Originaltitel: Bokura no nanoka-kan sensô
Regie: Yuta Murano
Drehbuch: Ichirô Ôkouchi
nach einem Roman von Osamu Sôda
Kamera: Toshiya Kimura
Musik: Jun Ichikawa
Laufzeit: 88 Min.
Darsteller: –
Genre: Anime, Drama, Action
Produktionsland: Japan
FSK: ab 12 Jahre
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Der schüchterne Mamoru erfährt, dass seine heimliche Liebe Aya nach den Ferien wegzieht. Er nimmt all seinen Mut zusammen und schlägt ihr vor, einfach mit ihm und ein paar Freunden für sieben Tage abzuhauen. Als sie sich in einem verlassenen Fabrikgebäude einnisten, um ihre Party zu feiern, stoßen sie auf ein Flüchtlingskind, das wiederum von der Polizei gesucht und gejagt wird. Mamoru und seine Freunde geraten zwischen die Fronten und ihr ursprünglicher Plan bekommt plötzlich eine ganz andere Bedeutung für sie …
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„Seven Days War“ hat mich, um es kurz zu machen, richtig begeistert. Das mag zum einen an der wirklichen tollen Umsetzung liegen, zum anderen auf jeden Fall aber an der Botschaft, die dieser Film vermittelt. Ich habe nämlich nicht damit gerechnet, dass ich eine Art animinierten Coming-of-Age-Film zu sehen bekomme, der eine ganz wunderbare Nachricht an alle Teenager dieser Welt hat: Habt den Mut, ihr selbst zu sein, egal um was es geht.
Der Aufbau der Handlung hat mir sehr gut gefallen, denn es geht erst einmal um den schüchternen Jungen Mamoru, der sich in Aya verliebt hat, sich aber nicht traut, diese Liebe sich selbst und auch der Angebeteten einzugestehen. Diese Teenager-Problematik ist sehr gut und glaubhaft dargestellt. Es hat Spaß gemacht, die Reaktionen der beiden zu verfolge, die sehr überzeugend gezeichnet wurden.
Als es dann an die richtige Handlung geht, nämlich dem Kampf zwischen Jugendlichen und Erwachsenen und vor allem den Schwierigkeiten und unterschiedlichen Sichtweisen der beiden, bekommt das Publikum einige sehr beeindruckende Aufnahmen zu sehen, die hervorragend und vor allem sehr atmosphärisch gezeichnet sind. Einige unheimlich wirkende Szenen wechseln sich mit realistisch aussehenden Einstellungen ab und machen „Seven days War“ nicht nur zu einem inhaltlich interessanten Film, sondern auch aus visueller Sicht. Was ich sehr gut finde, ist, dass der Film bereits ab 12 Jahren freigegeben ist (ich habe ihn sogar mit meinem 7-jährigen Sohn angesehen, und der war total begeistert) und somit dem eigentlichen Zielpublikum zugänglich ist. Denn genau diese jungen Menschen haben mit derartigen Problemen, vor allem mit Mut gegenüber sich selbst, zu kämpfen. Und da kann ein Film wie der vorliegende „Seven Days War“ durchaus hilfreich sein.
Im Grunde genommen ist „Seven Days War“ eine tolle Coming-of-Age-Geschichte, die in ein rasantes, manchmal übertrieben effektvolles Abenteuer verpackt ist. Aber genau diese Mischung ist es, die diesen Film so besonders macht, weil er nämlich auf eine Weise unterhält, die mal offensichtlich und mal zwischen den Bildern Ratschläge und ernste Themen behandelt. Für mich war das eine außergewöhnliche Symbiose, die mir sehr gefallen hat. Die Auseinandersetzung mit Erwachsenen kann man natürlich ebenfalls aus zwei Perspektiven betrachten: Einerseits stellt sie für mich die allgegenwärtige Rebellion von jungen Menschen gegen Erwachsene, insbesondere ihre Eltern dar, andererseits zeigt sie aber auch deutlich den Übergang vom Kindsein zum Erwachsenwerden. Man könnte darin durchaus auch interpretieren, dass die Jugendlichen noch nicht bereit sind, erwachsen zu werden und dagegen ankämpfen. „Seven Days War“ ist somit auf der einen Seite ein Anime-Film, der perfekt durch seine Action unterhält und auf der anderen Seite zum Nachdenken anregt. Mehr kann man von einem guten Film nicht erwarten. Unbedingt ansehen!
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Fazit: Spannend, humorvoll und nachdenklich. Ein außergewöhnlicher Coming-of-Age-Film.
©2021 Wolfgang Brunner