeigt.

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Es ist schon eine Zeit her, dass ich diesen Film gesehen habe. Ich hatte „Die Schrecken der Medusa“ als sehr guten Mystery-Thriller in Erinnerung und war daher absolut erstaunt, wie gut er mir heute noch gefiel. Ich muss zugeben, dass er mich sogar noch mehr begeistert hat wie anno dazumal. Die Atmosphäre dieses Films ist unglaublich intensiv. Hinzu kommt eine meisterliche Darstellung von Lino Ventura. Richard Burton, der sich damals bereits auf das Ende seiner erfolgreichen Karriere zubewegte, konnte mich lange nicht so überzeugen wie Ventura. Zu diesem Gespann gesellt sich dann noch Lee Remick, die in ihrer Rolle als Psychiaterin absolut überzeugen kann. „Die Schrecken der Medusa“ ist ein Film für genau diese Schauspieler, der davon lebt, wie diese Akteure in ihren Rollen aufgehen.

Die Mischung aus Kriminal-, Mystery-, Horror- und Katastrophenfilm ist derart gelungen, dass man sie nicht mehr so schnell vergisst. In dieser Art und Kombination dürfte „Der Schrecken der Medusa“ auch einmalig in der Filmbranche sein. Kongenial von der Musik Michael J. Lewis’ untermalt, versinkt der Zuschauer, sofern er sich auf das Szenario einlassen kann, in einem hypnotischen Strudel, der ihn bis zum Ende nicht mehr loslässt. Man fühlt sich bei einigen Szenen immer wieder mal an Richard Donners „Das Omen“ erinnert, aber Jack Golds Mysterythriller geht letztendlich dann doch einen vollkommen anderen Weg. Vor allem das kompromisslose Finale hat es in sich. Typisch für solcherart Filme wird hier ein Anti-Happy-End serviert, das man nicht mehr so schnell vergisst. Gold inszeniert dieses Szenario oscarreif und verbindet Effekte, beklemmende Einstellungen und den bereits erwähnten, mehr als passenden Score zu einem apokalyptischen Weltuntergang, der Gänsehaut beschert.

Mehrere Jahrzehnte sind seit der Veröffentlichung von „Die Schrecken der Medusa“ vergangen, der Film wurde zum wiederholten Mal im Fernsehen gezeigt und dennoch hat sich das Warten auf diese bearbeitete Version gelohnt. Der Film ist nach wie vor ein exzellent gespieltes und inszeniertes Weltuntergangsdrama, das als Kriminalfall beginnt und über telekinetischen Horror und Psychoterror zur Apokalypse führt. Dass der Thriller in die Jahre gekommen ist, sieht man unter anderem an der Kleidung der Darsteller, den Autos und den abgerundeten, altmodischen Fernsehgeräten. Doch genau dies versprüht in der heutigen Zeit einen unwiderstehlichen Charme. „Der Schrecken der Medusa“ ist beeindruckend, düster und mitreißend. Was will man mehr von einem Film?
Für mich ein Beweis, dass man früher auch schon gute, wenn sogar nicht manchmal bessere Filme als heutzutage, drehte.

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Fazit: Beeindruckender und äußerst atmosphärischer Genremix.

©2020 Wolfgang Brunner