Originaltitel: Wild Republic
Regie: Marcus Goller, Lennart Ruff
Drehbuch: Arne Nolting, Jan Martin Scharf, Klaus Wolfertstetter, Peer Klehmet, Jan Galli
Kamera: Christian Stangassinger, Jan-Marcello Kahl
Musik: Volker Bertelmann
Laufzeit: 8 Episoden a 50 Min.
Darsteller: Emma Drogunova, Merlin Rose, Maria Dragus, Béla Gabor Lenz, Rouven Israel, Aaron Altaras, Camille Dombrowsky, Luna Jordan, Anand Batbileg
Genre: Thriller, Drama, Action
Produktionsland: Deutschland
FSK: ab 16 Jahre
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Eine Gruppe jugendlicher Straftäter nimmt an einer Resozialisierungsmaßnahme in den Bergen teil. Doch schon am ersten Tag gerät dieses Experiment außer Kontrolle und die Jugendlichen flüchten in die Berge, wo sie sich eine eigene Existenz aufbauen.
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Es vergehen keine fünf Minuten und man ist süchtig nach „Wild Republic“. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen bekommt man immer wieder atemberaubende Natur- und Landschaftsaufnahmen zu sehen, die zeigen, wie wunderschön und gleichzeitig rau die Natur sein kann. Und zum anderen liefern die jungen Darstellerinnen und Darsteller teilweise eine oscarreife Glanzleistung ab. Die Handlung erscheint wie eine in die Alpen verlegte Neuinterpretation von „Herr der Fliegen“, hat aber weitaus mehr zu bieten, als eine abgeänderte Kopie des Kultromans und dessen erfolgreicher Verfilmung. „Wild Republic“ ist ein Psychogramm jugendlicher Straftäter, bei dem man zu sehen bekommt, wie solche „Straftaten“ entstehen. Die Rückblicke in die Vergangenheit jedes einzelnen aus der Gruppe erschaffen ein Bild, bei dem man die Handlungsweisen des jeweiligen Charakters und ihre Entwicklung durchaus versteht.
Die Serie ist so dermaßen spannend, obwohl sie im Grunde genommen sehr ruhig und unspektakulär erzählt wird, Aber wahrscheinlich ist es genau diese Erzählweise, die „Wild Republic“ zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Stellenweise erinnert die Inszenierung an die grandiose Fernsehserie „Der Pass“, die ebenfalls mit ihrer Atmosphäre von der ersten bis zur letzten Folge überzeugen kann. „Wild Republic“ ist ganz großes, emotionales Kino im Serienformat, von dem man sich wünscht, es würde niemals enden. Die Charaktere wachsen einem allesamt ans Herz, sogar die Antagonisten überzeugen in ihren Rollen derart intensiv, dass es eine wahre Freude ist, ihnen bei ihrem Schauspiel zuzusehen. Vor allem Béla Gabor Lenz trumpft mit seiner Rolle als Justin auf und erinnert zeitweise an einen jungen Klaus Kinski. Auf beeindruckende Weise stellt er einen undurchsichtigen jungen Mann dar, der teils unheimlich erschreckend und dann wiederum erwachsen vernünftig erscheint. Aber auch alle anderen Darsteller sind grandios. Wie gesagt, die Schauspieler dieser Serie sind unglaublich talentiert.
Zu den wunderschönen Aufnahmen und der fast schon melancholisch erzählten Geschichte gesellt sich noch der hypnotisierende Score von Volker Bertelmann hinzu, der die Atmosphäre nicht nur auf geniale Weise unterstützt, sondern auch in manchen Szenen geradezu mystische Emotionen erschafft. Bei dieser Serie, die, wenn man genauer darüber nachdenkt, eigentlich gar keine bahnbrechende Handlung aufweist, stimmt einfach alles: Setting, Schauspieler, Atmosphäre, Kameraführung, Spannungsaufbau und Soundtrack. Sicherlich kann man den Drehbuchautoren vorwerfen, dass so manches ein wenig vorhersehbar ist, aber die Wendung am Ende kommt dann doch wiederum überraschend und sorgt für frischen Wind. Mich persönlich hat „Wild Republic“ absolut begeistert.
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Fazit: Atemberaubende Bilder und ein perfektes Ensemble machen die Serie zu einem Highlight.
©2022 Wolfgang Brunner