Suicide Squad (2016)

Originaltitel: Suicide Squad
Regie: David Ayer
Drehbuch: David Ayer
Kamera: Roman Vasyanov
Musik: Steven Price
Laufzeit: 123 Minuten
Darsteller: Will Smith, Jared Leto, Margot Robbie, Joel Kinnaman, Viola Davis, Cara Delevingne,  David Harbour, Ben Affleck, Karen Fukuhara, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Ike Barinholtz, Adam Beach
Genre: Comicverfilmung, Action
Produktionsland: Vereinigte Staaten
FSK: ab 16 Jahre

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Die Superhelden sind nicht mehr das, was sie einmal waren. Und so muss die Regierung auf eine bunt zusammengewürfelte Spezialeinheit zurückgreifen, als sich ein bedrohliches Wesen manifestiert und die gesamte Welt bedroht. Deadshot, Harley Quinn, Killer Croc, Slipknot, Diablo und Captain Boomerang heißen die Antihelden, die Metawesen, die in den Kampf gegen das Böse ausgesandt werden.

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Es fällt mir irgendwie schwer, die richtigen Worte zu „Suicide Squad“ zu finden. Zum einen ist David Ayer ein solides Comic-Feuerwerk gelungen, in dem die Charaktere, wenngleich so manches mal etwas schwach und flach ausgearbeitet, auf geheimnisvolle Art und Weise definitiv hängenbleiben. Der Plot fängt auch sehr überzeugend und unterhaltend an, verliert aber im Verlaufe des Films leider immer mehr Farbe und Eigenwilligkeit. Aber dazu später.
Erst einmal werden die Figuren sehr interessant und teils amüsant eingeführt. Das Ganze wird in einem flotten, bunten Comicstil präsentiert, der auf Größeres hoffen lässt. Die kurzen Einschübe anderer Superhelden aus dem DC-Universum machen unglaublich Spaß, wenngleich sie leider viel zu selten sind. Dennoch versprühen sie einen coolen Flair.

Rollentechnisch lässt sich eigentlich nicht viel jammern. Alle geben eine gute und überzeugende Performance ab, allen voran aber Margot Robbie als Harley Quinn, die in ihrer Rolle vollkommen aufgeht. Sie stiehlt sogar Jared Leto die Show, der als Joker zwar überzeugen kann, aber eine gewisse Härte, bei der Heath Ledger eindeutig die Meßlatte sehr hoch angesetzt hat, nicht erreicht. Und genau diese Härte hätte ich noch zu der super dargestellten Verrückheit erwartet. Aber schauspielerisch ist, wie gesagt, kaum etwas zu meckern. Und dennoch funktioniert das Team im Film nicht richtig. Zu wenig Augenmerk wird auf die verschiedenen Facetten der Charaktere gerichtet, zu plump wirkt das Zusammenspiel zwischen den Kämpfern. Da kommt kein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl auf. Schade, denn die Figuren hätten ein tolles Potential abgegeben. Aber das ist gar nicht der wirkliche Grund, der für mich den Film nicht überzeugend aussehen lässt. Es ist die Entwicklung der Handlung, die von einer durchaus spannenden Ausgangssituation, die große Erwartungen in mir freigesetzt hat, in eine vorhersehbare, altbackene Geschichte abgedriftet ist. Was wie eine im Comicstil inszenierte Version des Actionkrachers „The Raid“ beginnt, endet in einer inspirationslosen „Ghostbusters“-Kopie. Im Nachhinein habe ich dann in irgendeiner Rezension gelesen, dass es mir da wohl nicht alleine so ging.

„Suicid Squad“ macht den gleichen Fehler wie so viele Filme dieser Art. Man möchte zwanghaft bombastischere Effekte als die Konkurrenz inszenieren und verliert dabei den eigentlichen Sinn eines Films, nämlich eine Geschichte zu erzählen, in der die Protagonisten, und nicht die Effekte, die Hauptrolle spielen. Der Plot funktioniert einigermaßen bis zum Finale, dann geht dem Film die Luft aus, wo eigentlich hätte der meiste „Wumms“ drin sein sollen. Trotz guter Ansätze und vielen interessanten Szenen, die aber leider zu oberflächlich und kurz behandelt wurden, kann „Suicide Squad“ zwar unterhalten, vermittelt aber am Ende den Eindruck, als hätte man den Film schon vor über zehn Jahren einmal gesehen. Künstlerisch wertvoll und innovativ empfand ich die Szene, in der Joker seine geliebte Harley Quinn aus einem Becken einer chemikalischen Aufbereitungsanlage befreit, durch dessen toxische Stoffe sie zu einer irre grinsenden, verrückten Superheldin wird. Und auch das Mundtattoo auf Jokers Hand kommt ideenreich zur Geltung und erinnert kurzzeitig an Jim Hensons fabelhaften Film  „Die Reise ins Labyrinth“. So kurz diese Szenen auch sind, hinterlassen sie dennoch einen prägenden Eindruck.
„Suicid Squad“ wirkt im Nachhinein besser als er eigentlich ist. Schade, denn da hätte weitaus mehr daraus werden können.

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Fazit: Anfangs noch reizvoll entwickelt sich der Plot zu einem unausgegorenen Mischmasch  aus Superheldenfilm der Neuzeit und „Ghostbusters“-Klon der 80er Jahre.

© 2017 Wolfgang Brunner