Echoes 2 – Stimmen aus der Zwischenwelt (2007)

echoes 2

Originaltitel: Stir Of Echoes: The Homecoming
Regie: Ernie Barbarash
Drehbuch: Ernie Barbarash
Kamera: François Dagenais
Musik: Norman Orenstein
Laufzeit: 89 Minuten
Darsteller: Rob Lowe, Marnie McPhail, Ben Lewis, Tatiana Maslany,Shawn Roberts
Genre: Horror, Thriller
Produktionsland: USA
FSK: ab 16 Jahren

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Ted Cogan kehrt aus dem Irak-Krieg zurück, wo er zusammen mit seiner Truppe eine irakische Zivilisten-Familie durch einen Unfall getötet hat. Geplagt von Alpträumen sieht sich Cogan plötzlich Geistern aus der Vergangenheit gegenüber, die in sein reales Leben eindringen.

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Wer bei Echoes 2 eine Fortsetzung des überaus atmosphärischen ersten Teils erwartet, wird schon einmal absolut enttäuscht sein. Wer sich Ernie Barbarashs Horror-Thriller „einfach so“ ansieht, wird nicht weniger enttäuscht werden, denn Echoes 2 bietet im Grunde genommen gar nichts. Das klingt hart, ist aber, bis auf wirklich sehr wenige Ausnahmen, leider der Fall.
Rob Lowe hampelt sich ungelenk durch die dürftige und völlig unlogische Handlung, wird nur hin und wieder von Geistererscheinungen erschreckt (im Gegensatz zu mir als Zuschauer) und sucht, ebenso wie die Zuseher, einen logischen Faden bei den Geschehnissen.
Zugegeben: Die Anfangssequenz fand ich jetzt gar nicht mal soooo schlecht, aber das war es dann auch leider wirklich schon.
Die Handlung wurde irgendwie 1:1 vom ersten Teil kopiert, aber grauenhaft und langweilig inszeniert. Da hätte man durchaus mehr aus dem Plot machen können, hätte man ein durchdachteres Drehbuch zugrunde gelegt, denn die Ausgangssituation erinnert irgendwie an Adrian Lynns „Jacob’s Ladder„, der in dieser Hinsicht aber bedeutend überzeugender und unheimlicher geriet.

Hält man den Film bis zum Schluss durch (einen klitzekleinen Unterhaltunsgwert besitzt er ja), dann wird man allerdings am Schluß mit einem sehr konfusen und unlogischen Ende „belohnt“, das einen mehr als unzufrieden und enttäuscht zurücklässt. Richard Matheson, der die hervorragende literarische Vorlage zum Originalfilm verfasste, würde sich bestimmt im Grabe umdrehen, wüssste er von dieser schwachen Verfilmung.
Was ich außerdem extrem schlecht finde, ist, dass dieser zweite Teil in Deutschland den gleichen Untertitel bekommen hat, wie der erste Teil: Stimmen aus der Zwischenwelt. Das sorgt mal wieder für Verwirrung.

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Fazit: Schlechte Kopie des ersten Teils mit trägen Schauspielern und einer uninspirierten und unlogischen Handlung. Keine Gruselmomente, keine innovative Inszenierung und keine Handlung. Echoes 2 ist (leider) Zeitverschwendung.

© 2014 Wolfgang Brunner

Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott (2010)

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Originaltitel: Die unabsichtliche Entführung der frau Elfriede Ott
Regie: Andreas  Prochaska
Drehbuch: Uwe Lubrich, Alfred Schwarzenberger, Michael Ostrowski
Kamera: Heinz Wehsling
Musik: Heinz Ditsch, Kollegium Kalksburg
Laufzeit: 110 Minuten
Darsteller: Michael Ostrowski, Andreas Kiendl, Elfriede Ott, Angelika Niedetzky, Gerhard Liebmann
Genre: Komödie
Produktionsland: Österreich
FSK: ab 12 Jahren

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Vor zwei Jahren ist Horsts Oma verstorben. Doch Horst kassiert nach wie vor ihre Pension, um besser leben zu können, und hat den Tod der alten Frau erfolgreich verheimlichen können. Das Leben könnte so schön für Horst sein, wenn sich nicht plötzlich ein lokaler Politiker angekündigt hätte, um seiner Oma zum Geburtstag zu gratulieren.
Horst ist verzweifelt. Doch seinem Freund und Mitbewohner Toni kommt die rettende Idee. Warum sich nicht einfach für den kurzen Besuch eine Oma „ausleihen“?
Im örtlichen Krankenhaus schnappt sich Toni eine unbeaufsichtigte Frau im Rollstuhl. ohne zu wissen, dass es sich dabei um die bekannte Theaterschauspielerin Elfriede Ott handelt. Sofort wird in den Medien von einer Entführung gesprochen und so schnell können Horst und Toni gar nicht schauen, bis sie sich inmitten von zahlreichen Verwicklungen befinden.

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Komödien (vor allem deutsche) sind eigentlich nicht so mein Ding. Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott flimmerte nur deswegen über meinen Fernseher, weil zum einen Andreas  Prochaska (In 3 Tagen bist du tot 1 & 2, Das finstere Tal) Regie geführt hat und zum anderen Gerhard Liebmann mitspielt, den ich seit Blutgletscher total gerne sehe.
Was soll ich sagen, außer, dass es sich absolut gelohnt hat. 🙂

Prochaskas Komödie wirkt in der Ausgangssituation wie Lang lebe Ned Devine!
Die Charaktere sind herrlich schräg und treudoof. Der trockene österreichische Humor liegt mir bedeutend besser als der deutsche Slapstick-Klamauk (okay, Ausnahmen gibt es) und die Originalstimmen machen so richtig Spass – für mich als Bayer sowieso 😉
Was mir an Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott besonders gefallen hat, war, dass die Komik (zumindest aus meiner Sicht) nicht unbedingt zwanghaft in den Vordergrund gerückt, sondern eher verhalten inszeniert wurde. Es gab nur wenige Stellen, an denen ich lauthals lachen musste. Die meisten Szenen verursachten bei mir ein verhaltenes Schmunzeln, weil sie eben trocken vorgetragen wurden, und genau das ist es, was mir an dieser Komödie so gefallen hat. Da waren nämlich auch leise menschliche Zwischentöne spürbar.

Elfriede Ott spielt sich selbst und das macht sie auch ziemlich gut. Die beiden Hauptdarsteller Michael Ostrowski (der übrigens am Drehbuch mitgearbeitet hat) und Andreas Kiendl haben sichtlich Spaß und bringen das ganze Chaos, in das sie geraten, spürbar rüber.
Gerhard Liebmann war allerdings wieder einmal für mich unschlagbar gut. Daneben brachte mich aber auch Angelika Niedetzky mit ihrer Art desöfteren zum Schmunzeln. Ihr Humor erinnerte manchmal sogar an den typisch britischen.

Die Verwicklungen sind sehr intelligent und schlüssig. Ich fühlte mich keine Sekunde gelangweilt, denn es passierte immer wieder eine neue Wendung. Der Schluss, bei dem sämtliche Beteiligten aufeinander treffen und miteinander ein Lied singen (!!!), ist echt der Hammer! Da musste ich richtig lachen, denn mit dieser Einlage habe ich nicht gerechnet. Fast schon wie in einem Musical kommunizieren die Darsteller miteinander und klären sich gegenseitig über ihre jeweiligen Rollen in diesem Verwirrspiel auf.

2011 wurde erstmalig der Österreichische Filmpreis verliehen. Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott erhielt den Preis in drei Kategorien: Bester Spielfilm, bestes Drehbuch und beste Musik.  Bei der Romyverleihung bekam er ebenfalls in drei Kategorien eine Auszeichnung: Bester Kinofilm, bestes Buch (Kino) und beste Regie (Kino).

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Fazit: Unterhaltsame und amüsante Komödie aus Österreich, die mit sympathischen Darstellern überzeugen kann und jede Menge Verwicklungen präsentiert. Humorvoll schräg und doch mit Herz zählt Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott für mich definitiv zu einer der besseren Komödien.

© 2014 Wolfgang Brunner

Stalker (1979)

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Originaltitel: Сталкер
Regie: Andrei Tarkowski
Drehbuch: Arkadi und Boris Strugazki
Kamera: Alexander Knjaschinski
Musik: Eduard Nikolajewitsch Artemjew und Maurice Ravel, Richard Wagner, Ludwig van Beethoven
Laufzeit: 163 Minuten
Darsteller: Alexander Kaidanowski, Alissa Freindlich, Natasha Abramowa, Anatoli Solonizyn, Nikolai Grinko
Genre: Science Fiction
Produktionsland: Sowjetunion
FSK: ab 12 Jahren

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Die Handlung spielt in einer nicht näher benannten Stadt am Rande der Zone. Diese Zone ist ein militärisch abgeriegeltes Gebiet und Schauplatz merkwürdiger Dinge. Niemand kennt den genauen Grund. Sind Außerirdische dafür verantwortlich oder ein Meteoriteneinschlag? Es gibt Leute, die trotz Abriegelung in die Zone kommen wollen. Hier kommt der „Stalker“ ins Spiel. Er ist Vater einer kranken Tochter und kann es Zuhause kaum aushalten. Um seiner Frau und der Langweile der Stadt zu entfliehen, bietet er seine Dienste zwei Kunden an. Sie werden im Film einfach „Professor“ und „Schriftsteller“ genannt. Aus verschiedenen Beweggründen wollen diese beiden Männer unbedingt in die Zone. Der Legende nach gibt es dort einen Ort, an dem die sehnlichsten Wünsche in Erfüllung gehen. Dem Schriftsteller ist seit geraumer Zeit seine Inspiration abhanden gekommen, während der Professor das Gebiet vernichten will, um dessen möglichen Missbrauch zu verhindern. Aber auch der „Stalker“ selbst hat seine Gründe, an diesen Ort zu gehen. Er will den Menschen zur Hoffnung auf ein glückliches Leben verhelfen. Wer wird am Ende sein Ziel erreichen?

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„Stalker“ ist der fünfte Spielfilm des sowjetischen Regisseurs Andrej Tarkowski und gilt als Science-Fiction-Klassiker. Der Begriff „Stalker“ wird hier nicht, wie wir ihn heute kennen, sondern im Sinne eines Pfadpfinders verwendet. Der Film basiert auf dem Roman „Picknick am Wegesrand“ von Arkadi und Boris Strugazki. Er ist einer der kompliziertesten Filme, die ich mir je vorgenommen habe zu rezensieren. Leider kannte ich Tarkowski bisher gar nicht, er wurde mir von einem Freund empfohlen der weiss, dass ich mich für schwierige Filme begeistern kann. Er hat mir gesagt, ich solle am besten mit „Stalker“ beginnen. Das habe ich nun auch getan. Was macht diesen Film aus?  Er hat den Mut zu fast unerträglich langen Filmeinstellungen. Man hat Zeit, sich die Bilder genau anzusehen und entdeckt dabei unerwartete kleine Details. Ich brauchte mehrere Anläufe, um mir die 163 Minuten komplett anzusehen. Öfters bin ich oft in Gedanken abgeschweift und musste pausieren, um über das Gehörte und Gesehene nachzudenken. „Stalker“ ist sowohl mit monochromem als auch mit farbigem Filmmaterial gedreht. Alle Szenen der „Außenwelt“, also außerhalb der Zone, sind in schwarz/weiß gehalten und wirken so besonders monoton und langweilig. Sobald die Gruppe des „Stalkers“ jedoch die Zone betritt tauchen plötzlich Farben auf. Sie erscheint so als begehrenswerter Ort und es wird suggeriert, dass der „Stalker“ das verbotene Gebiet immer wieder aufsucht, um Menschen dorthin zu bringen und mit ihnen seine Faszination zu teilen.

Die Handlung des Filmes stellt jedoch nicht einfach nur ein Geschehen dar. Der Zuschauer wird gefordert und muss hier mitdenken und eigene Interpretationen erstellen. Jeder sieht den Film mit anderen Augen, deshalb gibt es hier auch nicht nur eine einzige Erklärung. Und erklärt wird im Film selbst auch überhaupt nicht viel. Was ist die Zone? Wie ist sie entstanden und was bewirkt sie? Das weiß dort niemand so genau. Es ranken sich Legenden um sie und weil sie auf jeden Fall etwas Außergewöhnliches ist, wird sie von starken Polizeikräften bewacht. Angeblich gibt es in der Zone ein Zimmer, in dem sich die geheimsten Wünsche eines Menschen erfüllen. Dies könnte ein Grund für die Bewachung der Zone sein. Um den Film zu zitieren: „Denn wer kann wissen, was sich ein Mensch wünscht?“ Als die drei in der Zone ankommen, wandern sie durch eine Landschaft, die sich durch verfallene Gebäude, verrostende Industrieruinen und wucherndes Grün auszeichnen. Der „Stalker“ behauptet, man müssse sich in der Zone ehrfürchtig verhalten und müsse sich seinen Weg ertasten, da die Zone Fallen enthalte. Ständig würden sich die Verhältnisse ändern, schon so mancher sei nicht zurück gekommen.

Die drei Charaktere, die die Zone betreten, könnten unterschiedlicher nicht sein. Der „Stalker“ ist ein verzweifelter Individualist, der in der Zone den einzig annehmbaren Sinn seines Lebens gefunden zu haben scheint. Der Schriftsteller ist ein nihilistischer Zynist, der von sich, der Kultur und den Menschen nicht mehr allzu viel hält. Der Professor letztendlich ist enttäuscht von der Wissenschaft und will das Zimmer mit einer Bombe – einem Produkt der Wissenschaft – zerstören, da dies die Vernunft gebiete. Die Story und die philosophischen Dialoge des Films sprechen zwar für sich, aber der Film ist mehr als nur eine Art „Seelentrip“. Die drei Männer suchen, nachdem sie von der Zivilisation enttäuscht wurden, nach neuen Wahrheiten – letztendlich ist es die nie endende Suche nach dem Sinn des Lebens und die Verbundenheit mit der Natur. Das kommt in den Bildern, die Tarkowski zeigt, richtig gut zum Ausdruck. Die Umgebung ist durch Überbleibsel des Industriezeitalters gekennzeichnet, doch man sieht, wie sich die Natur ihren Platz zurückerobert. Die vier Elemente  – Feuer, Wasser, Erde, Luft – werden vom Regisseur geschickt in die Bilder eingearbeitet.

Schlussendlich kann man den Film als eine Art Abrechnung mit dem 20. Jahrhundert sehen. Diese ist jedoch nicht endgültig, sondern stellt eher Fragen und veranlasst einen selber dazu, Fragen zu stellen. Am Ende ist es doch eher der „Stalker“, der seine Hoffnung nicht aufgibt und sich immer wieder auf den Weg macht, um anderen Menschen zu helfen. Der Film endet mit einer kuriosen Szene: Die Frau des „Stalkers“ bringt ihren erschöpften Mann zu Bett, während die Tochter, die keine Beine hat (möglicherweise eine Auswirkung der Zone? Es wird angedeutet das die Zone radioaktiv ist, daraus ergeben sich einige neue Rückschlüsse. Ich musste an Tschernobyl denken) am Tisch sitzt und dort 3 Gläser mit Hilfe einer Art Telekinese über diesen schiebt. Ein Glas fällt herunter und zerbricht. Für was stehen diese drei Gläser? Vielleicht für die drei Männer?

Was bleibt also am Ende?
Die Frage nach Ursache und Wirkung. Die Frage nach dem Stellenwert der Liebe. „Was wäre das Leben ohne Leid?“, fragt die Frau des Stalkers am Ende des Filmes. „Ein Leben ohne Leid wäre auch ein Leben ohne Glück und Hoffnung.“ Oder vielleicht war das auch Tarkowskis Antwort auf die damalige Gesellschaft in der UdSSR. Man weiß es nicht. Man kann nur vermuten. Schließen will ich mit einem wundervollen Filmzitat das mir sehr gut gefallen hat:

„Denn Schwäche ist etwas
Großes und Stärke gering. Wenn
der Mensch geboren wird, ist er
schwach und biegsam, wenn er
stirbt, ist er fest und hart. …
Härte und Stärke sind Gefährten
des Todes, Biegsamkeit und Schwäche
bekunden die Frische des Seins.
Deshalb kann nicht siegen, wer
verhärtet ist.“ ( Der Stalker)

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Fazit: Ein Film der einen zum Nachdenken bringt und in seinen Bann zieht. Alle die nicht unbedingt einen massenkonsumierten Blockbuster brauchen, um in Begeisterung zu geraten, finden hier eine Filmperle.

© 2014 Lucas Dämmig