Michael – (K)ein harter Vampirfilm (2017)

Originaltitel: Michael – (K)ein harter Vampirfilm
Regie: José Hidalgo
Drehbuch: José Hidalgo, Kirsten Rusche
Kamera: Niklas Meyer
Musik: José Hidalgo, Marius Knetsch, Adrian Wojtynek
Laufzeit: 91 Minuten
Darsteller: Jörn Guido, José Hidalgo, Simone Kaufmann, Klaus Thiel-Klenner, Evelyn Fytter, Andreas Rimkus
Genre: Horror, Komödie
Produktionsland: Deutschland
FSK: k.A.

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Mit Erschrecken muss Michael feststellen, dass sein „bestes Stück“ nicht mehr funktioniert. Deprimiert wegen seiner verlorenen Männlichkeit beginnt er zusammen mit seinem Freund Mumu und dessen Freundin Lola nach den Ursachen zu suchen. Nach einer gründlichen, ärztlichen Untersuchung lautet die Diagnose: Michael ist tot. Und die Tatsache, dass er nicht fotografiert werden kann, lässt den Schluss zu, dass er sich zu einem Vampir verwandelt hat. Michael und seine Freunde machen sich auf die Suche nach der schuldigen Vampirin. Begleitet werden sie von Michaels Vater, einem Priester, der Spezialist im Töten solcher Ungeheuer ist.

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Der deutsche Independet-Film bietet immer wieder mal Überraschungen. So auch die herrlich schräge und von Filmzitaten strotzende Vampir-Komödie „Michael – (K)ein harter Vampirfilm“ des Regisseurs José Hidalgo. Schon am Anfang begann ich an „Night Of The Living Dead“ und „Ein Zombie hing am Glockenseil“ zu denken, als ich die Einstellungen mit Pater Engelbert (übrigens absolut gelungen dargestellt von Klaus Thiel-Klenner) sah. Und in ähnlichem Stil setzt Hidalgo seine Hommage an unzählige Horrorfilme und -bücher fort. Man muss schon genau aufpassen, um alles zu registrieren, denn unentwegt entdeckt man versteckte Anspielungen auf bekanntere und unbekanntere Kultfilme sowohl in Bild als auch Ton. Genial fand ich auch, dass literarische Größen wie zum Beispiel Anne Rice, Dean Koontz, Stephen King und Bram Stoker einen Platz unter den Vorbildern ergattert haben. Es ist wirklich eine wahre Freude, dem Protagonisten bei der Suche nach seiner fehlenden Männlichkeit zu begleiten. Womit ich auch schon bei einem sehr großen Pluspunkt dieser eigenwilligen Produktion lande: der Humor. Deutsche Filme und Humor passen für mich in den seltensten Fällen zusammen, denn meist endet diese Mischung (zumindest in Deutschland) in einer peinlichen Abfolge unlustiger Klamaukeinlagen. Nicht so bei „Michael – (K)ein harter Vampirfilm“. Auch wenn nicht jeder Gag sitzt, so kann man sich über die meisten wirklich so richtig amüsieren und auch schon mal lauthals lachen. Die Situationskomik funktioniert bestens, was vielleicht sogar daran liegt, dass die Schauspieler so manches Mal amateurhaft wirken. Aber genau das ist es auch, was den Humor so trocken und eben auch authentisch wirken lässt. Ich war jedenfalls vollkommen angetan davon.

Inszenatorisch kann man nicht meckern, vor allem, wenn man sich vor Augen hält, dass diese liebevolle Produktion ein Budget von lediglich etwa 17.000 Euro zur Verfügung hatte. Da hat Hidalgo ganz schön was auf die Beine gestellt. Schauspielerisch konnte  mich am meisten Klaus Thiel-Klenner überzeugen, der mir schon bei „Z-Office“ sehr gut gefallen hat. Aber auch José Hidalgo brachte mich mit seinem trockenen Humor immer wieder zum Schmunzeln. Jörn Guido war in der Hauptrolle ebenfalls überzeugend und passte sich hervorragend dem Team an. Der Spaß während des Drehs ist in jeder Einstellung spürbar. Leider passt der Soundtrack nicht immer hundertprozentig zum Filmgeschehen. An manchen Stellen ließe ich mir das durchaus gefallen, an anderen hätte ich mir mehr Dramatik im Score gewünscht (zum Beispiel im Endkampf). Ich bin nicht sicher, ob das so gewollt ist.

„Michael – (K)ein harter Vampirfilm“ ist zwar ein Amateurfilm, aber mit vielen professionellen Ansätzen. Jegliche Amateurhaftigkeit, die sich definitiv nicht durch den ganzen Film zieht, sondern sich nur auf einzelne Szenen beschränkt, wird durch die durchwegs sympathischen Darsteller und den wirklich witzigen Wort- und Situationswitz eingedämmt. Dazu gesellen sich die, wie oben schon erwähnt, zahlreichen und genial verstreuten Zitate aus anderen Filmen, die die Komödie noch einmal gehörig auflockern und den Film zu einem kurzweiligen Ereignis machen. „Michael – (K)ein harter Vampirfilm“ will nicht ernst genommen werden, sondern einfach nur intelligent und amüsant unterhalten. Und das tut er auf ganzer Linie. Der Film wurde sichtlich mit viel Hingabe und Liebe zum Film inszeniert und funktioniert in vielerlei Hinsicht. Hier waren unübersehbar Filmfans am Werk, die ein Feuerwerk an witzigen Ideen abliefern, von denen man gar nicht genug bekommen kann. Hätte mehr Budget zur Verfügung gestanden, wäre „Michael – (K)ein harter Vampirfilm“ sicherlich einem breiteren Publikum zugänglich und ein Kultfilm unter den deutschen Horror-Komödien geworden. So aber hat nur ein auserwählter Kreis von interessierten Independentfilm-Zuschauern das Privileg, dieses witzige Spektakel zu genießen. Da fragt man sich, warum solche einfallsreichen Regisseure wie José Hidalgo keine Unterstützung von zum Beispiel Fernsehsendern bekommen.
Wer aber den Regisseur dabei unterstützen möchte, dass dieser wunderbare Film auf DVD erscheint, kann dies bei der Startnext Crowdfunding Kampagne unter https://www.startnext.com/michael-vampirfilm tun.

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Fazit: Ein filmisches Feuerwerk mit unzähligen Anspielungen auf Kultfilme und einem außergewöhnlichen Humor. Mehr davon!

© 2017 Wolfgang Brunner